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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2022

Neugestaltung der Uferpromenade Kiellinie in Kiel

2. Preis

Preisgeld: 52.000 EUR

Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

fpb - Freie Planungsgruppe Berlin GmbH

Stadtplanung / Städtebau, Verkehrsplanung

RIMPAU BAUER DERVEAUX Partnerschaft von Architekten mbB

Architektur

Anselm von Held | Tageslichtstudien | Kunstlichtplanung | Lichtsimulationen

Lichtplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Beitrag formt die Kiellinie mit sanft geknickten Aufweitungen und Verjüngungen sowie zahl-reichen, locker gesetzten Baumpflanzungen zu einem durchgehend begrünten und entschleunigten Stadtraum.
Es entsteht eine Promenade, die in ihrer gegebenen - zusätzlich durch ein klares Gestaltungskonzept gestärkten - Linearität und Kontinuität, ein sehr ausgewogenes und stimmiges Verhältnis von funktionalen und räumlichen Verdichtungen und Aufweitungen aufweist. Belagswechsel strukturieren den Freiraum subtil und intuitiv wahrnehmbar und definieren auf eine unverbindliche Weise Bereiche mit unterschiedlichen Funktionen und Geschwindigkeiten.
Dadurch kann aus Sicht der Verfasser vom Süden bis zum Beginn des Berthold-Beitz-Ufers auf einen getrennt ausgewiesenen Radweg verzichtet werden. Während die mittig verlaufende, homogene Belagsfläche (epoxitharzgebundene Natursteindecke) zügigere, gerichtete Bewegungsflüsse unterstützt, laden seitlich angeordnete Natursteinflächen und Sitzstufen mit gut verschatteten und ausgestatteten Plätzen und Nischen zum Spielen und Verweilen ein.
Die geknickte Linienführung der Belagswechsel wird jedoch auch kontrovers diskutiert. Zum einen entstehen durch die zahlreichen Schrägschnitte erhebliche Aufwendungen in der Errichtung, zum anderen wird die etablierte Formensprache als etwas ‘modisch‘ empfunden. Schmal auslaufende Pflasterungen bzw. Zonierungen wirken teilweise beengend und werden hinter-fragt.
Eine gute Verzahnung mit den landseitigen Stadt- und Landschaftsgebieten bzw. dem Förde-hang gelingt durch eine Abfolge von Promenadenplätzen an wichtigen Wegeverbindungen und Anbindungspunkten. Der erforderliche Hochwasserschutz wurde auf der gesamten Kiellinie berücksichtigt.
Der Auftakt am Eingang Süd wird durch eine Sitzstufenanlage mit ergänzten Baumpflanzungen inszeniert. Die bestehende Seeburg inkl. Umfeld wird erhalten. Die Schwanenwiese wird eben-falls in ihrer derzeitigen Form inkl. Baumbestand weitestgehend erhalten, erhält jedoch eine zusätzliche Durchwegung und bildet zusammen mit einem aufgeweiteten Promenadenplatz und dem vorgelagerten Balkon ‘Fördeblick‘ eine gelungene Einheit.
Die Reventlouwiese bleibt als großzügige, vielseitig nutzbare Wiesenfläche bestehen, wird aber in ihren Randbereichen neu organisiert. Das Segelcamp wird als Neubau mit Gastronomie im OG von der Promenade abgerückt und erhält einen attraktiven Vorbereich mit Volleyballplatz und temporärer Gastronomie (‘Moby‘). Die durch Weg, Treppen und Bäume betonte, räumliche Trennung von der Reventlouwiese wird in ihrer starken Ausprägung hinterfragt.
Der bestehende Parkplatz wird durch ein von Bestandsbäumen gerahmtes, breites Angebot an Spiel- und Sportflächen ersetzt. Die Buswendeschleife wird zu einer großzügig dimensionierten, stark belastbaren Verkehrsfläche ausgeweitet. Ob sie aber wirklich in dieser, bis nah an die Promenade heranreichenden Dimension erforderlich ist, wäre zu prüfen. Die bestehende Gastronomie ‘Nordwind‘ wird in einen neuen, kreisrunden Pavillon mit Mobilitätsstation integriert. Die Umsetzbarkeit dieses Vorschlags ist aufgrund bestehender Erbpachtverträge unwahrscheinlich und muss vermutlich überdacht werden. Die Integration des bestehenden Gebäudes in den Entwurf erscheint kaum möglich.
Von der Reventlouwiese über das Landeshausufer bis zum Ende des Berthold-Beitz-Ufers wird die Promenade in einer unaufgeregten, dem Gesamtkonzept entsprechenden Gestaltung differenziert und schlüssig ausformuliert.
Im Bereich der heutigen Bellevuebrücke wird ein großzügiger Promenadenplatz geschaffen, der mit guter Durchgrünung, Gastronomie-Pavillon, höhengestaffelten (auch barrierefrei erreichbaren) Plateaus und Ufertreppen, eine hohe Aufenthaltsqualität verspricht.
Das vorgelagerte Fördebad mit Anleger scheint in Gestalt und Funktion gut durchdacht und würde aufgrund der punktuellen Anbindung im Falle einer veränderten oder späteren Ausführung, die Realisierung des vorgeschlagenen Promenadenplatzes nicht beeinträchtigen. Dies gilt auch für alle weiteren schwimmenden Entwurfselemente (Fördebad Reventlou, Fördetribüne Landeshausufer).
Der Entwurf erfüllt grundsätzlich die funktionalen Anforderungen an Mobilität und Verkehr. Die integrierte Radverkehrsführung im südlichen Bereich verdeutlicht, dass Radfahrende hier ‘zu Gast‘ sind, und stärkt so die parallele Premiumradroute am Düsterbrooker Weg für die Nutzung des schnell durchfahrenden Radverkehrs.
Die Mobilitätsstation an der Reventlouwiese wirkt hinsichtlich der Buswendeschleife allerdings überdimensioniert. Das neue Gebäude ist hinsichtlich der Umsteigewege gut platziert, verursacht aber einen unnötigen Engpass im Übergang zum Fähranleger.
Die Variante B für die Kiellinie Nord geht zu Lasten des Grünstreifens zwischen Promenade und den übrigen Verkehrsflächen, der verkehrliche Nutzen einer Einbahnstraße ist fraglich, der Um-gestaltungsaufwand nach einer Schließung für den Kfz-Verkehr eher hoch, allerdings durch einseitige Verbreiterung des Grünstreifens vergleichsweise einfach lösbar.