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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2022

Neugestaltung der Uferpromenade Kiellinie in Kiel

Perspektive Holzdeck an der Reventlouwiese

Perspektive Holzdeck an der Reventlouwiese

Anerkennung

Preisgeld: 14.000 EUR

Planorama Landschaftsarchitektur – Maik Böhmer

Landschaftsarchitektur

tobe.STADT städte.bau.planung.dialog

Stadtplanung / Städtebau

Rendercircle - Christian Marrero

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Baumreihen, Alleen, eine stringente lineare Gliederung mit rhythmisierenden Plätzen und hochwertige Materialverwendung: Die Arbeit 1004 arbeitet routiniert mit dem klassischen Repertoire urbaner Räume, um die Kiellinie als städtisches Rückgrat an der Förde neu zu interpretieren und zu ordnen. Die Klarheit dieser Entwurfselemente unterstützt eine sofort ablesbare Unterscheidbarkeit der drei eingesetzten freiräumlichen Typologien. Der steinerne urbane Ab-schnitt im Süden mit der mittigen Baumreihe und den mit Schollen besetzten Plätzen, das Parkband zwischen Verkehrsraum und Uferpromenade am BBU sowie die einfach gegliederte Allee an der Kiellinie Nord. Konsequent ist dabei die übergreifende Betrachtung der verfügbaren grünen Begleiträume: So werden Schwanenwiese, Reventlouwiese und die nunmehr so bezeichnete Bernhard-Harms-Wiese als sehr einfach, fast landschaftlich und maximal grün gestaltete Orte in einer gemeinsamen Identität entwickelt und verhelfen der Kiellinie zu einem er-kennbaren Bild in die Tiefe des Raums hinein.
Dieser Gestaltungskanon wird um einen Reigen aquatischer Architekturen ergänzt, die in der Regel als hölzerne Decks, Liege- und Spiellandschaften spannende neue Angebote auf dem Wasser schaffen, von der Badelandschaft über die Bühne bis zum Sportpark. Die Wasserarchitekturen korrespondieren mit den Strukturen des Ufers. So entwickeln die Verfasser für das Segelcamp an der Reventlouwiese ein plausibles Band zwischen Düsternbrooker Weg und großem Badedeck über die Uferlinie hinaus. Die Platzierung des Gebäudes im Relief mit der Bespielung des Daches ist interessant, wobei die Dimensionen des Komplexes überzogen sind. Die Positionierung ermöglicht aber eine unzerschnittene Reventlouwiese, die ein gutes Angebot für die breite Öffentlichkeit schafft.
Dem meistfrequentierten, zentralen Abschnitt wird dabei durchgängig eine Holzterrasse, die auch als Anleger dient, vorgelagert. Mit diesem attraktiven Angebot wird der Bereich im urbanen Abschnitt nochmals hervorgehoben und aufgewertet.
Die festlandsseitige Gestaltung an der Bellevuebrücke schafft einen durch den Hang geschützten Raum mit hoher Aufenthaltsqualität, der einen schlüssigen Abschluss des BBU darstellt. Die fehlende Erschließung der Lindenallee wird kontrovers besprochen. Die Gestaltung der Brücke selbst wird formal gewürdigt und funktional kritisiert: Wellenschlag und Zustrom von Norden und die ungünstige Sonnenexposition sprechen gegen die Ausrichtung des Beckens nach Norden. Der Anleger erreicht in der vorgeschlagenen Geometrie nicht die notwendigen Wassertiefen.
Im Bereich des Diederichsenparks entfaltet sich mit dem sogenannten ‘Kieler Deck‘ eine üppige Spiel- und Erlebnisarchitektur auf dem Wasser, das die ruhigen Wald- und Hangpartien mit einem vollständigen Parkprogramm ergänzen will. Diese Geste wird allerdings als überzogen und auch programmatisch in diesen Dimensionen nicht notwendig interpretiert. Hier gehen Qualitäten wie die Offenheit und Landschaftlichkeit des Abschnitts verloren. Demgegenüber ist die Potentialfläche an der Orchideenwiese in ihrer grünen Lösung sehr zurückhaltend ausgefallen, eine konsequente Folge der Intensivflächen auf dem Deck.
Im Hinblick auf die Erschließung überrascht der Entwurf mit dem Verzicht auf die Einbeziehung der Buswendestelle am Mobilitätspunkt Reventlou-Brücke. Die Funktion als wichtigster Ankunfts- und Knotenpunkt wird so nicht erfüllt, die Wendesituation an diesem Linien-Endpunkt ist ungeklärt. Im Hinblick auf die LKW-Verkehre im Zusammenhang mit der Kieler Woche sind die kleinteiligen Platzgestaltungen eher kritisch zu sehen.
Im Bereich des BBU bietet das vorgeschlagene Profil lediglich Einbahnverkehr an. Dies ist im Bereich bis zur Bellevuebrücke jedoch nicht möglich. Die Umwidmung des Parkplatzes am Bernhard-Harms-Weg zur Grünfläche ist grundsympathisch aber ebenfalls nicht durch die Auslobung gedeckt.
An der Kiellinie Nord werden zwei Varianten mit unterschiedlichen und nicht kompatiblen Profilen angeboten. Dem MIV wird in Variante B eine Fahrspur im Einrichtungsverkehr angeboten.
Die Arbeit erfüllt die funktionalen Anforderungen hinsichtlich Mobilität und Verkehr nur eingeschränkt. Die Gestaltung der Radverkehrsführung im südlichen Abschnitt wirkt inkonsistent in der Gestaltung wie in der Abgrenzung zum eigentlichen Promenadenbereich. Bei der Mobilitätsstation an der Reventlouwiese werden die Grundanforderungen für den Busverkehr nicht erfüllt (fehlende Buswendeschleife, Lage der Haltestellen). Die Einbahnstraßenlösung für den Kfz-Verkehr im Bereich Berthold-Beitz-Ufer erzeugt u. a. für den Busverkehr funktionale Probleme. Die Variante B für die Kiellinie Nord geht zu Lasten des Grünstreifens zwischen Promenade und übrigen Verkehrsflächen, der verkehrliche Nutzen einer Einbahnstraße ist fraglich, der Umgestaltungsaufwand nach einer Schließung für den Kfz-Verkehr eher hoch.
Insgesamt wird die Arbeit in ihrer klaren Haltung und der großzügigen klaren Gestaltung der grünen Räume gewürdigt. Die ‘Wiesen‘ in ihrer Konsequenz und die Platzierung des Bandparkthemas am BBU nehmen für den Entwurf ein. Allerdings werden diese Qualitäten teilweise durch Überschreitung der Vorgaben wie der Überplanung von Bauten (Nordwind) und Stellplätzen sowie fehlende Fahrspuren (BBU) erreicht.
Perspektive Reventlouwiese

Perspektive Reventlouwiese

Perspektive Badestelle an der Bellevuebrücke

Perspektive Badestelle an der Bellevuebrücke

Perspektive Kieler Erlebnisdeck

Perspektive Kieler Erlebnisdeck

Lageplan

Lageplan

Reventlouwiese und Landeshausufer 250

Reventlouwiese und Landeshausufer 250

Berthold-Beitz-Ufer mit Bellevuebrücke

Berthold-Beitz-Ufer mit Bellevuebrücke

Kielllinie Nord

Kielllinie Nord