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Mehrfachbeauftragung | 06/2022

Ludwigshöhviertel Darmstadt - Fassadengutachten

Blatt 1

Blatt 1

2. Rang

Schulze Gronover Architekten

Fassadenplanung

Erläuterungstext


Städtebaulicher Entwurf:
Die durch die Auslober vorgegebene Bebauung mit 4 zeilenartigen Gebäuden in den südlichen Baufeldern und 5 Einzelhäusern in den nördlichen Baufeldern wurde durch diesen Entwurf leicht verändert. Durch den Austausch der Häuser 1 und 3 gegenüber der Auslobung konnte zum einen der Außenraum vor den Häusern 1 und 2 optimiert werden und zum anderen konnte die Vorplatzsituation städtebaulich durch das nun größere Gebäude im Westen gefasst und geschlossen werden.


Der vorgeschlagene Tausch der Gebäude ermöglicht den Ausblick von 4 zusätzlichen Wohnungen auf die anschließenden Naturschutzgebiete. Auch die Erschließung der Stellplätze auf dem Baufeld C2 konnte optimiert werden. Durch die Konzentration der Pkw-Stellplätze zwischen den Häusern 1 und 2 konnte auf eine Pkw-Zufahrt an der westlichen Straßenkreuzung vor Haus 3 verzichtet werden.


Eine leichte Ost-West-Verschiebung der Gebäude innerhalb der Baugrenzen stimmt die Wegebeziehungen aufeinander ab und vernetzt die einzelnen Baufelder miteinander. Alle Gebäude wurden nur leicht verändert, die Eingangsbereiche wurden vereinheitlicht und die Grundrisse im Bereich der Bäder optimiert, um eine qualitativ hochwertige Belichtung und Fassadengestaltung zu ermöglichen. Die Kinderspielplätze liegen zentral auf den Baufeldern, immer von den Pkw-Stellplätzen klar getrennt. Diese nach Süden orientierten Flächen dienen nicht nur als Kinderspielflächen, sondern werden multifunktional als Treffpunkte allen Bewohnern des Quartiers zur Verfügung stehen.

Auf allen Baufeldern werden Fahrradabstellgebäude errichtet. Durch die Verwendung von doppelstöckigen Fahrradständern (z.B.: Ziegler easylift) können mehr als 80 % der erforderlichen Fahrradabstellplätze in diesen begrünten Gebäuden untergebracht werden. Zusätzlich werden auf allen Baufeldern Bereiche zum kurzzeitigen Abstellen von Fahrrädern, sowie Bereiche zur Müllsammlung (z.B. für Sperrmüll) geplant. Diese Bereiche werden durch Hecken eingefasst.



Fassadengestaltung:
Als einheitliches Fassadenmaterial für alle Gebäude wird ein Verblendstein der Firma ABC-Klinker, Produkt aquaterra salinagrau, Fuge: cremeweiss, im Dünnformat in den Stärken 9 cm und 11,5 cm verwendet. Die reduzierte Materialwahl beruhigt die städtebauliche Situation der 6 unterschiedlichen Haustypen und stärkt den architektonischen Zusammenhalt des Quartiers.

Die geplanten Gesimse aus beige eingefärbten Betonfertigteilen passen sich in ihrer Materialität dem Verblendmauerwerk des Gebäudes an, gliedern die Gebäudeteile horizontal und prägen ein städtisch elegantes Erscheinungsbild. Zusätzliche Rücksprünge um 2,5 cm in Höhe der Fensterstürze unterstützen diese Optik zusätzlich. Auf eine differenzierte Sockelausbildung wird aufgrund der hochwertigen Fassadenmaterialen und des einheitlichen Quartiereindrucks verzichtet.


