modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Mehrfachbeauftragung | 11/2022

14NH² - Ein neues Quartier für Weingarten

1. Rang / Mit der Weiterbearbeitung beauftragt

STEINHOFF | HAEHNEL ARCHITEKTEN GmbH

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

MS Architekturmodelle

Modellbau

Erläuterungstext

Städtebauliche Konzeption
Ziel des Entwurfes ist es, ein vielfältiges, architektonisch identitätsstiftendes Quartiersensemble zu entwickeln, das die Bestandsgebäude und den Park integriert und einen neuen ganzheitlichen Stadtbaustein für Weingarten schafft. Auf dem
14 Nothelfer Areal entstehen durch die städtebauliche Positionierung der Baukörper Plätze mit unterschiedlichem Charakter wodurch ein identitätsstiftendes Gesamtquartier geschaffen wird. Das Grün des Parks fließt landschaftsplanerisch über alle Baufelder hinweg zwischen den Gebäuden hindurch bis zu den raumbildenden Straßen und verzahnt die Vegetation mit den Häusern und der Umgebung. Dadurch wird die stadträumliche und ideelle Bedeutung des Parks nach außen ablesbar gemacht und das Grün in den Außenanlagen und der Fassade wird zum verbindenden Element. Im siebengeschossigen Eckgebäude wird das Grün in die Vertikale übertragen und so ein markanter Auftakt für das neue Gebiet geschaffen.

Baufeld 2 – Wohnen im Grünen am Park
Baufeld 2 hat als übergeordnetes Thema das Wohnen im Grünen am Park. Die Baukörper wurden so platziert, dass diese eine Raumkante an der Bestandszufahrt und zur Moosbruggerstraße bilden und straßenbegleitende Bäume erlauben. Die Gebäudefugen wurden so gewählt, dass eine Verbindung zum übergeordneten Quartiersplatz und zum Ärztehaus hergestellt wird. Die Wohnhäuser zum Park bilden einen gefassten privaten Wohnhof und einen sich zum Park öffnenden Gemeinschaftsbereich. Dadurch wird ein lebendiger und durchgrünter Innenbereich geschaffen, der fließend in den angrenzenden Park übergeht. Dieses Thema wird zusätzlich in den Fassaden aufgegriffen. Die Gebäudehüllen zum Park und zum Hof erhalten großzügige Balkon- und Fensterflächen und eine intensive Begrünung durch Pflanztröge und bodengebundene Pflanzungen an Fassaden-, Loggien-, und Dachflächen. Die Baukörper werden durch Höhenversätze und Rücksprünge städtebaulich gegliedert und stärken so auch geometrisch den Übergang in den Park. Die Erschließung wird durchgesteckt und verbindet die Eingänge mit dem grünen Hof. Durch die geschickte Positionierung der Treppenhäuser profitieren die Wohnungen von der guten Ausrichtung und der Ruhe zum Innenhof und zum Park.
Im Baufeld 2 werden primär freiverkäufliche Wohnungen vorgesehen, die mit betreuten und geförderten Wohnungen gemischt sind. Die großzügigen betreuten Wohnungen sind Richtung Baufeld 3 orientiert und auf kurzem Weg an die Infrastruktur angebunden. Die Wohnungen zum Park sind überwiegend als großzügige Wohnungen geplant, um ein Angebot für Familien zu schaffen. In den Wohngebäuden können pro Ebene verschieden große Wohnungstypen über einen gemeinsamen Vorflur zusammengelegt werden. So entstehen ohne größere Umbaumaßnahmen Apartments, die eine generationsübergreifende Wohnkultur ermöglichen, wie z.B. die Großeltern als Nachbarn der jungen Familie. Eine gemeinsame Wohnungseingangstür erzeugt Zusammengehörigkeit ohne auf die nötige Privatsphäre verzichten zu müssen. Dies ermöglicht eine funktionale Anpassung auf die aktuelle Wohnraumnachfrage und auf sich ändernde Bedürfnisse während des Lebenszyklus der Gebäude. Durch dieses breitgefächerte Angebot lässt sich ein sozial und demografisch durchmischtes Quartier umsetzen.

