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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2022

Neubau des Campus HafenCity in Hamburg

Teilnahme

C.F. Møller Architects

Architektur

Erläuterungstext

EINFÜHRUNG
In dem neuen Stadtteil der Hafencity, der sich neben dem grünen Lohsepark und in unmittelbarer Nähe zum Wasser befindet, wird der neue Hafencity Campus Bildung, Menschen, Stadt, Natur und Wasser miteinander verbinden. Dieser wird als neues kommunales Scharnier im Quartier einen Mehrwert für alle Menschen in der Hafencity und darüber hinaus für die Stadt Hamburg schaffen.
Hierbei wurden die Vorgaben des Bebauungsplanes in Verbindung mit den Visionen für das neue Lohsepark-Quartier zum Leitfaden für unseren Entwurfsansatz: ein schlichter Baublock mit einer klaren Höhenausbildung, der sich von der klassischen Blockrandbebauung frei macht und zum Wasser und Park hin öffnet. Die komprimierte Unterbringung des Programms wird volumetrisch in einen zum Hafen gerichteten kaskadierenden Baukörper mit mehreren grünen Plattformen verwandelt.
Das Gebäudekonzept bietet einen Rahmen für zukunftssichere Lernumgebungen und Gemeinschaften, die auf Vielfalt und Nachhaltigkeit basieren. Wir haben eine Lernumgebung für das 21. Jahrhundert entworfen, die das Lernen mit Interaktion und Spiel verbindet. Wir wollen ein robustes und nachhaltiges Gebäude schaffen, das zu allen Tageszeiten eine Vielzahl von Aktivitäten beherbergen kann und dessen Organisation und Anordnung optimale Bedingungen für Lernerfahrungen in engem Kontakt mit der umgebenden Natur gewährleisten.
Für das gesamte Projekt schlagen wir ein auf das Thema „Wasser“ basiertes Konzept vor. Die erstklassige Lage des Gebäudes im Kontext des Hafens bietet eine einzigartige Gelegenheit, einen neuen und aufregenden Blickwinkel in den pädagogischen Ansatz einzuführen. Die Kinder werden motiviert und animiert, Zusammenhänge zu erkennen, während die Lehrer*innen eine einzigartige und effektive Methode erhalten, um die Aufmerksamkeit der Schüler zu gewinnen.

DER WASSERFALL - EIN EINFACHER VOLUMETRISCHER ENTWURF
Mittels unserem Entwurf verwandeln wir den Campus von einem traditionellen einfachen Gebäudeblock mit einer strikten Trennung zwischen Erdgeschoss, Obergeschossen und Dach, in ein integriertes, kaskadenförmiges Volumen, das die Landschaft in jedes Stockwerk zieht und jedem Nutzenden des Gebäudes einen unmittelbaren Zugang zu frischer Luft und Natur ermöglicht. Wir nennen diesen Baukörper ”Der Wasserfall”. Die Kaskadentreppen im Innen- und Außenbereich verbinden die Schule miteinander und ermöglichen eine einfache und intuitive Orientierung und den Zugang zu den Dachgärten.
Die Idee des Wasserfalls wird auch auf das pädagogische Konzept übertragen. Als durchgängiges Element folgen die Kinder einem natürlich wachsenden und lebendigen Wassersystem: einem Fluss, bei dem das jüngste Kind an der Spitze des Wasserfalls beginnt und die älteren Absolvent*innen am Meer enden.

DIE WERFT - EIN AKTIVITÄTSZENTRUM IM SOCKELGESCHOSS
Der öffentlichste Teil des Campus, die Sockelzone, erschließt das Gebäude und lädt Nutzer*innen, Gäste und Passant*innen ins Innere ein. Mit seinen aktiven Funktionen und seiner attraktiven Lage kann der Sockel ein wichtiger Katalysator in der Nachbarschaft sein und wird, wie eine aktive Werft, vor Leben pulsieren.
Im Norden der Passage befindet sich die Kantine, die sich in drei Richtungen öffnet. Diese kann autark und ganztägig genutzt werden. In diesem Volumen befinden sich auch die 150 m² großen Gemeinschaftsräume und der Eingang zur Kindertagesstätte.
Auf der anderen Seite der Passage öffnet sich der Haupteingangsbereich der Schule zum Park sowie zum Innenhof und lädt zum Eintreten ein. Zum Park und zur Straße hin machen große Fenster die kreativen Aktivitäten in den thematischen Unterrichtsräumen sichtbar und lassen die Möglichkeit zu, dass diese Aktivitäten auf den öffentlichen Raum übergreifen. Nach der Anreihung der thematischen Klassenräume, schließt die Sporthalle daran an.

