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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2022

Neubau Marion-Doenhoff-Schule in Wilhelmshaven

Anerkennung

Preisgeld: 10.000 EUR

htarchitektur henrike thiemann architektin bda

Architektur

Müller Dams Landschaften

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

In atmosphärischen Räumen wird Gemeinschaft erlebbar – wir bauen mit Bildung gemeinsam eine gute Zukunft.

Innovative Räume für einen guten Lern- und Lebensraum
Neubau einer vierzügigen Oberschule mit einem Förderschulzweig KME in Fedderwardergroden
Das neue verknüpfte Ensemble aus Schulbaukörper und der Sport- und Stadthalle besetzt zentral den ehemaligen Sportplatz als „Lichtung“ im Wald.
Sein Raum-bildender Rand bildet das starke grüne Gegenüber und ist schützender Ring und Heimat für den offenen Lebensraum Schule.
Der Neubau der Marion-Dönhoff-Schule schafft ein multifunktionales Zentrum im Quartier als einladenden, naturverbundenen Ort für Schüler, Pädagogen, Eltern, Sportler und Bürger im Norden Wilhelmshavens.
Städtebauliche Einbindung
Wir schlagen vor, das Grundstück durch einen gleichzeitig kompakten und differenzierten dreigeschossigen Baukörper in Nord-Süd-Richtung zentral zu bebauen, um die Verschattung des Schulkörpers durch die hohen Bäume im Waldrand zu minimieren.
Diese Gliederung zoniert das Grundstück in unterschiedliche hochwertige Außenräume für den Schulalltag, die pädagogische Arbeit und die sportliche Nutzung. Freiraum, Grünraum und Wald ergänzen und verknüpfen sich zu einem Identität-stiftenden ganzheitlichem Außen.
Lineare Arkaden und Pergolen nach Osten mit ablesbaren Zugängen für Schule, Sporthalle und auch die Mensa schaffen eine klare Adresse zur Möwenstraße.
Architekturkonzept Schule
Der Besucher gelangt über den Eingangsbereich mit großzügigem Vordach in das Foyer – hier bieten sich attraktive Blickbeziehungen zum einen in die Aula und Mensa zum anderen in den Innenhof mit Blickbezug zu Bibliothek, Selbstlernbereichen und Freiräumen. Als Lobby bildet das Foyer den Startpunkt einer dreidimensionalen Magistrale über alle Geschosse im Schulkörper. Zusammen mit der zweigeschossigen Mensa bildet sie das zentrale, „luftige“ Herz der neuen Schule. Sie verknüpft die Eingangszone mit dem weitläufigen Schul- und Sporthof im Westen. Alle zentralen Funktionen (Verwaltung, Bibliothek, Lehrerbereich) sind auf kurzem Weg angebunden und leicht zu finden. Verbunden durch einen großzügigen Hof schließt nördlich der Cluster- und Freiraumbereich für die jeweiligen Jahrgangstufenpaare an. Mit ihren Terrassen orientieren sich die Cluster nach Süden, Westen und Osten zum ruhigen Wald und dem hier angeordneten Naturspielhof - Heimatorte für die Jahrgangsgemeinschaften.
Aula- Mensa
Die Aula und Mensa ist multifunktional nutzbar. Sie kann bedarfsgerecht für Veranstaltungen als auch für die täglichen Mahlzeiten genutzt werden. Durch flexible Wände kann der Bühnenbereich sowohl dem angrenzenden Musikraum als Studiobühne als auch der Mensa direkt zugeschaltet werden. Durch die flexible Zuschaltung sind verschiedene Formate umsetzbar. Ein Freiluftforum ergänzt den Musikraum im Außenbereich zu einem eigenen Veranstaltungsraum.
Verwaltung
Die Verwaltung wird im. 1.OG direkt an das Foyer angegliedert. Die Kommunikationszone orientiert sich zur Nahtstelle der Cluster. Von hier aus sind sämtliche Lehrbereiche auf kurzem Weg über das Foyer und ein eigenes Treppenhaus zu erreichen. Eine geschützte Terrasse mit Südausrichtung erweitert als Lehrer-Lounge diese Zone einladend und doch wenig einsehbar in den Außenbereich.
Architekturkonzept STADT.SPORT.Halle
Die südlich positionierte Stadtsporthalle bindet Sport- und Stellplatzflächen von Freibad und VfL Wilhelmshaven an das Schulensemble an. Sie lebt von ihrer Wandelbarkeit. Die Anordnung von Umkleiden im EG macht eine Nutzung im Schulsport, als große Halle oder auch in geteilten Einheiten, gerade auch für Menschen mit körperlichen Einschränkungen einfach und flexibel.
