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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2022

Neugestaltung der Außenanlagen Ratsgymnasium in Wolfsburg

Visualisierung Vorplatz

Visualisierung Vorplatz

Anerkennung

Preisgeld: 4.300 EUR

nsp landschaftsarchitekten stadtplaner PartGmbB schonhoff schadzek depenbrock

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

ERLÄUTERUNGSTEXTFREIANLAGEN

Da Kinder und Jugendliche einen erheblichen Teil ihres Lebens auf dem Schulgelände verbringen, erfüllt auch die Gestaltung der Außenanlagen einen didaktischen sowie pädagogischen Auftrag. Ziel des vorliegenden Konzeptes ist es, den damit einhergehenden unterschiedlichen Ansprüchen der vielfältigen NutzerInnen gerecht zu werden.

EINORDNUNG IN DIE UMGEBUNG
Die Innenstadtlage prägt das Baufeld, in direkter Umgebung zum Grundstück liegen die Kirche St. Christophorus sowie der Caritasverband Wolfsburg e.V. mit der Begegnungsstätte „Föhrenkrug“. Ebenso haben die Nähe zum Rathaus der Stadt Wolfsburg, das Alvar-Aalto-Kulturhaus und die Fußgängerzone in der Porschestraße einen prägenden Einfluss auf die Lage und Ausrichtung des Freiraumkonzepts, zwischen Innenstadtnähe und den weiträumigen Grünflächen des Großen Schillerteichs.

Die Pestalozziallee wird in neue Freiraumbereiche gegliedert und teilweise für den MIV gesperrt. Der Abschnitt östlich der Zufahrt zur City-Galerie, zwischen Ratsgymnasium, St. Christophorus sowie Caritasverband wird zur Fahrradachse mit ÖPNV Nutzung sowie Befahrung für Müll- und Feuerwehrfahrzeuge. Dadurch wird die trennende Wirkung der Pestalozziallee aufgehoben und die nördliche und südliche Seite vernetzen sich zu einem fließenden Freiraum.
Dieser neu entstehende Platz wird zur Mitte der angrenzenden Institutionen, nimmt die Ströme der Ankommenden auf und verknüpft die Eingangsbereiche mit dem angrenzenden Stadtraum. Es entsteht ein Bewegungsraum, der das Konzept der Piazzetta in einen zeitgenössischen Kontext übersetzt.
Der westliche Bereich der Pestalozziallee wird mit Wegfall des Durchfahrtsverkehrs ebenfalls ruhiger, sodass auch die Verbindung der Porschestraße in Nord-Südrichtung indirekt gestärkt wird. Die Umlenkung des MIV kann von den anderen Straßenräumen kompensiert werden. Die Umgestaltung der Pestalozziallee wird als weiterer Schritt gesehen die zentrale Innenstadt in Ihrer Bedeutung zu stärken, durch eine Aufwertung und Erhöhung der Aufenthaltsqualität.

Mit Reduzierung der Querschnitte in den Verkehrsachsen erhalten die Wohngebäude an der Kreuzung Pestalozziallee/ Friedrich-Ebert-Straße neue, vegetativ geprägte Vorzonen und erleben damit eine deutliche Aufwertung der Wohnsituation. Die Gestaltung ist angelehnt an das Konzept der Höfe, dass für Wohngebäude in der Wolfsburger Stadtlage prägend ist.

ERSCHLIESSUNG
Die orthogonal ausgerichteten Gebäudecluster erzeugen ein qualitätsvolles, klar strukturiertes Raum- und Nutzungsgefüge, das als Basis des vorgeschlagenen Freiraumkonzeptes aufgegriffen wird. Die organische Formsprache der Freianlagen erzeugt einen spannenden Kontrast zur Kubatur und eine fließende Raumfolge.

Die Anordnung der Funktionsbereiche bündelt die Verkehre und optimiert die Wegebeziehungen. Fahrradstellplätze werden aufgeteilt und in ausreichender Anzahl im südlichen Bereich sowie im nördlichen Bereich des Gebäudes angeboten. Ein Teil der Fahrradabstellplätze ist zudem durch die geplanten Dachkonstruktionen witterungsgeschützt.
Der bisherige Parkplatz der Schule wird mit dem Stellplatz des Rathauses in der Rathausstraße zusammengelegt. Somit kann die Bewirtschaftung des Stellplatzes mit einem einheitlichen System und geringerem technischem Aufwand erfolgen. Geeignet erscheinen Kamerasysteme, die Kennzeichen der parkenden Autos auswerten und dadurch kostenfreies Parken für Lehrpersonen integrieren können, ohne den Einsatz von Schranken oder andere Zufahrtbeschränkungen.

Die Haupteingangsbereiche und Funktionen der Gebäude werden in den Freianlagen fortgeführt. Sie ermöglichen eine eindeutige Adressbildung und einen selbstverständlichen Verbund mit den bestehenden Strukturen. Die Wegeverbindungen werden in homogenen Materialien ausgeführt, um einen niederschwelligen und barrierefreien Zugang in sämtliche Bereiche zu gewährleisten. Die vorhandenen Fahnenmasten werden in die geplante Gestaltung integriert.

