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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2023

Neubau Frida-Levy-Gesamtschule in Essen

Perspektive Schule

Perspektive Schule

2. Preis

Preisgeld: 90.000 EUR

gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner

Architektur

MERA GmbH

Landschaftsarchitektur

IGTech GmbH

TGA-Fachplanung

Profi-Tabel Resultants

TGA-Fachplanung

WETZEL & VON SEHT

Tragwerksplanung, Bauphysik

Erläuterungstext

Das zentrale innerstädtische Schulgrundstück ist westlich und nördlich von Straßen und Rampen der Stadtbahn mit großer Barrierewirkung geprägt. Die Hollestraße im Süden hat hingegen noch Potential, als urbane Straße eine für alle Verkehrsteilnehmer angenehmen Raum auszubilden, der die angrenzenden Stadtteile an die Innenstadt anbindet. Hochhäuser umgeben das Grundstück wie eine Skyline. Unser Entwurf bildet daher für die neuen Schulgebäude einen Rahmen um eine zentrale klosterähnliche Oase.

Im Inneren des Schulcampus bilden die beiden Hauptgeschosse eine terrassierte Landschaft, die den Pausenhof umfasst und unter Ausnützung der natürlichen Topografie differenzierte Außenbezüge ermöglicht. Um den Hof sind dabei alle Ganztagsfunktionen wie die Bibliothek, Aktivitäts- und Ruheräume, Café und Mensa angeordnet.

Der offene Freiraum des städtebaulichen Konzepts stellt die kindliche Entwicklung in den Mittelpunkt seiner Gestaltung. Eine große Vielfalt unterschiedlicher Aktivitätsangebote für alle relevanten Altersgruppen sind in die Freianlagen integriert und so organisiert, dass für jede Altersgruppe klar ablesbare Bereiche entstehen.

