Offener Wettbewerb | 11/2022
Wohnbebauung Neues Landgut, Baufeld 11, in Wien (AT)
Anerkennung
Preisgeld: 10.000 EUR
Architektur
FCP Fritsch, Chiari & Partner ZT GmbH
Architektur
Landschaftsarchitektur
Martin Rauch - Lehm Ton Erde Baukunst GmbH
sonstige Fachplanung
TGA-Fachplanung
Architekturmodellbau Thomas Gürtler
Modellbau
Visualisierung
Beurteilung durch das Preisgericht
Städtebauliche Lösung:
Das Projekt gliedert den Baukörper in drei Teile, die sich durch unterschiedliche Erschließungstypologien und Bauweisen unterscheiden. Zur Bahn hin tritt eine horizontale Gliederung deutlicher in Erscheinung: ein vorgesetztes Freiraumregal reicht bis zum 6. Obergeschoss; darüber kragen zwei Volumina nach vorne.
Baukünstlerische Lösung:
Das Erscheinungsbild des Hauses wird als etwas fragmentiert wahrgenommen: mehr Ruhe und Kohärenz würden dem Baukörper und seinem Binnenraum guttun. Das Freiraumregal in Richtung Bahn leistet durch die Verschattung und Bepflanzung einen sehr positiven Beitrag zum Mikroklima und zu den klimatischen Verhältnissen in den Wohnungen.
Funktionelle Lösung:
Insbesondere wird versucht, die Erschließungszonen als Begegnungsräume auszubilden: ein Laubengang mit Lufträumen und ein atriumartiger Mittelgang, der nach Süden offen ist, bringen Licht und Luft zu den Wohnungen, die alle entweder querdurchlüftet oder über Eck zweiseitig orientiert sind. Die Herausforderung trotz der großen Dichte sehr hohe Wohnqualität zu schaffen, wird durch innovative Erschließungslösungen gemeistert, die dem Projekt eine wirkliche Einzigartigkeit geben.
Nachhaltigkeit:
Die Vorschläge zur nachhaltigen Bauweise sind sehr ambitioniert, allerdings vielleicht zu vielfältig für eine wirtschaftliche Umsetzbarkeit. Das Projekt versteht sich geradezu als Labor der Bauweisen, von Ziegel und Holz bis zu Lehm. Hier wäre eine einfache und kohärente Lösung zielführender. Die Ansätze zur Kreislauffähigkeit sind spannend, wobei die Anwendbarkeit der Bahngleise für die Konstruktion des Freiraumregals als nicht realistisch beurteilt werden. Insgesamt aber ein sehr ehrgeiziger Ansatz, der von der Jury gewürdigt wird.
Freiraumqualität samt mikroklimatischer Maßnahmen:
Die sehr reduzierten privaten Freiflächen im Erdgeschoss werden sehr positiv gesehen, da so größere Pufferzonen im Freiraum ausgebildet werden könne. Maisonettewohnungen im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss formulieren die Landung des östlichen Flügels, wobei die große Auskragung darüber die Wohnqualität etwas beeinträchtig. Insgesamt ergibt sich doch eine starke Präsenz des Wohnens zum Hof, die durch die zweiseitige Orientierung etwas entspannt wird, aber vermutlich doch das Milieu des Hofes stark prägen würde.
Wirtschaftlichkeit in Errichtung, Betrieb und Erhaltung:
Das Haus wird mit 2 Liftanlagen und 3 Stiegenhäusern versorgt, wodurch eine effiziente Erschließung gewährleistet ist. Die Ausweitungen und Lufträume entlang der Gänge sind eine großzügige Ergänzung zu einem sonst sehr kompakten und geradlinigen System. Das Projekt schöpft die mögliche Bruttogrundfläche nicht aus, erreicht aber dennoch einen guten Wert bei der Nutzfläche.
Insgesamt wird der Wille zur Innovation, den das Projekt auf allen Ebenen zeigt, gewürdigt: viele der Wohnungen und Zwischenräume zeichnen sich durch wirklich bestechende räumliche Qualität aus, die man dem Wohnbau wünschen würde. Allerdings überlagern sich die vielen und vielseitigen Ansätze etwas zu sehr, und es entsteht kein überzeugendes Zusammenspiel im Ganzen, insbesondere in städtebaulicher Hinsicht.