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Verhandlungsverfahren | 12/2022

Modernisierung Gemeinschaftszollanlage Weil am Rhein / Basel-Autobahn

Modellfoto

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Teilnahme

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Architektur

Erläuterungstext

Als zentrales Element unseres Entwurfes überspannt das große Dach der Gemeinschaftszollanlage Weil am Rhein die A5 und macht die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz räumlich erlebbar. Unter einem Dach kommen die Reisenden beider Länder zusammen und das Dach wird zu einer verbindenden Geste.
Der Entwurf setzt sich aus den Nord/Süd ausgerichteten Baukörpern, einem grenzüberspannenden Solardach und dem Verbindungssteg zusammen. Diese drei Elemente bilden auf einfache Art und Weise einen Kontrapunkt gegenüber dem dynamischen Verkehrsraum und schaffen Verbindung und Übersichtlichkeit. Für einen zügigen Bauablauf werden die Gebäude aus elementierten Holzrahmenelementen vorgefertigt. Den Witterungsschutz der Anlage bildet das mit transluzenten Photovoltaikpaneelen belegte Dach.
Wir spannen mit unserem Entwurf einen Raum auf, der den Grenzraum als verbindendes Element erlebbar macht. Nord/Süd ausgerichtete Baukörper, ein raumüberspannendes Dach und ein Verbindungssteg sind drei Elemente welche diesen Grenzraum als lichtdurchfluteten Verbindungsraum gliedern. Linie und Fläche als klare Elemente gliedern auf einfache Art und Weise den komplexen Verkehrsraum und schaffen Verbindung und Übersichtlichkeit.
Das Dach wird von den parallelen Riegeln der Reisendenabfertigungen getragen, so dass ein lichter großzügiger Raumeindruck entsteht.

Im dritten parallelen Riegel im Osten befindet sich die LKW-Abfertigung auf deutscher Seite. Zusammen mit den Bestandsgebäuden der Beschauhalle und des Betriebsgebäudes entsteht ein kompaktes Zentrum für die Wareneinfuhr nach Deutschland.
An den Stirnseiten der Riegel schließen sich Nebengebäude für KFZ-Nutzungen (Revisionsgarage CH, Dienst-KFZ D, Rampengebäude) an. Auch die Warenabfertigungshalle CH ergänzt die Anlage.
Der Steg bindet im Westen an die Mitarbeiterstellplätze und den neuen Fußgängerweg zu den nördlichen LKW-Abstellplätzen an. Im Mittleren Riegel liegen die Schalter der Warenausfuhr direkt am Steg. Im Westen vermittelt er zwischen Wareneinfuhr, Beschauhalle und bestehende Betriebsgebäude, überbrückt die Lustgartenstraße und führt auf das Lofo-Gelände. Die nachhaltige, sehr kompakte und damit wirtschaftliche Gesamtanlage entspricht dem öffentlichen Charakter des Gebäudeensembles und spiegelt die gesellschaftliche Verantwortung für nachhaltiges Wirtschaften wieder.
Beim Verkehrskonzept wurde auf eine einfach begreifbare und direkte Verkehrsführung Wert gelegt, die der Nutzer intuitiv richtig benutzen kann. Pkw-Verkehre und Bus-/Caravan-/Sonderverkehre werden frühzeitig getrennt und auf die entsprechenden Parkmöglichkeiten geleitet. So gelingt auch eine effektive Verkehrserschließung. Die geforderten Parkmöglichkeiten für Besucher und Beschäftigte mit verschiedenen Verkehrsmitteln können nachgewiesen werden. Hier sind kurze Wege zwischen den Parkplätzen und den Erledigungsorten gegeben.
Auch nach der Realisierung der neuen Gemeinschaftszollanlage ist eine geradlinige Querung der Feuerwehr nördlich der Anlage von Ost nach West möglich.
Diese Querungsmöglichkeit der Feuerwehr sowie die bereits vorhandenen Öffnungen im Mittelstreifen der Richtungsfahrbahnen eignen sich auch gut zur umwegfreien Abwicklung von Baustellenverkehren.
Im ersten Bauabschnitt wird eine Haltebucht für den Schwerlastverkehrs ausgebildet, so das dessen Fahrspur auf die Busspur verlegt werden kann. Die freiwerdende Fläche wird zum Baufeld auf dem zunächst Erdsonden gebohrt werden. Für die bauliche Realisierung wurde darauf geachtet, dass möglichst geringe Beeinträchtigungen der Verkehrsströme und Parkmöglichkeiten einhergehen. Insbesondere für die Beschäftigtenparkplätze werden in allen Phasen Ersatzparkplätze angeboten.
Während des Baus der Riegel bleiben die Bestandsgebäude im Betrieb. Es müssen keine Interimsgebäude erstellt werden. Lediglich die Revisionsgarage der deutschen Seite wird auf die deutsche Seite der Warenabfertigung verlegt.

