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Nicht offener Wettbewerb als Vorbereitung zum Masterplan | 12/2022

Stadtillumination Goslar

Visualisierung

Visualisierung

2. Preis

Preisgeld: 4.000 EUR

STUDIO DL | Lighting Design

Lichtplanung

Erläuterungstext

Freilichtmuseum Welterbestadt Goslar

Stadtraum entdecken. Geschichte erfassen. Natur bewahren.


Stadtraum entdecken.

Die Altstadt Goslars mit ihrem fast unberührten, mittelalterlichen Stadtgrundriss und der prägenden Fachwerk- sowie Schieferarchitektur bietet am Tage einen unvergesslichen Einblick in die Vergangenheit. Durch dieses erhaltene, historische Gefüge lädt der Stadtraum mit seinen unzähligen Gassen und Wirrungen auf eine Entdeckungsreise ein. Das geschlossen zusammenhängende Raumgebilde lässt den Besucher die Altstadt wie ein Freilichtmuseum durchschreiten, in dem immer wieder neues entdeckt werden kann. Allerdings ist dieser museale Stadtcharakter mit Sonnenuntergang nicht mehr in seiner Intensität greifbar.

Daher gilt es den Altstadtraum auch am Abend für Bewohner und Touristen gleichermaßen erlebbar zu machen. Dies gelingt durch Abgrenzung zum innerstädtischen Außenbereich mittels unterschiedlicher Lichtfarben. Die Altstadt wird allgemein mit 3000K beleuchtet, ab dem technischen Stadtring wird die Lichtfarbe leicht erhöht und ein anderer, wohnlicher Leuchtentyp eingesetzt. Wichtige Nord-Süd und Ost-West Wegeverbindungen, die sich im Zentrum kreuzen, werden mit einer Lichtfarbe von 2700K hervorgehoben. In diesen Straßenzügen wird eine Erbe-Leuchte, die einen Bezug zum Rammelsberger Bergbau herstellt, mittelfristig eingesetzt. Dadurch werden diese besonderen Straßenräume, an denen sich wichtige Plätze und Bauwerke wie an einer Perlenschnur aneinanderreihen, hervorgehoben. Dabei werden die bestehenden Wandarme und Anschlusspunkte weiterverwendet und nur partiell ergänzt. Ein langfristiges Ziel kann es sein, die neue Leuchte im gesamten Altstadtraum zu verwenden und so die Anzahl unterschiedlicher Leuchtentypen stetig zu reduzieren.

Ein wichtiges Merkmal der Leuchte, um den Stadtraum nachts als Freilichtmuseum entdecken zu können, ist die vertikale Aufhellungskomponente. Eine stilisierte Gasmantelstruktur sorgt nicht nur für einen Glow, sondern schafft durch Lichtlenkung im Inneren eine sanfte und gleichmäßigere Aufhellung der Fassadenwände. Durch diese Living Light (LL) genannte Komponente kommt es zu einem subjektiv helleren Raum, welcher Angsträume, die stellenweise in der Stadt durch zu hohe Kontraste auftreten, effektiv vermeidet. Gepaart mit der Eco Light (EL) Komponente, die sich am unteren Ende der Leuchte befindet und die Straße normgerecht beleuchtet, lässt sich der Stadtraum sicher und qualitativ entdecken. Dank eines intelligenten Steuerungssystems und eines Zwei-Kanal-Treibers lassen sich LL und EL unabhängig voneinander variabel steuern. Werktags könnte der Fokus auf erhöhter Sicherheit in der Horizontalen liegen. Am Wochenende hingegen wird der Schwerpunkt zu touristischen und freizeitlichen Zwecken hin zu einer höheren Fassaden- und Raumaufhellung verschoben.

Weitere wichtige Merkmale der neuen Leuchte sind ein hoher Farbwiedergabe- und ein verbesserter Rotwert (R9 derzeit <26) für die LL-Komponente, um Materialien und Farbigkeit der Architektur besser wahrzunehmen. Der Verbrauch liegt bei schätzungsweise max. 20W für das LL- und 15W für das EL-Element, welcher durch Dimm-Muster niedriger ausfallen wird. Im Vertiefungsbereich liegt man damit grob bei max. 2000W Gesamtleistung unter Volllast.

Die Abzucht stellt einen besonderen Stadtraum dar, da sie historisch mit der Stadtgeschichte und dem Bergbau verknüpft ist. Durch die vertikale Aufhellung ist dieser Raum besser zu lesen. Aneinandergereihte Brücken zieren das Bild der Abzucht. Diese werden amberfarben mit direkt am Objekt angebrachten Leuchten betont, sodass die durch die Brücken entstehenden Raumsequenzen auch am Abend ablesbar sind.


Geschichte erfassen.

Goslars Stadtgeschichte wurde maßgeblich durch den Bergbau geprägt. Die über 1000-jährige Geschichte des Erzabbaus am Rammelsberg ist einzigartig. Die historische Stadtentwicklung Goslars ist unzertrennlich mit dem Rammelsberg verbunden. Diese enge Verbindung unterstreicht zusätzlich die gemeinsame Erklärung von Stadt und Bergabbaugebiet zum UNESCO Weltkulturerbe.

