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Award / Auszeichnung | 11/2022

ZV Bauherrenpreis 2022

IKEA - der gute nachbar am wiener westbahnhof

AT-1150 Wien

Preis

querkraft architekten zt gmbh

Architektur

Kräftner Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Green4Cities GmbH

Landschaftsarchitektur

IPJ Ingenieurbüro P. Jung GmbH

Bauphysik

Thomas Lorenz ZT GmbH

Tragwerksplanung

TB EIPELDAUER + PARTNER GMBH

TGA-Fachplanung

rhm gmbh

TGA-Fachplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Groß- und Einzelhandel

  • Projektgröße:

    29.200m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2021

Projektbeschreibung

der gute nachbar

- ein urbanes, autofreies einrichtungshaus mit hostel und öffentlicher dachterrasse.

der entwurf von querkraft spiegelt die marke ikea wider - freundlich, offen, unkonventionell und locker. ein urbaner IKEA, mit ausgezeichneter anbindung ans öffentliche verkehrsnetz, einer dachterrasse, ein guter nachbar, kommt dieses mixed-use-gebäude gänzlich ohne parkplätze aus. und so stellt es auch für seine umgebung einen mehrwert dar.
die der öffentlichkeit zugängliche dachterrasse, das viele grün auf allen fassadenflächen, ein cafè und ein freundlich gestalteter außenraum, all dies trägt zum „guten nachbarn“ bei.
die außenhülle des gebäudes erinnert an ein regal. es ist eine 4.5 meter tiefe zone, die sich wie ein schattenspendendes regal rund um das gebäude legt. darin befinden sich raumerweiterungen, terrassen und begrünung ebenso wie dienende elemente wie lifte, fluchttreppen, haustechnikelemente oder toiletten.
die eingangsebene ist ein lebendiger ort - ein raumkontinuum mit zwischenebene und vorgelagerten retailbereichen entlang der mariahilferstrasse. der durchgehende luftraum im inneren des gebäudes lädt die besucher*innen ein, auch die oberen stockwerke zu begehen, verbunden sind sie durch rolltreppen. die dachterrasse ist für die öffentlichkeit auch außerhalb der retail öffnungszeiten zugänglich..
160 bäume in der fassade und am dach beeinflussen das mikroklima spürbar. begrünung ist die wichtigste maßnahme im „urban heat island-strategieplan“ der stadt wien. rankpflanzen und bäume wirken kühlend und befeuchtend. auch auf der fussgängerebene wird die lufttemperatur verbessert.
um eine effiziente konditionierung des gebäudes sicherzustellen, liegt der haustechnik ein einfaches prinzip zugrunde – kurze distanzen und direkter zugriff. die infrastruktur im gebäude ist sichtbar, was die erhöhung des erlebbaren raumes mit sich bringt. die vorgefertigten stahlbetonstützen folgen einem raster von ca. 10 x 10 meter, was eine vielseitige nutzung und gestaltung der räume ermöglicht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit einem Klippan-Sofa im Kofferraum oder einem Pax-Schrank am Dach wird man das Haus wohl niemals verlassen, denn der City-Ikea am Wiener Westbahnhof ist unter allen 450 Filialen weltweit die erste ohne Parkplatz und ohne Garage. Entsprechend redimensioniert ist das verfügbare Sortiment: Kleinere Produkte, die in eine blaue Frakta-Tasche passen, kann man sofort mitnehmen, größere Möbelstücke werden mit einem von insgesamt 30 E-Trucks im Raum Wien direkt vor die Wohnungstür geliefert. Auch in vielerlei anderer Hinsicht tanzt das Einrichtungshaus am Öffi-Verkehrsknotenpunkt von U3, U6 und ÖBB aus der Reihe: Im Gegensatz zur klassischen blau-gelben Möbelkiste am Stadtrand nämlich gleicht das Haus einem weißen Billy-Regal, in dessen Fächer – statt Bücher und Vasen – nun Erker, Lifte, Stiegenhäuser, Lüftungsrohre und eingetopfte Bäume hineingestellt wurden: Ahorn, Kiefern, Birken, Buchen, Eichen, Eschen, Weidenbäume sowie diverse Gräser, Stauden und Beeren.
Alle 160 Stahlkübel sind mit Feuchtigkeitssensoren und automatischer Be- und Entwässerung ausgestattet. Die untersten fünf Etagen werden als Einrichtungshaus genutzt, in den obersten zwei Stockwerken ist das Hostel Jo & Joe untergebracht. Durch atriumartige Einschnitte von oben gelangt ausreichend Tageslicht in die Zimmer. Als Krönung gibt es eine urbane Dachterrasse, die täglich von 8 bis 24 Uhr öffentlich und ohne Konsumationszwang begehbar ist. Zwischen Container-Café, Photovoltaik-Landschaft und skandinavischen Waldversatzstücken offenbart sich hier oben ein ganz neuer Blick auf die Stadt.
Während bislang jeder einzelne Ikea auf der Welt in der globalen Konzernzentrale im südschwedischen Älmhult geplant wurde, setzte sich in diesem Fall die österreichische Geschäftsniederlassung durch – und entwickelte eine Filiale, die nicht allein den Prinzipien von Effizienz, Neuromarketing und Umsatzsteigerung folgt, sondern sich als lebendes Experiment versteht und neue Varianten innerstädtischen Möbelhandels austestet. Im Rahmen eines städtebaulichen Vertrags mit der Stadt Wien verpflichtete sich Ikea, die Dachterrasse öffentlich begehbar zu machen und für das Projekt einen internationalen Wettbewerb auszuschreiben, zu dem neun Architekturbüros aus ganz Europa eingeladen wurden. Das Wiener Büro querkraft architekten konnte sich als Sieger durchsetzen. Im Zeitalter pressierender Energie- und Ressourcenknappheit ist der City-Ikea am Wiener Westbahnhof ein ökologisches und stadtkulturelles Leuchtturmprojekt – und hoffentlich auch ein Maßstab für die künftige Gesamtentwicklung der Unternehmensgruppe.