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Einladungswettbewerb | 06/2021

DOCKLANDHAUS - Neubau Bürogebäude am Dortmund-Ems-Kanal in Münster

Visualisierung Eingang

Visualisierung Eingang

ein 2. Preis

Preisgeld: 29.000 EUR

O&O Baukunst

Architektur

dury et hambsch architektur BDA

Architektur

Erläuterungstext

Team: Helena Feldmann- Fischer, Katharina Müller

DOCKLANDHAUS

EIN PIONIER
Das Grundstück liegt direkt am Wasser am Dortmund-Ems-Kanal. Das Docklandhaus ist eines der ersten Häuser, das die Entwicklung des Hafens Münster auf diesem Areal bestimmen soll. Das Haus ist ein kräftiger Auftritt im diffusen Stadtraum. Ein Pionier mit robuster Architektursprache, der in die Zukunft blickt. Das Haus und seine Dachform senden atmosphärische Signale zu den beiden Ufern. Das Docklandhaus lässt Erinnerungen an alte Speichergebäude, Trockendocks zu. Beton- und Ziegelkonstruktionen im Hafenareal stehen Pate. Das neue Haus soll einen ersten Impuls für die zukünftige Aneignung der Uferpromenade am Dortmund-Ems-Kanal geben.

IN EINEM HAUS
Ein hochwertiges Fassadenraster vereint die einzelnen Funktionen zum einem erkennbaren Haus. Ein Regal mit einprägsamer Konstruktion ordnet den Stadtraum. Die äußere Fassadenstruktur reagiert auf die unterschiedlichen Seiten des Grundstückes. Die Stadtseite am Hafengrenzweg wird durch ein dichteres Raster betont. Hier grüßt ein repräsentativer Eingang als klare Geste. Zur Wasserseite öffnet sich die Fassade großzügig und einladend. Entlang der Uferpromenade befindet sich die Gastronomie auf einem erhöhten Sockel. Über Rampen und Freitreppen wird diese Zone erschlossen. Das Dachgeschoss HEAVEN, die fünfte Fassade, integriert die Haustechnik. Sie wird ergänzt durch Sonnendecks mit Blick zum Wasser. Grüne Bürowelten gruppieren sich um inspirierende einprägsame Baumpflanzungen. Die Bürowelten sind flexibel gestaltet und können im Achsraster von 1,35 m angeschlossen werden. Sie werden durch bodentiefe Fenster belichtet. Unterschiedliche Bürotiefen können angeboten werden.

AN DER HAFENKANTE
Die Gastronomie wird zum Anziehungsmagneten an der Hafenpromenade. Sie wird von allen Seiten übersichtlich erschlossen. Drei Bereiche reagieren auf wechselnde atmosphärische Angebote. Im Atrium entsteht das gastronomische Herz, das DOCKLAND. In Verbindung mit den Bürowelten wird das Essen in großer Gemeinschaft gefeiert. Mit Pop Up Esskultur, Food Trucks und kleinen Gewächshäusern. Die lockere Gruppierung der Bausteine in der gedeckten Halle lässt den Durchblick von der Stadtseite zur Hafenkante zu. An der städtebaulichen Kante im Süden entsteht der BEACH CLUB mit Bar. Er wird über große Freitreppen erschlossen. Der Club bietet Sonnenterassen im Süden, Spielfelder und Erholungsbereiche. Im Innern der Bar soll eine urbane Atmosphäre entstehen. Im Norden befindet sich das GOURMET RESTAURANT HAFEN in direkter Nachbarschaft zum historischen Kran. In ruhiger Atmosphäre kann man die Speisen genießen und den Köch*innen beim Zubereiten über die Schulter zu schauen.

ROBUST UND ZEITLOS
Die Umgebung des Hafenareals braucht eine kräftige Architektursprache. Gestaltgebendes Material ist der Ziegel. Ein typisches Baumaterial des Münsterlandes. In Kombination mit eloxierten Fensterprofilen, Geländern und mit Sichtbetonflächen für die Innenräume, entsteht eine robuste Einfachheit. Der Ziegel wird durch das Prinzip des Schlämmens fugenlos zusammengezogen und kann in den Farbtönen changieren. Eine großmaßstäbliche Materialkombination als Erinnerung an die Hafenbauten der Umgebung entsteht.