Das Lichtkonzept für den Betrachtungsraum greift diese geschichtliche Bedeutung für die Stadt auf. Ein Ziel ist es, den Rammelsberg und die Altstadt sowohl visuell als auch assoziativ miteinander zu verbinden. Eine neue, einzigartige, dem Bergbau angelehnte Leuchte stellt über formale Zitate aus der Bergbaugeschichte eine assoziative Verbindung zwischen Goslars Altstadt und dem Rammelsberg her. Inspiriert von in Bergwerken historisch genutzten Grubenlampen, referenziert die neue Stadtleuchte deren Form- und Materialsprachen. Sie zitiert die alten Lampentechniken des Gaslichts und verweist auf die im Rammelsberg geförderten und veredelten Erze wie Kupfer, Gold und Silber. So ziert ein stilisierter Gasglühstrumpf das Zentrum der Leuchte, der am Abend sanft strahlt. Die Materialien im Inneren der Leuchte sind golden gehalten. Auf diese Weise entsteht nicht nur am Abend ein atmosphärischer Verweis auf das Erzbergwerk, sondern auch am Tage.

Neben der assoziativen Verbindung wird mit dem Lichtkonzept eine visuell physische Verknüpfung mit dem Rammelsberg geschaffen. Sowohl abends als auch tagsüber ist gegenwärtig keine klare Wegeverbindung zum Besucherbergwerk erkennbar. Daher wird der direkteste Weg vom Altstadtzentrum zum Rammelsberg als Welt-Erbe-Route ausgebildet. Die Bergwerk-Erbe-Leuchte wird kontrastierend zum neuen Design in Kupferfarben gehalten. Dadurch entsteht wiederum zu beiden Tageszeiten ein klar erkennbarer Unterschied zu den anderen Stadträumen. Die kupferfarbene Leuchte durchstößt den äußeren Altstadtbereich und führt sich der Rammelsberger-Straße folgend zum weiteren Weltkulturerbe fort. Dieser bewusste Stilbruch, die Leuchte nicht nur in der Altstadt zu verwenden, sondern als einzelne Ausnahme im Außenbereich gezielt am Erzbergwerkpfad zu verwenden, verstärkt die wichtige Verbindung von Stadt und Bergwerk nochmals deutlich.

Eine einfache Wartbarkeit der Leuchte, Austausch sowie Nachbestellung Ihrer Komponenten sind wichtige Rahmenparamater der Leuchte. Hierzu wird das Urheberrecht des Leuchtendesigns in der Hand der Stadt liegen. Dieser wichtige Grundstein eröffnet auch in Zukunft alle Möglichkeiten, um vom offenen Markt und dessen Konkurrenzkampf zu profitieren.


Natur bewahren.

Um den empfindlichen Naturraum zu schützen, werden verschiedene Maßnahmen angewendet. Durch die intelligente, variable Steuerung der Lichtkomponenten kann das Licht maßgeschneidert an die Umweltbedingungen angepasst werden. So wird allgemein die LL-Komponente nachts komplett abgeschaltet und der EL-Part auf niedrigeres Normniveau heruntergedimmt, um den Einfluss auf die Natur so gering wie möglich zu halten. In enger Abstimmung mit dem Umweltschutz wird die Steuerung an die Flug- und Brutzeiten der Lebewesen angepasst. Saisonale Unterschiede finden so effektiv den Weg in das Dimmprotokoll der Stadtbeleuchtung.

Alleinig die Hauptpfade der Grünbereiche der alten Wallanlagen werden mit ausschließlich niedrigen Lichtpunkten in Amber-Lichtfarbe beleuchtet. Historische Bauwerke dürfen hier nur objektnah und mit einem max. Kontrast von 1:3 illuminiert werden. Aufgrund des empfindlichen Naturraums am Frankenberg ist dort keine Beleuchtung vorgesehen.

Das richtige Spektrum ist ein weiterer, grundlegender Faktor. Nicht nur der Einsatz warmer Lichtfarben, sondern auch das Verwenden eines blau-reduzierten und ins rötlich verschobenen LED-Spektrums verringert den schädigenden Umwelteinfluss. Tiefergehend kann in intensiver Abstimmung ein Spektrum gewählt werden, das der individuellen Wellenlängen-Sensitivität der ansässigen Tierwelt angeglichen ist.

Beurteilung durch das Preisgericht

Hervorzuheben ist, dass das Beleuchtungskonzept die Stadtstruktur gut abbildet. Hauptachsen, wichtige historische Gebäude und Sichtachsen werden entsprechend akzentuiert.

Vorgeschlagen wurde je nach Zone die Verwendung unterschiedlicher Farbtemperaturen, durchweg im warmweißen Bereich. Das strahlt Gemütlichkeit und fördert das Wohlsein.

Der Kern des vorgeschlagenen Konzepts ist es eine smarte „Bergwerksleuchte“ zu entwickeln und durgängig einzusetzen. Dadurch werden langfristig Verfügbarkeit und geringe Wartungskosten erwartet. Zudem lässt sich die Leuchtstärke separat für die Fassaden- und
der Straßenbeleuchtung steuern. Damit lassen sich Anforderungen des Naturschutzes sowie der Anwohner in der Nacht als auch jahreszeitlich erfüllen.

Allerdings müsste bei der Entwicklung auf mögliche lichttechnische Verbesserungen des Entwurfs hingearbeitet werden.

Das Gesamtkonzept hat bereits erste Anforderungen an die private Schaufensterbeleuchtung formuliert.

Die Verwendung von Lichtbändern unter den Traufen und Giebeln der historisch bedeutenden Gebäude ist hingegen auf Ablehnung gestoßen. Besser wäre gewesen den Teil der Beleuchtung romantisch zu gestalten und näher an das allgemeine Beleuchtungskonzept anzugleichen. Auch für die Beleuchtung des Brunnens, vor allem des sternenförmigen Pflasters müssten für die Lichttechnik neue Konzepte getestet werden damit eine Blendung der Besucher des Marktplatzes zuverlässig vermieden werden kann.
Abgabeplan 01

Abgabeplan 01

Abgabeplan 02

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Abgabeplan 03

Abgabeplan 03

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