DER LEUCHTTURM - DAS VERWALTUNGSCLUSTER
Die Verwaltungs- und Lehreinheit ist auf zwei Etagen im Sockelgeschoss organisiert. Besucher*innen oder Nutzer*innen des Campus werden im offenen Foyer empfangen, von dem sie aus leicht in das Sekretariat neben der Mediathek gelangen können. Die Schulleitung befindet sich direkt neben dem Sekretariat und hat einen freien Blick auf den zentralen Innenhof der Schule. Im Hochparterre sind die weiteren Büroräume der Verwaltung organisiert. Mit Blick auf das hohe, offene Eingangsfoyer ist das Lehrerzimmer als gemütlicher Entspannungs-, Besprechungs- und Arbeitsraum konzipiert. Auf der anderen Seite, befindet sich etwas zurückgezogener, die Beratungsabteilung.

DAS RIFF - EIN ZENTRALER, MITEINANDER VERBUNDENER WISSENSCHAFTS- UND KUNST-CLUSTER
Das Riff ist das zentrale Volumen, mit dem alle Jahrescluster verbunden sind und die verschiedenen wissenschaftlichen und künstlerischen Einheiten beherbergt. Wie das Riff eines Ozeans ist dieser Raum als Rückgrat konzipiert, um Leben und Vielfalt zu fördern. Es ist der Ort, an dem sich die linke und die rechte Gehirnhälfte treffen und an dem sich wissenschaftliche Bildung und kreative Arbeit gegenseitig bereichern können.
Das Riff ist auch der Ort, an dem sich die zentrale Haupttreppe befindet, die nahtlos durch das gesamte Schulgebäude nach oben führt und eine starke soziale Verbindung zwischen den Etagen ermöglicht - sowohl horizontal als auch vertikal. Diese Treppe verwebt und verbindet viele der gemeinsamen Funktionen der Schule sowie eine Vielzahl von informellen Lern- und Begegnungsräumen miteinander.
Auf beiden Seiten des Riffs befinden sich zwei helle und offene Treppenhäuser. Diese Treppen dienen als vertikale Abkürzungen für die tägliche Bewegung zwischen den verschiedenen Jahrgangsgruppen und den gemeinsamen Funktionen im Sockel.

DIE BUCHT - EIN SICHERER HAFEN FÜR DIE JAHRGANGSSTUFEN 5-10
Jedes Cluster für die Jahrgangsstufen 5-10 ist wie ein Dorf um eine kleine Bucht herum angelegt. Hierbei sind alle Klassenräume um einen Platz herum verbunden, der die gemeinsamen Funktionen vereint und der zum Hafen im Süden hin ausgerichtet ist. Das Cluster funktioniert als flexibles Lehr- und Sozialsystem mit gleichem Schwerpunkt auf projektbasiertem, kollektivem und individuellem Unterricht sowie als Ankerpunkt für Schüler*innen mit besonderen Bildungsbedürfnissen.
Das konzeptionelle Layout fördert das individuelle Lernen der Schüler durch eine differenzierte Lernumgebung, die einen Wechsel zwischen kollektiven und individuellen Aktivitäten ermöglicht. Die Vielfalt der Möglichkeiten und die Dezentralisierung der Aktivitäten in der Lernlandschaft ermöglichen die Entwicklung der persönlichen Autonomie. Ein zentraler Jahrgangsteamraum ermöglicht die soziale Kontrolle und dient als Bezugspunkt im Cluster. Jedes Cluster hat auch direkten Zugang zu einer Außenterrasse oder einem Dach, das als Erweiterung des Innenraums verstanden werden kann.

