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Offener Wettbewerb | 11/2022

Neubau Betriebsgebäude Energie Kreuzlingen (CH)

6. Preis

Preisgeld: 10.000 CHF

Itten+Brechbühl AG

Architektur

PR Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

wlw Bauingenieure AG

Bauingenieurwesen

PIRMIN JUNG

Brandschutzplanung, Tragwerksplanung

Amstein + Walthert AG

TGA-Fachplanung

agiplan GmbH

Projektsteuerung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Team schlägt einen Betriebshof vor, dessen Gesicht vor allem in Richtung See entwickelt ist. Das Gebäude soll sich so repräsentativ für die Gemeinde Kreuzlingen dem öffentlichen Seeweg zu- und vom Industriegebiet abwenden. Die Abwicklung von Anlieferung und Umschlag findet in einem zentralen, längs zur Sonnenwiesenstrasse ausgerichteten Hof statt.
Die Befahrbarkeit des Hofs ist über zwei Zufahrten an der Ost- und Westseite gegeben. Zum Hof hin sind die Lagerräume im Süden und die Abstellhallen für Betriebsfahrzeuge im Norden orientiert und können von hier aus direkt bewirtschaftet werden.
Die Konzentration aller Nutzungen auf den Hof spielt das Umfeld von weiteren Funktionen frei, so dass ein grosser Teil des Umraums für die Begrünung genutzt werden kann. Es sind keine Zufahrten direkt von der Sonnenwiesenstrasse nötig, das Gebäude ist zur Strasse geschlossen. Einzig die Zufahrt zur Parkierung und die Einfahrt in den Werkhof zweigen von der Strasse ab. Die Auffahrt zur Parkierung führt in das erste Obergeschoss des nördlichen Flügels, die Stellplätze sind oberhalb der Abstellanlage der Betriebsfahrzeuge angebracht. Durch eine grössere Tiefe der zweiseitig angeordneten Stellplätze kragt das Geschoss sinnvoll schützend über die Einfahrstore der Einstellhalle Betriebsfahrzeuge.
Der nördliche Flügel nimmt mit dem zweigeschossigen Lagerbereich die gleiche Höhe ein, so dass der Werkhof insgesamt ein kompaktes, niedriges Volumen ergibt. Der Wareneingang/Warenausgang -Bereich ist zentral verortet und gut erschlossen, scheint aber eher etwas knapp. Der Entlad kann nur mit Stapler erfolgen. Die grossen Lager sind vorteilhaft alle im Erdgeschoss untergebracht und gut erschlossen. Die Nebenlager sind mit Stapler allerdings nur schwer erreichbar. Die Verbindung zwischen Lager und Fahrzeughalle ist über den Werkhof vorhanden. Das Aussenlager befindet sich im Werkhof und konkurrenziert das Muldenhandling.
Die Zu- und Abfahrt im Werkhofbereich funktioniert, die Durchfahrt eines zweiten LKW ist möglich. Allerdings funktioniert die Halleneinfahrt im Grosslager aufgrund der Stützensituation so noch nicht. Auch das Handling der Mulden funktioniert noch nicht abschliessend. Insgesamt scheint die Platzsituation im zentralen Hof sehr optimiert und lässt für den täglichen Betrieb wenig Spielraum in der Bewirtschaftung. Auch scheinen die Platzverhältnisse für die erforderlichen Einund Durchfahrtsmanöver ausgereizt bis zu knapp.
Die Werkstatt ist gut verortet, die Wege zum Lager- und Bürobereich sind mehrheitlich kurz. Der Hauptzugang für Personal und Gäste ist auf der Ostseite zur neuen Fussund Veloverbindung ausgerichtet. Die relativ grosse Entfernung zur Strasse macht die Adressbildung und Auffindbarkeit damit eher schwierig, insbesondere für Kunden, die mit dem Auto anreisen.
Die Arbeitsplätze der Administration sind im östlichen Trakt untergebracht, der sich im Süden weit vor die Einstellhalle der Betriebsfahrzeuge in die Tiefe des Grundstücks schiebt und damit dessen unregelmässige Form ausnutzt. Während das 1. Obergeschoss noch die ganze Länge nutzt, werden das 3. und 4. Obergeschoss zur Ausbildung eines eigentlichen Kopfes in Richtung Süden genutzt. Mit dieser Bewegung vollzieht sich die Absicht des Teams einer Hinwendung zum See. Die Grundrisse der Administration basieren dabei auf zwei flexibel einteilbaren Längsseiten, die durch den mittigen Kern jedoch voneinander getrennt werden. Damit werden grössere Cluster oder Raumgruppen leider verunmöglicht.