AUSSENANLAGEN / SCHULHOF
Die Lernlandschaft ist geprägt von Nutzungsvielfalt und Offenheit. Konkrete Angebote, Flächen zur freien Aneignung und die materielle und vegetative Vielfalt schaffen ein attraktives und förderndes Lernumfeld für interaktive und zeitgenössische Unterrichtsformen.

Das Schulgelände wird gegliedert in „laute“, aktive Bereiche im Zentrum der Anlage und „ruhige“ Bereiche als Rückzugsorte in den Höfen. Farb- und Materialwechsel ermöglichen eine Gliederung in thematisch unterschiedliche Bereiche, ohne eine physische Barriere aufzubauen. Neben offenporigem Betonwerkstein und homogenen Flächen aus Asphalt bieten Rasen-, Wiesen und Vegetationsflächen eine materielle Vielfalt und farbliche sowie haptische Differenzierung für die unterschiedlichen Ansprüche im Raum. Die Pflanzflächen in Gebäudenähe werden als Staudenmischpflanzung angelegt und mit Blühgehölzen und Frühjahrsblühern kombiniert. Die transparente Zonierung einzelner Teilräume und ihre funktionale Verflechtung lassen eine flexible Nutzung zu, wodurch das pädagogische Konzept der Schule unterstützt wird.

Auf der Südseite der Schule wird der durchgesteckte Eingangsplatz fortgeführt. Im Bereich zur Mensa entsteht eine großzügige Terrasse mit Sitzmöglichkeiten zum gemeinsamen Essen, Lernen und Kommunizieren. In den angrenzenden Bereichen entsteht der von Aktivität geprägte Pausenhof mit Sport- und Bewegungsangeboten, wie Bolzplatz und Streetballfeld.
Die Räume zwischen dem Mittel- und dem Osttrakt werden ruhige Pendants zu den Aktivitätsbereichen. Die vorhandenen Sandsteinmauern werden im Bereich der Gärten wiederverwendet. Es entstehen Trockenmauern als Habitat für Kleintiere und Insekten. In Kombination mit dem lichten Blätterdach ergibt sich eine besonders angenehme kleinklimatische Situation. Mit dem Schul- und Naschgarten, dem Grünen Klassenzimmer und dem Skulpturen- und Sinnesgarten entstehen spannende vegetativ geprägte Orte.
Der zukünftig entstehende Innenhof zwischen Aula und neuem Hauptgebäude wird durch die Gestaltung mit Vegetationsflächen und Sitzelementen zu einem Raum für individuellen Rückzug und Ruhe. Der Bereich östlich des Schulgebäudes wird erhalten und nur durch eine neue Wegefläche in das Gesamtkonzept eingebunden. Die Eingriffe in diesem Bereich erfolgen sensibel und unter Wahrung der prägenden Bestandsbäume. Die vorhandenen Nutzungen wie das Schachspiel und die Tischtennisplatten werden ebenfalls in dem neuen Konzept berücksichtig und in einheitlicher Gestaltsprache in den Schulfreianlagen integriert, ebenso wie der vorhandene Kletterfelsen.

Das Beleuchtungskonzept sieht eine Gliederung in zwei Aspekte vor. Die Grundbeleuchtung erfolgt mit gerichteten Mastleuchten. Das Licht soll so gezielt wie möglich mit angemessenen Farbtemperaturen eingesetzt werden. Für die Fahrradbereiche werden in den Dächern integrierte Leuchten vorgesehen. Der Vorplatz erhält zusätzlich eine steuerbare Effektbeleuchtung im Bereich der Vegetationsflächen. Dadurch können im Falle von besonderen Ereignissen und Veranstaltungen die Baumkronen illuminiert werden.

Die vorhandenen technischen Bauwerke wie Trafo, Rigolen und Lüftungstürme werden in die entstehenden Freianlagen integriert und gestalterisch eingebunden. Es wird vorgeschlagen eine Zisterne vor die südliche Rigole zu schalten, um das Regenwasser z.B. für die Pflege der Grünflächen nutzen zu können. Der lokale Wasserhaushalt auf dem Areal wird ansonsten an natürlichen Kreislaufsystemen orientiert. Die Gründächer und Rasenflächen sowie versickerungsfähige Materialien sorgen hierbei für eine Verzögerung des Abflusses. Durch die systematische Nutzung von Regenwasser wird eine Verbesserung des lokalen Mikroklimas erwartet.

Die neuen Freiflächen im Kontext des Ratsgymnasiums orientieren sich in ihrer Maßstäblichkeit und Nutzungsvielfalt an den hochbaulichen Strukturen, sowie an den Bedürfnissen der SchülerInnen, LehrerInnen und BesucherInnen. Die Freiraumbezüge über das Schulgelände hinaus erzeugen eine Vernetzung mit den angrenzenden Nachbarschaften und Landschaften und lassen somit einen einzigartigen charakteristischen Schulstandort im angrenzenden städtischen Kontext entstehen.

Beurteilung durch das Preisgericht


Lageplan Realisierungsteil

Lageplan Realisierungsteil

Lageplan Ideenteil

Lageplan Ideenteil

Vertiefende Darstellung Vorplatz

Vertiefende Darstellung Vorplatz

Vertiefende Darstellung Pausenhof

Vertiefende Darstellung Pausenhof

Visualisierung Pausenhof

Visualisierung Pausenhof