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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2022

Neubau Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung ZMT in Bremen

Haupteingang für den geplanten Neubau des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung in Bremen

Haupteingang für den geplanten Neubau des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung in Bremen

3. Preis

Nickl & Partner

Architektur

Erläuterungstext

STÄDTEBAU
Der Forschungsneubau für das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) bildet einen städtebaulich bedeutenden Baustein im Technologiepark der Universität Bremen. Das Grundstück bildet einen Schlussstein am Rande des Campus und am Übergang zur nahen Kleingartensiedlung.
Der Entwurf folgt den Ideen des Bebauungsplanens mit einer klaren Betonung der Otto-Hahn-Straße, während der abgewandte Baukörper als flaches Volumen zu der angrenzenden Siedlung vermittelt.
Die reduzierte geometrische Form genauso wie die Materialität orientieren sich an den benachbarten Bauten und tragen so zur Ensemblewirkung des Campus bei.
Das Bauvolumen nutzt die Baulinien des Baufeldes voll aus und greift somit die Straßenachsen auf. Dabei wird das Raumprogramm auf der nord-östlichen Grundstücksseite konzentriert, während Potenzial für Erweiterungen nach Süden auf dem Grundstück vorgehalten werden. Aktuell wird dort der Lieferhof im abgewandten Freiraum verortet, wodurch er vom Haupt- und Besuchereingang aus nicht einsehbar ist.
Mit der Überhöhung der Straßenseite und einem gläsernen Unterschnitt des Erdgeschosses an der nord-östlichen Gebäudeseite ist die Eingangssituation des neuen ZMT klar gekennzeichnet. Er liegt in der Achse der Konrad-Zuse-Straße und ist direkt an das Wegenetz des Technologieparks angeschlossen.
Fünf PKW-Stellplätze und die überdachten Fahrradstellplätze werden auf der südlichen Grundstücksfläche bereitgestellt.

ARCHITEKTONISCHES KONZEPT
Die „MAREE“ bildet nicht nur das ideelle Zentrum des ZMT, sondern auch das bauliche. Dadurch werden äußere Einflüsse durch Lärm und Erschütterung von Straßen und Bahndamm reduziert. Werkstätten und Lager bilden einen Ring um die „MAREE“ und sind im Süden direkt an den Lieferhof angebunden.
Der straßenseitige aufgehende Gebäudeteil nimmt im Erdgeschoss öffentliche Bereiche, wie Seminarräume und den Konferenzsaal auf. Dieser ist als „Raum im Raum“ konzipiert und kann in vier eingeständig nutzbare Bereiche unterteilt werden.
Eine Cafeteria bedient den öffentlichen Bereich des Foyers und bespielt einen introvertierten Innenhof. Um die Arbeit im MARRE und im ZMT für Besucher erlebbar zu machen, sind mehrere Schauaquarien in das Foyer integriert.
Die hochinstallierten Laborbereiche werden im 1. OG konzentriert. Dies kann einerseits zu Synergien des wissenschaftlichen Arbeitens führen, zum anderen können so alle Bereiche, die eine große Geschosshöhe und Raumluftkonditionierung benötigen effizient auf einer Ebene zusammengefasst werden.
Die Obergeschosse 2 bis 4 werden als offene Büroflächen konzipiert. Zweiseitig belichtet und mit endständigen Erschließungskernen sind sie flexibel vom Zellenbüro bis zur Arbeitswelt bzw. zum Businessclub möblierbar.

Erschließung
Ein repräsentatives Treppenhaus und ein Personenaufzug verbinden das Foyer mit den Kommunikations- und Aufenthaltsbereichen der Obergeschosse.
In einem zweiten vertikalen Erschließungskern am gegenüberliegenden Gebäudeende werden ein weiteres Treppenhaus sowie der Lastenaufzug verortet.