Alle Häuser werden barrierefrei erschlossen. Die Treppenhäuser werden im Erdgeschoss großflächig verglast. In den Obergeschossen übernehmen Filterfassaden die architektonische Harmonisierung der durch die unterschiedlichen Treppenhauskonzepte stark differenzierten Anforderungen an die Fassade. Fenster werden mit einer einheitlichen Brüstungshöhe von 60 cm und einer festen Verglasung bis zur Kämpferhöhe von 1,00 m geplant. Die Fenstergrößen sind für alle Häuser einheitlich. Die Größen sind: 1.135 m x 1.885 m bzw. 2.01 m x 1.885 m. Nur die bodentiefen Fenster zu den Loggien bilden hierzu eine Ausnahme. Alle Fenster, Eingangstüren und Attiken werden in RAL 7005, grau, vorgeschlagen.


Alle Loggien erhalten Umwehrungen aus Flachstahlelementen. Durch eine senkrechte Anordnung der Stäbe erscheinen die Umwehrungen sehr filigran. Durch eine dahinterliegenden Stahlplatte werden die Anschlüsse verdeckt und die gewünschte Blickdichtigkeit hergestellt. Alle Stahlbauteile sollen verzinkt und pulverbeschichtet in RAL 7005, grau, ausgeführt werden.


Für die Aufnahme der Nistkästen wurde ein oberer Gebäudeabschluss (Gesims) entworfen. In diesen können unterschiedliche Nistkästen für Mauersegler, Fledermäuse und Rauch- und Mehlschwalben integriert werden. Weiterhin werden in der Fassade zusätzliche Nist-Klinker für Fledermäuse und Mauersegler vermauert.


Durch die ausschließliche Wahl des Fassadenmaterials als Verblendklinker wird ein langlebiges und wartungsfreies Material verwendet. Es handelt sich um ein reines Naturprodukt. Im Produktionsprozess anfallende Restmaterialien werden vollständig in den Produktionsablauf weiterer Produkte eingebracht. Auf Fungizide und Herbizide sowie auf eine wiederkehrende Behandlung des Fassadenmaterials mit Farben, Lacken und Lasuren kann über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes verzichtet werden. Durch die Masse des Materials wirken Wände aus Verblendmauerwerk klimatisierend und gleichen so Temperaturschwankungen besser aus als andere Fassadenmaterialien.



Dach-, Wand-, und Freiflächenbegrünung:
Alle Flachdachflächen über dem 3. Obergeschoss und über dem Staffelgeschoss werden extensiv begrünt. Die Substratstärke beträgt hierfür mindestens 12 cm. Zusätzlich werden auf den Dächern des Staffelgeschosses Photovoltaikmodule errichtet.
Alle Fassaden werden zu mindestens 20 % mit einer Fassadenbegrünung (z.B.: Waldrebe, Clematis vitalba) erdgebunden bepflanzt. Die Verankerung an der Fassade erfolgt als Climbing Wall-System. Die Fassaden der Fahrradabstellräume werden mit naturbelassenen Holzelementen (Lärche) verkleidet und mit einer Fassadenbegrünung (z.B.: wilder Wein, Parthenocissus quinquefolia) vollständig erdgebunden begrünt.
Alle Hecken des Quartiers werden als Hainbuchenhecken (Carpinus betulus, h= 1,20 m) erstellt. Die Gärten werden als naturnahe Grünflächen mit einem geringen Versiegelungsgrad gestaltet. Bäume werden in ausreichender Anzahl entsprechend den Vorgaben des Bebauungsplans gepflanzt (Bäume II. Ordnung, z.B.: Rot-Ahorn, acer rubrum). Insbesondere die Kinderspielplätze erhalten durch Bäume mit einem hohen Kronenansatz einen natürlichen Sonnenschutz. Beete werden als Staudenflächen angelegt. Alle Pkw- und Fahrradstellplätze werden ebenso wie erforderliche Verbreiterungen der Feuerwehraufstellflächen mit Rasenliner befestigt und begrünt.

