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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2022

Wohnungsneubau Slatan-Dudow-Straße - Gartenstadt Drewitz, Potsdam

Außenperspektive

Außenperspektive

ein 2. Preis / Beauftragte Planung

Preisgeld: 51.100 EUR

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Architektur

Erläuterungstext

Kollektiver Block
Wohnungsneubau in Holzhybridbauweise, Gartenstadt Drewitz, Potsdam
 
Die Geschichte der Gartenstadt Drewitz als „Plattenbausiedlung“ ist durch das Hin- und Herpendeln zwischen zwei Konstanten geprägt, die seinen Charakter bestimmen: Komposition und Effizienz. Der vorhandene Städtebau in der Drewitzer Gartenstadt definiert sich vorrangig durch die Plattenbauten des Typs WBS 70. Spännererschließungen ermöglichten einen hohen Grad an Flächeneffizienz. Dies führte jedoch auch dazu, dass der gesellschaftliche Austausch über die Hausgemeinschaft hinaus kaum funktionierte. Durch die reine Aneinanderreihung dieser Typologie ist eine Gliederung des öffentlichen Raumes in verschiedene Ebenen kaum möglich.

Der Entwurf besteht aus einem zusammenhängenden Baukörper, der sich in die bestehende Bebauung einbindet und durch eine feine Abstufung von öffentlich zu privat die Schwellenbereiche von der Straße bis hin zur Wohnung über architektonische Eigenschaften und gemeinschaftlichen Nutzungsangeboten definiert.

Das konstruktive Grundkonzept des Gebäudes ist die Kombination aus Holzhybrid- und Betonbauweise. Die Erschließungskerne sowie die Flurwände werden in Stahlbeton ausgeführt und sind somit das Rückgrat des Gebäudes. Fassadenseitig wird ein Gerüst aus Brettschichtholzstützen und -unterzügen hergestellt, auf welchem die Holzhybriddecken aufgelagert werden. Die Fassade besteht aus elementierten Holzrahmenmodulen, die mit Fugen ausgebildet werden, so dass die farbig kaschierte Unterspannbahn hindurch schimmert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit besteht aus einem zusammenhängenden Baukörper, der sich als »kollektiver Block« in die bestehende Bebauung des Typs WBS 70 einbindet und dabei zusätzliche Qualitäten entwickelt. Diese Qualitäten beruhen auf einer feinen Abstufung von öffentlich zu privat und definieren die Schwellenbereiche von der Straße bis hin zur Wohnung über architektonische Eigenschaften und gemeinschaftliche Nutzungsangebote. Die Anschlüsse an das bestehende Gaststättengrundstück entsprechen den Vorgaben. Es wird eine Brandwand ausgebildet, an die zu einem späteren Zeitpunkt angebaut werden kann.

Das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes überzeugt in seiner Farbgebung und Teilung, die durch hölzerne Lamellen und eine farbige Unterkonstruktion zusätzlich unterstützt wird. Die großformatigen quadratischen Fenster mit niedriger Brüstung enthalten anteilig eine Festverglasung und wechseln sich mit bodentiefen Fenstertüren ab.

Die Fassade beruht auf Holzrahmenmodulen mit Ausfachungen aus Holz und korrespondiert nachvollziehbar mit dem konstruktiven Grundkonzept des Gebäudes als Kombination aus Holzhybrid- und Betonbauweise. Vier eingeschossige Durchgänge verknüpfen den öffentlichen Straßenraum mit dem Hof und nehmen gleichermaßen die Zugänge zu den Erschließungskernen auf. Möglicherweise wären doppelgeschossige Durchgänge vor dem Hintergrund der Durchlüftung angemessen.

Private und kuratierte Gärten wechseln sich in der straßenseitigen Vorgartenzone ab, während hofseitig Gemeinschaftsterrassen und Stege vor den Erdgeschosswohnungen die Schwelle zwischen dem Gebäude und dem Freiraum artikulieren.

Die hängenden Balkone sind integrale Elemente der Fassade und überzeugen in den Obergeschossen, nicht jedoch im Hochparterre. Die einläufigen Treppen verlaufen im Außenraum und erschließen geschossweise kurze außenliegende Galeriegänge, die in den oberen Geschossen in innenliegende und die Kerne verbindende Mittelflure münden. In den Innenecken des Gebäudes resultiert daraus ein Problem bezüglich des Brandüberschlages.

Die Mittelflure werden wegen drei zusätzlichen hofseitigen Baukörpererweiterungen notwendig. Die Erweiterungsbauten sind lediglich viergeschossig und ermöglichen daher geschützte Dachterrassen mit Blickbeziehungen zu den Treppenbuchten und zum Hof. Durch das intelligente und vielseitige Erschließungskonzept werden unterschiedliche Wohnungsgrößen und -qualitäten ermöglicht und ein langer Mittelflur vermieden.

Das Seniorenwohnen und die Wohnungen für Wohngemeinschaften mit besonderen Anforderungen ordnen sich schlüssig in diese Konzeption ein. Die zumeist einhüftigen Wohngrundrisse überraschen teilweise durch kluge Raumkonstellationen, von denen insbesondere die kleinen Wohnungen profitieren können. Die größeren Wohnungen sollten hinsichtlich der Raumanordnung überprüft und ggf. optimiert werden. Alle Gebäudeteile, der Hof und das gesamte Wohnungsangebot sind barrierefrei geplant.

Nachhaltigkeit:
Die Umsetzung der Arbeit in Holzhybridbauweise inklusive deren Sichtbarkeit in der Fassade ist schlüssig. Die Kombination von Gründach und PV ist konsequent umgesetzt.

Realisierbarkeit: 
Die absoluten Kosten für diese Arbeit liegen im Mittelwert aller Arbeiten. Durch den hohen Anteil unterirdischen Bauvolumens an der Gesamt-BGF und der relativ niedrigen geschaffenen Wohnfläche wird der Kennwert pro m² Wohnfläche negativ beeinflusst, was nur durch den Nachweis zusätzlicher Wohnfläche geheilt werden kann. Im Sinne der Wirtschaftlichkeit sollte das notwendige Bauvolumen des Untergeschosses mit den dort nachzuweisenden Flächen weitergehend untersucht werden.
Lageplan

Lageplan

Entwurfsdiagramme

Entwurfsdiagramme

Axonometrie

Axonometrie

Eingangssituation

Eingangssituation

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss 1OG

Grundriss 1OG

Grundriss 4OG

Grundriss 4OG

Schnitt

Schnitt