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Award / Auszeichnung | 10/2022

Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2022

Aufenthaltsraum I

Aufenthaltsraum I

Umbau- und Erweiterung Mensa Burg Giebichenstein

DE-06108 Halle (Saale), Neuwerk 7

Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2022

cappellerarchitekten BDA

Architektur, Innenarchitektur

Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design Halle

Bauherren

AAL Anke Augsburg Licht

Lichtplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Tourismus, Gastronomie

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 11/2018
    Fertigstellung: 12/2020

Projektbeschreibung

Die Mensa der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle am
Neuwerk 7 ist erweitert, umfassend saniert und neu gestaltet. 
Die Aufenthaltsbereiche werden neu als multifunktionale Bereiche definiert.
Die Räumlichkeiten für die Küche und den Gastraum befinden sich
im Untergeschoss der Villa Steckner - einem Einzeldenkmal am
Campus Design. Im Zuge der Umgestaltung des Küchenbereiches
wird auch der bestehende Gastraum neu konzipiert mit 180 Sitzplätzen.
Der neue Aufenthaltsbereich wird räumlich, mittels einer teilweisen
Tieferlegung um 70 cm, in der Raumhöhe verändert als auch erweitert
sowie umfassend modernisiert und neu gestaltet. Zugemauerte
Öffnungen und neue Durchbrüche schaffen Sichtbeziehungen und
eine räumliche Durchlässigkeit. Ein direkter Bezug zum Außenraum
wird geschaffen. Dabei ist der denkmalgerechte Umgang mit der
Bausubstanz, eine neue nachhaltige Belüftungs- und Heiztechnik,
die Elektro- und brandschutztechnische Ertüchtigung sowie ein
hochwertiges Belichtungskonzept geplant und im Gestaltungskonzept
integriert. Die Möblierung wird teils als fester Einbau mit Aufnahme
zahlreicher technischer Funktionen entworfen. Die Mensa soll als
kultureller und kommunikativer Ort fungieren und ein neues Zentrum
der Hochschule wie auch ein Ort für Fremdveranstaltungen sein.
Die architektonische Sprache ist einfach und reduziert. Ein helles
und offenes Erscheinungsbild mit starkem Kontrast und Trennung
zwischen Alt und Neu sowie handwerklich und industriell hergestellten
Oberflächen ist Gestaltungsziel. Es werden recycelte und ökologische
Materialien verwandt. Ein nachhaltiges Energiekonzept wurde entwickelt.
Eine Fußbodenheizung ist eingebaut und eine Lüftungsanlage, die
wechselseitig für den Sportraum oder auch das Cafe benutzt werden
kann und über eine Wärmerückgewinnungsanlage verfügt. Auf Grund
der niedrigen Raumhöhe wurden Lüftungskanäle und die Haustechnik
im Fußboden verlegt. Die Möbel sind zum Teil über eine Partizipation der
Burgwerkstätten gebaut.

Konzept:
Behutsame Neuinterpretation der Souterrainsituation.
Schaffung von vielseitig nutzbaren Aufenthaltszonen mit hoher Raumqualität
sowie Anbindung an den Außenraum.
Gestaltung offen, hell, leicht, Kontrast und Trennung von historischer
Bausubstanz und neuen Einbauten und Möbeln.
Differenzierter Materialumgang nach bauphysikalischen, optischen
und sensitiv erfahrbaren Kriterien
Bauphysikalische und energetisch nachhaltige Ertüchtigung.
Integrative Planung in allen Leistungsphasen

Materialien:
Sendzimierverzinkte Stahlteile und Metallbleche für Schallschutzpaneele/
Beleuchtungskörper und Elektrorohrführungen/ designte
Lichttasterpaneele
Ahornholz geseift für Tische – gute haptische Eigenschaft/ Ahornholz
geölt für Sitzbänke/ Holzwerkstoff Multiplex weiß lasiert für Verkofferungen,
Rücklehne der Sitzbänke und Hocker/ Weißzementestrich/
Kalkgeschlämmtes Ziegelmauerwerk mit wieder verwendetem Abbruchmaterial/
Glasschaumschotter (Recycle -Material)/ Schallabsorbierende
Materialien in Wandpaneelen und an Möbeln
.

