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Projektwettbewerb | 09/2022

Erweiterung Zentrum Guggerbach Davos (CH)

Platzstrasse

Platzstrasse

2. Preis

Preisgeld: 50.000 CHF

LEISMANN AG

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

extrā Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

WMM Ingenieure AG

Tragwerksplanung

EPRO Engineering AG

TGA-Fachplanung

Filippo Bolognese Images

Visualisierung

Andreas Akeret Baumanagement GmbH

Projektsteuerung

Makiol Wiederkehr AG

Sonstige

Erläuterungstext

Die Bebauungsstrukur in Davos Platz ist mehrheitlich durch grossmassstäbliche Wohn- bzw. Hotelgebäude geprägt. Das räumliche Gefüge wird durch an Strassen angrenzende Häuser charakterisiert, wodurch Übergangsbereiche zwischen „öffentlich“ und „privat“ grösstenteils entfallen. Die Häuser sind nach der Sonne gerichtet und profitieren von einer weiten Aussicht auf die umliegenden Bergketten. Zusammenhängende, nutzbare Aussenräume befinden sich geschützt in den Höfen oder sind eingezäunt den Häusern zugeordnet. Eine Ausnahme bildet hier der Garten Guggerbach, der sich als öffentliche Anlage, zwischen Holsboerweg und Platzstrasse, aufspannt. Er ist Aufenthalts- und Bewegungsort für die Quartier- und Hausbewohnerschaft. Die Materialisierung der Gebäude in Davos ist überwiegend mineralisch. Besonders ortsprägend sind die, ab Mitte des 19. Jahrhundert entstandenen, Sanatorien, die heute meist als Hotels genutzt werden. Diese Flachdachbauten zeichnen sich vor allem durch ihre filigrane Tragstruktur und eine grosszügig dimensionierte, vorgesetzte Balkonschicht aus. Darüber hinaus war die für Davos charakteristische Gesundheits- und Tourismusarchitektur Wegbereiter für die Architektur der Moderne im 20. Jahrhundert.

Der Neubau wird als gestaffeltes, dreiteiliges Volumen direkt an die Platzstrasse gesetzt. Zusammen mit Haus C, bildet der Neubau den südlichen Abschluss des Zentrum Guggerbach. Die Gebäudehöhen der umliegenden Häuser übernehmend, fügt sich der Neubau rücksichtsvoll in die bestehende Bebauung und das städtebauliche Gefüge ein. Durch die Platzierung am südlichen Rand des Areals wird die Beeinträchtigung gegenüber bestehender Gebäude, bezüglich Verschattung und Bebauung, so gering wie möglich gehalten. Der neue Haupteingang befindet sich in einem markanten Zwischenbau an der Oberen Strasse. Von hier aus werden die Häuser A und C sowie der Neubau Haus D und die Gartenanlage erschlossen. Durch die periphere Setzung des neuen Volumens, wird der Garten durch einen ruhigen Hof ergänzt. Zusammen bilden sie das neue grüne Herz der Anlage.

