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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2022

Neubau Medical Center im Bahnhofsumfeld Haltern am See

visualisierung

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2. Preis

Banz + Riecks

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

DIFFERENZIERTE URBANITÄT
Das Plangebiet liegt an der Nahtstelle zwischen Stadt und Bahn, südlich der Innenstadt. Die heterogene Bebauung entlang der Annastrasse mit ein- bis zweigeschossigen Wohnhäusern sowie das Josef - König Gymnasium beschreiben die differenzierte, offene Bebaubgsstruktur. Südlich liegen die Gleisanlagen. Das Erdgeschoss mit den öffentlichen Nutzungen formt die städtebauliche Adresse.
Raumkanten bilden den städtischen Raum ohne auf die Typologie traditioneller Blockrandbebauumg zurückzugreifen, die weiteren Funktionsbaukörper setzen räumliche Akzente, reagieren auf die heterogene Umgebung. Das viergeschossige Medical Center markiert zum Bahnhofsvorplatz den Ort, bildet Raum. Die drei singulären, westlichen Baukörper, als Teil des Ganzen, reagieren auf den Städtebau, öffnen sich nach Innen und ermöglichen im Innenbereich introvertiertere Nutzungen. Es entsteht ein urbanes Ensemble welches an dieser Stelle die städtebaulichen Akzente setzt und als Initial für die weitere städtebauliche Entwicklung steht. Das zweigeschossige Fahrradparkhaus mit ca. 1000 Stellplätzen ist linear entlang der Gleisanlagen organisiert, begleitet das Bebauungskonzept des Medical Centers Haltern.

FUNKTION
Das Medical Center orientiert sich zum Bahnhof, bildet den Raum zum Roost Warendin Platz. Das Cafe, als working space für Pendler, stellt die Verbindung zum öffentlichen Raum her. Die weiteren öffentlichen und gemeinnützigen Nutzungen sowie das Fair-Kaufhaus und die Büroflächen finden hier ihre Adresse am Ort. Ein zentral angeordneter Innenhof macht eine optimale Belichtung und natürliche Belüftung der Büros möglich und stellt gleichzeitig einen geschützten Aussenraum dar. Die Obergeschosse sind flexibel zoniert, Einheiten von 83 bis 608 qm sind realisierbar. Jede Einheit einer Ebene ist an den gebäudetechnisch hochinstallierten, zentralen Bereich angebunden. In den drei singulären Baukörpern befindet sich das betreute Wohnen mit 28 Wohneinheiten. Alle Wohnungen sind zum Innenbereich orientiert, der als abgeschlossener Aussenraum, als barierefrei erschlossene Grünfläche, von den Bewohnern genutzt werden kann. Die Tiefgarage im Untergeschoss nimmt, ca. 97 Parkplätze auf, das gesamte Quartier ist in allen Bereichen barriefrei konzipiert.

FREIRAUM
Das Medical Center stellt für den Roost Warendin Platz die neue Platzkante dar. Hierüber weitet sich der Vorplatz nach Westen aus und bildet den zentralen Auftakt zur Stadt.
Der Roost Warendin Platz ist klar zoniert. Vom Bahnhof aus wird man über den ' steinernen Weg ' zur Holtwicker Strasse in die Innenstadt geführt. Richtung Busstation und Parkplatz ist der Taxistand leicht auffindbar. In Richtung Medical Center wird der Platz begrünter. Erhöhte Pflanzbeete mit Baumbestand formulieren den Übergang zur Annastrasse. Es entsteht zusammen mit dem Cafe eine hohe Aufenthaltsqualität als Ort der Kommunikation. Im Westen ist der Bereich zwischen Neubau und Fahrradparkhaus angeschlossen, die Römer-Lippe Route ist hier an das städtische Fahrradwegenetz angebunden. Stauden und Gräserpflanzungen im Zusammenspiel mit dem Baumbestand beschreiben die grünräumliche Qualität, Sitzmöglichkeiten bieten Platz zum Verweilen. Der Grünzug entlang der Bahn wird aufgenommen und weitergeführt, das Cafe des Medical Centers ist Treff- und Aufenthaltspunkt als prominenter Ort am Vorplatz zum Roost Warendin Platz. Vorgeschlagen werden versickerungsfähiges Pflaster, diffenrenziert entwickelte Formate und Farbigkeiten diffenzieren die Nutzungen. Entlang der Annastrasse gibt es über eine regelmässige Baumpflanzung die deutlich erlebbare Trennung zwischen Fuss- und Radweg. Gleichzeitig werden ca. 14 Parkplätze für das Medical Center vorgesehen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit der Leitidee "differenzierte Urbanität" entwickeln die Entwurfsverfasser*innen ein urbanes Ensemble aus Medical Center und gewünschten Sozialnutzungen sowie der öffentlichen Fahrradstation.

Das 4-geschossige Medical Center ist klar strukturiert. Die Obergeschosse werden lediglich über ein Treppenhaus erschlossen wobei die gewünschte Kleinteiligkeit der Einheiten als auch großzügige Praxen gewährleistet sind.

In Erdgeschoss sind Kinderarztpraxis und Apotheke gut organisiert. Durch das Angebot eines Cafés gelingt es auf kluge Art und Weise einerseits die gewünschte Öffentlichkeit herzustellen und andererseits die Adressierung und eine gute Zugänglichkeit vom Bahnhofsvorplatz abzubilden. Insbesondere die Funktion als Frequenzbringer und die damit zusätzlich geschaffene Öffentlichkeit wird positiv gewertet.

Eine mögliche Konkurrenz zur zu sanierenden Bahnhofshalle wird diskutiert. Im Gegensatz zur geschlossenen Kubatur des Medical Centers werden die gemeinnützigen Funktionen des Ideenteils auf der erdgeschossigen Platte als 2-geschossige Riegel aufgesetzt. Die Unterschiedlichkeit der Baukörperausformung von Medical Center und Ideenteil und das dargestellte erdgeschossige Verbindungsbauteil wird hinterfragt. Eine fußläufige Durchlässigkeit wäre an dieser Stelle wünschenswert.

Mit der Anordnung der Tiefgaragenzufahrt von Norden über die Annabergstraße können die sonstigen Freibereiche vom Autoverkehr freigehalten werden, die Gestaltung der Römer-Lippe-Fahrradroute ergänzt durch Baumanpflanzungen und Angeboten von Sitzgelegenheiten lässt einen attraktiven Freiraum entstehen, der auf selbstverständliche Art und Weise in den Bahnhofsvorplatz mündet. Der Bahnhofsvorplatz erfährt die gewünschte Aufwertung durch Grünzonen aus Gräser- und Staudenanpflanzungen in Kombination mit Einzelbäumen. Mit wenigen Gestaltungselementen gelingt eine differenzierte Freiraumgestaltung in der das Café der zentrale Aufenthaltspunkt ist. Die konstruktive Durchbildung als Holzbau ist positiv zu bewerten. Folgerichtig wird dieser mit einer zeitlosen Metallfassade geschützt, idealerweise aus recyceltem Aluminium, was die Ansätze für Nachhaltigkeit erkennen lässt. Die offene, transparente Architektursprache verspricht einen leichten, angemessenen Auftritt. Der Bruttorauminhalt liegt im Durchschnitt der Arbeiten, die angebotene Nutzungsfläche leicht darüber.

Insgesamt liefert die Arbeit einen guten Beitrag im Wettbewerbsverfahren. Insbesondere die maßvolle Einbettung des Ensembles im Zusammenspiel mit der Freiraumgestaltung überzeugt.
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