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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2022

Sanierung und Umbau Tanzhaus Donauwörth - Multifunktionaler Gemeinbedarfsstandort

Blick in die Bibliothek

Blick in die Bibliothek

2. Preis

Preisgeld: 25.000 EUR

NEUMANN & HEINSDORFF ARCHITEKTEN

Architektur

Erläuterungstext

DAS HOHE HAUS
Das Tanzhaus in Donauwörth ist ein mächtiges Gebäude. Zusammen mit Münster, Rathaus und Fuggerhaus prägt es maßgeblich das mittelalterliche Zentrum um die Reichsstraße. Das Tanzhaus ist - trotz seiner historisierenden Erscheinung - ein Kind der 1970’ger Jahre. Seit Jahren leerstehend, durch bürgerliches Engagement vor dem Abriss bewahrt, soll das unübersichtliche und etwas verstaubte Gebäude in bester Lage nun wieder zu einem Besuchermagneten an der Reichsstraße werden. 
Wie könnten wir die spannende und zukunftsträchtige Aufgabe angehen? 
Der Umbau des Tanzhaus ist ganz wesentlich geprägt vom Umgang mit der vorhandenen baulich, konstruktiven Struktur. So werden, wo möglich, bauliche Elemente erhalten und der Bestand durch gezielte Eingriffe räumlich erweitert und neu geordnet. Auf einer städtebaulichen und funktionalen Ebene sollte unserer Meinung nach das Haus so nah wie möglich an sein städtisches Umfeld heranrücken. 
Zum einen schlagen wir vor, den Balkon entlang des Merkurplatzes zurückzubauen und so den Raum dahingehend zu erweitern, dass eine Reihe von Bäumen gestellt werden kann. Zum anderen werden die schattigen Arkaden in das Gebäude integriert, wo nun ein großzügiges, helles und ebenerdiges Foyer mit angeschlossenem Café die Besucher empfängt und eine erste Orientierung im Haus gibt. Von hier aus erreichen die Besucher die drei Hauptnutzungsbereiche barrierefrei und auf kurzem Weg: So nimmt das vollständig entkernte Erdgeschoss die Stadtbibliothek „das Wohnzimmer der Stadt“ auf, das sich als offene Leselandschaft bis in die ehemaligen Untergeschosse entwickelt.
Zur Verbindung der separaten Geschosse und zur besseren Belichtung der tiefen Räume werden partiell Geschossdecken entfernt, sodass großzügige, helle Lufträume mit vielfältigen Blickbeziehungen entstehen. Dabei werden die vorhandenen baulichen Elemente, wie die Rampen der ehemaligen Tiefgarage ganz spielerisch integriert und bieten bspw. als Sitzstufen Platz zum Verweilen und Raum zum Entdecken. Die bestehenden Schaufenster werden erweitert und sorgen für lichtdurchflutete Räume bis ins Untergeschoss und bieten gezielte Ein- und Ausblicke in die Stadtlandschaft. 
Die Räume sind wesentlich geprägt durch die robuste Betonstruktur, der ein dezenter Holzinnenausbau gegenübersteht und einen reizvollen Kontrast bildet.
Vom Foyer erreichen die Besucher gleichsam den Veranstaltungssaal über die bisherige, nun freigestellte Treppenanlage. Im Sinne einer ‚Bel Etage‘ werden die Besucher im 1. Obergeschoss nun von einem luftigen, zweigeschossigen ‚Stadtfoyer’ empfangen, das großzügigen Raum für den Aufenthalt vor und nach Aufführungen bietet. Der Tanzsaal schließlich wird in seinen wesentlichen baulichen Elementen erhalten, erhält eine Auffrischung durch eine neue Akustikdecke, sowie eine neue hölzerne Fassung der Decke. Die Nebenräume werden neu organisiert und sind über die beiden neuen Treppenhäuser mit Aufzug leicht erreichbar. Schlusspunkt des Parcours bildet das weitläufige Dachgeschoss.
Dabei werden 1. und 2. Dachgeschoss über zahlreiche Lufträume zwischen den Rahmenträgern zu einem Geschoss mit hellen und lichtdurchfluteten Räumen verbunden. Es ist auch separat vom restlichen Gebäude zu erschließen, nimmt die Räume der Verwaltung auf und bietet zusätzlich Raum für einen Trausaal mit Blick über die Stadt sowie für eine städtische Galerie als ganz besonderen Ausstellungsort.

Beurteilung durch das Preisgericht

Insgesamt ist der Wettbewerbsbeitrag eine sehr gelungene Ausarbeitung, die die Anforderungen der Auslobung gut erfüllt. Sehr positiv ist dabei die strukturelle Aufteilung der Funktionen hervorzuheben. Die Anordnung der Bibliothek in Erdgeschoss und die adäquate Nachnutzung der Tiefgarage mit der Bibliotheksnutzung ist ebenfalls positiv zu erwähnen, insbesondere die Umnutzung der Tiefgaragenrampe als Zugang zur Gaming-Zone. Ein ansprechendes Beleuchtungskonzept ist hier aber zwingend erforderlich. Auch die Anordnung und die Formgebung des Trausaals findet Zustimmung seitens der Jury, allerdings wird darauf hingewiesen, dass bei einer weiteren Ausarbeitung des Entwurfs ein zweiter Arbeitsplatz für das Standesamt zwingend erforderlich wäre. Aus Sicht des Denkmalschutzes ist positiv zu erwähnen, dass der Stadtsaal in seiner Funktion an bestehender Stelle verbleibt und auch die wichtigen Ausstattungen (z. B. Beleuchtung) erhalten bleiben. Auch der Umgang mit Fassaden und Dach ist logisch und nachvollziehbar und mit dem Denkmalschutz vereinbar. In Bezug auf Anzahl und Größe der neu angeordneten Lufträume stellt sich die Frage, ob diese wirtschaftlich und ohne größere statische Eingriffe realisiert werden können. Wünschenswert für eine mögliche weitere Ausarbeitung wäre die Anbindung / Verbindung des Merkurplatzes in Bezug auf die Nutzung des Erdgeschosses bzw. des ersten Untergeschosses. Auch die Bereiche Kultur und Tourismus sind im Erdgeschoss noch unterrepräsentiert; eine bessere Verflechtung mit der Bibliothek wäre wünschenswert. Ein kleiner Kritikpunkt bleibt bei der Verortung des Regierbereichs für den Stadtsaal, der aber mit geringem Aufwand beseitigt werden könnte
Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss UG1 und UG2

Grundriss UG1 und UG2

Grundriss OG1 und OG2

Grundriss OG1 und OG2

Blick in den Tanzsaal

Blick in den Tanzsaal

Grundriss DG1 und DG2

Grundriss DG1 und DG2

Querschnitt 1-2

Querschnitt 1-2

Längsschnitt A-B

Längsschnitt A-B

Dreitafelprojektion

Dreitafelprojektion

Ansicht von der Reichsstraße

Ansicht von der Reichsstraße