modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 12/2022

Areal Waidmannstraße - Neue Vielfalt für den Diebsteich

2. Preis

Preisgeld: 100.000 EUR

agn Niederberghaus & Partner GmbH

Architektur

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

ahw Ingenieure GmbH

Tragwerksplanung

Gruner Deutschland GmbH

Brandschutzplanung

Béla Berec Architektur-Modellbau-Gestaltung

Modellbau

Erläuterungstext

Die Besonderheiten von Ort und Aufgabe prägen den Entwurf für das ehemalige ThyssenKrupp-Areal an der Waidmannstraße. Das Konzept baut die Stadt weiter, strukturiert und öffnet das gesamte Areal und bindet die angrenzende Stadt ein. Das Weiterbauen als städtebauliche Idee nimmt den Bestand als Ausgangspunkt und schafft eine unverwechselbare und ortsgebundene Architektur. Verwandte Kubaturen und Materialien erzeugen Zusammenhalt zwischen den drei verschiedenen Bausteinen des Quartiers und binden die bestehenden Gebäude wie selbstverständlich mit ein.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser*innen schlagen für die drei unterschiedlichen Funktionsbausteine drei freistehende Baukörper vor und schaffen so ein Ensemble aus verwandten Stadtbausteinen.
Das Stadion liegt mit vierseitiger 3- bis 5-geschossiger Mantelbebauung im Osten des Grundstücks. Die Music-Hall ist zentral auf dem Grundstück in der Bestandshalle verortet und mit einem L-förmigen An bau versehen. Der Büro-/ Gewerbebau mit zwei übereck stehenden Riegeln befindet sich im Westen des Grundstücks.

Alle drei Bausteine erhalten einen zweigeschossigen Sockel aus rot eingefärbtem Stahlbeton, mit zum Teil weit auskragenden, massiven Vordächern.

Auf den Sockeln stehen 3- bis 8-geschossige, rechteckige Volumen verbunden übereck mit offenen Loggien und Laubengängen.

Die Volumen sind strukturell gegliedert mit einer sichtigen, davor geblendeten Holzstruktur (bestehend aus Stützen und Riegeln), die sich z.T. nach oben hin auflöst und großzügige Dachterrassen entstehen lässt.

Im Gegensatz zum massiven, schweren Sockel wirken die Aufbauten leicht und transparent.

Gewürdigt wird, dass die Verfasser*innen sich darum bemühen, einen Ausdruck zu finden, der sich aus dem Ort entwickelt. So entsteht, im Gegensatz zu vielen anderen Arbeiten, ein Beitrag mit starker, ikonografischer Wirkung.

Auch werden die Außenräume in Ihrer klaren und wohlproportionierten Dimension positiv wahrgenommen. Das Gebäudeensemble bildet eine erkennbare Einheit.

Klar dimensionierte und strukturierte Platz- und Passagenfolgen bilden die öffentlichen Freiräume. Aktive Erdgeschosse und gut positionierte Eingänge beleben die Freiräume glaubhaft. Die ehemalige Halle wird baulich ergänzt und behält dennoch ihr Gesicht am zentralen Eingangsplatz und wirkt als Anziehungspunkt. Das industrielle Erbe wird weiter in Struktur, Form und Materialwahl sichtbar.

Der Eingangsplatz ist sowohl ein Verteilungs- als auch ein Erholungsraum. Der Platz ist als multicodierter, klassischer, versiegelter Platz konzipiert, in den sowohl das städtische Leben als auch spezifischere Nutzungen, wie eine informelle Bühne, bestens integriert werden können. Gastronomische Einrichtungen in den Erdgeschossen, ein Kiosk im ehemaligen Torgebäude und der Musiksaal sorgen für Aktivität rund um den Platz und in den Gassen. Die vorhandene Vegetation wird bewusst in die Gestaltung integriert und durch weitere frei gesetzte Gehölze ergänzt. Diese sind in Grünflächen integriert, die die versiegelten Gassen und Plätzen klimatisch und atmosphärisch aufwerten, ohne die industrielle Prägung zu beeinträchtigen.

Der Fußgängerzugang rund um das Stadion ist gut organisiert und dimensioniert. Auch die straßenseitige Promenade wirkt großzügig für die erwartbaren Besucherströme und dennoch nicht zu groß dimensioniert. Das Sockelgeschoss und seine formale architektonische Ausprägung werden kritisch diskutiert. Die Funktion als wettergeschützter Bereich kann nicht überzeugen und keinen qualitativen Raum darstellen. Der Maßstab wirkt übertrieben und unnötig und damit, übertragen auf das gesamte Quartier, leider sehr formal und gezwungen.
Das Begrünungskonzept für Dächer und Fassaden konzentriert sich auf begehbare Dachgärten, die auch intensiv begrünt werden, was konzeptionell einen sehr robusten Schwerpunkt darstellt.

Vertikale Begrünungen sind vor allem im Inneren des Quartiers geplant, z.B. am Stadion. Architektonisch ist dies ein nachvollziehbarer Ansatz, dass es nach innen hin grüner und kleinteiliger wird. Vorgeschlagen werden wandgebundene Trogbepflanzungen, die in die Brüstungen integriert werden. Dies ist grundsätzlich denkbar. Die Konstruktion und Dimensionierung müsste im Laufe des Projektes aber geprüft und plausibilisiert werden.

Insgesamt hinterfragt die Jury allerdings, wieso der formale Ausdruck der drei Bausteine sich so ähnelt und nahezu identisch ist. Selbst bei einer nachvollziehbaren Setzung „massiver Sockel und leichter Aufbau“ wären spezifischere Ausformulierungen der drei Bausteine möglich und wünschenswert gewesen.

Der großmaßstäbliche Sockel mit den weiten Auskragungen erscheint für den Stadionbaustein angemessen, bei den Bürobauten, mit darüberliegenden 4- bis z.T. 8- geschossigen Aufbauten, allerdings nicht schlüssig und vor allem nicht notwendig. Damit werden nicht nur aufwendige konstruktive Maßnahmen erforderlich, sondern auch für die Büroräume im 1. Obergeschoss bedeutet dies eine erhebliche Einschränkung bei der Belichtung und dem Außenbezug.