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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2022

Neugestaltung Seeanlage in Schondorf am Ammersee

Seepromenade

Seepromenade

2. Preis

Preisgeld: 20.400 EUR

mk.landschaft

Landschaftsarchitektur

Seeberger Friedl Planungsgesellschaft mbH

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Verkehrskonzept
Derzeit wird die Seeanlage in Schondorf vor allem an schönen Sommertagen massiv durch Pkw-Verkehr beeinträchtigt. Parkende Fahrzeuge bilden eine störende Barriere zwischen Stadt und See und sorgen nicht nur bei den Anwohnern für Unmut. Parkplatzsuchende kreisen unentwegt durch die angrenzenden Wohngebiete, eine sichere Wegeverbindung für Fußgänger und Fahrradfahrer entlang der Bootshäuser Richtung Strandbad ist nicht gegeben.

Das Konzept sieht eine klare Leitung des Verkehrs vor. Besucher und Touristen werden in Zukunft ausschließlich über die Bahnhofstraße und den südlichen Teil der Seestraße geleitet. Dies beinhaltet eine Nutzung der Bahnhofstraße zwischen Wilhelm-Leibl-Platz und Seestraße in beide Richtungen.

Um den Verkehr zukünftig vollständig aus dem nördlichen Wohngebiet fernzuhalten, werden sowohl die Zufahrt in den Julius-Lohmann-Weg, als auch die südliche Zufahrt auf den neuen Seeplatz, als Anwohner- und Anliegerzufahrten ausgewiesen. Für Anwohner und Anlieger bleiben somit alle gewohnten Zufahrten erhalten.

Um Stau zu vermeiden und die Verkehrsleitung weiter zu stärken, wird der bestehende Kreisverkehr am Wilhelm-Leibl-Platz zurück gebaut. Das St. Jakob’s Bergerl wird vorrangig durch Fahrradfahrer und Fußgänger genutzt. Durch Einbahnverkehr Richtung See werden Begegnungskonflikte zwischen Fahrrädern und Pkw ausgeschlossen.

Parkplätze, ÖPNV und der neue See-Boulevard
Die Parkplatzsituation entlang der Seeanlage wird im Zuge der geplanten Verkehrsführung vollständig neugeordnet.

Entlang der südlichen Seestraße entsteht ein befestigter Boulevard, der neuen Raum für multifunktionale Nutzungen eröffnet. Während der Boulevard in der Hauptsaison Platz für 42 Fahrzeuge in Senkrechtaufstellung bietet, kann der Raum in der Nebensaison gleichermaßen als Aufstellfläche für Wochenmärkte oder ähnliche Events genutzt werden.

Sollten in Schondorf neue Parkmöglichkeiten erschlossen werden (z.B. neues Parkhaus in der Nähe des Bahnhofs) und sich der Touristenverkehr stärker auf ÖPNV verlagern, sinkt langfristig auch der Bedarf an Parkplätzen entlang der Seeanlage. Die Parkplätze können dann schrittweise reduziert und für alternative Nutzungen freigegeben werden.

Der neue Seeplatz und die nördliche Seestraße werden parkplatzfrei gestaltet, lediglich unmittelbar vor dem Strandbad werden 8 zusätzliche Stellplätze (behindertengerecht / Mutter-Kind-Parklätze / etc.) vorgehalten. Sonstiges Parken innerhalb des Wohngebiets (An der Point und Julius-Lohmann-Weg) bleibt Anwohnern und Anliegern vorbehalten.

Um den Bedarf an Stellplätzen bereits kurzfristig zu reduzieren, wird ab sofort ein öffentlicher Shuttle-Bus (der neue „Karibik-Shuttle“) zwischen Bahnhof und Seestraße, mit Haltestelle am Seeplatz, etabliert.

Freiraumstruktur der Umgebung
Das Wettbewerbsgebiet bietet viele Potentiale für zukünftige Freiraumnutzung. Durch Wegfall des Kreisverkehrs gewinnt der Wilhelm-Leibl-Platz an Fläche und Qualität. Auch der Bereich um die Kirche und Seepost könnte im Zuge einer Umgestaltung als neuer Treffpunkt in den Mittelpunkt Schondorfs rücken und ein integrales räumliches Verbindungselement zwischen Stadt und See darstellen.

Freiraumkonzept der Seeanlage
Der neue Seeplatz wird mit einem einheitlichen „Teppich“ aus Granitkleinstein im wilden Verband befestigt und ohne Schwellen barrierefrei zugänglich. Vorhandener Baumbestand wird dabei in neue Pflanzflächen eingebettet. Radiale Holzbohlen aus Eiche dienen entlang der Pflanzflächen als Sitzmöglichkeit. Zwei lange Tische ergänzen zudem das Aufenthaltsangebot und laden zum Brotzeitmachen ein.

