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Städtebauliches Werkstattverfahren | 01/2023

Quartiersentwicklung Berlin-Spreeküste

Teilnahme

C.F. Møller Architects

Architektur

Erläuterungstext

Unsere Vision ist ein starkes wechselseitiges Zusammenspiel aus dem Städtebau des Ortes und dem Bebauungskonzept für das Grundstück der Archigon GmbH auf planerischer und funktionaler Ebene. Das urbane Leben beeinflusst dabei den urbanen Raum, welcher die urbanen Gebäude prägt. Das übergeordnete Ziel ist es einen Büro- und Gewerbestandort zu schaffen, welcher durch seine besondere Lage, sein reiches industrielles und kulturelles Erbe und einem neuen Netzwerk an Funktio¬nen zu einem einzigartigen Standort in Berlin wird - dem „Spreewerk“.

URBANES LEBEN
Spreewerk
Wie ein Getriebe aus Zahnrädern sollen sich bestehende und neue Nut¬zungen in der Zukunft gegenseitig informieren und nachhaltig antreiben, was die Attraktivität des Ortes für Firmen und deren Angestellte, aber auch Nachbarn und Gäste wesentlich erhöht. Eine intensive Analyse der bereits vorhandenen und vorgeschlagenen Nutzungen, sowie deren Aktivität zu verschiedenen Tageszeiten, wird von uns gezielt durch weitere Nutzungen ergänzt. Darauf basierend wurde die Idee eines Netzwerks an Funktionen entwickelt, das Spreewerk.

Funktionales Netzwerk
Jeder der Plots kann durch seinen einzigartigen Charakter einen Wert durch geteilte und öffentliche Nutzungen zu diesem Netzwerk beitragen; Grundlage ist das Verständnis des Ortes als ein Ganzes. Optional können Firmen für ihre Angestellten eine Mitgliedschaft für dieses Netzwerks erhalten, um zum einen von dem Angebot zu profitieren, aber gleichzeitig auch das Verständnis der Zusammengehörigkeit zu stärken. Während eines Arbeitstages können so zahlreiche Workshop- und Mee-tingräume, innovative Labore oder abwechslungsreiche Kantinen, aber auch professionelle Coaching- oder Veranstaltungsangebote gemeinschaftlich genutzt werden. Darüber hinaus lädt das Netzwerk ein, nach Feierabend an einem Tanzkurs im Funkhaus teilzunehmen, während die Kinder nebenan Padeltennis spielen und draußen das Fahrrad im Mobility Hub repariert wird. Aktivitäten am Wochenende, wie ein Handwerkermarkt im Kulturhafen, Kindergeburtstage im Tonstudio und eine abendliche Lesung im Alten Kraftwerk fördern die ganzheitliche Ausschöpfung des Potenzials des Ortes.

Industrielles & kulturelles Erbe
Der nachhaltige Umgang mit dem gebauten, freiräumlichen und funktionellen Erbe spielt in dem Entwurf eine tragende Rolle. Alle bestehenden Qualitäten werden dabei erhalten und ggf. für eine Aufwertung trans¬formiert. Erst in einem dritten Schritt wurden neue Funktionen, Räume und Gebäude ergänzt. Ziel war es auch dem heutigen großen Defizit des Ortes durch eine starke Nutzungstrennung durch monofunktionale Teilbereiche entgegenzuwirken und gleichzeitig die Kultur in die Zukunft zu tragen, anstatt wie befürchtet, sie zu verdrängen.

