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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2023

Neubau Städtisches Stiftsgymnasium in Xanten

1. Preis

Preisgeld: 113.000 EUR

agn Niederberghaus & Partner GmbH

Architektur, Stadtplanung / Städtebau, Landschaftsarchitektur

energum GmbH

Bauphysik, BIM-Management

Erläuterungstext

Im Kernbereich des Areals, für das die Stadt Xanten die beste Idee gesucht hat, sieht unser Entwurf künftig den Neubau des Stiftsgymnasiums vor. Er artikuliert sich als klar definierter und gegliederter dreigeschossiger Baukörper. Das Stiftsgymnasium wird als Clusterschule konzipiert und unterteilt sich in insgesamt drei Lernhäuser mit einem zentralen Atrium. Die Flure sind grundsätzlich als „Wegraum“ angelegt, die mehrere Nutzungsmöglichkeiten bieten: Pausenbereich, Arbeitsnischen, Spinde, Gruppentische, Präsentationsflächen, Treffpunkte oder auch Rückzugsbereiche.

Die Schulhofflächen werden, zusammen mit den Sportbereichen, durch das angedachte Gebäude-Ensemble städtebaulich zu einem großen Außenraum gefasst, welcher sich zu seiner Nachbarschaft öffnet. Um die Schule herum werden die Bestandsgebäude der Bahnhofshalle, der Mensa sowie der Sporthalle wie „Satelliten“ stadträumlich in das Gesamt-Ensemble eingebunden. Die Grün- und Außenflächen sind bestimmt durch unterschiedlich ausdifferenzierte Pflanzinseln in den Sport- und Schulhofbereichen. Das Konzept ist klar und eindeutig auf nachhaltige und zukunftsfähige Verkehrskonzepte ausgelegt und fokussiert sich im Besonderen auf das Fahrrad als Verkehrsmittel. Grundsätzlich wird Augenmerk auf die Reduzierung versiegelter Flächen gelegt.

Klima- und Ressourcenschutz leiten den Entwurf

Der Neubau wird als Hybridkonstruktion geplant, wobei der Anteil des Baustoffes Holz maximiert und im Gegenzug der Anteil von Beton auf ein notwendiges und sinnvolles Maß reduziert wird. Zudem soll das Gebäude modular geplant werden, sodass eine flexible Nutzung möglich ist. Holz prägt das Gebäude nicht nur konstruktiv, sondern auch atmosphärisch.

Die Holz-Alu-Fenster werden aus Aluminium mit hohem rezyklierten Anteil von mehr als 75 % hergestellt. Für die Fassadenbereiche im Erdgeschoss wird der Einsatz von alten Ziegel-Verblendern bzw. von rezyklierten Ziegeln vorgesehen, die aus Bestandsgebäuden der Ortschaft stammen und ortsnah aufbereitet werden. Neben diesen Maßnahmen wird für das Schulgebäude ein hocheffizientes und robustes technisches Konzept vorgesehen. Mit Anschluss an das vorhandene Fernwärmenetz wird z. B. die Versorgungssicherheit im Gebäude gewährleistet.

Mehr als eine Schule: Wohnungen im städtebaulichen Ideenteil

Im Ideenteil – zusätzlich zum Schulneubau – haben wir drei Blockstrukturen vorgeschlagen. Diese drei- bis viergeschossigen Blöcke beinhalten hauptsächlich Wohnungen. Innerhalb der Blöcke befinden sich grüne „Gartenhöfe“ als halböffentliche Bereiche. Zur Bahnhofsstraße wären im Erdgeschoss auch größere Gebäudetiefen vorstellbar, z. B. für Einzelhandel oder Gastronomie.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Neubau des Städtischen Stiftsgymnasiums fügt sich mit einem dreigeschossigen Baukörper gut in die städtebauliche Struktur ein. Die Cluster werden nachvollziehbar in drei Lernhäuser gliedert, die gekonnt mit einem zentralen Eingangsbereich – dem „Herz der Schule“ – verbunden werden. Die im Entwurf erhaltenen Bestandsgebäude, wie Mensa, alte Sporthalle und Bahnhofssporthalle, werden über den Freiraum zu einem Ensemble verbunden.

Die Eingänge ins Gebäude zentrieren sich sehr gut mit einer wohltuenden Offenheit im Innern, großer Transparenz und Orientierung zum Freiraum. Fokussiert auf den lichten Eingangsbereich und mit vielfältigen Sichtbeziehungen ermöglichen sie alltägliche Begegnungen und bieten optimale Voraussetzungen für besondere Zusammenkünfte.