Der zweite Bauabschnitt umfasst die 3 Riegel und damit sämtliche Büro und Schalterbereiche. Wir schlagen vor zunächst die äußeren Riegel zu bauen, um die Belastung des fließenden Verkehres zu minimieren und den Bau der Energiezentrale vorziehen zu können. Im weiteren Schritt 2b folgt der mittlere Riegel mit Stegverbindung zum östlichen Riegel. Der Steg enthält einen Medienkanal der die TGA-Gewerke verteilt und wo notwendig den Bestand erschließt.
Aufgrund der sehr reduzierten Möglichkeiten der Baustelleneirichtung in Mitte und Ost wird hier auf Unterkellerung weitgehend verzichtet, es entfallen somit Unterfangungsmaßnahmen am Bestand.
Nach dem Umzug der Nutzung aus den Bestandsgebäuden in die Neubauten werden bestehendes Fahrbahndach, Waren- und Reisendenabfertigung zurück gebaut. Lediglich die Rampenanlage bleibt noch erhalten.
Der dritte Bauabschnitt umfasst die KFZ-technischen Appendixe an den Stirnseiten der Riegel und die ost- und westliche Verlängerung des Verbindungssteges. Das bestehende Rampengebäude wird nun als letzter Bestandsbau zurück gebaut. Mitarbeiterstellplätze CH werden nun westlich des schweizer Riegels erstellt, so dass temporäre und weitere Ma Stellplätze auf dem LKW Bereich zu den neuen MA verlagert werden können. Auf den LKW-Bereichen Nord CH und D entsteht nun Platz, der z.B. für weitere LKW-Stellplätze genutzt werden könnte.

Materialkonzept
Die Neubauten, Fahrbahnüberdachung sowie die integrierte Verbindungsbrücke sind als Holz- bzw. Holz-Beton-Hybridkonstruktionen geplant. Durch die Wahl des Materials wird sowohl der nachhaltigen Bauweise Rechnung getragen als auch ein hoher Vorfertigungsgrad zur Minimierung der Auswirkungen der Baumaßnahmen auf den Zollbetrieb ermöglicht.
Das Konstruktionsmaterial Holz wird auch an den Fassaden eingesetzt. Holzlamellen rahmen ein einheitliches Bild, das die klare Rasterung der modularen Holzbauweise aufnimmt. Die Holzlamellen liegen auch vor den Glaselementen, so dass ein Gestaltungsspielraum bei der Öffnung der Fassade entsteht, ohne deren Gleichmäßigkeit zu unterbrechen. Es entsteht die Ansicht einer homogenen Gesamtanlage. Die Lamellenabstände werden variiert und akzentuieren z.B. Schalterbereiche und Eingänge in der Fassade.

Statisches Konzept
Das Haupttragwerk der Fahrbahnüberdachung wird durch zwei innenliegende Holzdoppelfachwerkträger sowie zwei einfache Holzrandfachwerkträger realisiert. Diese bilden den Nebenträgern die Tragkonstruktion für das Photovoltaikdach und integrieren gleichzeitig den Verbindungsgang, die Wartungsstege und die verbindenden Techniktrassen.
Die Autobahn wird hierdurch über eine Länge von ca. 65 m mit einem Zwischenauflager überspannt. Durch die gewählte Konstruktionsart können beide Fahrbahnrichtungen unabhängig voneinander vorgefertigt und schnell montiert sowie Kopplungen und Wärmebrücken zu den Gebäuden hin minimiert werden.
Für die Neubauten ist ein möglichst reduziertes Tragwerk in Brettsperrholzbauweise vorgesehen, welches eine hohe Flexibilität der Raumaufteilung ermöglicht. Die Gebäudeaussteifung erfolgt jeweils über die Treppenhaus- und Sanitärkerne. Aufgrund der hohen Erdbebenlasten werden zusätzliche Wände wie z.B. die Außenwände an den Gebäudestirnseiten für das mittlere und das westliche Gebäude als zusätzliche Aussteifungselemente herangezogen.
Die Aufstockung des Bestandsgebäudes im Osten ist ebenfalls mit einem gewichtsreduzierten Holztragwerk geplant, um die Zusatzbelastung auf das Bestandstragwerk zu minimieren.