ATRIUM NEU GEDACHT
Das Atrium haben wird neu entdeckt. Umfangen von den Büroriegeln entsteht ein zentraler Markplatz, eine Orangerie und Manege. Im Herbst, Winter und Frühling ist die Halle ein zweites Außen für die Gastronomie. Die klimatische Zwischenzone ermöglicht eine breite und spektakuläre Bandbreite an Veranstaltungen. Er ist nicht nur für die Besucher das Bindeglied zwischen Innen und Außen, Gastronomie und Bürowelt, es wirkt auch als Klimapuffer für den Baukörper. Dem Bild der Hafenumgebung entsprechend, ist das Atrium die Turbinenhalle für Nutzer und Klima. Der Luftraum kann über Oberlichter be- und entlüftet werden. Entsprechend dem jahreszeitlichen Bedarf kann Sonnenenergie gespeichert werden oder ein schattiges Zelt unter den Sonnensegeln entstehen. Die Techniken des Atriums, wie Nachtlüftung, sind wohl bekannt. Das Atrium ist als eine Symbiose von Gastronomieerlebnis und Bürowelt neu gedacht.

KLIMAKONZEPT
Das Gebäude nutzt den vorhandenen Boden optimal aus. Die Tiefgarage dient der komprimierten Unterbringung des ruhenden Verkehrs, was einer weiteren oberirdischen Flächenversiegelung entgegenwirkt. Der kompakte Baukörper hat ein gutes A/V Verhältnis.
Unter dem Leitbild des Green Building wurden verschiedene Aspekte von Nachhaltigkeit und Lebenszyklus verfolgt. Die Vegetation auf dem Dach begünstigen das Stadtklima und wirken einer Überhitzung entgegen. Die begrünten Dachflächen wurden als Biodiversitätsdächer entwickelt, mit abgestuften Intensitätsstufen der Biodiversität, abgestimmt auf die Begleitnutzung. Sie werden kleine, aber wertvolle Inselbiotope in der Hafenumgebung.
Auf dem Dach wird die Intensivbegrünung mit vielfältigen, standort- und klimagerechten, sowie ökologisch wertvollen Stauden und Sträuchern ausgeführt, diese dienen den Tieren als Nahrungsquelle und Bruthabitat. Durch eine gezielte Auswahl an Pflanzen, die Bedeutung als Futterpflanzen für Insekten und Vögel besitzen, können spezielle Tierarten gefördert werden. Die extensive Begrünung auf den Dächern verbessert die Energiebilanz der Gebäude. Auch die Wasserhaltung des Regenrückhalts, sowie die Effizienz der Photovoltaik werden durch die Dachbegrünung verbessert.

Energieeffizienz | Materialität | Konstruktion
Es ist eine zeitlose und langlebige Architektur bei geringen Kosten über den Lebenszyklus des Gebäudes angestrebt. Es werden möglichst klimafreundliche Technologien und natürliche Materialien eingesetzt werden (z.B. erneuerbare Energien und nachhaltiges Baumaterial wie z.B. Recyclingbeton). Die Treppenhäuser bestehen aus Stahlbeton. Großformatige Fenster im Erdgeschoss tragen die Offenheit des Gebäudes nach Außen. In den Obergeschossen basiert die Fassade auf einem flexiblen und wirtschaftlichen Raster. Alle Arbeitsplätze werden auch im Hinblick auf einen nachhaltigen Betrieb des Gebäudes möglichst natürlich belichtet und belüftet werden können, um hier Energiekosten einzusparen. Es wird für alle Bereiche ein ausreichender Sonnen- und Blendschutz vorgesehen. Neu ist das Konzept des innenliegenden Sonnenschutzes mittels eines verbesserten und auf das Haustechnikkonzept abgestimmten Blendschutzes wie z.Bsp. kvadrat shade. Die Fassade ist sortenrein demontierbar und kann recycelt werden. Die Fenster bestehen aus einer Rahmenkonstruktion aus Aluprofilen, die ebenso wie das Glas zertifiziert werden. Auf Verklebungen bei der Fassade soll verzichtet werden, so sind später der Rückbau und die Wiederverwendung möglich. Das Gebäude soll umfassend dem Sinne der Idee der Kreislaufwirtschaft folgen. Photovoltaikelemente auf den Dächern sorgen für eine regenerative Energieversorgung. Die Dächer und Einhausung der technischen Aufbauten der Verwaltung werden begrünt.

Wärmebedarf, Wärmeübergabesysteme und Erzeugung
Durch die sehr gut gedämmte und wärmebrückenarme Fassade und die hocheffiziente Wärmerückgewinnung der Lüftungsanlage ist der Heizwärmebedarf sehr gering. Der Restwärmebedarf wird durch eine reversible Luft-Wasser-Wärmepumpe gedeckt. Zur Wärmeübergabe werden Flächenheizsysteme in Form von einer Bauteilaktivierung vorgesehen (Betonkernaktivierung). Aufgrund der großen aktiven Fläche werden mit solchen Heizsystemen nur geringe Vorlauftemperaturen von max. 30°C benötigt. Das Heizsystem ist daher als Low-Energiesystem besonders zukunftsträchtig. Ein weiterer Vorteil von niedrig temperierten Flächenheizsystemen ist die erhöhte thermische Behaglichkeit. Mit einer fassadenseitig, prädiktiven Regelung kann die Speicherfähigkeit des Betons optimal ausgenutzt werden, z.B. durch Beladen der Speichermasse zu Zeiten mit hohem EE-Anteil im Strommix. Das Trinkwarmwasser in den Bürobereichen wird mittels elektrischen Durchlauferhitzer verlustarm bereitgestellt. Dies entspricht auch den hygienischen Standard der Zeit. Küche und Kantine erhalten eine Frischwasserstation mit Versorgung über die Fernwärme. Die Abwärme der Küchenkleinkälte dient hierbei zur Vorerwärmung