Vom Seeplatz aus erschließt der Boulevard im Süden einen neuen Kiosk mit integrierten WCs. Im vorhandenen Spielbereich wird das große Schiff erhalten und mit neuen Elementen zu einem umfangreichen Piratenspielplatz erweitert. Eine besondere Attraktion wird dabei der bekletterbare „Ammerhai“.

Durch Ausquartierung der Minigolf-Anlage gewinnt Schondorf außerdem eine weitere Erholungsfläche, die schattige Bereiche unter altem Baumbestand anbietet. Entlang des Seeufers finden sich weitere Spielangebote wie Schachfelder, eine Boulebahn und Tischtennisplatten. Infotafeln und Fernrohre machen auf das Biotop aufmerksam.

Auch die Uferpromenade wird barrierefrei mit Granitkleinstein im wilden Verband befestigt. Die Ufermauer wird zudem durch einen Streifen aus wassergebundener Wegedecke begleitet. Belagsbänder aus Nagelfluh zonieren die unterschiedlichen Bereiche und leiten entlang der nördlichen Seestraße den Anliegerverkehr.

Die neuen „Dampfer-Stufen“ oberhalb des Dampfer-Stegs fügen sich zurückhaltend in die Ufergestaltung ein, schaffen einen angemessenen Aufenthaltsort am Wasser und machen den Ammersee für Schondorfer sowie Touristen nahbar. Eine barrierefreie Rampe ermöglicht dabei eine gleichwertige Erfahrung für alle Personengruppen.

Tragwerksplanerische Ufermauerkonstruktion
Die bestehende Ufermauer besteht zum großen Teil aus historischen Mauersteinen mit einem seeseitigen Betonkeil. Die Ufermauer weist starke Verformungen in Richtung des erdseitigen Geländes auf, der Betonkeil ist stark durch Risse und Abplatzungen geschädigt.

Die Verformungen der Mauer resultieren augenscheinlich aus Verschiebungen des darunter liegenden, schlecht tragfähigen und durchströmten Baugrundes (Grundbruch). Im nördlichen Teil ist der Uferbereich durch eine „Holzspundwand“ vertikal gesichert. Diese Holzwandkonstruktion stellt aus Sicht der Tragwerksplanung keine dauerhafte und insbesondere wasserdichte Sicherung des anstehenden Geländes gegenüber der Seeseite dar.

Im Zuge des Wettbewerbsbeitrags soll die bestehende, Ufermauerkonstruktion dauerhaft wieder hergestellt werden, die historischen Mauersteine saniert und erhalten werden. Die historischen Mauersteine werden in die neue tragende Konstruktion der Ufermauersicherung integriert und bleiben
somit sichtbar.

Nach dem vorliegenden Baugrundgutachten stehen nach einer ca. 30 cm starken Auffüllung Schluff und Sandgemische (Becken- und Seesedimente) an, welche eine geringe Tragfähigkeit besitzen und setzungsempfindlich sind. Die Aufschlusstiefe beträgt 7,00 m und bis zu dieser Tiefe wurde kein tragfähiger Baugrund angetroffen. Gemäß Baugrundgutachten sind für die folgenden Planungen weitere Aufschlussbohrungen mit größeren Tiefen durchzuführen.

Als Gründung für neue Ufermauerkonstruktionen wird eine aufgelöste Bohrpfahlgründung vorgeschlagen. Die Bohrpfähle sind in den Baugrund horizontal eingespannt (elastisch gebettet) und können somit den anstehenden horizontalen Erd- und Wasserdruck aufnehmen. Die vertikalen Lasten der neuen Ufermauerkonstruktion werden über Mantelreibung und Pfahlspitzendruck in den Baugrund abgeleitet. Die endgültigen Bohrpfahllängen können statisch ermittelt werden, wenn weitere Baugrundsondierungen durchgeführt sind.

Es werden bewehrte Gründungspfähle mit einem Außendurchmesser von 50 cm vorgeschlagen, die im Achsraster von 2,00 m liegen. Aufgrund des gewählten Pfahlabstandes müssen die gemäß Baugrundgutachten vorgegebenen Werte der Mantelreibung nicht reduziert werden. Ebenfalls wird die Wasserdurchlässigkeit der anstehenden Bodenschichten erhalten und ein möglichst geringer Aufstaueffekt erzeugt (Bodengutachten 5.2 Gründung). Die aufgelösten Pfähle werden durch einen ca. 80 cm hohen und 50 cm breiten, bewehrten Pfahlkopfbalken verbunden. Oberhalb des Pfahlkopfbalkens werden die historischen, sanierten Mauersteine aufgesetzt.