Die Gesamtschule ist in Anlehnung an den Passivhausstandard konzipiert. Für die Wärmeerzeugung sind Wärmepumpen-Heizsysteme als Luft-Wasser-Wärmepumpe und Geothermie mittels Tiefenbohrung vorgesehen. In den Sommermonaten wird die geothermische Anlage zur Kühlung eingesetzt. Die Stromerzeugung erfolgt über Photovoltaikpaneele auf den Dachflächen. Das Regenwasser soll für die Toiletten- und Urinalspülungen gesammelt und das überschüssige Regenwasser auf dem Grundstück versickert werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der zweigeschossige Sockel mit den darauf positionierten drei- bis viergeschossigen Baukörpern wirkt zunächst recht massiv. Die Schulanlage grenzt sich klar vom Stadtraum ab und bietet dadurch nur eine schwache städtebauliche Verzahnung mit der Umgebung. Zum Pausenhof hin jedoch erscheint die Maßstäblichkeit angemessen. Der Schulhofbereich löst das Versprechen einer „geschützte grüne Oase“ ein.
Die Bauabschnittsbildung ist gut gelöst. Nach Abriss der Sporthalle und des Hoftraktes kann der erste Bauabschnitt passgenau im dafür zur Verfügung stehenden Baufenster umgesetzt werden. In architektonischer Hinsicht überzeugt das Verhältnis vom verbindenden Sockel zu den darauf gesetzten Lernhäusern nicht vollständig. Die schrägen Anschnitte der Baukörper erscheinen beliebig. Im Innern bietet die vorgeschlagene Eingangssituation auf der Ebene der Hollestraße eine Vielzahl von Sichtbeziehungen, die die innere Orientierung erleichtern. Die Abfolge von Freizeitbereich, Schulcafé und schließlich Bibliothek führt einladend in das Schulgebäude.
Die Verbindung zum Außenraum durch vorgelagerte Terrassen verspricht hohe Aufenthaltsqualität. Die Gemeinschaftsbereiche der Aula liegen auf Schulhofniveau und können damit von dort auch außerhalb der Schulöffnungszeiten ohne weitere Durchwegung der Schule genutzt werden. Fragwürdig ist jedoch der Zugang zur Aula über eine verhältnismäßig kleine Treppe aus dem Eingangsbereich. Die Verwaltung liegt zentral. Die Anordnung der Unterrichtsbereiche in drei Baukörper bietet jedoch nur in Teilen des Gebäudes kurze Wege.
Die funktionalen Zuordnungen im Unterrichtsbereich sind stimmig gelöst. Überzeugend sind die qualitätsvollen mit Nischen strukturierten Aufenthalts- und Co-Workingbereiche in den Obergeschossen Die Erschließung der einzelnen Lernhäuser ist jedoch zum Teil recht umständlich, insbesondere die Erschließung des mittleren Lernhauses über den eher geschützten Bereich der Beratung. Kritisch diskutiert wird auch die innere Organisation der Lernhäuser entlang vergleichsweise langer unbelichteter Flure. Die energetische Qualität der Hülle entspricht den gewünschten Anforderungen. Defizite sieht das Preisgericht bei der natürlichen Belichtung.
Die Tageslichtversorgung der tiefen Werkräume über den schmalen Hof wird als gering eingeschätzt. Die Treppenhäuser haben keine Tageslichtversorgung. Kritisch bewertet wird die ungünstige Ressourceneffizienz der konventionellen Stahlbetonkonstruktion, wodurch ein hoher Primärenergieinhalt verursacht wird. Die Speichermasse der Decken wird durch abgehängte Decken eingeschränkt. Auch die Konzeption der Belüftung (Nachtauskühlung) und der gewählten unterhaltsintensiven textilen Verschattungssysteme überzeugen noch nicht.
Die Kennwerte der Wirtschaftlichkeit bei der Erstellung liegen bei dieser Arbeit im durchschnittlichen Bereich. Pflege- und Unterhaltskosten werden dagegen als vergleichsweise hoch eingeschätzt. Gewürdigt werden die entwerferischen Entscheidungen, die einen wirtschaftlichen Betrieb des Gebäudes erwarten lassen.
Das technische Gesamtgebäudekonzept ist insgesamt umsetzbar. Auch das Brandschutzkonzept ist schlüssig und kann mit wenigen Änderungen umgesetzt werden. Das Tragwerkskonzept bleibt konventionell. Die angestrebte zukünftige Nutzungsflexibilität erscheint gut umsetzbar.
Durch die Gebäudepositionierung entsteht ein lärmgeschützter Pausenhof, der mit seiner überwiegend grünen Ausprägung gut gelungen ist. Die Angebote sind gut differenziert, eine Zonierung in Sek I+ II ist vorstellbar. Kontrovers diskutiert werden die Terrassen; während die untere Ebene als Freiraum noch gut vorstellbar ist, überzeugen die durchgrünt dargestellten Dachterrassen auf dem Sockelbau als Freifläche für die Schule nicht.
Die in den Lageplänen intensiv begrünt dargestellten Dachflächen erfordern eine deutlich höhere Substratstärke und funktionieren nicht wie in den Schnitten dargestellt. Der Vorschlag, die bestehende Fußwegeverbindung parallel zur Bernestraße zu unterbrechen, ist nachvollziehbar. Allerdings zieht die Arbeit daraus nur geringen Mehrwert.
Die weiteren verkehrlichen Fragestellungen bedürfen noch erheblicher Anpassungen. So ist die Erschließung der Fahrradgarage von Süden über die Privatstraße nicht zulässig. Auch die Anordnung der Behindertenstellplätze und Buswarteplätze sind aus Gründen der Verkehrssicherheit im Bereich Steeler Straße/ Hollestraße nicht so wie dargestellt zu empfehlen.
Insgesamt bietet die Arbeit einen weiterführenden Lösungsansatz der in vielen Bereichen hohe Aufenthalts- und Nutzungsqualitäten erwarten lässt.
Perspektive Sporthalle

Perspektive Sporthalle

Lageplan

Lageplan

Ansicht Nordost

Ansicht Nordost

Ansicht Nordwest

Ansicht Nordwest

Ansicht Südost

Ansicht Südost

Grundriss

Grundriss