Konzept Technische Ausrüstung

Energiekonzept Wärme Kälte Elektrotechnik
Das Konzept der technischen Ausrüstung im Bereich der Heizungs-, Klima-, Kälte- und Sanitär- sowie der Mess- und Regeltechnik sowie der Elektrotechnik fusst auf dem Gedanken der Nachhaltigkeit. Wie auch das Konzept der Energieflüsse und Materialien.
Planungsidee ist die Energieverschiebung in den Bereich eines Energiespeichers. Grossflächig steht hierfür das Erdreich unterhalb des zu beplanenden Parameters/Baufeldes zur Verfügung. Mithilfe eines Erdsondenfeldes soll die Wärme bei Überschuss eingespeist und bei Bedarf entzogen werden. Über Wärmepumpen bzw. Kältemaschinen wird diese Energie dann dem System wieder zugeführt.
Die notwendige Elektroenergie wird über Photovoltaikmodule zur Verfügung gestellt. Ausreichend nicht nur für die Wärmepumpen, sondern auch für die sonst notwendigen elektrischen Verbraucher. Auf fossile Brennstoffe (dazu gehört auch Erdgas) wird verzichtet.

Wärmeversorgung und Wärmeabgabe
  • Priorität Abwärmeverschiebung innerhalb des Gebäudes. Herz der Anlage sind hocheffiziente Wärmepumpen. Ein technischer Pufferspeicher (Wasser) speichert Wärmeenergie eino 2. Priorität über Wärmepumpen wird seriell eine Wärmeerzeugung mit der Wärmequelle Erdwärmespeicher/Erdsonden vorgesehen
  • um die Abwärme möglichst gut zu nutzen, werden die Wärmeabgabesysteme konsequent als Niedertemperatursysteme mit 36°C/28°C geplant.

Kälteversorgung und Kälteabgabe
  • Priorität Wärmeverschiebung, die entzogene Wärme wird innerhalb des Gebäudes zu Heizzwecken verwendet bzw. über Erdsonden im Erdwärmespeicher zwischengepuffert.
  • Priorität Rückkühler, wenn der Wärmebedarf des Gebäudes gedeckt ist und der Erdspeicher geladen wird mit hybriden Rückkühlern die Überschusswärme abgeführt.
  • Durch hohe Kaltwassertemperaturen Nutzung des Potentials Freecooling

Photovoltaik
Es ist eine maximale Belegung der Überdachung von ca. 3‘000 m2 mit transparenten Photovoltaikmodulen angedacht. Diese würde ca. 670 kWp entsprechen. Primär soll die gewonnene Energie in der Liegenschaft selbst genutzt werden. Dafür werden entsprechende Batteriespeicher vorgesehen. Darüber hinaus wird die überschüssige Energie in das öffentliche Netz gespeist, respektive zum Laden von E-Fahrzeugen zur Verfügung gestellt.

Brandschutzkonzept
Die Neubauten sind gemäß der Landesbauordnung Baden-Württemberg als Sonderbauten der Gebäudeklasse 4 mit Nutzungseinheiten < 400 m² geplant.
Für den mittigen und den westlichen Baukörper ist zur Flächenoptimierung jeweils nur ein notwendiger Treppenraum als baulicher Rettungsweg vorgesehen. Zusätzliche Rettungswege können im 2. Obergeschoss über die frei belüftete Verbindungsbrücke sowie im 1. Obergeschoss über Anleitern der Feuerwehr sichergestellt werden. Für den östlichen Baukörper werden auf Grund der Ausdehnung zwei notwendige Treppenräume als bauliche Rettungswege vorgesehen. Durch die Aufstockung des östlichen Bestandsgebäudes ist eine brandschutztechnische Überprüfung der Bestandsgeschosse vorgesehen. Der östliche Gebäudekomplex wird durch eine Gebäudeabschlusswand von der Beschauhalle getrennt.
Die Holztragkonstruktion der Fahrbahnüberdachung ist ebenfalls in hochfeuerhemmender Bauweise geplant. Eine freie Belüftung sowie eine ausreichende Durchlüftung der Dachfläche zur thermischen Entlastung ist vorgesehen.


Lageplan

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Modellfoto

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