Die Pfähle werden durch die bestehende Ufermauerkonstruktion durchbohrt, was zwar einen höheren Aufwand bei der Erstellung der Pfähle darstellt, gleichzeitig aber auch den geringst erforderlichen Eingriff in den Seegrund und das Biotop bedeutet. Seeseitig sind für die Ausführung der neuen
Ufermauerkonstruktion kein wasserdichter Verbau oder ähnliches erforderlich.

Die neue, voran beschrieben Ufermauerkonstruktion soll auch im Bereich der bestehenden „Holzspundwand“ zum Einsatz kommen. Hier wird die neue Ufermauer erdseitig hinter der Bestandskonstruktion erstellt. Die Holzspundwand wird erst nach Fertigstellung der neuen Ufermauer zurück gebaut. Während der Bauphase wird die bestehende „Holzspundwand“ somit als Verbaukonstruktion genutzt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeichnet sich durch eine klare Gliederung in zwei größere Grünflächen und einen zentralen Platz als „Gelenk“ aus. Dieser ist multifunktional nutzbar, die Möglichkeit der Ausweitung auf die beruhigte bisherige Straßenfläche ohne Stellplätze im Westen verbessert diese Funktion erheblich. Insgesamt überzeugt die einfache, gut erfassbare Struktur des Gesamtkonzepts.
Durch die Entnahme der bestehenden Hecke am Dampfersteg öffnet sich der nördliche Teil und integriert sich gut in die Gesamtanlage. Die Fortführung der Ufermauer im nördlichen Teil ist eine sinnvolle und nachhaltige Ergänzung der bestehenden Situation. Allerdings wäre eine ruhigere und moderne Neuinterpretation des „Zinnenmotivs“ statt einer reinen Rekonstruktion wünschenswert. Positiv wird angemerkt, dass der Kinderspielplatz großzügig erweitert wird. Die vorgeschlagene Ausstattung macht ihn auch für größere Kinder attraktiv. Dagegen liegt der Kiosk am Südende zu weit abseits der übrigen Nutzungen, was eine eher niedrige Besucherfrequenz erwarten lässt.
Vorschläge zur Beschattung der Sitzmöbel würden der Promenade guttun. Hervorzuheben ist, dass wesentliche Teile der alten Mauer nicht entfernt werden, sondern obere Mauerteile abgebaut und – sofern weiter verwendbar – neu wieder eingebaut werden. Kostenintensiver Verbau und Wasserhaltung werden dadurch entbehrlich.

Problematisch erscheint allerdings der hohe Grad der Versiegelung mit Kleinsteinpflaster aus Granit, ein heimischer und versickerungsfähiger Belag wäre wünschenswert.

Die zentrale Erschließung der Seestraße über die Bahnhofstraße ermöglicht die Verkehrsberuhigung nördlich der Bahnhofstraße und verbessert die Funktionalität und Aufenthaltsqualität der gesamten Fläche erheblich. Dies gilt sowohl für die Funktion als Erholungsfläche wie auch für die Anwohnenden. Die zentrale Anordnung der Stellplätze als Senkrechtparker im südlichen Bereich wird positiv gesehen. Für die Besucher des Strandbades bedeutet sie allerdings weitere Wege. Zusammen mit der sehr breiten Seepromenade im Osten führt sie insgesamt zu einer deutlichen Übererschließung. Die Erlebbarkeit des Sees wird durch den großzügigen und barrierefreien direkten Zugang sehr verbessert. Positiv ist die Anordnung von behindertengerechten Stellplätzen in der Nähe des Seeplatzes und des Strandbads. Die Einrichtung eines Shuttlebusses zwischen Seeanlage und Bahnhof wäre nur bei entsprechender Nachfrage denkbar.
Durch die Einbahnorientierung der nördlichen Seestraße in Richtung Norden können die Parkplätze An der Point nur, wie bisher, von Süden erreicht werden. Fahrradfahrer, die von Norden kommen, fahren dann auch regelmäßig gegen die Einbahnstraße, wobei sich aber durch deren Widmung als Anliegerstraße der Verkehr reduzieren sollte.
Sitzstufen

Sitzstufen

Übersichtsplan

Übersichtsplan

Lageplan / Schnitt Süd

Lageplan / Schnitt Süd

Lageplan / Schnitt Seeplatz

Lageplan / Schnitt Seeplatz

Lageplan / Schnitt Nord

Lageplan / Schnitt Nord