DAS FLUSSDELTA - EIN CLUSTER FÜR SCHÜLER*INNEN AUF DEM WEG
Die Schüler*innen der Klassen 11-13 sind auf dem Weg und fast bereit, sich auf das weite Meer zu begeben. Diese Gruppe befindet sich in der Mitte der Schule, in der Nähe der anderen Jahrgänge, des Riffs, der Werft und breitet sich in der ganzen Schule aus. Eine Reihe von Klassenzimmern ist um eine Vielzahl von multifunktionalen Freiflächen herum angeordnet, die eine große Flexibilität bei der Nutzung ermöglichen und Raum für Stille und Reflexion, Ausstellung und Gruppenarbeit bieten. Das Cluster ist als Flexibilitätsmaschine konzipiert, in der die Räume unterschiedlich belegt und schnell an die pädagogischen Bedürfnisse angepasst werden können. Im zentralen offenen Raum ermöglichen verschiedene Nischen und Arbeitsplätze selbstständiges oder Gruppenarbeiten. Ein zentraler Raum für die Lehrkräfte ermöglicht eine ständige Kontrolle des gesamten Clusters und macht sie für die Schüler*innen leicht ansprechbar.

ARCHITEKTONISCHER AUSDRUCK
Im gesamten Projekt legen wir Wert auf die Verwendung einer einfachen Materialpalette. Die Wahl der Materialien bezieht sich auf den historischen Kontext der Hafencity und Hamburgs, die historische Eisenbahnarchitektur des Geländes und die rote Backsteinsprache der unmittelbaren Nachbarschaft.
Die Rahmensprache der Fassade ist eine moderne Interpretation der historischen Fachwerkhäuser des alten Hafens. Einfache, langlebige, recycelte und vorgefertigte Aluminiumpaneele, spiegeln die einfache Struktur des Gebäudes wider, wodurch dieses leicht zu verstehen ist. Die Fassade des Clusters ist mit Füllpaneelen versehen, die das Volumen massiver erscheinen lassen und zu einem guten Raumklima beitragen. Das zentrale Volumen, das Riff, ist etwas zurückgesetzt und mit einer leichten Struktur mit Balkonen an der Vorderseite versehen, die die wissenschaftlichen und künstlerischen Aktivitäten im Inneren präsentieren. Die äußere Tiefe der Rahmen kann als zusätzlicher passiver Sonnenschutz dienen.