Im Vereinssport können Zuschauer für verschiedene Trainings und Turniere auch bei geteilter Halle auf einer Tribüne im OG die Spiele verfolgen. Bei Öffnung der gesamten Halle und dem zusätzlichen Ausziehen der flexiblen Tribünen wird die große Halle zum „Hexenkessel des Handballs“ und kann spielend auch größere Gruppen beherbergen. Für die Nutzung als Stadthalle sind auch Tagungen und Veranstaltungen wie Konzerte und Feste flexibel umsetzbar. Im Inneren bietet die „überlagernde“ funktionale Anbindung an Foyer, Mensa und Sanitärbereiche vielfältige synergetische Nutzungsoptionen für beide Funktionen. Durch Blickbezüge zur Wasserfläche und Südterrasse nach außen, werden durch eine offene einladende Atmosphäre Stadt, Schule
und Sport verbunden.
Erschliessung
Der Schulbaukörper und die Cluster sind „Windmühlen-artig“ organisiert. Attraktive Wegebeziehungen verknüpfen offen und transparent die einzelnen Nutzungen. Schnittmengen, Kommunikation und Begegnung sind erwünscht. Dabei dient die Magistrale als Orientierung und Rückgrat für die differenzierten linearen und ringförmigen Erschließungszonen.
Eine ablesbare Zonierung zu einem öffentlichen Bereich mit klarem Haupteingang und dem S - förmig sich ergänzenden Clusterflächen schaffen Orientierung für den Besucher und begünstigt maximal flexible Räume im Bereich des Unterrichtskörpers. Die angebotenen Räume sind als stringente modular-addierte Einheiten bereit für zukünftigen Wandel und Anpassungen an neue pädagogische Inhalte und Konzepte ausgelegt.
Die Erstbelegung ist nur der Sonderfall eines permanenten Wandels. Die konstruktive Tektonik verzichtet auf tragende Wände an den Stirnseiten der Klassenräume und ermöglicht Freiräume in einer transparenten Raumgestaltung. Die Tiefe der Räume erleichtert eine natürliche Belichtung.
Brandschutz.
Im Bereich der Cluster wird der Brandschutz über Nutzungseinheiten deutlich kleiner 400m2 gewährleistet. Dabei wird der erste Rettungsweg über die direkte Anbindung an ein notwendiges Treppenhaus sichergestellt. Der zweite Rettungsweg erfolgt über die angrenzenden Einheiten (mit eigenem Treppenhaus). In den Obergeschossen des südlichen Bereichs: Verwaltung- und Fachklassen sind die Kommunikationszonen und Forscherflure mit Festeinbauten in nichtbrennbaren Materialien ausgeführt, so dass die Erschließungsflächen als notwendige Flure ausgebildet werden können. Für besondere Forschungsprojekte steht darüber hinaus ein Werkhof im 2.OG zur Verfügung. Das Foyer mit einer dreigeschossigen Magistrale dient als zweiter Fluchtweg. Alle Versammlungsstätten liegen im Erdgeschoss und werden direkt entfluchtet.
Material, Konstruktion und Flexibilität.
Moderne und robuste Materialien sind nachhaltige Materialien.
Transparente Fassaden, wechselnde Massivholz- und Sichtbetonelemente sowie Holzwerkstoffe im Inneren werden in wartungsarmen Konstruktionen zu einem robusten, Vandalen-sicheren und atmosphärischen Materialensemble addiert: Es entstehen helle und einladende Räume mit besonderer Ausstrahlung – attraktive Lern-, Arbeits-, Erholungs-, Sport- und Ausstellungsbereiche.
Die kompakten Baukörper entstehen aus Holz-STB-Verbundbau sowie tragenden und aussteifenden Erschließungskernen, die mit nichtragenden Trennwänden gegliedert werden. Die Dachflächen werden als extensive Gründächer und zur solaren Energiegewinnung genutzt. Die teilmassiven Deckenelemente aus STB-Elementen sorgen für thermische Speichermassen und ermöglichen Bauteiltemperierung und eine moderate Kühlung. Die Integration von Lüftungselementen für die Tag- und Nachtlüftung in der Fassade, sowie der Sonnen- und Blendschutz ermöglichen einen nachhaltigen Gebäudebetrieb. Ein offener Streckmetallschleier dient zusätzlich als ergänzender Sonnenschutz für die transparenten Fassadenanteile und zur