Beurteilung durch das Preisgericht

1. Bebauungsplan/Planung Sahle
Die Vorgaben aus dem Bebauungsplan sowie aus der Vorplanung der Sahle Baubetreuungsgesellschaft mbH werden überwiegend, von kleineren Änderungen abgesehen, eingehalten.
2. Fassadengestaltung
Die einheitliche Materialwahl und konsequente Gliederung bringt Klarheit in die Baukörper, was in Bezug auf die Einzelgebäude positiv gewertet wird. Im Hinblick auf die Gesamtanlage beinhaltet das hohe Maß an Gleichheit, welche den Siedlungsbaustein maßgeblich prägt, wenig Individualität und Adressbildung. Diese wird von der Jury aber als wesentlich erachtet.

Im Hinblick auf Details werden u. A. die geschlossenen wirkenden Treppenhauselemente kritisch betrachtet: Offenheit und Helligkeit sind Ziel auch für die Erschließungszonen.
Vom Innenraum her gedacht ist die niedrige Höhe der Fensterbrüstung positiv zu bewerten. Im Gegenzug bietet sie aber zumindest im Erdgeschoss eine zu große Einsehbarkeit. Die angenommenen 60 cm Brüstungshöhe sind zudem problematisch wegen Übersteigbarkeit durch Kinder. Die Loggiengestaltung wirkt ausgewogen.
3. Städtebau/Außenraum
Aus städtebaulicher Sicht ist die Verschiebung des Baukörpers (Haus 3) in die nordwestliche Ecke begrüßenswert, allerdings ist so die Feuerwehrumfahrt noch nicht gegeben, und müsste alternativ gelöst werden. Dies ist unter Beachtung der Vorgaben aus dem Bebauungsplan schwierig umzusetzen. Die vorgeschlagene Verschiebung an die jeweils äußeren, straßenseitigen Gebäudegrenzen der Baukörper in C3 und C5 wird positiv aufgenommen, da sich dadurch bessere Gestaltungs- und Nutzungsmöglichkeiten für die Innenhöhe ergeben.

Parkplätze, Fahrradunterstellplätze und Müllsammelstellen sind so positioniert, dass auf den Baufeldern C3 und C5 kleine Spielplätze vor Kopf entstehen, die nicht direkt vor Fenstern/ Wohnungen liegen. Die Zonierung schafft ein relativ hohes Maß an guter Raumbildung, unterstützt durch Baumsetzungen, siehe auch Folgepunkt „Klimaanpassung“.
4. Klimaanpassung
Die Nistkästen im Dachabschluss der Fassade liefern einen guten Beitrag zur Biodiversität.
Die Fassadenbegrünung ist richtigerweise im Anwachsen dargestellt. 20% Begrünungsanteil zu realisieren sollte innerhalb des Konzeptes möglich sein. Die Dachflächen werden voll begrünt, Fotovoltaikelemente werden nicht dargestellt, sind laut Text aber vorgesehen. Die Höfe sind weitgehend (auch im Bereich der Parkplätze) entsiegelt, was die Schwammwirkung (Speicherung von Niederschlägen mit späterer Verdunstung oder Versickerung) des Bodens unterstützt.
Ergänzende Bäume im Straßenbereich, aber vor allem bei den Spielplätzen schaffen zusätzliche Verschattung und Kühlung sowie Akzente im Straßen und Hofraum.

5. Wirtschaftlichkeit
Die wirtschaftliche Umsetzbarkeit ist durch einheitliche Materialität und Konstruktionsformen (keine versetzten Fenster, wenige Fensterformate, etc.) gut herzustellen.
Blatt 2

Blatt 2

Blatt 3

Blatt 3

Blatt 4

Blatt 4

Vogelperspektive Westen

Vogelperspektive Westen

Perspektive Naturschutzgebiet

Perspektive Naturschutzgebiet

Perspektive Innenhof Haus 8 und 9

Perspektive Innenhof Haus 8 und 9