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Verhandlungsverfahren | 11/2022

Erweiterung Grundschule und Waldorf Kindergarten Deichhorst in Delmenhorst

Zuschlag

andreas schneider architekten

Architektur

Erläuterungstext

Die Grundschule Delmenhorst Deichhorst soll mit dem Ausbau zum Ganztag von einer dreizügigen zu einer vierzügigen Schule erweitert werden. In derselben Maßnahme soll der direkt an das Schulgrundstück anschließende Waldorfkindergarten um zwei weitere Gruppen vergrößert werden. Hierfür steht ein Baufeld auf dem Sportplatz zwischen der Schule und der Grundigstraße zur Verfügung. Die besondere Herausforderung des Projekts liegt darin, die vielfältigen Ansprüche der Nutzergruppen in einem möglichst kompakten Baukörper miteinander zu verbinden.

Neben einem weiteren Klassencluster wird in dem neuen Gebäude Platz für eine Mensa, Räume für Schulsozialarbeitende, einen Werkraum und diverse Nebenräume geschaffen. Für den Waldorfkindergarten entstehen zwei neue Gruppenräume mit dazugehörigen Nebenräumen, ein Raum für die Sozialpädagoginnen und -pädagogen sowie ein Multifunktionsraum. Die Leitidee unseres Entwurfs ist es, durch einen in drei Achsen gegliederten Grundriss mit innenliegenden Versorgungsräumen eine effiziente Erschließungs- und Flächenorganisation und gleichzeitig hohe Funktionalität des Gebäudes zu erreichen.

Der neue Baukörper erstreckt sich kompakt an der westlichen Grundstücksgrenze entlang des Kindergartengrundstücks und spart so die größtmögliche Fläche für das Sportfeld aus. Der Haupteingang steht gegenüber dem rückwärtigen Ausgang des Bestandsgebäudes der Schule und lässt genügend Freiraum für einen kleinen Hof zwischen Bestand und Neubau. So ist auch für externe Veranstaltungen in der Mensa der Eingang über den Schulhof gut erreichbar und einsehbar.

Erschlossen werden der Bestand und der Neubau über einen Laubengang, der sich als Vordach einmal um den Baukörper des Neubaus entwickelt. Die Hauptzugänge für den Kindergarten liegen an der südlichen Gebäudeseite zur Grundigstraße ausgerichtet. So können Schüler*innenverkehr und die Erreichbarkeit der Gruppenräume voneinander getrennt werden und der unmittelbare Zugang zu den Außenanlagen des Bestandskindergartens wird ermöglicht.

Innere Organisation

Über den Laubengang erreicht man aus dem rückwärtigen Ausgang des Bestandes den Haupteingang des Neubaus. Von hier aus gelangt man in ein großzügiges Foyer mit einer großen Treppe, die im unteren Bereich in ein Podest mit Sitzstufen mündet. Angrenzend an das Foyer liegt der Speiseraum der Mensa. Dieser richtet sich nach Norden zum Spielplatz des Schulhofes aus sowie zum Sportplatz im Osten. Eine Terrasse vermittelt Atmosphäre und erweitert den Speiseraum in den Außenraum.

Neben der Mensa liegt der Küchenbereich, der über einen eigenen Eingang an der Ostfassade zugänglich ist. Der gesamte Grundriss organisiert sich in drei Achsen: An den beiden äußeren Achsen mit Bezug zum Außenraum befinden sich die Aufenthaltsräume. Im Bereich der mittleren Achse bildet sich ein Kern an Nebenräumen wie Toiletten, Putzmittelraum und Lagerräume. Jeweils zwischen den äußeren Achsen und dem inneren Kern liegt der Flurbereich.

Der Flurbereich, der sich entlang der westlichen Gebäudehälfte erstreckt, beginnt im Foyer und verbindet dieses mit dem Bereich, in dem der Kindergarten liegt. Zwischen Foyer und Gruppenräumen befindet sich der Multifunktionsraum, sodass dieser vom Kindergarten sowie von der Schule genutzt werden kann.

Die Gruppenräume mit den zugehörigen Nebenräumen des Kindergartens werden vom Außenbereich an der Südfassade betreten. Jeder Gruppenraum erhält seinen eigenen Vorflur, in dem die Garderoben untergebracht werden und von dem aus die Waschräume betreten werden können. Die Gruppenräume liegen jeweils an den Gebäudeecken und erzeugen so den größtmöglichen Bezug zur Natur. Um die Grundsätze der Waldorfarchitektur, die sich an den Lehren von Rudolf Steiners Anthroposophie orientiert, widerzuspiegeln, wurde auf möglichst viele rechte Winkel verzichtet – die Räume spielen mit unterschiedlichen Neigungen und Rundungen im Innenbereich. In den Gruppenräumen werden durch Einbauten unterschiedliche Raumhöhen und Plattformen für die Kinder gebildet. Es entsteht eine kreative Spiellandschaft, die von der organischen Struktur der Natur inspiriert ist und den Entdeckergeist weckt.