Baufeld 3 – Ein identitätsstiftender Stadtbaustein
Das Baufeld 3 wird von der Ravensburger Straße und der Moosbruggerstraße gerahmt und bildet den städtebaulichen Auftakt für das neu entstehende Quartier. Um dieser signifikanten Lage gerecht zu werden, sieht der Entwurf einen Hochpunkt vor, bei dem das Grün des Parks über Pflanzelemente in die Vertikale übertragen wird und ein identitätsstiftendes Eckgebäude geschaffen wird. Der Hochpunkt erhält eine differenzierte Fassade mit auskragenden Bändern und Balkonen mit integrierter Begrünung. Durch passive und aktive Schallschutzmaßnahmen wird die Nutzbarkeit gewährleistet, damit kleinere kompakte Wohnungen im Hochpunkt realisiert werden können. Der Hochpunkt wird von zwei Riegelgebäuden mit einer klaren Klinkerfassade gerahmt und durch einen abgestuften Sockel verbunden. Die geradlinigen Fassaden mit den angeschrägten Laibungen bilden einen Kontrast zum Hochpunkt und vermitteln zum bestehenden Ärztehaus. Die Wohnungsgrundrisse sind so organisiert, dass sich die Wohnräume zum Innenhof orientieren.
Im Baufeld 3 wird der übergeordnete Quartiersplatz ausgebildet, der sich Richtung Ärztehaus und den Wohnhäusern im Park öffnet und als Bindeglied den Dialog zwischen den Baufeldern und dem Bestand herstellt. Dieser zentrale Platz wird zum nachbarschaftlichen Zentrum des Ensembles und fördert den Austausch der verschiedenen Nutzer:innen. Durch den C-förmigen Sockel lassen sich die verschiedenen Nutzungen gut an den Platz angliedern. Das Herzstück des Platzes bildet der mit wildem Wein berankte Hof, der einen „Weingarten für Weingarten“ schafft. Dieser wird sowohl von einer Vinothek als auch von der Bäckerei mit Tages-Café und der Eisdiele bespielt. Als weitere Gewerbenutzungen im Erdgeschoss sind zum Beispiel ein Kiosk mit Paketstation, eine Fahrradwerkstatt, ein Bankautomat oder ein Coworking-Space denkbar. Diese vorgeschlagenen Nutzungen würden den Austausch im Quartier fördern und Aspekte des täglichen Bedarfs abdecken.
Zur Moosbruggerstraße wird der Service- und Infopoint für das betreute Wohnen mit den notwendigen Büros, Behandlungs- und Verwaltungsräumen orientiert. In den Obergeschossen sind die kleineren Einheiten des betreuten Wohnens geplant, die das Angebot auf Baufeld 2 ergänzen. Der Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss öffnet sich Richtung Innenhof, schafft eine Verbindung zum Weingarten und kann auch als Quartiersbegegnungsraum gemietet werden.
Im ersten Obergeschoss des zur Ravensburger Straße orientierten Riegel wird eine großzügige Gewerbeeinheit vorgesehen, die über einen separaten Zugang aus dem Erdgeschoss erschlossen wird. Für diesen Bereich wäre zum Beispiel ein Fitness- und Reha-Studio denkbar. Die Fassaden zum Innenhof sind abgetreppt und versetzt ausgebildet, damit begrünte und attraktive Freibereiche für die verschiedenen Nutzer:innen angeboten werden können.

Baufeld 4 – Kita und Wohnen
Im Baufeld 4 ist die dreizügige Kindertagesstätte vorgesehen. Aufgrund der direkten Anfahrbarkeit und der Möglichkeit der Nutzung des grünen Hangs als Spielraum und der natürlichen Verschattung durch den Baumbestand, wird der Standort auf dem Baufeld 4 als geeignet eingestuft. Es wurde ein Gebäudeensemble entwickelt, das über einen Baukörper im Erdgeschoss mit großzügigem Vordach verbunden wird. Die Kita ist im Erdgeschoss und teilweise im ersten Obergeschoss platziert. Durch das Vordach wird ein Platz vor der Kita geschaffen und der Hauszugang definiert. Im Spielhof wird das Grün des Parks in die Freiflächen der Kita hineingezogen und die natürliche Vegetation für die Kinder nutzbar gemacht.
Die Gebäude erhalten eine aufgelockerte Fassade, bei der die Kita über erdgebundene Pflanzungen begrünt wird. Auf dem Verbindungsbau ist eine Biodiversitätsfläche vorgesehen, um den Kindern die Vielfalt der Arten bewusst zu machen.
Im Baufeld 4 ist ein Anteil von 50% für geförderte Wohnungen vorgesehen. Die weiteren geförderten Wohnungen werden in die anderen Baufelder eingestreut. Das Wohnungsgemenge wurde so gewählt, das ein stimmiger Generationen- und Nutzungsmix entsteht. Barrierefreie Wohnungen sind in allen Gebäuden und Baufeldern auf verschiedenen Ebenen angeordnet.