Die Zufahrt zu den neuen Wohnungen erfolgt über die Platzstrasse. Hier, am tiefsten Punkt des Baufelds, auf Niveau -3, kann über eine Vorfahrt mit seitlicher Abfahrt, die Einstellhalle auf Niveau -4 erreicht werden. Über einen grosszügigen Eingangsbereich mit anschliessendem Garderobenraum werden im Hochparterre die fünf Studios erschlossen. Über eine Passerelle auf Niveau -2, erfolgt der Anschluss zu den Häusern A und C. Hier befinden sich auch die halböffentlichen Nutzungen wie Shop, Coiffeur und Fitness. Ausserdem dient die Passerelle als Wandelhalle und ist, dank der Sitznischen, halböffentlicher Treffpunkt für die Bewohnerschaft. Durch die grossen Verglasungen gelangt einerseits viel Tageslicht ins Innere, andererseits sind Ausblicke in den Garten möglich, der zudem von der Passerelle aus, direkt zugänglich ist. So wird gewährleistet, dass der Verbindungsbau über seine Nutzung als zentrales Erschliessungselement hinaus, ein Ort mit besonders hoher Aufenthaltsqualität darstellt. Der Regelgrundriss des Neubaus ist als Fünfspänner organisiert. Das Treppenhaus liegt direkt an der Fassade. Tageslicht verbessert die Orientierung und unterstreicht den exklusiven Charakter der Bebauung. Jede der Wohnungen verfügen über mindestens zwei Fassadenausrichtungen und eine quadratische Eckloggia, die auch die Zonierung des Wohn- und Essbereichs mit Küche vornimmt. Die Bäder und Nebenräume sind effizient und kompakt vom Korridor bzw. Eingangsbereich erschlossen. Zwei Wohnungstypen werden angeboten, die sich im Bereich der Zimmeranordnung unterscheiden. Beim ersten Typus werden alle Zimmer über den Korridorbereich erschlossen, wodurch sich diese Wohnungen durch einen hohen Grad an Privatheit auszeichnen. Beim zweiten Typus gliedern sich die Zimmer um den Wohn- und Essbereich, wodurch die Wohnung einen höheren Grad an Flexibilität durch eine mögliche Wohnraumerweiterung, anbieten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen einen dreiteiligen, gestaffelten Baukörper am Südende des Areals vor, welcher der Platzstrasse angemessen folgt, sowie mit den Bestandsbauten A und C einen gut proportionierten Gartenhof erzeugt. Dieser leicht abfallende Gartenhof bildet mit der Baumbepflanzung einen etwas intimeren Freiraum und zugleich eine gute Kontinuität zur bestehenden Gartenanlage. Folgerichtig wird für die geforderte Verbindung vom Neubau zum Bestand eine verglaste, arkadenartige Passerelle vorgeschlagen, welche den Gartenhof zweiseitig umrandet und den Zwischenbau mit dem ersten Wohngeschoss im Neubau attraktiv verbindet.
Ein Nachteil zeigt sich allerdings bei der baurechtlichen Überprüfung, indem der Baukörper aufgrund der gültigen Gebäudehöhe ein Vollgeschoss zu viel aufweist. Weiter beeinträchtigt der tiefergelegene Baukörper die Aussicht aus dem bestehenden Restaurant. Der Neubau ist als Fünfspänner im Regelgeschoss so organisiert, dass die Wohnungszugänge und das Treppenhaus zum nördlichen Gartenhof orientiert sind, während die Wohnungen mit ihren kollektiven Räumen zur Ost-, Süd- und Westseite ausgerichtet und gut besonnt sind. Die Wohnbereiche mit Kochen, Essen und Wohnen sind immer zweiseitig belichtet und L-förmig um eine Eck- Loggia angeordnet.
Die Schlafzimmer sind gut proportioniert und teilweise mit direkt angrenzenden Bädern ausgestattet. Neben der Anbindung an den Bestand weist der Neubau auch einen eigenen Eingang im Sockel an der Ostseite auf, welcher einen Portikus als gedeckten Vorraum erhält. Angrenzend ist die Zufahrt zur Auto-Einstellhalle angeordnet, welche im darunter liegenden Geschoss die erwünschten Parkplätze anbietet. Gesamthaft bietet der Neubau vier Wohnungen mehr als im Raumprogramm gefordert. Eine besondere Qualität des Projektes ist die Anknüpfung des Neubaus an die Bestandsbauten Haus A und Haus C.
Die verglaste Passerelle führt entlang dem Gartenhof zum Zwischenbau mit den neu angebotenen Gemeinschaftsnutzungen Coiffeur, Massage und Fitness. Der Fitnessraum ist zweigeschossig und erhält dank einem Oberlicht über der Arkade gutes Tageslicht bis tief in den Raum hinein. Er wird durch eine Kaskadentreppe begleitet, welche direkt zum Bistro und zum Haupteingang der Anlage auf der Ebene Obere Strasse führt. Dadurch erzeugt das Projekt eine attraktive Raumfolge kollektiver Räume vom Haupteingang über Bistro, Kaskadentreppe und Passerelle mit den Gemeinschaftsnutzungen bis zum Treppenhaus des Neubaus. Die Anordnungen von Haupteingang, Empfang, Bar im Bestand sind räumlich überzeugend, bedingen aber wesentliche Eingriffe ins Tragwerk des Bestands. Im Neubau wird als inneres Tragwerk ein vorgefertigter Holzbau für alle Wohnbereiche und ein betonierter Kern für das Treppenhaus vorgeschlagen. Diese innere Struktur wird durch eine zweischichtige Fassade ergänzt.
Die erste Schicht besteht aus gedämmten und verputzten Holzelementen im rhythmischen Wechsel mit geschosshohen, französischen Balkonfenstern. Als zweite Schicht vorgelagert wird eine selbsttragende Struktur aus horizontalen Gesimsen und feinen Stützen in weiss eingefärbtem Beton. Während die Balkonfenster gute Sichtbezüge in die Umgebung und eine gute Versorgung mit Tageslicht ermöglichen, erzeugt die vorgelagerte Struktur eine gute Gliederung der Baukörper sowie einen Wetterschutz für die dahinterliegende Fassadenelemente. Dass diese Struktur als vorgefertigte Betonelemente und die Holzelemente mit mineralischem Verputz vorgeschlagen werden, wird in der Jury kritisch beurteilt.
Die architektonische Erscheinung des Neubaus ist insgesamt aber charaktervoll und differenziert. Gewürdigt werden auch die konzeptionellen Überlegungen zur Gebäudetechnik.
Das Projekt ist relativ kompakt, es sind keine besonderen Baugrundsicherungen/ Unterfangungen erforderlich, allerdings sind im Haus A die statischen Eingriffe erheblich. Die Erstellungskosten pro Wohnung sind im guten Durchschnitt, so dass mit einer mittleren bis guten Wirtschaftlichkeit zu rechnen ist. Die Tragkonstruktion mit hohem Holzanteil lässt einen geringen Grauenergieanteil erwarten, die Fassade mit Betonelementen sollte in der Nachhaltigkeit optimiert werden.
Das Projekt bildet einen interessanten Beitrag und überzeugt auf einigen Ebenen. Der dreiteilige Baukörper wird ortsbaulich gut eingebunden, schafft einen intimen Zwischenraum, widerspricht aber dem Baurecht. Die Wohnungsgrundrisse sind differenziert bearbeitet und erfüllen die Anforderungen. Nicht zuletzt ist auch die architektonische Erscheinung sorgfältig bearbeitet.
Passarelle

Passarelle

Wohnung

Wohnung

Dachaufsicht

Dachaufsicht

Erdgeschoss

Erdgeschoss

2. Untergeschoss

2. Untergeschoss

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Schnitt 1

Schnitt 1

Schnitt 2

Schnitt 2

Verbindungsbau Passarelle

Verbindungsbau Passarelle

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt

Wohnung

Wohnung