Kühlung
Der Einsatz einer aktiven Kühlung durch Kältemaschinen soll so gering wie möglich gehalten werden, aus diesem Grund müssen geeignete passive Maßnahmen getroffen werden, um eine Überhitzung der Räume in den Sommermonaten möglichst zu vermeiden. Durch Sonnenschutzgläser werden die solaren Lasten reduziert. Freie Betondecken sorgen außerdem für eine Zwischenspeicherung der auftretenden Wärmelasten, welche entweder ebenfalls zu Zeiten mit hohem EE-Anteil mit der reversiblen Wärmepumpe (Kältemaschine) oder nachts über die Lüftung heruntergekühlt werden können. Ebenfalls können die öffenbaren Fenster der Fassade bei milden Außentemperaturen zur Wärmeabfuhr genutzt werden. Das Atrium fungiert als Pufferspeicher und ermöglicht auch im Winter das Öffnen der Fenster.

Natürlich lüften – effizient maschinell lüften
Dem natürlichen Lüften kommt wegen der hohen Nutzerakzeptanz ein immens hoher Stellenwert zu. Aus diesem Grund sind grundsätzlich alle Fassaden mit öffenbaren Fenstern realisiert. Zur Sicherstellung des hygienischen Mindestluftwechsels, sowie der Reduzierung der Heiz- und Kühllasten kommt zusätzlich eine maschinelle Lüftung zum Einsatz. Großraumflächen erhalten einen CO2-Sensor, sodass nur die benötigte Luft eingebracht wird. Abgetrennte Bürobereiche erhalten eine anwesenheitsgesteuerte Luftversorgung. Die Lufteinbringung erfolgt über im Flurdeckenkoffer integrierte Luftauslässe, die Luftabsaugung erfolgt am Kern und an den WC-Bereichen. Dies hat zum einen den Vorteil, dass die Verkehrs- und Sanitärflächen ausreichend durchlüftet werden, zum anderen kann dadurch in den Stockwerken auf ein Abluftkanalsystem mit entsprechenden Druckverlusten verzichtet werden. Die Wärmerückgewinnung besteht aus einem hocheffizienten Wärmeübertrager, welcher aber nur bei vergleichsweise tiefen bzw. hohen Außentemperaturen betrieben wird.

Energieerzeugung
Das Hauptaugenmerk liegt auf einer größtmöglichen Bedarfsreduzierung von elektrischer Energie. Durch eine Aufstellung von Photovoltaik-Modulen auf den Dächern kann zusätzlich elektrische Energie erzeugt werden. Photovoltaik und Gründächer erzeugen einen Synergieeffekt. Da das Gründach im Vergleich zu einem Kiesdach für niedrigere Umgebungstemperaturen sorgt, können die PV-Module mit einem besseren Wirkungsgrad betrieben werden.

Reduzierung Regenwasserableitung/ Dachbegrünung
Durch die Kombination aus Gründach und Rückhaltung des Regenwassers können bei kurzen sommerlichen Starkregenereignissen die städtischen Abwasserkanäle vor Überlastung geschützt werden. Das vollflächige Gründach wird zur Wasserhaltung genutzt und sorgt zusätzlich dafür, dass die thermische Behaglichkeit in den jeweiligen obersten Geschossen verbessert werden kann.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Erschließung der Büros erfolgt ausschließlich über den Bereich der Gastronomie, was das Preisgericht sowohl für die Mieter der Büroeinheiten, als auch für die Restaurantbesucher kritisch sieht. Ebenso hinterfragt das Preisgericht die lange und schmale Fläche der Außengastronomie. Insgesamt ist die Abwicklung der Gastronomiefläche zu lang (weite Wege für das Servicepersonal), im Vergleich dazu scheint die Küchenfläche zudem zu klein. Die Giebeldachstruktur scheint fragwürdig, ggf. könnte statt der aufwendigen Dachkonstruktion ein zusätzliches Geschoss ausgebildet werden, um mehr Mietfläche zu generieren. Die Entfluchtung aus den Treppenhäusern müsste nochmals überprüft werden. Im Außenbereich sind keine Fahrradabstellplätze ausgewiesen.
Visualisierung Restaurant

Visualisierung Restaurant