NACHHALTIGKEIT UND KONSTRUKTIONEN
Das Projekt ist als ganzheitlich nachhaltiger Campus konzipiert. Von Anfang an haben wir die Anforderungen des Umweltzeichens der Hafencity und andere Nachhaltigkeitsstrategien in das Designkonzept einbezogen. Wir haben eine klare Vision entwickelt, die uns während des gesamten Prozesses geleitet hat:
Die Hauptkonstruktion der Schule besteht aus einem Holz-HybridBausystem mit Betonkernen zur Aussteifung. Die Stützen bestehen aus Brettschichtholzelementen, die Fassadenträger sind verstärkte Stahlträger, die größere Spannweiten ermöglichen, und die Decken sind ein Verbundelement aus einem Holzkern mit einer Betonummantelung, um Gewicht und Akustik zu verbessern.
Sorgfältige Wiederverwendung: Wir bauen mit Materialien, die wiederverwertbar, erneuerbar, recycelt und gesund für die Nutzer*innen sind und berücksichtigen sowohl den gegenwärtigen Zeitgeist als auch die zukünftigen Anforderungen. Wir wollen Materialien verwenden, die als zukünftige Ressourcen wiederverwendet werden können. Die Schichtung von Bauelementen mit unterschiedlicher Alterung ist hierbei der Schlüssel. Vorgefertigte und modularisierte Struktur-, Innen- und Fassadenelemente und ihre leicht lösbaren Verbindungen schaffen ein Gebäude mit einem hohen Maß an Nutzbarkeit und Anpassungsfähigkeit. Durch den Entwurf eines einfachen Stützrasters sehen wir die Möglichkeit, mit einer hybriden Holz-/Betonstruktur zu arbeiten, die ein sehr flexibles Gebäude ausbildet. Holzböden, Akustikdecken aus Holzfasern, Holzkonstruktionen und andere natürliche Materialien sorgen messbar und sichtbar für ein gesundes Raumklima.
Das in allen Bereichen der Schule integrierte Lüftungs- und Kühlsystem ist ein Niederdrucksystem mit diffuser Belüftung. In den Unterrichtsräumen wird die gesamte Decke als Diffusor genutzt, um frische, kühle Luft einzulassen und so ein perfektes Klima ohne kalte Zugluft zu gewährleisten. Das System erfordert weniger Deckenhöhe für die Verteilung der Kanäle und ermöglicht so mehr Raumhöhe in den Unterrichtsbereichen.
Verringerung des Kohlendioxidausstoßes: Wir streben die Verwendung regionaler Materialien mit einem geringen CO2-Fußabdruck an und verwenden eine Hybridkonstruktion aus Holz und Beton, um unseren Kohlendioxidausstoß zu verringern. Darüber hinaus helfen uns Variantenstudien für Fassaden- und Dämmstoffe bei der Auswahl der nachhaltigsten Materialien.
Energieerzeugung: Durch die Installation von Fotovoltaikanlagen auf dem Dach werden wir vor Ort erneuerbare Energie erzeugen. Die PV-Anlagen werden auf extensiv begrünten Flächen installiert. Alle weiteren Dachflächen werden begehbar gemacht und intensiv begrünt, was die Artenvielfalt erhöht.
Energiereduzierung: Im Winter wollen wir mit einer CO2-armen Heizung, mechanischer Wärmerückgewinnung, Decken mit einer hohen thermischen Masse und energiesparender LED-Beleuchtung arbeiten. Im Sommer wird mit kohlenstoffarmer Kühlung, hoher thermischer Masse und natürlicher Belüftung gearbeitet, um maximalen thermischen Komfort bei minimalem Primärenergieverbrauch zu erreichen. Die Fassade sorgt dafür, dass viel Tageslicht in die Räume des Gebäudes fällt. Integrierte Sonnenschutzsysteme reduzieren die solaren Gewinne im Gebäude und gewährleisten einen guten Lernkomfort. Um Wasser zu sparen, werden wassersparende Armaturen installiert, Regenwasser wird vom Dach aufgefangen, in Regenwassertanks im Keller gespeichert und für die Toilettenspülung wiederverwendet.
Wohlbefinden: Die unmittelbare Nähe aller Stockwerke zu den Außenanlagen kommt allen Nutzer*innen des Gebäudes zugute und schafft ein allgemeines Wohlgefühl. Beeinträchtigungen durch starke Winde werden durch die Schaffung eines Innenhofs für den Spielplatz begrenzt.

LANDSCHAFT - EINE REISE DURCH EINE VOM WASSER INSPIRIERTE LANDSCHAFT
Das landschaftliche Gesamtkonzept zielt darauf ab, die Schule mit Hamburg‘s starker Identität als Hafenstadt und seiner industriellen Vergangenheit zu verbinden. In ihrer reinsten konzeptionellen Form kann die Landschaft als ein fließender Fluss gesehen werden, der über die Terrassen hinunterfließt und sich seinen Weg in den Innenhof bahnt, ein Archipel aus Grün und Spiel.
In ihrer Gesamtheit bilden alle Außenflächen ein klimaangepasstes System aus und erbringen einen ökologischen Mehrwert wie die Reduzierung der Wärmestrahlung, die Luftreinigung und bilden Lebensräume für die Artenvielfalt aus. Die Grünflächen sollen bestehende Arten stärken und unterstützen sowie Lebensräume für einheimische Tier- und Pflanzenarten schaffen.
Das Unterrichtsumfeld der Schule beschränkt sich nicht auf die Klassenräume, sondern setzt sich in den Außenbereichen fort, um die Möglichkeiten des Lernens in verschiedenen und aktiven Räumen inmitten einer grünen Umgebung zu erweitern. In den Grünflächen der Dachterrassen und des Innenhofs befinden sich mehrere aktive Taschen, die eine Vielzahl von Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten für die verschiedenen Altersgruppen bieten, die das Schulgebäude nutzen werden.