Neben der Mitte mit verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten – Sitztreppe, Präsentation, Versammlung und Pausennischen – sind die drei Höfe der Lernhäuser die prominenten räumlichen Verknüpfungspunkte.

Aus pädagogischer Sicht erfüllt das Raumkonzept die schulischen Vorgaben vollumfänglich. Die Aufteilung in drei Gebäudeteile erscheint schlüssig. Das geforderte Raumprogramm ist gut erfüllt. Das innere Gerüst mit seinen linearen oder platzartigen Begegnungsräumen und einer ausgewiesenen Mitte fördert einen identitätsstiftenden Schulbetrieb. Die Integration in die Umgebung gelingt den Verfassern unter anderem dadurch, dass die jeweiligen Köpfe der Lernhäuser in Lernterrassen münden und Lebendigkeit ins Umfeld ausstrahlen.

Die zeitliche Abfolge der Bauabschnitte erscheint der Jury als gelungen dargestellt und tangiert im ersten Bauabschnitt der Errichtung des neuen Städtischen Stiftsgymnasiums nicht die vorhandenen Gebäude. Das Verfasserteam lässt eine langfristige Entscheidung über die alte Sporthalle noch offen. Im städtebaulichen Ideenteil wird sowohl im Bereich der alten Post als auch eher im westlichen Teil der Bahnhofstraße eine räumlich klare Positionierung unterschiedlicher Nutzungen vorgenommen. Der südliche Teil wird ausschließlich mit einem dem Ort angepassten Wohnquartier geplant, wobei die Integration der alten Sporthalle und gegebenenfalls neuen Zweifachsporthalle fraglich bleibt. Der Entwurf lässt es auch zu, im südlichen Ideenteil einen Teil der alten Schulgebäude umzunutzen. Der Entwurf beinhaltet einige sinnvolle Ideen zur Schonung von Ressourcen und Klima. Die Obergeschosse sind in Holz-Hybridbauweise errichtet, das Erdgeschoss sowie ein kleiner Technikkeller werden in Beton ausgeführt, der durch die Verwendung von Hüttenzement und rezyklierter Gesteinskörnung klimaschonend hergestellt werden soll. Regional wiederverwertete Ziegel in der Fassade senken den Ressourcenverbrauch weiter, ebenso wie ein hoher Anteil von rezykliertem Aluminium in den Holz-Alu-Fenstern.

Bei der Realisierung der Schule wird es aus Klima- und Ressourcenschutzsicht allerdings darauf ankommen, die verschiedenen vorgeschlagenen Rezyklate und Zemente tatsächlich einzusetzen. Eine Verbesserung der Inanspruchnahme von Ressourcen könnte beispielsweise durch den Verzicht auf den Keller erreicht werden. Ebenso überprüft werden sollte die Notwendigkeit, das EG komplett in Beton zu errichten. Eventuell könnte die Verwendung von Beton auf statisch notwendige Bereiche reduziert werden.

Die unterschiedlichen Schulhöfe werden mit den Sportbereichen zu einem ansprechenden Freiraumgefüge verknüpft, das robuste Bezüge zu den angrenzenden Quartieren herstellt. Die Freiräume sind funktional gut durchdacht, säumen wichtige Wegeverbindungen und rahmen die platzartigen, mit Pflanzinseln strukturierten Platz- und Sportflächen. Grenzbildend zum angrenzenden Bauquartier im Süden wirkt die baumbestandene Laufbahn deplatziert. Kritisch hinterfragt wird der hohe Befestigungsgrad der Freiflächen – auch mit Blick auf Retentions- und Klimaausgleichsaufgaben. Insgesamt fehlt substanzielles Grün.

Die Jury begrüßt, wie die vielfältigen Ansprüche der verkehrlichen Anbindung in ein zukunftsfähiges Konzept integriert werden. Der Schwerpunkt des Fahrradverkehrs ist klar erkennbar und die dezentrale Anordnung der Stellplätze plausibel. Die Anordnung der Stellplätze in baumbestandenen Parkbuchten ist vernünftig und erhöht ihre Verträglichkeit.

Insgesamt überzeugt der Entwurf durch einen gut integrierten gegliederten Baukörper, der auch die gewünschte Quartierserweiterung als sinnvoll erscheinen lässt. Die vorgeschlagene innere Funktionsaufteilung und Ausdifferenzierung der Fachbereiche stehen für eine hohe Qualität in Nutzung und Raum und versprechen einen optimalen Schulbetrieb.