modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Städtebaulich-freiraumplanerisches Werkstattverfahren | 11/2022

Entwicklung der Bergedorfer Innenstadt in Hamburg

Am Schlosspark

Am Schlosspark

1. Rang / Grundstück: Parkhaus Bergedorfer Schloßstraße

Preisgeld: 6.000 EUR

B99 Architekten

Stadtplanung / Städtebau

Bruun & Möllers GmbH & Co. KG

Landschaftsarchitektur

Phase 2 Modellbau GmbH

Modellbau

Erläuterungstext

Architektur und Städtebau
Bereits vor gut 800 Jahren entstand Bergedorf als Marktstandort auf der Handelsstraße zwischen Hamburg und Berlin. Die ersten Häuser standen dicht an dicht auf schmalen Parzellen entlang der Straßen. Die Stadt wuchs, gründerzeitliche Gebäude ergänzten das Stadtbild. Mit den großmaßstäblichen Straßenerneuerungen von 1928 und 1970 und der Trockenlegung des Blickgrabens wurden die feingliedrigen Stadtstrukturen beschädigt.
Historischer Gebäudebestand wurde abgerissen, Wegenetze wurden geschlossen oder beseitigt, Gebäuderückseiten zu Vorderseiten gemacht. Heute gibt es noch immer eine beachtliche Zahl historischer Bauten, Wege und Plätze in Bergedorf. Es besteht die große
Chance, die fragmentierte Stadt zu reparieren, indem jeder bauliche Eingriff behutsamen geplant wird.

Prämissen hierfür sind:
- Bewahrung der historischen Strukturen
- Angemessene Parzellengrößen
- Moderate Gebäudehöhen und -längen
- Modernität und Selbstbewusstsein im Ausdruck

Neben der Reparatur ist eine selbstbewusste Weiterentwicklung maßgeblich. 

Bergedorf hat stadträumlich vielfältiges Potential. Wir arbeiten vier Stadträume heraus:
Am Sachsentor: Wir stärken historisch bedeutsame Lagen.
Bergedorfer Schlossstraße: Wie entwickeln junge Stadtstrukturen weiter.
Historische Gasse: Historische Wegeverbindungen werden aufgespürt
und als logische Verknüpfungen im Stadtraum aktiviert.
Am Schlosspark (Vinhagenweg): Die Zuwendung der inneren Stadt zum Schlosspark hebt räumliche Potentiale und erweitert bestehende Strukturen.

Die gewachsene Stadt ist in der Regel unterteilt in Parzellen.
Wir schlagen daher vor, die beiden Baufelder analog zur Baustruktur Bergedorfs in sechs Parzellen zu gliedern.

Wir stärken dabei die Lebendigkeit und die Vielfalt des Nutzungsangebotes in Bergedorf:

- Einzelhandel am Sachsentor
- Mobilität, Dienstleistung und Produktion sowie „Wohnen und Arbeiten“ an der „jungen“
Bergedorfer Schlossstraße
- Gastronomie am Schlosspark/ „beste Wohnlage“
- Geselligkeit und Verweilen an der historischen Gasse

Über die Parzellengrenzen hinaus werden Funktionen gebündelt:
- Mobilität: Quartiersgarage PKW/Carsharing + Quartiergarage Fahrrad
- Energieversorgung
- Stadtklima: Konzept „Grüner Innenhof“

Der Freiraum

Im Rahmen des Gesamtplans entstehen attraktive, angenehm urbane Stadträume, die die kleinstädtische Maßstäblichkeit und den Duktus von Bergedorf würdigen. Die neue Schlichtheit und Großzügigkeit bestechen. Der raumübergreifende Belagsteppich am Sachsentor soll in gestalterisch bereinigter Form nach Norden weitergeführt werden, wo der gesamte Übergangsbereich zwischen
Stadt und Schlossgarten neu geordnet und aufgewertet wird. Die bestehenden Pflasterflächen bleiben dabei weitestgehend erhalten.

Der heute sehr sparsame Einsatz von städtischem Mobiliar wirkt sich negativ auf den Stadtraum aus. Hier soll zukünftig durch bequeme Bänke, mobiles Grün und ein stimmungsvolles Beleuchtungsystem die Aufenthaltsqualität auch in den Abendstunden
verbessert werden. Der Pkw-Durchgangsverkehr wird an der Bergedorfer Schlossstraße gebündelt. Hier liegen Quartiersgaragen und Mobilitäts-HUB. Generell soll der Verkehr reduziert werden - so auch die angebotenen Stellplätze im öffentlichen Raum. Dagegen werden Fahrradfahrer und Fußgänger grundsätzlich privilegiert. 

Die beiden balkonartigen Platzräume, Kaiser-Wilhelm-Platz und Am Schlossplatz (Vinhagenweg) - sind wichtig für das Quartiersleben und vermitteln im Übergang zum Schlossgarten. Der kleinere Kaiser-Wilhelm-Platz soll weiterhin gärtnerisch bespielt werden, wird jedoch durch breite Sitzkanten entlang der Beete an Aufenthaltsqualität gewinnen. Der neue Platz am Schlossgarten (Vinhagenweg) soll als baumbestandener Multifunktionsplatz in Grant weiterentwickelt werden. Hier sollten gastronomische Einrichtungen angesiedelt werden. Auch Märkte oder andere Veranstaltungen, die sich mit dem Umfeld vertragen, sind hier gewünscht. Der vorhandene Baumbestand wird vollständig erhalten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser*innen haben den Bestand gut in die konzeptionelle Ausarbeitung aufgenommen. Mit ökonomischen und rationalen Ansätzen hebt sich der Entwurf ab. Der Entwurf folgt grundsätzlich dem Leitmotiv der in Bergedorf vorhandenen Parzellierung und schlägt für jede Parzelle eine eigenständige Nutzungseinheit vor. Dies wurde vom Gremium positiv bewertet.

Der Baukörper auf dem Grundstück „Karstadt am Sachsentor“ orientiert sich südlich an der historischen Fuge. Die einzelnen Häuser unterscheiden sich zwischen giebel- und traufständiger Dachausbildung. Die Positionierung und Ausbildung der Gasse erscheint unsicher. Eine gute Verbindungsfunktion von Sachsentor und Bergedorfer Schloßstraße wird kritisch hinterfragt. Aus städtebaulicher Sicht kann der Entwurf für dieses Grundstück die Jury nicht komplett überzeugen.

Der Baukörper auf dem Grundstück „Parkhaus Bergedorfer Schloßstraße“ überzeugt die Jury hingegen in seiner städtebaulichen Ausbildung. Er bildet eine klare Kante zum Schlosspark und einen integralen Hof, um den sich die Nutzungen gliedern. Vorgeschlagen werden drei Gebäude mit unterschiedlichem Charakter. Diese verfügen über eine fünfgeschossige Traufhöhe mit verschiedenen Staffelungen. Die städtebauliche Idee der Negativecke lässt einen ansprechenden Platz entstehen. Dies bewertet die Jury als vorteilhaft. Die Idee, die Häuser im Hof von Osten zu erschließen, erscheint städtebaulich durchdacht. Besonders positiv wirkt sich dies auf die Anrainer-Grundstücke aus.
Vier Stadträume

Vier Stadträume

Sechs Häuser

Sechs Häuser

Haus 1

Haus 1

Haus 2

Haus 2

Haus 3

Haus 3

Haus 4

Haus 4

Haus 5

Haus 5

Haus 6

Haus 6