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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2022

Neugestaltung der Uferpromenade Kiellinie in Kiel

Anerkennung

Preisgeld: 14.000 EUR

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

De Zwarte Hond GmbH

Stadtplanung / Städtebau

A.Calitz Visual

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit verfolgt konsequent die Verzahnung von Förde und Fördehang. Folgerichtig wird sowohl über die großzügige neue ebenerdige Querung im Süden an der Seeburg, über die Ausprägungen der Wegeführungen und -materialität an der Schwanenwiese und in der Gestaltung der Reventlouwiese sowie am Bellevue eine direkte Verklammerung der Uferpromenade mit dem Düsterbrooker Weg gesucht. Die geradlinige Uferpromenade erfährt durch die Gliederung und Gestaltung dieser besonderen Orte über die Gesamtlänge der Promenade eine angenehme Rhytmisierung. Neben den Highlights wie Förderarena und grüner Fördetribüne am Bellevue sind mehrere Spielzonen und Aufenthaltsorte mit unterschiedlichem Charakter und Angebot eingefügt, die Besucher/innen locken und zum Flanieren animieren.
Bemerkenswert ist die Idee einer Fahrradstraße, die bereits am Bertold-Beitz-Platz beginnt und die gesamte Kiellinie Nord umfasst. Der Charme dieser Variante liegt in dem deutlichen Raum-gewinn für die fußläufige Promenade, die auf diese Weise eine selbstverständliche Integration von Spiel-, Aufenthalts- und Vegetationszonen auch in diesem Abschnitt ermöglicht. Die Idee geht bedauerlicherweise zu Lasten einer Premiumradroute und wird daher kritisch diskutiert.
Die Verbindung von Schwanenwiese und Reventlouwiese über ein Stegsystem wird als spannende Idee gewürdigt, die das Wassererlebnis stärkt. Kritisch wird jedoch die kleinteilige Zergliederung der Wasserflächen sowie das Abrücken der Promenade vom Wasser gesehen. Das ausgedehnte Stegsystem bietet leider nur stellenweise den Mehrwert eines unmittelbaren Wasserzugangs. Ein weiterer Wasserzugang auf der Strecke bis zum Bellevue, z. B. am Landtag wird vermisst. Mit der Idee der Förderarena gelingt den Verfassern/innen eine gute gestalterische und funktionale Integration der Reventlouwiese in die Kiellinie, die den Gesamtraum als Einheit wahrnehmbar werden lässt. Kritisch zu sehen sind jedoch die großflächig integrierten Beachvolleyballfelder, die nur noch einen kleinflächige Wiesenbereich belassen und auch die Nutzbarkeit für Veranstaltungen einschränken. Die gewählte Lage des Segelcamps in Nachbarschaft zur bestehenden Bebauung ist nachvollziehbar gewählt, jedoch ist durch die vorgelagerte Steganlage der Wasserzugang für das Camp nicht mehr gegeben.
Mit den bis zum Wasser herabführenden Terrassen am Bellevue gelingt es, einen weiteren besonderen Aufenthaltsort und Zielpunkt im Verlauf der Promenade zu etablieren. Die angebotene kombinierte Bade- und Fähranlegerplattform ist in Lage und Größe angemessen gewählt und verspricht ein attraktives Badeerlebnis mit Weitblick auf die Förde. Hier wird jedoch eine Fortführung der Terrassierung mit unmittelbarem Wasserzugang südlich des Steges vermisst, der in Kombination mit der Plattform den Badebereich stärkt. Die Vernetzung zwischen dem Düsterbrooker Gehölz und dem Fähranleger ist nicht optimal berücksichtigt. Die Radfahrenden müssen bei der zu Gunsten der großzügigen Rasenterrassen gewählten Führung einen deutlichen Höhensprung überwinden.
Durch die gewählte einheitliche Ausprägung aller Wege in Naturstein gelingt eine gute Verzahnung der unterschiedlichen Nutzungsbereiche. Mit der Integration des Bewegungsbandes aus Beton wird nachvollziehbar der langsam fahrende Radverkehr in die Promenade integriert. Durch die konsequente Ausprägung der Topographiesprünge als Sitzkanten aus Beton gelingt zwar ein gut nachvollziehbarer gesamtgestalterischer Zusammenhang, jedoch wird der gewählte Umfang der Betonkanten kritisch diskutiert und als überzogen gewertet. Insgesamt überzeugt die Arbeit jedoch durch eine ruhige, urbane und wertige Materialwahl aus Naturholz, Naturstein und Beton.
Die Arbeit erfüllt die funktionalen Anforderungen hinsichtlich Mobilität und Verkehr nur eingeschränkt. Die Gestaltung der Radverkehrsführung (Bewegungsband) im südlichen Abschnitt wirkt inkonsistent in Führung, Gestaltung und Abgrenzung zum eigentlichen Promenadenbereich. Die Mobilitätsstation an der Reventlouwiese ist hinsichtlich der Anordnung von Buswendeschleife und Bushaltestelle zu überarbeiten, die Umsteigewege verlängern sich gegenüber der heutigen Situation.
Die Radverkehrsführung im Bereich Berthold-Beitz-Ufer als Fahrradstraße bringt Einschränkungen für den Busverkehr mit sich und passt nur bedingt zu den Standards als Premiumradroute. Auch die Aufteilung der Fußverkehrsflächen in diesem Bereich in Panoramaweg und Promena-de wirkt nicht schlüssig.
Bei der Kiellinie Nord ist die Premiumradroute bei Variante A mit 3 m Breite unterdimensioniert. Variante B geht zu Lasten der Grünqualität, die Mischung von Einbahnstraße für den Kfz-Verkehr und Radverkehr in beiden Fahrtrichtungen kann problematisch sein. Diese Variante wäre allerdings bei einer Schließung für den Kfz-Verkehr zumindest kurzfristig mit eher geringem Umbauaufwand verbunden. Der Nutzen des zusätzlichen Gehwegs auf der Westseite bei beiden Varianten ist zu hinterfragen.
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