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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2022

Schussenpark Ravensburg

Gesamtplan Schussenpark

Gesamtplan Schussenpark

Anerkennung

Preisgeld: 12.500 EUR

Schuler und Winz Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leitidee
Das Herz von Ravensburg, die Innenstadt mit ihren historischen Türmen, wird durch eine Grüne Lunge, den Schussenpark ergänzt und aufgewertet. Mit der Umgestaltung wird die Schussen wieder sichtbar gemacht und ins Bewusstsein zurückgeholt. Das einstige Rückgrat der Stadtentwicklung wird wieder zum belebenden Element durch seine positive Wirkung auf das Kleinklima der Kernstatd. Die stark versiegelten und überwiegend als Parkplatz genutzten Flächen werden in einen lebendigen Begegnungsraum umgewandelt, der sowohl Lebensraum für Tiere als auch Erholungsraum für Menschen ist.

Konzept
Der Schussenpark wird aus drei parallel verlaufenden Bändern gebildet: einem Urbanen Band, als Rückgrat und Übergang zur Stadt, dem Uferpark als grüner Erlebnisraum mit Spiel- und Aufenthaltsbereichen und dem blauen Band der Schussen, deren Ufer durch eine abwechslungsreiche Gestaltung neu belebt wird.
An drei Stellen werden die Bänder durch Querverbindungen miteinander verflochten und Natur und Stadt zueinander geführt: Auf Höhe des Escher-Stegs führen Sitzstufen zu einem naturnah gestalteten Spielbereich, die Unterführung führt direkt an die Schussen und über Terrassen zur zentralen Platzfläche zwischen Gleis 9 und Ergo-Therapie-Schule, die Sitzstufen der Kanuanlegestelle führen vom Parkplatz direkt zum Wasser.

Freiräume
Urbanes Band:
Ein gepflasterter Weg führt von der Meersburger Straße ganz im Süden des Geländes zur Platzfläche vor dem Gastronomiegebäude bis ganz nach Norden zum Gebiet der Firma Schindele. Der Weg verbindet die angrenzenden Nutzungen auf dem Höhenniveau der Bahngleise. Auf der Platzfläche werden Kurzzeitparker und Fahrradverleih verortet. Die Aufweitung dient als Wendeplatte und bindet den geplanten Radweg mit an. Im Realisierungsteil verläuft der Weg zwischen den bestehenden Platanen, gesäumt von Schotterflächen, die durch zusätzliche Heckenstrukturen zu Eidechsenhabitaten ausgebaut werden. Gabionenbänke und Picknicktische machen die Achse auch für Menschen attraktiv und als Pausengärten nutzbar.

Grünes Band:
Die östliche Böschung der Schussen wird durch die Entsiegelung der Flächen und die Verlegung des Weges nach Osten von durchschnittlich 5m auf 30m verbreitert. Der sich dadurch ergebende Spielraum wird zur Modellierung der Uferböschung und die Gestaltung von drei unterschiedlichen Bereichen genutzt, die über einen überflutungsfesten Ortbetonweg miteinander verbunden sind:

Im Norden entsteht aus den Aushubmassen der Aktivpark. Er ist über den verkürzten Escher-Steg und die Brücke direkt mit der Innenstadt und den Sportflächen im Wiesental verbunden. Auf der höchsten Ebene liegt die Multi-Cancha mit Ausblick auf die Altstadt. Kletter-Graffiti-Wand und Parcours finden sich auf der nächsten Ebene und sind über Sitzstufen, in Form eines Grünen-Klassenzimmers, an den naturnah gestalteten Spielbereich angebunden. Hier wird der Flappbach eingeleitet und durch ein neues Bachbett aus Kies und Findlingen in Verbindung mit Balancierhölzern bespielbar gemacht.

Die Unterführung mündet in eine geneigte Platzfläche mit Sitzkante am Wasser. Die Platzkante liegt auf der HQ100-Höhe, wodurch eine Überschwemmung der Unterführung weitestgehend verhindert wird. Die Schussen-Terrassen, ein als Miniaturlandschaft gestalteter Aufenthaltsbereich führen zum obere Platzniveau und der Gastronomie.

Im Bereich des Ideenteils wird das Ufer zu einem Wiesenpark umgestaltet. Neben den Sitzstufen der Kanuanlegestelle laden Drehliegen und eine Grillstelle zum Naturerlebnis ein.

