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Mehrfachbeauftragung | 11/2022

Neues Quartier an der Gorch-Fock-Straße auf Fehmarn

Blick ins Quartier an der Gorch-Fock-Straße

Blick ins Quartier an der Gorch-Fock-Straße

2. Rang

CITYFÖRSTER architecture + urbanism

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Für das Quartier wird ein, aus der Landschaft und dem Kontext entwickeltes, robustes und gleichzeitig anpassungsfähiges Konzept vorgeschlagen. Durch eine Vielfalt an qualifizierten Freiräumen und einer gemeinschaftlichen Mitte, kann Nachbarschaft, Dichte und Suffizienz anders gedacht werden. Es findet eine Vermittlung zwischen Bestandssiedlung und Landschaftsraum statt.

Im Quartier entstehen ca. 250 Wohneinheiten in unterschiedlicher Ausführung. Um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, liegt der Schwerpunkt auf dem Geschosswohnungsbau. Mit den Gebäudetypen Zeile, Punkt, Winkel und Doppel gibt es vier Varianten des Geschosswohnungsbaus im Quartier, die sich in unterschiedlicher Zusammensetzung zu belebten Nachbarschaftsclustern ausbilden. Das vielfältige Wohnraumangebot wird durch 38 Reihenhäuser ergänzt. Das Quartiers-Cluster im Zentrum bietet sich für eine kooperative Entwicklung mit ergänzenden Nutzungen an.

Vordergründig ist das natürliche Erscheinungsbild des Quartiers. Das Verwenden zukunftsfähiger Materialien bietet gleichzeitig ökologisch und technische Vorteile. Abseits der gestalterischen Vorgaben zu Typologien und Raumkanten sorgt die Varianz in der Fassaden- und Farbgestaltung, sowie in den Freiraumelementen der einzelnen Nachbarschaftscluster für Individualität und Orientierung. Gestaltungselemente aus dem Kontext schaffen eine Zugehörigkeit zur Umgebung, während gemeinschaftliche Räume Platz für Selbstverwirklichung bieten.

Das Klimamosaik X 144 zeichnet sich durch starke Freiraumbezüge, vielfältige Wohnformen und eine aktive, gemeinschaftliche Quartiersmitte (u.a. mit Treff, Co-Working, Sonderwohnformen) aus. Ergänzend bündelt der Quartiers-Hub Mobilitätsangebote und weitere Nutzungen (z.B. Werkstatt, Paket-Station, Jugendtreff).

Beurteilung durch das Preisgericht

Für das Quartier wird ein aus der Landschaft und dem städtebaulichen Kontext abgeleitetes Konzept entwickelt. Mosaikartig fügen sich verschiedene „Gebäudeteilchen“ zu differenzierten Hofformen zusammen. Unterstrichen durch eine verkippte Stellung der Gebäude entsteht so einerseits eine lebendige Raumkonfiguration. Andererseits erzeugt das gewählte städtebauliche Grundmuster jedoch auch Unruhe und hinterlässt einen fragmentierten Gesamteindruck; die intuitive Lesbarkeit der Zusammengehörigkeit von Hofsituationen wird erschwert.

Die Anbindung an die benachbarten Quartiere und die Einbindung in die angrenzende Landschaft ist gut gelöst. Sehr unterschiedlich reagieren die Kontaktflächen des neuen Quartiers auf die Bestandssituationen und öffnen sich entweder mit einladender Geste im Westen und Süden auf die bestehenden Quartiere oder inszenieren den Übergang in die freie Landschaft durch das Ausbilden von extensiven Grünräumen.

Entlang der den Ort prägenden Knicks, die nur zum Teil erhalten werden, entwickeln sich behutsam die öffentlichen Grünverbindungen. Thematisch nachvollziehbar werden so im Quartiersinneren ein intensiveres „Gartenband“ mit angelagerten Mietgärten vorgeschlagen. In den Verlauf des „Gartenbandes“ werden geschickt ein Auftaktplätzchen an der Gorch-Fock-Straße, eine Grünfläche an der Quartiersmitte und die KITA-Außenflächen integriert. Der das Quartier rahmende „Landschaftssaum“ wird durch die eingebundenen Knicks, gut angeordnete Retentionsflächen und kleinere Nutzungsangebote wie den Wasserspielplatz mit Kletterturm überzeugend ¬ausgebildet. Zusammen mit den vom Charakter halböffentlichen bis gemeinschaftlichen Hofmitten und den privaten Gartenzonen entsteht insgesamt ein fein austariertes und miteinander verbundenes Freiraumsystem, welches das Quartier übersichtlich gliedert und ihm seine Identität verleiht.

Die geplante Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs und die Verlagerung der Mobilität hin zum Umweltverbund wird begrüßt. Die Einrichtung eines Mobilitätshubs, der den ruhenden Verkehr an der Gorch-Fock-Straße abfängt und darüber hinaus alternative umweltfreundlichere Angebote offeriert und eine Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel bereithält, wird sehr positiv und auch als realisierbare Lösung gesehen. Über eine winkelförmige Erschließungsstraße wird das Quartier effizient an das vorhandene Straßennetz angebunden und die Andienung aller Höfe sichergestellt. Der reduzierte Autoverkehr lässt zudem eine attraktivere Gestaltung der Straßenräume für den Fuß- und Radverkehr erwarten. Gut angebundene Wege sichern die äußere Erschließung und die innere kleinräumliche Vernetzung.

Jede Hofnachbarschaft bietet einen flexiblen Typologiemix. So wird eine vielfältige Mischung unterschiedlicher Lebensformen angeboten. Anordnung und Funktionalität des Quartiers sind auf die Verlagerung privaten Wohnraumes hin zu gemeinschaftlichen Nutzungen ausgelegt. Der Zusammenhalt im Quartier wird u.a. über weitere Nutzungsangebote wie KITA¬, Jugendtreff, Quartierstreff, Mehrgenerationenwohnen, Hofküchen, Co-Working und den Mobilitätshub angeregt.

Eine angemessene Dichte nutzt die zur Verfügung stehende Fläche effizient aus und reduziert die Versiegelung. U. a. Holzbauweise, Verwendung recyclebarer Baustoffe, Dachbegrünung, nachhaltiges Regenwassermanagement und innovatives Mobilitätskonzept integrieren die Belange der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes zukunftsweisend.

Die Lärmschutzvorgaben werden beachtet, Perspektiven für die nicht bebaubaren Flächen aufgezeigt.

Eine mögliche Entwicklung in Bauabschnitten wird angedacht. Mit dem Beginn der ersten Phase muss jedoch sichergestellt sein, dass der Mobilitätshub auch wirklich realisiert wird, damit das Gesamtkonzept aufgeht.

Zusammenfassend reagiert die Arbeit von Cityförster sensibel auf den spezifischen lokalen Kontext auf Fehmarn und verknüpft diesen gleichzeitig mit Aspekten einer in Zeiten des Klimawandels notwendigen sozial-ökologischen Transformation.
Entwurfsherleitung

Entwurfsherleitung

Schwarzplan

Schwarzplan

Gesamtkonzept

Gesamtkonzept

Nachhaltigkeitskonzept

Nachhaltigkeitskonzept

Nutzungsverteilung

Nutzungsverteilung

Schemaschnitt Quartiersmitte

Schemaschnitt Quartiersmitte

Vertiefung Nachbarschaftscluster

Vertiefung Nachbarschaftscluster

Axonometrie

Axonometrie