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Award / Auszeichnung | 11/2022

Landespreis für Baukultur Schleswig-Holstein 2022

Konrad-A-Hof in Büdelsdorf

DE-24782 Büdelsdorf, Konrad-Adenauer-Straße 10-24

Preis | Kategorie Wohnen und Arbeiten

BSP Architekten BDA

Architektur

Baugenossenschaft Mittelholstein eG

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    4.660m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2017
    Fertigstellung: 09/2018

Projektbeschreibung

Im Rahmen des Sonderprogramms „Erleichtertes Bauen“ planten BSP Architekten für die Baugenossenschaft Mittelholstein den Bau von kostengünstigem Wohnraum, der u.a. Geflüchteten ein neues Zuhause bietet. Trotz geringen Budgets, welches das Förderprogramm auf 2.000 € je m² Wohnfläche beschränkte, bestand seit Planungsbeginn der Anspruch, langfristig nutzbare Gebäude zu errichten. So sollte bei den 48 Wohnungen auf übliche Standards wie eine langlebige Fassade aus Vollziegelmauerwerk und gemeinschaftlichen sowie privaten Außenraum für jede Wohnung nicht verzichtet werden. Das ambitionierte Kostenziel wurde hingegen durch Wiederholung von Gebäudeteilen sowie dem konsequenten Einsatz von wirtschaftlichen Bauteildimensionen und einfachen, aber kostengünstigen Gestaltungsmitteln erreicht.
Heute leben in der Wohnanlage 150 Menschen aus 8 Nationen, davon 50 Kinder. Im zentralen Außenbereich mit großen Spielflächen und Hochbeeten zum gemeinschaftlichen Gärtnern finden alle Bewohner*innen zusammen. Die Wohnanlage befindet sich am Übergang von der vielbefahrenen Hollerstraße mit ihren flankierenden Gewerbeanlagen zum nordwestlich anschließenden, heterogenen Wohngebiet mit Ein- und Mehrfamilienhäusern entlang der Konrad-Adenauer-Straße. Das städtebauliche Hauptaugenmerk des Entwurfes lag auf der Ausbildung eines attraktiven Innenhofes zur Stärkung des Gemeinschaftscharakters innerhalb der Wohnanlage. Mit der Entscheidung für eine Fassade aus Vollziegelmauerwerk wurde nicht nur eine langlebige, sondern auch regionaltypische Bauweise gewählt.
Die Hälfte der zu 100% geförderten Wohnungen sind für Neubürger*innen und bedürftige Büdelsdorfer*innen von der Stadt angemietet. Alle Hauseingänge und privaten Außenräume sind zum Innenhof ausgerichtet, der als sozialer Kernbereich fungiert. Die aufwändige Gestaltung der Außenanlagen sowie die Gemeinschaftsfläche mit sozialer Anlaufstelle im EG soll den Gemeinschaftsgedanken zusätzlich stärken. Die hohe Qualität fördert bewusst die Wertschätzung der Anlage unter ihren Bewohner*innen und sorgt für Akzeptanz in der Nachbarschaft. Simples Stapeln von nur 3 Grundrisstypen brachte einen großen Wiederholungsfaktor und deutliche Einsparung in der Rohbaubemessung (Außenmauerwerk 11,5 cm Porenbeton, Geschossdecken 16 bzw. 14 cm Stahlbeton). Die eigentlich vorgeschriebene Tiefgarage konnte durch Änderung des B-Plans entfallen und gleichzeitig deutlich mehr Wohnungen auf dem gleichen Grundstück geschaffen werden. Lediglich ein Haus wurde unterkellert, weshalb sich die Haustechnik unkonventionell als Schranklösung im offenen Treppenhaus befindet.
Der Konrad-A-Hof in Büdelsdorf zeigt, wie mit frühzeitigem planerischem Einsatz und vielfacher Wiederholung Baukosten eingespart und so auch zukünftig für Niedrigverdiener*innen und sozial Bedürftige Wohnraum geschaffen werden kann, bei dem in puncto Wohnqualität keine Abstriche gemacht werden müssen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Welch’ bemerkenswerte Ambition aller an Planung und Umsetzung beteiligter Institutionen, die in dem Konrad-A-Hof erkenn- und erlebbar ihren Niederschlag gefunden hat. Um kostengünstigen Wohnraum für Geringverdienende und sozial Bedürftige schaffen zu können, haben alle Akteure, insbesondere die Bauherrenschaft und die Stadt Büdelsdorf, intensiv zusammengearbeitet. Entstanden ist eine bemerkenswerte Nachbarschaft, die städtebaulich in einer angerartigen Anlage ihre Mitte erhält. Weit mehr als symbolisch rückt die Gemeinschaft in den Mittelpunkt, auch auf privater Ebene sind ebenso einfache wie funktional hochwertige Grundrisslösungen entstanden. Dass überdies eine sehr gute Architektur für wenig Geld entstand, ist mehr als eine Randbemerkung wert. Denn das ist eine Voraussetzung für die erfolgreiche Realisierung der anspruchsvollen sozialen Zielsetzungen. Ein ausgezeichneter Beitrag für geförderten Wohnungsbau.