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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2022

Landesgartenschau 2027 Neustadt an der Weinstraße

3. Preis

Preisgeld: 25.000 EUR

Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf entwickelt eine interessante Abfolge von Landschafträumen mit unterschiedlicher Nutzungsintensität und besticht durch eine einfache landschaftsskulpturale Lösung für den Berg, die Ausblick (Fernsicht) und »Einblick/Rückzug« (Mulde) geschickt miteinander verbindet.

Während die großzügigen Landschaftsräume des Auenwaldes als »Sukzessionswald« und der Auenpark als »Wässerwiese« weitgehend unberührt bleiben, ergänzen kleinteiliger strukturierte, nutzungsintensivere Teilräume an verschiedenen Orten das Freiraumangebot. Sie werden, in Anlehnung an die im Norden anschließenden Kleingartenflächen, mit Gartenthemen belegt (z. B. Stadtgärten, Imker- oder Energiegärten). Damit bieten sie den benachbarten Anwohnern und Anwohnerinnen die Möglichkeiten zu Aktivität oder unterstützen mögliche Maßnahmen zur Umweltbildung.

Das Parkentree im Westen an der Landwehrstraße erscheint mit der Platzaufweitung gut und angemessen gelöst. Das Wegenetz des westlichen Parkteils bildet als Rundweg entlang der Bäche die Klammer der verschiedenen Landschaftsräume. An Schnittstellen werden hier Aufweitungen mit Sitzangeboten positioniert. Die Bachläufe werden renaturiert, die Ufer punktuell behutsam aufgeweitet und zugänglich gemacht, auch wenn für eine optimale Renaturierung nicht genügend Raum eingeplant wird. Das ausgedehnte, ergänzende Wegenetz innerhalb des Auwaldes wird in der Jury kontrovers diskutiert.

Die Schnittstelle der Adolf-Kolping Straße ist geschickt als grünes Gelenk in Form einer Promenade ausgebildet, das sich nach Osten durch die kleinteiliger strukturierte »Parkspange« zum Deponieberg fortsetzt und am Fuß des Bergs wie selbstverständlich in einer Aufweitung zum »Bühnenplatz« endet. Kritisch wird an diesem Standort allerdings der Abriss der als Blumenhalle nutzbaren Halle diskutiert.

Besonders die Erschließung des Deponieberges von zwei Seiten mit langen Stufenanlagen, die aber um einen barrierefreien, sich um den Berg windenden Panoramaweg ergänzt werden, wird positiv hervorgehoben. Auch die Integration der Sport- und Spielanlagen auf der Ostseite des Bergs erscheint sehr gelungen.

Die Arbeit setzt als Thema »Wir treffen uns am Horizont« und fokussiert damit auf den Berg, dessen Kuppe klug und fast poetisch nur mit Mitteln der Landschaftsarchitektur topografisch ausgebildet wird. Eine Überhöhung erfolgt durch bauliche Fassung, mit Wegen, Bäumen und Bänken. Eine Besonderheit bildet dabei die Ausbildung der Krone als Mulde/Schale. Hier besticht die Einfachheit der Inszenierung des Hügels als »Himmelsberg« mit Aussicht und Weitblick einerseits sowie mit Rückzugsmöglichkeit in die tieferliegende »Wolkenschale« andererseits, was Ruhe und Himmelsblick ermöglicht. Der Vorschlag wird in seiner Einfachheit und Originalität gewürdigt, zugleich jedoch für die Bildung einer signifikanten Landmarke als zu zurückhaltend eingeschätzt.

Die Arbeit liegt im vorgegebenen Kostenrahmen. Insgesamt zeigen der/die Verfasser eine sehr gut durchdachte und stimmige Arbeit mit einem spannenden Wechselspiel unterschiedlicher Landschaftsräume und Landschaftsbilder. In einigen Bereichen denkt und zeichnet die Arbeit über die Grenzen des Wettbewerbsgebiets hinaus, was positiv gewürdigt wird, auch wenn die dortigen Vorschläge für die Umsetzung des Konzepts nicht zwingend erforderlich sind. Den Anspruch der Nachhaltigkeit und »cradle-to-cradle berücksichtigt die Arbeit bei Erdbewegungen und Massenausgleich durch Wiederverwendung von Materialien und bei der Betrachtung der Lebenshaltungskosten von einzusetzenden Baustoffen. Insgesamt wird der Entwurf als wertvoller und gelungener Beitrag zum Wettbewerb eingeschätzt.