Offener Wettbewerb | 11/2022
Grundinstandsetzung und Erweiterung Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin
©gmp Architekten
Perspektive Innenhof
1. Preis / Zur Realisierung empfohlen
Preisgeld: 120.000 EUR
gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner
Architektur
Erläuterungstext
Entwurf: Meinhard von Gerkan und Stephan Schütz mit Nicolas Pomränke
Projektleitung: Clemens Kampermann
Mitarbeit: Miryam Aykurt, Anna Jankowska, Jan Deml, Zihong Tang, Stefan Both, Urs Wedekind
Fachberatung: Dipl.-Ing. Sven Plieninger, Dipl.-Ing. Sandra Niebling (Statik); Prof. Dipl.-Ing. Volkmar Bleicher (Low-Tech-Konzept)
Beurteilung durch das Preisgericht
Die Arbeit 1638 nimmt städtebaulich die Kubatur der historischen Gipsformerei im Norden auf und schließt das Baugrundstück nach Westen zwischen den Nachbarschaftsbebauungen vollständig ab.
Dieser Entwurf hat sich entschlossen, den nördlichen Baukörper in einer funktional sinnvollen Weise als stärksten Flügel auszubilden. Der Neubau bindet sensibel an die Stirnseite des nördlichen Altbauflügels an.
Besonders ist die Sorgsamkeit der Ausbildung der Fassade gen Westen in den Stadtraum zu erwähnen. Prägendes skulptural, architektonisches Zeichen sind die zwei Solarkamine auf dem nördlichen Flügel.
Auf der einen Seite schließt der Neubau respektvoll an den Altbau an, auf der anderen Seite findet er durch eine geschickte Auflösung der Fassaden und Dachkanten eine charaktervolle, dem Inhalt der Gipsformerei angemessene Formsprache. Durch die Wahl der städtebaulichen Anordnung der Neubauflügel wird die nachbarliche Wohnbebauung in einen großzügigen städtischen Innenraum einbezogen und die akustisch wirksame Abtrennung zur Stadtautobahn und Bahntrasse gewährleistet.
Der Innenhof wird durch Podeste und Stufenanlagen gegliedert. Vor der Montagehalle dient das vorgeschlagene Podest der Anlieferung. Die Positionierung eines weiteren Zugangs in die Präsentationsräume befindet sich jetzt im Norden zwischen Neu- und Altbau.
Die Grundrisse sind funktional und schaffen eine sehr gute Flächeneffizienz. Das Untergeschoss befindet sich nur unter den neuen Baukörpern, minimiert damit die Ausbildung von Kellerdepots und ermöglich somit die Ausbildung von Pflanzinseln.
Die Montagehalle ist zweiseitig belichtet und bindet sich im Norden im 1. Obergeschoss an einen Ausstellungs- /Galeriebereich. Die für große Skulpturen wichtige Montagehalle bildet mit dieser Positionierung in der Hofachse einen zentralen Endpunkt aus Richtung des Altbaus.
Im Nordflügel sind die Werkstätten hinsichtlich Belichtung, Belüftung und Funktion sinnvoll verortet.
Die Depoträume liegen kompakt gestaffelt übereinander und erlauben eine inhaltlich, logische Nutzung.
Insgesamt zeichnet sich der Entwurf durch seine Funktionalität und durch eine entschieden, sorgsam gewählte –zugleich ikonische– Formensprache aus. Auch die Wahl der Materialien von Fassade und Innenwänden mit Infraleichtbeton und Lehmziegeln lässt eine positiv nachhaltige Realisierung erwarten.
Lowtech: Die Arbeit überzeugt mit der Zonierung der Depotflächen und einer monolithischen Bauweise. Das Technikkonzept ist durchdacht. Die Wirkweise der Solartürme im Zusammenspiel mit dem Lüftungskonzept erscheint noch wenig durchgearbeitet. Ferner müssen die Tragfähigkeit und die thermische Qualität des vorgeschlagenen Leichtbetons im Detail nachgewiesen werden.
Nachhaltigkeitspotential: Die Arbeit wird mit guten Grundlagen in Bezug auf die Nachhaltigkeitsaspekte beurteilt. Neben der geringen Flächeninanspruchnahme, Kompensation durch PV und extensiver Begrünung auf dem Dach werden Bestandsgehölze erhalten. Der Schallschutz und die Versorgung der Arbeitsräume mit Tageslicht sind sehr gut im Sinne der Auslobung ausgearbeitet. Die Ressourceninanspruchnahme wird durch einen guten Flächeneffizienzfaktor, eine geringe Größe des Untergeschosses sowie durch Einsatz eines innovativen Baustoffes (ILC-Beton) als monolithische Bauweise positiv bewertet.
Denkmalschutz: Die vorgelagerten Podeste vor dem Altbau werden kritisch beurteilt, da der Sockel des Altbaus teilweise überdeckt wird. Die Dachbegrünung auf dem Bestandsdach ist nicht genehmigungsfähig. Bauordnungsrecht: Die Materialwahl wird wegen des fehlenden Nachweises der Verwendbarkeit und der fehlenden technischen Baubestimmungen zur Bemessung (Tragfähigkeit, Feuerwiderstand) kritisch beurteilt.
Kosten: Die Investitionskosten (KGR 300-400) liegen unterhalb der Baukostenobergrenze und werden als niedriger im Vergleich zu den anderen Entwürfen bewertet. Die Arbeit erfüllt das Raumprogramm.
©gmp Architekten
Längsschnitt
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Ansicht West
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Lageplan
©gmp Architekten
Grundriss EG
©gmp Architekten
Piktogramm Volumen