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Mehrfachbeauftragung | 06/2022

Ludwigshöhviertel Darmstadt - Fassadengutachten

1. Rang / Zur Weiterbearbeitung empfohlen

EISELE STANIEK + architekten + ingenieure

Fassadenplanung

Erläuterungstext

Handlungsanweisung für die Fassadengestaltung
Auf den zweiten Blick entdeckt man in Darmstadt einige Backsteinbauten.
In erster Linie sind die Meisterbauten zu nennen, ergänzt durch meisterhafte Ziegelbauten namhafter Architekten.
Aus dieser Geschichte lässt sich die grundlegende Idee ableiten, diese Häuser als Vorbild zu nehmen und in die heutige Zeit zu übersetzen.
Für die jeweiligen Häuser entsteht so ein Katalog aus Ziegeln, Farben, Verbände, usw. aber auch Fassadenelemente, Balkonausbildungen, Fensteraufteilungen und Farben der Profile.
Die strengen Vorgaben der Grundrisse und daraus resultierenden Fassadenstrukturen halten alle Häuser zusammen:
Zusammen mit der übergeordneten Idee wird es aber möglich, die Häuser zu unterscheiden und ihnen einen Namen zu geben.
Umgang mit Grün: Die Stirnseiten der Gebäude können – bis auf die Fenster – komplett eingegrünt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

1. Städtebau
Die Vorgaben des Bebauungsplanes wurden im Wesentlichen eingehalten. Der vom Auslober vorgegeben städtebauliche Entwurf wurde ohne Änderungen übernommen und der Bearbeitung zugrunde gelegt.
2. Fassadenentwurf
Der Entwurf beeindruckt durch seine Vielfalt im Hinblick auf die Wahl sehr unterschiedlicher Klinkermaterialien, -formen und -farben. Mit der Verwendung dieser unterschiedlichen Klinker-und Fassadenelemente wird ein hoher Grad an Individualität geschaffen, gleichzeitig aber auch als Gebäudeensemble ein integrativer Baustein innerhalb des neuen Quartiers gebildet.

Durch die Unterschiedlichkeit wurde die Wiedererkennung der einzelnen Gebäude und die Adressbildung gut herausgearbeitet. Durch die Anleihe an historische Vorbilder (Architekten und ihre Gebäude in Darmstadt) wird ein Bezug zur Wissenschaftsstadt Darmstadt hergestellt. Für die jeweiligen Häuser wird ein Katalog aus Ziegeln, Farben, Verbänden und Fassadenelementen zusammengestellt. Die konzeptionelle Vielfalt der Materialien und Elemente ist eine angemessene Antwort auf die strengen Vorgaben der Gebäude und Grundrissvorgaben. Die zusätzliche Namensgebung (Vornamen bekannter Architekten) für einzelne Gebäude unterstützt diese Intention, wird aber als Identifikationsmerkmal kritisch gesehen, da bei einigen der genannten Architekten Vorbehalte gesehen werden in Bezug auf ihre politischen Positionen/ihr politisches Wirken zu Zeiten des Nationalsozialismus unabhängig von ihrer beruflichen Qualifikation/ihrer Bedeutung für die Architekturgeschichte. Des Weiteren wird bemängelt, dass bei der Auswahl keine Architektinnen berücksichtigt wurden.
Die Treppenhausfassaden sind unterschiedlich gestaltet. Vollverglasungen der Treppenhäuser wechseln sich ab mit Lochfassaden.

Durch die teilweise geringfügige Verschiebung oder Veränderung der Fensteröffnungen innerhalb der Fassade wird die vorgegeben Regelmäßigkeit punktuell unterbrochen, die Fassade wirkt aufgelockert, ohne sich nachteilig auf die Grundrisse auszuwirken.
Die Staffelgeschosse werden unterschiedlich behandelt. Teilweise werden Holzverkleidungen verwendet, zum Teil werden die Klinkermaterialien der Fassade übernommen. Die Balkone werden gemäß der Fassadenvielfalt sehr unterschiedlich gestaltet, ob im Material oder im Detail immer in Bezug auf das Gesamtgebäude und seiner Architektur.
Durch die Verschiebung einiger Fenster oder durch die Verlegung auf eine andere Gebäudeseite entstehen große zusammenhängende Fassadenflächen, die gut für eine vollflächige Fassadenbegrünung geeignet sind. Dieser Ansatz kann beispielhaft für das Quartier sein und sollte weiterverfolgt werden. Ob eine vollflächige Fassadenbegrünung wie dargestellt möglich ist, ist im weiteren Planungsverlauf in Bezug auf den Brandschutz zu überprüfen.

Dachbegrünungen werden nur dort ausgewiesen, wo keine PV-Anlagen oder Windräder vorgesehen sind. Diese reduzierten Flächenausweisungen erfüllen nicht die Vorgaben des Bebauungsplans bzw. des städtebaulichen Vertrags.

3. Frei- und Funktionsflächen
Die im Lageplan vorgegeben Funktionsanforderungen und -zuordnungen wurden in den zur Verfügung stehenden Freiräumen untergebracht; sie orientieren sich an den Vorgaben des Auslobers. Geringfügige Änderungen (teilweise bei Müllplätzen und Parkplätzen) führen zu keiner Verbesserung der Gesamtsituation. Durch die weitgehende Einhaltung dieser Freiflächeneinteilung entstehen lineare Freiräume, die jedoch nur eingeschränkt nutzbar sind.
Die Stellplätze und Müllplätze werden in offenen, begrünten Stahlkonstruktionen untergebracht, eine gut realisierbare Lösung.
Entgegen den Vorgaben der Auslobung wurden Grundstücksfreiflächen zum Teil parzelliert und den EG-Wohnungen zugeordnet. Dies ist vom Auslober nicht gewünscht.
Die Ausweisung der Spielfläche direkt vor der EG-Gebäudefassade speziell im Baufeld C 3 wird kritisch gesehen.
Jedes einzelne Gebäude wurde in seiner Ausformulierung sorgfältig geplant und durchdacht. Jedoch wirkt die Vielfalt der Fassadentypen (9 Gebäude, 9 Fassadentypen) etwas beliebig und zufällig. Eine Reduzierung dieser Variationen – ggfs. konzeptionell auf die Anzahl der Baufelder – kann das Quartier in seiner Vielfalt beruhigen und trotzdem als Adressbildung zur Belebung und Identifikation innerhalb des gesamten Quartiers Ludwigshöhviertel beitragen.