einbruchssicheren Lüftung in der Nacht. Die kompakte Bauweise des Gebäudes lässt eine hohe Energieeffizienz und eine wirtschaftliche Umsetzung erwarten.
Freiraum. Erschließung. Außenanlagen.
Der Baukörper teilt den Außenraum der rückwärtigen Flächen in zwei separate Schulhöfe. Daraus entwickelt sich um die Cluster ein geschützter und Vandalismus sicherer Schulhof für die Unterstufe. Dieser öffnet sich zum vorhandenen Baumbestand und bietet integrative Nutzungsmöglichkeiten zur alltäglichen Erfahrung der Naturnähe in Verbindung mit Inklusion. Auf diese Weise ist der Zugang barrierefrei für Rollstuhl-fahrende Kinder gesichert und gemischte Spielabläufe können stattfinden. Durch inklusive Spielgeräte wie anfahrbare Matschtische, Rollstuhlfahrer-Schaukeln, Liegebretter, spezielle Karussells und bodentiefe Trampoline sind gehbehinderte Schüler Teil des regulären Spielgeschehens in den Pausen. Im zurückgelegenen Teil nordöstlich findet ein grünes Klassenzimmer fernab von Geschwindigkeit seinen Platz, welches zusammen mit dem Schulgarten einen Ort für differenzierte Sinneserfahrung schafft. Hier kann zusammen mit den Kindern auch am Nachmittag in privater Atmosphäre gegärtnert werden, ohne durch den öffentlichen Bereich und der Nutzung der Sportanlagen gestört zu werden.
Der große, südliche Teil des Außengeländes verfolgt den Gedanken eines Campus, der sich zur Siedlung und Sportanlage hin öffnet und das einladende Gesicht inmitten des Waldgrundstücks als moderne und offene Schule präsentiert. Gegliedert durch organisch an die Laufrichtungen angepasste Formen wird der Nutzer zusammen mit den sich thematisch wiederfindenden Heckenblöcken in die Schule und Sporthalle geleitet.
Aufenthalt, Bewegung, Sport und Begegnung gehen durch sinnstiftende Anordnung und Ausrichtung der raumgliedernden Elemente logisch ineinander über. Das bestehende Baumband fungiert als durchlässiger und erweiterungsfähiger Rahmen zu den Sportanlagen und nimmt in südlicher Richtung einen parkähnlichen Charakter an, der um das Biotop die Vorplatzsituation erschließt. Das Thema des nachhaltigen Regenwassermanagements wird an dieser Stelle mit einem Forscherbereich gekoppelt und ist gleichzeitig ein optisch und ökologisch ansprechender naturnaher Rückzugsort für Menschen und Tiere. Eine Fuß- und Radanbindung kann aus jeder Richtung gewährleistet werden, wohingegen der motorisierte Verkehr allein über die Möwenstraße abgewickelt wird.
Unser Ziel: Emotionale Nachhaltigkeit.
Die Idee entwickelt sich zu einem einladenden Haus, einer lebendigen Struktur, einer offenen Welt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der vorhandene Entwurf nimmt die zu erwartenden Fuß-, Rad- und PKW- Verkehre auf und entwickelt eine lesbare Eingangssituation. Der Haupteingang zur Schule ist deutlich zu klein, eine großzügigere Fußgängerlösung wäre wünschenswert. Die genaue Abwicklung des Anlieferverkehrs ist zu überarbeiten.
Durch die Gebäudegliederung entstehen differenzierte Außenraumbeziehungen mit Qualität, die für die Schule gut nutzbar sind. Der Schulhof ist gut orientiert und das Multifunktionsspielfeld ist zum Sportfeld gut situiert. Die Anlage eines Feuchtbiotops wird positiv beurteilt.
Der Entwurf entwickelt mittig im Gebäudekomplex eine Konzentration von Schulnutzungen (Foyer, Mensa, Musik, Toiletten), die sowohl für die Schule als auch als Multifunktionsfläche für eine erweiterte Sporthallennutzung geeignet sind. Eine Stadtteilnutzung dieser EG-Bereiche (Sporthalle und Foyer, Mensa etc.) ist möglich.
Die Cluster- und Klassenräume sind in einen separierbaren Gebäudeteil angegliedert. Die Anlage der Cluster ist positiv und bildet kleinteilige, geschützte Bereiche aus.
Die Sporthalle ist gut nutzbar und über ein Foyer an den Hauptbaukörper angebunden. Die Höhenlage ist sinnvoll und nachvollziehbar.
Insgesamt hat der Entwurf viele Anforderungen abgewogen und vermittelnd in eine räumlich sehr gut funktionierende Lösung gebracht.