Projekt "Designstühle":
Als Teil des Möblierungskonzeptes sind zwei lange Tische mit unterschiedlichsten
Designstühlen namhafter Hersteller konzipiert. Eine
Mustersammlung von, aus der Zeitgeschichte designrelevanten, Stuhlikonen
werden als Anschauungsobjekte für die Lehre an der BURG integriert.
An Hand unterschiedlicher Sitzmöbel sollen Studierende deren
Ergonomie, Konstruktion und Gestaltung untersuchen und alltäglich in
der Praxis testen. Diese Stühle sind von den Herstellern gesponsert.

Bauherr: Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle
Architekten: cappellerarchitekten
Beleuchtungsplanung: Anke Augsburg Licht

Statik: ahw-Ingenieure
Haustechnik: Ingenieurbüro Welker
Elektroplanung: Ingenieurbüro für Elektrotechnik U. Tüngler
Studentenwerk: Küchenausbau
Akustikplanung: BfB-Weisse
Brandschutz: IBB Schmöller
Fotographie: Max Mendez

Beteiligte Firmen:

Rohbau und Trockenbau: Fa. Futurbau/ Hal Service
Metallbau: Fa. Otto Metallbau/ Fa. Schimmel /Fa. Leu/ Fa. Lindner
Leuchten: Fa. Kegel Product
Schreinerarbeiten: Tischlerei Bögelsack
Estrich: FBB/ Fa. Haschke
Malerarbeiten: Fa. Albrecht
Haustechnik und Elektro: Fa. EBA/ HSK

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Mensa der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle wurde erweitert, saniert und zu multifunktionalen Räumen mit Aufenthaltsqualität für eine in ästhetischen Fragen anspruchsvolle Klientel verwandelt. Ihre Lage von Küche und Gastraum im Souterrain der denkmalgeschützten Bankiersvilla Steckner machte die Aufgabe herausfordernd. Die Entwurfsstrategien waren: Zurückhaltung gegenüber dem Bestand, ein Minimum sichtbarer Ergänzungen sowie die didaktische Botschaft einer haptischen Erfahrbarkeit natürlicher sowie ressourcenschonender Materialien.

So entstand in der Mensa eine Atmosphäre im Spannungsfeld von Alt und Neu. Struktur und neue Raumerfahrung schaffen die Wandöffnungen mit ihren torartigen Rundbögen, für mehr Raumhöhe wurde der Fußboden abgesenkt. Nachhaltige Belüftungs- und Heiztechnik, eine elektro- und brandschutztechnische Ertüchtigung sowie ein neues Belichtungskonzept (Entwurf: Anita Augsburg) gehörten zum Umbau. Helle Möbel, teils als feste Einbauten, vollenden das offene, monochrome Erscheinungsbild.

Trotz eines kleinen Maßstabes darf die Intensität dieser architektonischen Reflektion nicht geringgeschätzt werden. Es kommt nicht darauf an, wie groß die Bauaufgabe ist, sondern wie intensiv die Auseinandersetzung mit dem Bestand, der Nutzung und der gestalterischen Qualität ist. Dies beweist in beeindruckender Weise dieses Projekt: Durch die selbst gewählte Reduktion der Materialsprache entsteht ein feiner harmonischer Zusammenklang zwischen technischen Anlagen, Möblierung, Beleuchtungskörpern. Alles ist miteinander geplant und bildet eine Familie.

Das kleine Projekt bestätigt, dass ein bewahrender Umgang mit dem Bestand durch die Investition in Detailqualitäten zu hervorragenden Ergebnissen kommt. Und die Sichtbarkeit der technischen Anlagen bedeutet – neben geringerem Substanzeingriff – zukünftig bessere Reparier- und Veränderbarkeit.

Das Projekt sendet eine Botschaft an diejenigen Bauherren und Architekten, die mit vermeintlich schwer lösbaren Aufgabenstellungen konfrontiert sind. Es steht für einen Paradigmenwechsel beim Bauen: statt Neubau Nutzung des Vorhandenen, auch wenn dieses auf den ersten Blick defizitär ist.
Aufenthaltsraum II

Aufenthaltsraum II

Axonometrie

Axonometrie

Aufenthaltsraum I

Aufenthaltsraum I

Lageplan

Lageplan

Grundriss

Grundriss

Schnitt Aufenthaltsräume

Schnitt Aufenthaltsräume

Detail Treppe

Detail Treppe

Detail Festverglasung

Detail Festverglasung

Detail Bank

Detail Bank