Dachlandschaft
Die nach Südwesten orientierte Dachlandschaft auf dem Flachbau wird als hochwertiger Aufenthaltsbereich mit Terrassen und Gärten für die Mitarbeiter gestaltet. Das gläserne Mangrovengewächshaus ist oberhalb der MAREE in diese Landschaft integriert. Die klassische Form des Gewächshauses wird in einem opaken Gebäudeteil fortgeführt, um Flächen für Geräte und die Lüftungszentrale der MAREE unterzubringen. Besucher können über das offene Treppenhaus die Dachlandschaft direkt erreichen, um an Führungen durch das Gewächshaus teilzunehmen. Die logistische Erschließung des Gewächshauses und die Anbindung an die MAREE geschieht durch den Logistikkern.

Flexibilität im Betrieb
Das Zusammenfassen der Labore auf einer Ebene und der Büroflächen in den Obergeschossen trägt, genauso wie der modulare Aufbau des Gebäudes, maßgeblich zur flexiblen und zukunftsoffenen Nutzung des Neubaus bei. Arbeitsgruppen können wachsen und sich verkleinern, Labor- und Büroflächen können innerhalb der offenen Grundrisse neu zugeordnet und verteilt werden.

Halb-öffentliche und nicht-öffentliche Bereiche
Konsequent werden die halb-öffentlichen Bereiche im Erdgeschoss und die Kommunikationsbereiche in den Obergeschossen auf der nord-östlichen Gebäudeseite konzentriert. Je weiter man nach Süd-Westen geht, desto „privater“ wird das Gebäude.

Konstruktion
Konstruktiv gliedert sich das Gebäude in zwei Teile: das Sockelgebäude wird aufgrund der Anforderungen an große Spannweiten und Schwingungsfreiheit als Stahlbeton-Skelettbau geplant, während der aufstrebende Gebäudeteil (OG 1-4) ab Decke Erdgeschosses als Holz-Hybrid-Skelettkonstruktion mit aussteifenden Kernen konzipiert werden kann.
Die Gesamtkonzeption basiert auf modular aufgebauten Grundriss mit einem durchgängigen Konstruktionsraster von 7,8m x 7,8m.

Erweiterbarkeit
Die Erweiterbarkeit des ZMT ist im vorliegenden Konzept bereits mitgedacht. Sowohl Sockelgebäude als auch Forschungs- und Büroetagen sind in ihrer horizontalen und vertikalen Wegeführung so angelegt, dass eine Erweiterung nach Süden möglich ist.

Brandschutz
Der aufgehende Bauteil wird mittels Brandwand in zwei Brandabschnitte geteilt. Die zwei Treppenhäuser an den Gebäudeenden sind den Brandabschnitten zugeordnet und gewährleisten die sichere Entfluchtung. Der flache Sockel im rückwärtigen Bereich wird mit einer Brandwand vom aufgehenden getrennt. Hier wird die Anwendung der Industriebaurichtline empfohlen, um maximale Flexibilität zu erhalten.

Fassade
In Volumetrie und der Gestaltung der Fassaden orientiert sich der Neubau an Materialität und Formensprache des Technologieparks und der Universität Bremen. Ein klares, klinkerverkleidetes Raster bildet die äußere Hülle des Gebäudes. Dahinter soll jedoch die Holzhybridkonstruktion der Obergeschosse – ein besonderes Alleinstellungsmerkmal des ZMT – für den Betrachter erlebbar bleiben. Durch die Rasteröffnungen wird daher die dahinterliegende Holzkonstruktion nach außen getragen.
Raumhohe Fenster alternieren mit Elementen aus hölzernen Lamellen, in welche Lüftungsflügel integriert werden können. Eine besondere Betonung des Eingangs und der öffentlichen Bereiche wird über einen gläsernen Einschnitt im Erdgeschoss erreicht.

NACHHALTIGKEIT
Der Entwurf des ZMT basiert auf einem integrierten Nachhaltigkeitskonzept unter Berücksichtigung des Ziels Passivhausstandard. Im Besonderen werden folgende Aspekte adressiert:

Ressourcenschonend
Die kompakte Volumetrie stellt per se eine Form der Ressourceneffizienz dar und verringert die Heizlasten im Gebäude. Für die Konstruktion soll der nachwachsende Rohstoff Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft zum Einsatz kommen. Die Holzhybridbauweise vereinigt die Vorteile des Holzbaus mit den energetischen (speichernden) Eigenschaften des Betons. Wo die Anforderung den Einsatz von Holz aus den Nutzungsanforderungen heraus nicht möglich ist, wird Recyclingbeton eingesetzt.

