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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2022

Neubau bei St. Anna - Schaffung einer Tagespflegeeinrichtung und barrierefreier Wohnungen im Markt Pfaffenhausen

Perspektive aussen

Perspektive aussen

Anerkennung / Ankauf

Preisgeld: 5.625 EUR

Architekturbüro Krämer GmbH

Architektur

Landschaftsarchitektur Meyer-Fey

Landschaftsarchitektur

MNE Mattmer Nagies Eschenlohr Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das Gebäude wird ganz bewusst als eigenständiges Haus mit einer architektonisch zeitgemäßen Gestaltung in Holzbauweise entwickelt. Die Fassade ist vertikal entsprechend der unterschiedlichen Nutzungsbereiche und geschoßweise gegliedert. Die horizontale Struktur mit vielen wirtschaftlich vorgefertigten und sich wiederholenden Elementen entwickelt sich aus dem Raster von 1,30m des vorgesehenen Holzbaus.

Die großen, zusammenhängenden und offen genutzten Funktionsbereiche im Erdgeschoss erhalten angemessen großzügige Verglasungen, um die Räume mit viel Tageslicht zu versorgen und eine sehr durchlässige Verbindung zu den direkt angrenzenden Gartenbereichen zu schaffen. Die Erschließung ist in allen Bereichen klar und übersichtlich gestaltet. Im Foyer des Haupttreppenraums schafft ein Luftraum auch vertikal eine räumlich attraktive Verbindung.

Eine im Erdgeschoss zum Straßenraum hin transparent gestaltete Fassade wirkt hell und einladend. Sie kann in allen Bereichen zu den angrenzenden Gärten geöffnet werden. Die Fassaden der oberen Wohngeschosse werden entsprechend der Holzbauweise mit einer vorvergrauten, senkrechten Holzschalung und raumhohen Fenstern versehen. Sie sind außerdem geprägt durch die vorgelagerten Laubengänge und Balkone. Auf den Balkonen befinden sich Pflanztröge, von denen aus die Fassaden intensiv und umfangreich begrünt werden.

Das Dach wird als vielfältig genutztes Flachdach ausgebildet. Es entstehen dort zusätzlich zu den Bereichen der Pflegeinrichtungen im EG gemeinschaftliche Gärten und Dachterrassen für die Bewohner des Hauses. Sie sind für alle über das Treppenhaus und mit dem Aufzug auch rollstuhlgerecht zugänglich und bieten so ein weiteres, attraktives Nutzungsangebot. Die Gärten und Grünflächen auf dem Dach dienen nicht nur der Regenwasserspeicherung, sondern schaffen zusammen mit der Fassadenbegrünung auch zusätzlichen Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen mit einer hohen Aufenthaltsqualität.
Darüber hinaus werden Teile der Dachfläche für die umfangreiche Nutzung von Solarenergie (PV und Solarthermie) verwendet.

Das neue, in Holzbauweise strukturiert errichtete Gebäude erhält somit nicht nur ein offenes, einladendes und modernes Erscheinungsbild, sondern entspricht auch mit seiner architektonischen Gestaltung einer zeitgemäß umweltfreundlichen und ressourcenschonenden Baukultur.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das städtebauliche Konzept sieht einen viergeschossigen, L-förmigen Baukörper vor, dessen kurzer Flügel sich entlang der Krankenhausstraße entwickelt, während sich der lange Flügel mit dem notwendigen Abstand an der südwestlichen Grundstücksgrenze orientiert. Durch diese bewusste Setzung entstehen zusammen mit dem Bestandsgebäude straßenseitig ein übersichtlicher Zugangsbereich sowie südostorientiert ein differenzierter, attraktiver Gartenhof mit dreiseitiger Fassung. Dieser wird von der vorhandenen Eiche bestimmt und bildet ganz selbstverständlich die grüne Mitte des neu entstehenden Ensembles.

Der städtebauliche Ansatz ist schlüssig entwickelt und konsequent weitergeführt. Allerdings überzeugen die 4-Geschossigkeit, die Längenentwicklung sowie die ortsuntypische Gestaltung des Baukörpers entlang der Krankenhausstraße nicht vollständig. Die dargestellten Rampenanlagen zum bestehenden Haupteingang von St. Anna scheinen zu funktionieren, bieten aber noch gestalterisches Potential.

