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VgV-Verhandlungsverfahren mit vorgelagertem Planungswettbewerb | 11/2022

Neubau Feuerwache 1 in der Kölner Innenstadt

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 35.000 EUR

CODE UNIQUE Architekten

Architektur

CSZ Ingenieurconsult

TGA-Fachplanung

IDH-consult Ingenieurgesellschaft mbH

TGA-Fachplanung

Pirlet & Partner Ingenieurgesellschaft mbH

Tragwerksplanung, Bauphysik, Brandschutzplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau und Architektur

Städtebaulich fügt sich die Arbeit rücksichtsvoll in die Umgebung ein. Die Verfasser nehmen die Bezugshöhen der Nachbarbebauung auf. Sie reagiert in differenzierter Weise zu den unterschiedlichen Seiten. Im Bereich Krummer Büchel und Agrippastraße bildet der Neubau ein gleichwertiges gegenüber zur viergeschossigen Wohnbebauung. An der Neuköllner Straße wird ein kompakter hoher Baukörper in Richtung Telekomturm gebildet.

Die an der Sternengasse festgestellte erhebliche Abstandsüberschreitung löst Abstimmungsbedarf mit dem Nachbareigentümer aus, ist jedoch voraussichtlich kein Genehmigungshindernis. Die Einfügung der Arbeite gem. §34 BauGB wird der Arbeit attestiert. Für die Umsetzung ist daher voraussichtlich kein Bebauungsplanverfahren erforderlich.

Die Fassadenanmutung ist zu allen Seiten gleich. Die Verfasser haben sich für ein schlichtes rhythmisiertes Fassadenraster aus Aluminiumkassetten mit Lisenen entschieden. Die unterschiedlichen Nutzungen werden so hinter einer einheitlichen Struktur verwoben. Das Gebäude zeigt sich zurückhaltend im Stadtbild und suggeriert nicht auf den ersten Blick den Typus einer Feuerwehr, was durchaus kontrovers in der Jury gesehen wird.

Die Adressbildung für die Feuerwehr zeigt sich primär sichtbar nur im Erdgeschoss. Hier befindet sich auch der einzige aber gut auffindbare Haupteingang.

Funktionalität

Funktional hat die Arbeit im Bereich der Fahrzeughalle und auch in den Obergeschossen aufgrund von langen Wegen und noch nicht zweckmäßigen funktionalen Zuordnungen, etliche Defizite. Die Vertikalerschließung verspringt zwischen den Obergeschossen und dem Erdgeschoss. Das Haupttreppenhaus, das auch Besucherbereiche erschließt, wird vom Rettungsdienst auch als Alarmtreppenhaus genutzt.


Im Ruhe- und Sozialbereich der Feuerwehr orientiert sich ein erheblicher Anteil der Ruheräume unvorteilhaft zur Neuköllner Straße hin. Das Angebot der gebäudeintegrierenten Außenbereiche ist im Alltag für die Feuerwache nur zum geringeren Teil nutzbar.

Die Anordnung der großen Räume Sporthalle, Krisenstab und Leitstelle als innenliegende indirekt belichtete Räume wird kritisch bewertet. Dadurch entstehen zudem hohe Verkehrsflächen, da diese vierseitig um die Binnenräume gelegt wurden.

Gewürdigt wird die angestrebte Anmutung den Innenausbau in Holz auszugestalten, was eine hohe Aufenthaltsqualität verspricht.

Verkehr

Die Verkehrsverträglichkeit der Arbeit ist insgesamt ist gegeben. Die Verfasser entscheiden sich für das Ausrücken ausschließlich auf die Neuköllner Straße. Das Ausrücken funktioniert. Die Sichtachsen sind eingehalten. Die Aufstellflächen zur Neuköllner Straße überschreiten jedoch, anders als vorgegeben, die Grundstücksgrenzen erheblich. Die Anlieferung und die weiteren Raumzuordnungen im Erdgeschoss sind jedoch nicht schlüssig zugeordnet.

Gewürdigt wird der Versuch den Übungshof von der Wohnbebauung abzuschirmen, jedoch ist dies architektonisch noch nicht stimmig integriert. Defizite weist der Entwurf bei der TG-Zufahrt und der Rückkehr zur nördlichsten RD-Position am Krummer Büchel auf.


Tragwerk

Das Tragwerk ist schlüssig in der Lastabtragung. Die mittelstützenfreie Fahrzeughalle wird von Seiten der Feuerwehr positiv gewürdigt, erfordert jedoch einen hohen statischen Materialeinsatz.

Energie und Gebäudetechnik

Insgesamt stellt die Arbeit einen umsetzbaren Lösungsansatz für die Passivhausbauweise dar, auch wenn die Passivhausqualität der Bauteile noch unzureichend nachgewiesen ist. Auch der Umfang PV-Fläche ist sehr gering. Der Verzicht auf Fassadenbegrünung wird kritisch hinterfragt, der Vorschlag, die extensive Dachbegrünung als Retentionsdach zu realisieren, begrüßt.
Angaben zur Wärme- und Kälteversorgung werden vom Preisgericht vermisst. Die Qualität des Gebäudetechnikkonzepts kann daher nur bedingt beurteilt werden. Der hohe Fensterflächenanteil wird im Hinblick auf den sommerlichen Wärmeschutz kritisch bewertet, auch wenn dies in weiten Teilen eine gute Tageslichtausleuchtung sicherstellt.

Bodendenkmal/Archäologie

Die Pflasterung der Tiefgarage bietet einen guten Ansatz zur Minimierung der Eingriffe in das Bodendenkmal durch Reduzierung der Bodeneinbindung an. Zusätzliche Eingriffe in das Bodendenkmal durch Baugrundverbesserungen wie Nachverdichtung der Baugrubensohle, Bodenaustausch o.ä. müssen bei dieser Bauweise jedoch ausgeschlossen werden können.

Wirtschaftlichkeit

Bezüglich der wirtschaftlichen Kennwerte liegt der Entwurf bei den zu erwartenden Betriebskosten im Vergleich zu den anderen Arbeiten in einem höheren Bereich.
Die wirtschaftlichen Kennwerte liegen hinsichtlich der Erstellungs- und Unterhaltskosten im mittleren Bereich. Allerdings sind aufgrund des hohen Verkehrsflächenteils und der umfangsreichen Fensterflächen überdurchschnittliche Betriebskosten u.a. für die Reinigung zu erwarten.

Insgesamt stellt der Entwurf einen angemessenen, zugleich auch unaufgeregten Beitrag für eine innerstädtische Feuerwache in einem spannungsreich heterogenen städtischen Umfeld dar.