Der Schutz vor Hochwasser wird über eine entsprechende Höhenkote für das Erdgeschoss erreicht. Das Untergeschoss ist auch aus Gründen der Nachhaltigkeit minimal gehalten. Allerdings befinden sich dort die betrieblich notwendigen Räume der Haustechnik, die gegen das Hochwasser zu schützen sind. Hinsichtlich Nachhaltigkeit weist das Projekt sorgfältig gewählte und robust umzusetzende Massnahmen auf. Die Materialisierung ist als hybride Holz-Beton- Kombination angedacht, die mit einem Gründach, kombinierte mit einer Photovoltaikanlage gedeckt wird. Mit der geschickten Verteilung der Nutzungen wird eine Minimierung der inneren Dämmperimeter angestrebt. In der Fassade ist weitgehend Holz als Bekleidungsmaterial angedacht, das mit feststehenden und flexiblen Verschattungselementen ergänzt ist. Der Glasanteil ist moderat. Mit differenzierter Verkleidung aus Holz werden die unterschiedlichen Gebäudeteile nach aussen unterschieden und über die Materialisierung zugleich zusammengebunden.
Insgesamt entsteht eine für einen Werkhof angemessene Anmutung mit einer robusten und zugleich nachhaltigen Materialisierung. Das Projekt besteht aus drei unterschiedlichen und im Prinzip voneinander unabhängigen Teilen. Der Verwaltungsbau ist viergeschossig mit Unterkellerung und besteht aus einem Holztragwerk, das um einen massiven aussteifenden Kern herum angeordnet wird. Die Decken werden von einem gleichartigen System von längs- und querlaufenden Unterzügen getragen, was aufgrund der tatsächlich stark unterschiedlichen Beanspruchungen eher schematisch erscheint. Die nicht unterkellerten Lagerhallen sind mit Brettschichtholzträgern überspannt, was problemlos möglich ist. Der dritte Gebäudeteil, ebenfalls nicht unterkellert, ist ein zweigeschossiges Parkhaus. Das obere Geschoss wird von auskragenden und sich gegenseitig stabilisierenden betonierten (?) Wandscheiben getragen.
Die Hochwassersicherheit ist durch die Höhenlage der Bodenplatte gewährleistet. Die stark unterschiedlichen Tragwerkskonzepte sind im Rahmen der Disposition der Räume verständlich; die Ausarbeitung des Tragwerks ist aber in einzelnen Teilen noch recht rudimentär. Mit der Staffelung des Gebäudes und der wohl überlegten Platzierung gelingt es dem Team, einen nutzbaren, aber auch multicodierten Freiraum zu entwickeln. Die klare Gliederung in Innenhof und Freiflächen zeigt sowohl eine gute Zonierung als auch eine gute Eingliederung in die Umgebung. Ferner ist die Durcharbeitung der Freiflächen gelungen. Hervorragend eingebunden in die Freiflächen sind die Retentionsbereiche. Auch die Ausarbeitung der Eingänge, Stellplatzanlagen und der Dachbegrünung zeigt fachliches Können.
Das Team schlägt eine bauliche Fassung des Betriebshofs durch zwei Gebäudeflügel vor, was grundsätzlich als Chance begrüsst wird, die Situation zu ordnen und die Emissionen des Betriebs zu reduzieren. Die Dimensionen des Hofs genügen jedoch nicht für den tatsächlichen logistischen Bedarf. Auch die Hinwendung zum See mit einem kopfartigen Volumen kann zwar inhaltlich nachvollzogen werden, führt aber in der konkreten Ausbildung und der beschränkten Grösse zur Notwendigkeit, trotzdem noch Teile der Dienstleistungsflächen im Rumpfbau unterbringen zu müssen. So werden wesentliche konzeptionelle Ansätze des Entwurfes von der Jury geschätzt, können in der konkreten Umsetzung aber zu wenig überzeugend umgesetzt werden.