Nachhaltig in Betrieb und Nachnutzung
Als Skelettbau mit offenen und unverstellten Grundrissen ist eine flexible Anpassbarkeit sowohl im Betrieb als auch für veränderte Nutzungskonstellationen möglich. Die Erweiterbarkeit des Gebäudes nach Süden stellt einen zusätzlichen maßgebliche Aspekt der nachhaltigen Nutzung dar. Die Zusammenfassung der Konditionierungsbereiche (Labore) auf einer Etage reduziert die raumlufttechnischen Lasten für das Gesamtgebäude. Die Büroetagen können rein natürlich belüftet werden. Mit der Verortung des Gewächshauses über der MAREE kann dessen Abwärme für die Beheizung genutzt werden. Die Schächte werden gebündelt und über kurze direkte Wege an die Technikzentralen herangeführt.

Ökologisch & klimatisch verträglich
Mit der intensiv begrünten Dachlandschaft entsteht die Möglichkeit zur Biodiversität des Quartiers und zur Verbesserung des Mikroklimas auf der Süd-Westseite beizutragen. Der solare Eintrag auf die Dachfläche des Flachbaus wird massiv reduziert und Verdunstungsflächen tragen zur natürlichen Gebäudekühlung bei. Die Möglichkeit der Regenretention auf Dach- und Umgebungsflächen soll geprüft werden. Auch das Dach des 4. OG wird extensiv begrünt, um weitere Verdunstungsflächen zu schaffen.
Zur Verwendung kommen nur Materialien ohne Schadstoffe entsprechend einschlägiger Gütesiegel. Zudem empfehlen wir den Einsatz hochwertiger natürlicher Materialen im Innenausbau (Holz, keramische Materialien, Kautschuk) mit großer Lebensdauer und geringem Aufwand für den Unterhalt.

Energetisch
Die Heiz- und Kühllast im Neubau soll möglichst reduziert werden, um den Passivhausstandard zu erreichen. Der transparente Öffnungsanteil liegt daher bei unter 40%. Es wird 3-Scheibenisoverglasung mit außenliegendem Sonnenschutz vorgesehen. Der Sonnenschutz wird zentral geführt, jedoch durch Nutzer übersteuerbar sein soll. Die opaken Bauteile sind hoch gedämmt.
PV-Module als Schmetterlingsmodule auf extensiver Begrünung auf dem Dach des 4.OG unterstützen die Versorgung durch erneuerbare Energien des ZMT.
Für die Gebäudekühlung, die einen erheblichen Posten in der Energiebilanz eines Forschungsgebäudes ausmacht, soll möglichst das System der adiabaten Abluftkühlung zur Verwendung kommen. Hier wird Wasser in die Abluft gesprüht, bevor sie das Gebäude verlässt. Diese gekühlte Abluft passiert einen Wärmeübertrager, der im Winter zur Wärmerückgewinnung genutzt wird.
Zusätzlich zur vorgesehenen Anbindung an die Fernwärme sollte die ergänzende Nutzung von Geothermie sowie die Nutzung der Abwärme von Serverracks geprüft werden.

Sozial
Das ZMT soll ein Arbeitsort mit besonders hoher Aufenthaltsqualität für die Mitarbeiter werden. Dazu tragen im besonderen Maße die grüne Dachlandschaft, die von zwei Seiten belichten und natürlich belüfteten Bürobereiche bei. Eine klare Orientierung sowie die Trennung öffentlicher Bereiche (Foyer Konferenz) von den Bereichen des konzentrierten Arbeitens sorgen ebenfalls für ein gutes und sicheres Arbeitsklima. Alle Bereiche des ZMT sind barrierefrei zugänglich.
Lageplan

Lageplan

Städtebau

Städtebau

Funktionsverteilung

Funktionsverteilung

Skizze des Cafés und Innenhofs

Skizze des Cafés und Innenhofs

Ansichten

Ansichten

Schnitte

Schnitte