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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2022

Neubau Gymnasium am Güterbahnhof in Offenbach-Ost

1. Preis / Zur Weiterbearbeitung empfohlen

Preisgeld: 84.000 EUR

Hess / Talhof / Kusmierz Architekten und Stadtplaner

Architektur

Burger Landschaftsarchitekten Susanne Burger und Peter Kühn Partnerschaft

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser entwickeln das Projekt aus den prägenden Qualitäten des Orts. Zum Quartiersplatz wird ein deutlicher städtebaulicher Abschluss gebildet, zum Park im Osten wird das Gebäude mehrfach geschossweise abgetreppt, und fast alle Dachflächen als Pausenbereiche zugänglich gemacht, gestaltet und über Treppenanlagen bis hin zur Parkebene verbunden, wo die Einbindung des Lärmschutzwalls begrüßt wird. Damit wird der Verlust an Freiflächen durch den relativ großen Fußabdruck des Gebäudes kompensiert.
Der Außenraum auf Quartiersebene ist wenig ausdifferenzeiert und lässt noch viel Interpretationsspielraum offen. Die Durchwegung erfolgt eher untergeordnet und tritt quartierseitig als raumtiefer Einschnitt im Gebäude in Erscheinung. Hier wäre eine Weiterentwicklung wünschenswert. Beidseits der Durchwegung wird das Schulhaus über mehrere großzügige Eingänge erschlossen, die sich im Innern über attraktive Foyers fortsetzen und zu den Treppen in die Obergeschosse führen. Park und Dachflächen bieten der Schule eine besondere Qualität an clusternahen Außenbereichen für alle Schulstufen.
Die Barrierefreiheit ist grundsätzlich gegeben, jedoch durch die Lage der Aufzüge und sich daraus ergebender langen Wege noch nicht befriedigend gelöst. Ein Konzept zur Barrierefreiheit der Außenräume wäre zu erarbeiten auch wenn anerkannt wird, dass hier konzeptgebunden Kompromisse gemacht werden müssen.

Die Nutzungsverteilung erfolgt schlüssig, die gemeinschaftlichen Großräume liegen Im Erdgeschoss und weisen direkten Außenraumbezug auf, z. T. mit nutzungsbezogenen gewidmeten Freiflächen. Die Sporthalle mit Zuschauergalerie liegt zu den Gleisen und wird nicht überbaut, womit weder konstruktive noch bauökonomische Härten beim Hallenbau zu erwarten sind.
Das Gebäude wird über Lichthöfe und Vor- und Rücksprünge abwechslungsreich gegliedert. Die Gliederung unterstützt die Bildung von Unterrichtsclustern für die Jahrgangsstufen, den Fachklassen, den Mintbereich, aber auch den Lehrpersonenbereich. Trotz Clusterbildung mit klarer Adressierung wirkt die Raumstruktur des Skelettbaus insgesamt offen und durchlässig. Die Lerncluster bieten ein sehr gutes Angebot für zeitgemäße Unterrichtsformen, bei sehr guter Tageslichtnutzung. Die Unterrichtsgeschosse bieten vielfältige Möglichkeiten zur Aneignung und Nutzung durch die SuS, wie Aufenthaltsbereiche und Nischen. Reine Verkehrsflächen und Korridore werden weitestgehend vermieden.
Die aufgrund des Verzichts auf eine Tiefgarage relativ guten Kennwerten bei Geschossflächen und Volumen steht eine eher große Fassadenabwicklung mit einem eher ungünstigen A/V-Verhältnis gegenüber. Grundsätzlich kann von einer geklärten baulichen Ordnung ausgegangen werden, womit eine gute Basis für eine wirtschaftliche und konfliktfreie Umsetzung gelegt sein sollte. Der Aushub beschränkt sich auf die Abtiefung für die Sporthalle, mit ihren Nebenräumen. Angaben zu PKW-Stellplätzen und Fahrradabstellplätzen fehlen leider gänzlich.
Die Nebenräume der Mensaküche trennen das große Foyer von der Durchwegung zum Park, die Cafeteria liegt am Durchgang zum Park und vermittelt so zwischen Quartier und Schule.

Nutzungsangebote an das Quartier können niederschwellig gemacht werden. Eine separate Erschließung der Sporthalle ist gewährleistet, parallele Nutzungen zum Schulbetrieb unter der Woche sind ebenso möglich, wie am Abend und an den Wochenenden.
Fazit
Die Idee der aktivierten Dachflächen trägt das Projekt glaubhaft und verbindet es überzeugend mit den Qualitäten des Orts. Die Vertikalerschließung und Clusterbildung bieten beste Voraussetzungen für zeitgemäße Unterrichtsformen und sorgen für eine gute Entflechtung und Orientierung im Schulhaus. Ein Schulhaus, das an den richtigen Stellen Großzügigkeit atmet, ohne verschwenderisch zu sein.
Trotz der fehlenden Parkplätze und Fahrradabstellmöglichkeiten, zu klärender Fragen in der Barrierefreiheit sowie der nicht überall wirtschaftlich erfüllten Flächenanforderungen wird im Entwurf sehr großes Potential erkannt.