Die äußere Erschließung ist etwas knapp und nüchtern und damit kaum noch angemessen dargestellt. Am gemeinsamen Foyer liegen logisch geordnet die verschiedenen Funktionsbereiche, wobei der lange Flur zur Tagespflege wenig Attraktivität zeigt. Die inneren Funktionen der einzelnen Teilbereiche erscheinen sinnvoll. Das Verhältnis von Betreuungs- zu Funktionsfläche liegt im günstigen Bereich, wobei die Lage des Ruheraumes am entlegenen südöstlichen Gebäudeende erwähnenswert ist.

Drei in großen Teilen deckungsgleiche Obergeschosse bilden die Wohnebenen des Gebäudes. Die Wohnungen entsprechen exakt dem geforderten Programm. Es handelt sich um gängige Laubengangtypen, die einer inneren Zonierungslogik folgen. Die größeren Wohnungen sind mit durchgesteckten Allräumen (Wohnen | Essen | Kochen) attraktiver als die Kleinwohnungen, die keinen Außenraumbezug zum gemeinsamen Gartenhof aufweisen. Fragwürdig ist die aufwändige Erschließung der Dreizimmerwohnung im Norden, wo ein großflächiger, aber relativ unattraktiver Laubengang lediglich einen einzigen Wohnungszugang erschließt.

Eine Besonderheit stellt die differenzierte Nutzung der Dachflächen dar. Mit dem Dachgarten wird ein attraktiver zusätzlicher Freiraum für eine gemischte Bewohnerschaft zur Verfügung gestellt. Bei entsprechendem Dachaufbau (Gründach) ist auch eine Regenwasserspeicherung möglich und sinnvoll. Außerdem ist der nicht unerhebliche Beitrag zur Verbesserung des Mikroklimas zu bedenken. Die intensive Begrünung wird hinsichtlich des Retentionsvolumens begrüßt. Des Weiteren werden Dachflächen auch zur Energieerzeugung (PV und Solarthermie) genutzt, was in Anbetracht der aktuellen Energiekrise, aber auch aus Nachhaltigkeitsaspekten, absolut begrüßenswert ist.

Im sehr intensiv durchgearbeiteten Freiraumkonzept wird ein durchgängiges Gestaltungskonzept für Realisierungs- und Ideenbereich vorgeschlagen. Die Zuordnung der Bereiche und das differenzierte Nutzungsangebot werden ausdrücklich gewürdigt. Insbesondere der Hofbereich mit der (extensiven) Wiese um die Eiche und den am Rundweg angeordneten ergänzenden Angeboten überzeugt. Eine Freifläche für die Tagespflege ist dargestellt, deren Abgrenzung ist aber unklar. Die Erschließung des Altbaus wird durch die vorgeschlagene Vorfahrt effektiv verbessert. Fraglich ist in diesem Konzept die Notwendigkeit einer zusätzlichen Fußgängerrampe in dem ohnehin stark versiegelten und wenig attraktiven Vorbereich.

Vorgeschlagen wird ein Holzbau, der aufgrund eines durchgängigen Rasters von 1,3 m und der Möglichkeit der Vorfertigung eine rasche Realisierung und gute Wirtschaftlichkeit erwarten lässt. Die in den Wohnebenen konsequent übereinanderliegenden Grundrisse und Sanitärkerne beweisen die pragmatische, ja fast nüchterne Herangehensweise. Auch die Haustechnik scheint einer einfachen Grundkonzeption zu folgen. Die Nutzung der im Bestand vorhandenen Haus- bzw. Heiztechnik erscheint sinnvoll.

Ein Großteil der zusätzlich erforderlichen Stellplätze wird in einer Tiefgarage nachgewiesen, die sinnvollerweise über die bereits bestehende TG-Abfahrt erschlossen wird. Die einhüftige Anordnung der PKW-Stellplätze führt aber zu einem ungünstigen Verhältnis von Verkehrs- zu Stellplatzfläche und erscheint damit sehr aufwändig.

Die Kennzahlen BGF, BRI und das A/V-Verhältnis liegen im mittleren Bereich und weisen keine negativen Auffälligkeiten auf. Allerdings ist der ermittelte Verglasungsanteil von ca. 44% der Fassadenfläche der höchste aller eingereichten Arbeiten. Im Realisierungsfall wäre dieser Sachverhalt nochmals eingehender zu betrachten.
Modell

Modell

Schnittansicht Süden

Schnittansicht Süden

Fassade

Fassade