Fazit
Das entwickelte Architektur- und Freiraumkonzept schafft einen ganzheitlichen Ansatz aus Städtebau, Fassadenqualität, Grundrissvarianz und Energieoptimierung, wodurch das neue Wohn- und Gesundheitsquartier in Weingarten zu einem qualitätvollen neuen Stadtbaustein mit eigener Identität wird. Mit der attraktiven Nähe zum Stadtzentrum und der Ruhe im Grünen, können sich die Bewohner:innen aller Altersgruppen nachhaltig zuhause fühlen. Durch Begegnungsflächen und attraktive Freianlagen wird zudem eine generationsübergreifende, langfristige und kommunikative Nachbarschaft gefördert und geschaffen.

Der Park und das Freianlagenkonzept
Der landschaftsarchitektonische Entwurf für den Park sieht eine Revitalisierung und Reaktivierung des Naturraums und des Pflanzenbestands vor. Durch behutsame Eingriffe und Veränderungen wird eine vielseitige Aufenthaltsqualität im Einklang mit dem natürlichen Bewuchs geschaffen. Die bestehende Begrünung bleibt überwiegend unberührt. Es werden punktuelle Nutzungen als Inseln eingefügt. „Aktiv-Inseln“ wie Spielplätze, Calisthenics-Zonen oder Seniorensport werden mit Ruhebereichen zum Lesen und Verweilen kombiniert. Zudem werden „Natur-Inseln“ wie ein Biodiversitätshügel oder Bereiche für gemeinsames Gärtnern ausgebildet, um die Vielfalt der Natur zu stärken.
Die Übertragung der Begrünung des Parks in die Vertikale, erfolgt durch die in die Balkone integrierten Pflanzelemente. Auch die Dächer der geplanten Gebäude fließen in die ökologische Aufwertung mit ein und liefern durch Verwendung von intensiver Dachbegrünung und Photovoltaik-Anlagen einen positiven Beitrag für Flora und Fauna, sowie den Umgang mit erneuerbaren Energien. Zudem werden die Dächer in Bereichen als private grüne Oasen ausgestaltet und erlebbar gemacht.

Ein ganzheitliches Quartierskonzept
Das übergeordnete Quartierskonzept sieht eigene Identitäten für die drei bearbeiteten Baufelder vor. Im Baufeld 3 werden klare Raumkanten zu den angrenzenden Straßen geschaffen. Der identitätsstiftende Hochpunkt und die straßenbegleitenden Riegelgebäude werden von einem zweigeschossigen Sockel gefasst.
Der C-förmige Sockel rahmt den öffentlichen Quartiersplatz, der als Kommunikationsinsel alle Bausteine verbindet und durch kleinere Gewerbeeinheiten bespielt wird.
Im Baustein 2 werden die Wohngebäude so platziert, dass der Straßenraum gefasst wird und der Park aufgelockert über zwei Höfe zwischen die Bebauung fließt. Dieses Thema wird auch im Baufeld 4 aufgegriffen. Die Kita mit den zwei kombinierten Wohnhäusern wird so positioniert, dass auch hier die natürliche Umgebung Teil des Außenanlagenkonzeptes wird. Durch die städtebauliche Überprüfung der optimierten Volumetrie wird die ökonomische Realisierbarkeit der vorgeschlagenen Gebäudekörper, Architekturqualitäten und Landschaftsgestaltung gewährleistet.