Der Grundriss der Kita ist symmetrisch aufgebaut, um die Orientierung zu erleichtern – so sind beide Gruppenräume mit dazugehörigen Nebenräumen identisch konzipiert.

Das Obergeschoss besteht ebenfalls aus drei Achsen und enthält jeweils Aufenthaltsräume, Flure und den Kern mit Nebenräumen. Über die Treppe des Foyers gelangt man in das Obergeschoss in die Lernmitte des Klassenclusters. Hier liegen jeweils auf jeder Seite zwei Klassenräume mit dazwischen liegendem Differenzierungsraum. Durch verglaste Türen und Sichtverbindungen zu den Differenzierungsräumen wird eine transparente Lernlandschaft geschaffen, die dennoch genügend Intimität und Ruhe für die einzelnen Klassen zulässt. Die angrenzende Bibliothek kann ebenfalls als Differenzierungsfläche genutzt werden und erweitert somit die Lernlandschaft.

Im südlichen Gebäudeteil liegen die Räume für die Schulsozialarbeitenden, das Elternsprechzimmer sowie der Werkraum. Sämtliche Nebenräume wie Toiletten und Lagerräume sind im mittigen Kern angeordnet. Die zwei Flurachsen verbinden sich jeweils in der Lernmitte und im südlichen Teil durch einen Flur miteinander.

Nachhaltigkeit / Energiekonzept

Der Neubau ist als Plus-Energie-Haus konzipiert, das ein Mehr an Energie erzeugt. Robuste Anlagentechnik wird mit einem guten Dämmstandard der Hülle kombiniert. Eine Fotovoltaikanlage auf den großen Flachdach-Dächern sorgt im gesamten Gebäude für eine effiziente und nachhaltige Energieversorgung. Eine natürliche Belüftung kann über Querlüftung mit zusätzlicher sensorischer Steuerung der Dachflächenfenster erfolgen. Die Warmwasserversorgung erfolgt dezentral über Durchlauferhitzer zur Minimierung der Leitungslängen und der Gefahr von Legionellenbildung.

Grundsätzlich werden natürliche, regionale, emissionsarme und weitestgehend erneuerbare Baustoffe, verwendet. Durch die gleichmäßige Kubatur ist ein Holzbau mit einem hohen Grad an Vorfertigung vorstellbar. Dieser garantiert einen zügigen Bauablauf. Natürliche Baustoffe aus Holz werden konstruktiv wie gestalterisch innen und außen genutzt und sorgen im Innenraum für behagliche Oberflächen. Die Tageslichtausnutzung ist durch große Öffnungen und helle innere Oberflächen maximiert. Außenliegender konstruktiver Sonnenschutz dient gleichzeitig der Regulierung der Wärmeeinträge sowie der Blendreduktion im Innenraum.

Ein Gründach trägt zur natürlichen Kühlung der Umgebung bei, dient als Sickerfläche für Regenwasser und erhöht die Biodiversität.

Innere Gestaltungselemente

Für den Innenraum ist ein ausgewogenes Farbkonzept sowohl für den Schulbereich als auch den Kindergartenbereich vorgesehen, das sich an die Grundzüge der Steinerschen Philosophie anlehnt. Außerdem soll es die Orientierung für die Kinder erleichtern und auf Inklusion und Barrierefreiheit ausgelegt sein. So wird im Innenraumkonzept viel Wert auf sich differenzierende Oberflächen gelegt, die der Farbigkeit der Natur entspringen. Je nach Anforderung wird eine farbige Innenraumgestaltung mit visuellem Leitsystem durch ein taktiles Leitsystem ergänzt. Die offene Lernzone wird durch eine differenzierte Farbigkeit von den Verkehrswegen unterschieden. Lernmitte und Differenzierungsflächen schaffen durch unterschiedliche Möblierung verschiedene Rückzugsbereiche und Lernzonen.

Äußere Gestaltgebung

Die vorgesehene nachhaltige Holzfassade wirkt sich positiv auf die Öko-Bilanz des Gebäudes aus. Die einzelnen Holzlamellen erzeugen Struktur und Tiefe und werden durch farbige, lasierte Lamellen ergänzt. Eine eher zurückhaltende Farbgestaltung in warmen Gelb-, Braun- und Orangetönen prägt den Bereich der Schule. Der Bereich des Waldorfkindergartens hebt sich durch ein breiter gefächertes Farbspektrum etwas ab.

Die Fensterflächen garantieren eine maximale Tageslichtausnutzung und schaffen den Bezug vom Innenraum in den Außenraum: Sie teilen sich in Öffnungselemente und feststehende Elemente auf. Über aufstellbare Oberlichter kann eine Nachtauskühlung stattfinden. Das umlaufende Vordach mit Grünfläche geht in einen Laubengang über, der zum Bestand führt, und verleiht dem kompakten Baukörper Leichtigkeit.