Blaues Band:
Das sehr statische Flussbett der Schussen soll durch die Umgestaltung des östlichen Ufers dynamischer und natürlicher werden. Die Schaffung von Bypässen im Aktivpark und dem Wiesenpark lässt neue Habitats Strukturen und Lebensräume für Fische entstehen. Heterogen gestaltete Gewässersohlen und strömungsarme Bereiche dienen als Laichflächen und Rückzugsraum für Fische.
Die Sohle der Bypässe wird etwas über HQ20 angelegt, um das Verlanden durch Sandeintrag zu verhindern.
Im Bereich der Unterführung wird die Flusssohle verbreitert und bis an die Platzkante geführt. Die Schussen wird so aus der Innenstadt kommend direkt erlebbar gemacht.

Ideenteil
Die Stellplätze werden zwischen Escher-Wyss-Straße und Schussen neu ausgerichtet, so dass die Sicht zum Fluss frei bleibt. Die Gestaltung mit Rasenpflaster und bepflanzten Rasenmulden verringert den Wasserabfluss und verbessert das Mikroklima. Der Vorplatz und der Wiesenpark bieten ausreichend Raum für die angedachten Umbauten und Erweiterung der Gastronomienutzung in der ehemaligen Verladehalle.

Die Eingangsbereiche der Ergotherapie-Schule und dem Baudezernat im ehemaligen WLZ-Gebäude werden ebenfalls entsiegelt und begrünt. Auf den Ostseiten werden geschützte Gartenbereiche als Pausengärten angelegt, um die Terrassen durch Rückzugsräume zu ergänzen.

Bepflanzung
Das Grüne Band wird mit unterschiedlichen, heimischen Gehölzen bepflanzt, um eine hohe Biodiversität und Resilienz gegenüber klimatischen Veränderungen auszuweisen.
Entlang des Urbanen Bandes werden darüber hinaus, neben den vorhandenen Platanen sogenannte Zukunfts- oder Klimabäume gepflanzt. Sie kommen mit dem extremeren Standort besser zurecht und tragen durch die Pflanzung in Baumrigolen zur Retention des Regenwassers bei.


Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf formuliert eine robuste Grundstruktur mit einer nachvollziehbaren Erschließung der einzelnen Elemente. Die Verknüpfung der Stadträume wird erreicht. Die VerfasserInnen vertreten eine selbstbewusste Haltung, die dem Ort eine neue Prägung gibt. 

Allerdings erscheint die Gestaltsprache und Dichte der baulichen Elemente der Zielrichtung der Aufgabe nicht angemessen. Dies gilt insbesondere für den Bereich der Terrassierung zur Unterführung, der sehr formal, übermöbliert und wenig naturnah erscheint. Der Erhalt des Platanenreihe in diesem Bereich ist unrealistisch. 

Entlang der gesamten Uferlinie gibt es viele bauliche Eingriffe, die einer naturnahen Entwicklung des Gewässers entgegenstehen. Die großstädtische Geste ist für den Ort unpassend. Auch die Gestaltung des Flussbettes erinnert eher an einem Voralpenfluss als dass er die reale hydrologische Situation aufnimmt.

Der Ausgang der Unterführung ist richtig ausgeprägt. Er ist aber zu klein und wird durch die Neupflanzung verstellt. Zudem ist fragwürdig, ob der Hochwasserschutz für die Unterführung so gewährleistet werden kann. Auch der Platzraum zwischen den Gebäuden überzeugt nicht, weil er außerhalb des eigentlichen Zentrums liegt und lediglich Verkehrsfunktionen übernimmt. 

Den Aushub am Ufer durch Bodenmodellierung in den Sportbereichen zu kompensieren ist sinnvoll. Allerdings wirken die Modellierungen wie auch viele weitere l Parkelemente überinszeniert und beengen die Erschließung. 

Insgesamt beschreibt der Entwurf einen sehr eigenständigen, prägnanten Ansatz, der in seiner funktionalen und gestalterischen Ausformung allerdings die Chance einer naturnahen Neugestaltung dieses wichtigen flussgeprägten, stadtteilverbindenden Freiraumes leider nicht ergreift.
Detailansicht

Detailansicht

Detailansicht

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Perspektive Flussufer

Perspektive Flussufer

Perspektive

Perspektive