Ein CO2 optimiertes Energiekonzept
Ziel der Energiekonzeption ist eine nachhaltige Gesamtlösung, die ein Optimum in Hinblick auf Umweltwirkung, Wirtschaftlichkeit und Nutzerkomfort darstellt. Das bestehende BHKW im Klinikum 14 Nothelfer bietet nachhaltige Leistungsreserven und wird als zentrale Wärmeversorgung für das Gesamtquartier verwendet. So lassen sich zukünftige energetische Optimierungen an einer zentralen Stelle implementieren. Als weiterer wesentlicher Beitrag zur CO2-Optimierung werden die Dachflächen vollständig zur solaren Stromerzeugung über Photovoltaikanlagen genutzt.
Zum Quartiersplatz wird ein Mobilitätspunkt geschaffen. Attraktive Mobilitätspakete in Form von E-Carsharing, E-Bikes und E-Lastenrädern bieten zeitgemäße und zukunftsweisende Alternativen zum Auto.

Tiefgaragen und Mobilitätskonzept
Die Tiefgaragenzu- und -abfahrt erfolgt über die Moosbruggerstraße und bildet den östlichen Abschluss von Baufeld 2. Dadurch wird ermöglicht, zuerst die Tiefgarage unter Baufeld 2 zu errichten und über eine unterirdische Verbindung an Baufeld 3 anzubinden, ohne eine weitere Abfahrt herstellen zu müssen. Die öffentlichen Stellplätze sind im ersten Untergeschoss angeordnet und haben separate öffentliche Ausgänge entlang der Achse des Ärztehauses und der Zufahrt zur Klinik.
Im 2. Untergeschoss sind klar getrennte Bereiche für die öffentliche und die private Nutzung vorgesehen. Das „Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz (GEIG)“ wird angewendet. Die Stellplätze werden mit der nötigen Infrastruktur vorgerüstet, um bei Bedarf E-Ladestationen in der nötigen Anzahl anbieten zu können.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Grunddisposition und Raumbildung der Arbeit ist angemessen, die vorgeschlagenen Gebäude fügen sich mit großer Selbstverständlichkeit in den Stadtgrundriss ein. Die Lage des zentralen Quartiersplatzes wird in der Jury intensiv diskutiert und letztlich positiv bewertet, insbesondere in der Wirkung ins Quartier hinein und der Nähe zu den Klinikgebäuden und dem Ärztehaus. Der erwünschte Hochpunkt ist in die äußerste Nordwest-Ecke gerückt und formuliert einen starken städtebaulichen Akzent in die Stadt hinein.

Das Baufeld 3 ist im Erdgeschoss sehr flächig bebaut und riegelt das Quartier konsequent von der Ravensburger Straße ab: die Härte dieser Abgrenzung wird von der Jury hinterfragt. Auf dem zweigeschossigen Sockel werden große Dachterrassen vorgeschlagen, die von den Obergeschossen aus nutzbar sind. Darüber erheben sich drei Baukörper in unterschiedlicher Geometrie, die mit Wohnungen gefüllt sind. In einer weiteren Bearbeitung dieser Volumina wäre darauf zu achten, dass in den oberen Geschossen die Wohnqualität mit dem erforderlichen Schallschutz zur Deckung gebracht werden, z.B. durch Optimierungen in der Wohnungstypologie. Dies darf nicht auf Kosten des großzügig geöffneten, begrünten Erscheinungsbildes der Fassade geschehen, das von der Jury explizit gelobt wird.

Die Vorschläge für den bestehenden Park werten diesen markant auf.

Die Anordnung der 5 Wohngebäude des Baufelds 2, ihr Verhältnis zum Park sowie Zuschnitt und Dimension des halböffentlichen Wohnhofs können vollauf überzeugen. Manche Erschließungselemente und Wohnungsgrundrisse weisen hingegen keine vergleichbare Qualität auf. Die Befahrbarkeit und Orientierung der Tiefgarage muss im nächsten Planungsschritt nachgewiesen und stellenweise überarbeitet werden.

Im Baufeld 4 sind die Dimension des südlichen Gebäuderiegels, dessen Verhältnis zum Hangfuß und zum angrenzenden denkmalgeschützten Gebäudebestand zu überprüfen. Die Lage der Tiefgaragenzufahrt im Gewässerrandstreifen zum Hospitalbach ist so nicht möglich.

Die Arbeit ist ein sehr wertvoller Beitrag zur gestellten Aufgabe und kann eine gute Grundlage für die weitere Entwicklung des Gebiets bilden.
Modell

Modell

Modell

Modell