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Die beiden Neubauten – ein 4-geschossiges Verwaltungsgebäude und ein Parkhaus samt Dienstwagengarage - [klammern] die Bestandsgebäude und Freiflächen zu einer Einheit zusammen.
Das neue Verwaltungsgebäude fasst den Straßenraum souverän und prägt dessen Kanten entscheidend. Durch die Setzung und Geometrie des Verwaltungsgebäudes entsteht im Zusammenspiel mit dem Bestand eine neue eindeutige freiräumliche Mitte, die im Zentrum eine attraktive, geschützte Platzfläche mit hoher Aufenthaltsqualität erhält.
Die Erweiterungen beider Gebäude werden durch modularisierte Aufstockungen erreicht.
Funktionalität
Außenraum: Die Bündelung des ruhenden Verkehrs im Nordosten führt zu einer funktionalen Trennung von Verkehrs- und Fußgängerströmen.
Die Gebäudestellung des Verwaltungsneubaus bietet passiven Schallschutz und spannt eine neue, geschützte Mitte samt Eventfläche auf, die vielseitig bespielbar ist. Alle Gebäude des Ensembles sind an diese Mitte angebunden.
Parkhaus: Im Sockel des Parkhauses ist die Dienstfahrzeuggarage mit seinen Nebenräumen eingelassen. Sie ist in großen Teilen natürlich belichtet. Die anderen Parkdecks sind natürlich belüftet und belichtet.
Verwaltungsneubau: Orientierung und Flexibilität bestimmen die Organisation. Das Erdgeschoss ist der Information, den Wartebereichen und der KFZ-Stelle vorbehalten. Die Schalterbereiche der KFZ-Zulassung sind samt der drei Büroschalter übersichtlich und mit äußerst kurzen Wegen um den großzügigen Wartebereich gruppiert. Der interne Mitarbeiterbereich der KFZ-Stelle liegt am östlichen Gebäudeende. Die KFZ-Stelle kann im Bereich der zentralen Freitreppe abgetrennt werden. Durch eine zentrale Freitreppe gelangt man in die Obergeschosse. Ab dem 1. Obergeschoss gruppieren sich die Räume des Jugendamts um diese Freitreppe. In den zentralen Gebäudeknicken finden sich geschossweise die großen Besprechungsräume. Die großzügigen Erschließungsflächen werden durch Einbauten (Nebenräume, Teeküchen, Warteinseln) strukturiert und können durch Türen in Abteilungen differenziert werden. Die Erschließungen erhalten an den Gebäudeenden und über ein großzügiges Oberlicht Tageslicht in allen Obergeschossen.
Erschließung
Die Setzung der beiden Neubauten ordnet und differenziert die Zugänge und Zufahrten des Kreisverwaltungsareals neu.
Ruhender Verkehr: Der PKW-Verkehr wird im nordöstlichen Bereich an der St. Johann-Straße konzentriert. Hier liegt die Zufahrt in das Parkhaus und über eine getrennte Abfahrt in die Dienstwagengarage. Wie in der Auslobung angedeutet, wird die bestehende Vorplatz-Tiefgarage über eine kurze Rampe um 35 Stellplätze unterhalb des neuen Parkhauses erweitert. Diese Erweiterung nutzt den Fakt, dass durch die vorhandenen unterirdischen baulichen Anlagen sowieso ein erheblicher Bodenaushub getätigt werden muss um auf tragfähige Schichten zu gelangen. Es werden im Entwurf 247 Stellplätze nachgewiesen. Durch eine Aufstockung des Parkhauses (unter Beachtung der Abstandsflächen) können weitere 43 Stellplätze angeboten werden.
Ein großzügig dimensioniertes und verkehrsberuhigtes Fußgänger- und Radfahrerwegenetz verbindet Hochhaus, Kulturhaus und Verwaltungsneubau über eine neue Mitte samt Eventfläche. Hier sind vielseitige Veranstaltungsformate denkbar.
Der viergeschossige Verwaltungsneubau wird von dieser Mitte zentral erschlossen. Das EG ist ringsum deutlich zurückgesetzt und bildet so ein natürliches Vordach. Eingetreten, gelangt man schwellenarm in die Erstinformation und die Wartebereiche. Die hallenartige Struktur bietet bestmögliche Orientierung. Die KFZ-Zulassung ist übersichtlich im EG untergebracht. Über die zentrale Freitreppe oder den tragengerechten Aufzug gelangt man schwellenarm und behindertengerecht zum Jugendamt, dessen Büroeinheiten ab dem 1. OG angeordnet sind. Die zwei an der Südfassade gelegenen Fluchttreppenhäuser dienen den Mitarbeiter:innen als kurze Wegeverbindung zwischen den Geschossen und Abteilungen.
Die Erweiterung in Form einer zweigeschossigen Aufstockung nutzt die gleiche Erschließungs- und Organisationsstruktur wie die darunter liegenden Geschosse.
Materialien und Konstruktion [Außen und Innen]
Beide Neubauten sind Modulbauten mit hoher Vorfertigung und Anpassungsfähigkeit an künftige Anforderungen und Erweiterungen.
Verwaltungsneubau: Der Verwaltungsneubau ist als CO2-neutrales Gebäude geplant. Wichtigste Elemente dazu sind der Holzbau, eine kompakte und hochgedämmte Außenhülle, der massive Einsatz von PV und PVT und leistungsfähige Wärmepumpen.
Alle vier Geschosse samt potentieller Aufstockung werden im modularisiertem Holzrahmenbau mit HBV Holz-Beton-Verbunddecken ausgebildet. Nichtbrennbare Glaswolldämmung mit hohem Recyclinganteil kommt in allen Regeldetails zur Anwendung. Der Innenausbau setzt auf natürliche und recycelte Baustoffe (z.B. Linoleum, Holzparkett, Lehmbauplatten, Holzelemente) und auf unaufwendige Anpassbarkeit an zukünftige Anforderungen. Die Technikkomponenten werden in wenigen Vertikalschächten gebündelt und von dort zumeist offenliegend an den Decken verteilt, so dass man alle Komponenten leicht warten und anpassen kann.
Die Fassade differenziert sich in Brüstungsbänder aus PV-Modulen (außer Nord, dort emailliertes Glas) und Fensterbänder, die durch Öffnungsflügel und warmtönige Holzelemente gegliedert werden. Das Retentionsdach dient als Wasserspeicher, Klimapuffer und verbessert das Mikroklima und die Biodiversität maßgebend. Die Sohlplatte und Fundamente sind aus Stahlbeton.
Parkhaus: Obergeschosse: Materialminimierter, komplett rückbaubarer und erweiterbarer Modulbau in Stahl- und Stahlbetonfertigteilen. Die Fassade ist aus einem feien Edelstahlgewebe, das sich 100% wiederverwenden lässt. Die Aufheizung des Gebäudes wird so deutlich reduziert und das Mikroklima deutlich begünstigt.
Erdberührte Bauteile: Stahlbetonbau, im Bereich der Dienstwagengarage mineralisch gedämmt. Sichtbare Fassadenteile sind mit lackierten Aluminiumblechen verkleidet.
Außenanlagen: Die zu den Eingängen ausgerichteten Pflasterstrukturen verbinden alte und neue Architektur sinnvoll miteinander und definieren Kommunikations- und Arbeitsräume. Senken, Regenwassertanks, Rigolen und Mulden halten das Regenwasser auf dem Grundstück und dienen im Zusammenspiel mit Bestandsgrün und Neupflanzungen einer Mikroklimaverbesserung.