URBANER RAUM
Struktur
Die drei Hauptachsen, Uferpromenade, innere Erschließungsachse und Köpenicker Chaussee, und deren Querverbindungen definieren die Quartiersstruktur und -zugänglichkeit. Dieser Ansatz geht auf die bestehenden Grundstückslinien und Eigentumsverhältnisse ein und generiert klare Baufelder, die schrittweise entwickelt und realisiert werden können. Jedes Grundstück steht in räumlicher Relation zu seinen Nachbarflächen und trägt zum Gesamtziel bei, bestehende Verbindungen zu betonen und neue zu schaffen. Der physische Zugang und visuelle Beziehungen zu den historischen Denkmälern, Funkhaus, Altes Kraftwerk und Gaswerksiedlung, werden dabei bewusst beibehalten und aufgewertet. Der Entwurf des Spreewerks orientiert sich an den Bedürfnissen und sozialen Interaktionen seiner Nutzer. Daher sind die städtischen Räume entweder vollständig öffentlich und werden als Plätze in das Gesamtgefüge integriert, oder sie sind halböffentliche Innenhöfe und dienen als Übergangsbereiche zwischen verschiedenen Gebäudeteilen. Die privaten Außenräume befinden sich auf dem Dach, sodass entsprechend der Netzwerkidee ein offenes und transparentes Erdgeschoss entsteht. Um dies zu unterstützen, räumt der Entwurf dem Fußgängerverkehr Vorrang ein und schafft einen untergeordneten, aber dennoch unkomplizierten und effizienten Verkehrsfluss für den Autoverkehr. Der Hauptverkehr wird von der Köpenicker Chaussee und der Rummelsburger Landstraße auf das Gelände und in die Parkhäuser bzw. Tiefgaragen geleitet. Anlieferungen und Feuerwehrzufahrten werden durch ein einfaches Zufahrts-und Schleusensystem erleichtert. Entlang der Spree entsteht eine neue Promenade, die sowohl Fußgängern als auch Radfahrern zur Verfügung steht. Das Rückgrat, als neue innere Erschließungsachse des Gebietes, mit all seinen Querverbindungen, ist lebendig gestaltet und auf die Fußgängeraktivität ausgerichtet.

Reißverschluss
Das Spreewerk umfasst vier große Abschnitte: Werkhöfe, Kulturhafen, Innovationscampus und Bewegungshafen. Jedes Gebiet wird durch sein bestehendes bauliches und natürliches Erbe, das auf Architektur, Geschichte oder Funktion beruhen kann, geprägt und neu definiert. Um das vorhandene Erbe mit den neuen Entwicklungen zu verknüpfen, wird es jeweils mit einem urbanen öffentlichen Raum ergänzt. Zusätzlich aktiviert jeweils ein neues angrenzendes öffentliches Gebäude als „Katalysator“ das Zusammenspiel. Dies führt dazu, dass jedes Gebiet durch seinen urbanen Raum und seine Funktionen einen prägenden Charakter entwickelt und alt und neu nachhaltig verbunden werden.

Das Rückgrat
Inspiriert durch das Funkhaus und seinen Bezug zur Nalepastraße, werden alle neu geplanten Hochpunkte entlang des Rückgrats platziert. Dies erleichtert die Orientierung und markiert die Wegfindung innerhalb des Quartiers. Darüber hinaus sind die einzelnen neuen öffentlichen Katalysatorgebäude mit dem Rückgrat verbunden, sodass das funktionale Netzwerk im gesamten Spreewerk gestärkt wird und nicht auf die einzelnen Bereiche beschränkt bleibt.

Situative Wasserkante
Die neue Promenade schafft eine durchgehende Zugänglichkeit des Spreeufers und verbindet das Quartier mit der Spree auf öffentliche und interaktive Weise. Die Gestaltung erstreckt sich dabei räumlich sowohl in das Entwicklungsgebiet hinein als auch auf den Fluss hinaus und aktiviert beide Seiten durch Infrastruktur und Aktivitäten. Die Promenade und die Uferkante werden durch die jeweiligen Quartiersabschnitte und deren unterschiedliche Charakter und Funktionen geprägt. Optional schlagen wir eine Fuß- und Fahrradbrücke vor, die Plänterbrücke, welche das Spreewerk und öffentliche Routen im Plänterwald verbindet.

URBANE GEBÄUDE
Gebäude in Bezug zu Raum
Jedes Grundstück kann unabhängig entwickelt werden und wird dabei von dem übergeordneten Konzept, ein funktionales Netzwerk zu bilden, inspiriert und nachhaltig beeinflusst. Dies erfordert, dass die Gestaltung jedes Gebäudevolumens auf seine Relation zum städtischen, funktionalen und sozialen Gefüge in seiner unmittelbaren Umgebung reagiert. Dafür werden klassische Blockstrukturen und ihre räumlichen Qualitäten bewusst und differenziert aufgebrochen und in Richtung einer stärker fragmentierten Struktur modifiziert. Das urbane Leben und der urbane Raum werden so in den Vordergrund gestellt und von der Anordnung

Typologien
Jede Typologie im Spreewerk ist inspiriert und abgeleitet von den vorhandenen Qualitäten und Archetypen in der Gegend. Wie eine Typologie erschlossen wird, welche Innenhofqualitäten geschaffen werden und inwieweit sich die Struktur öffnet steht dabei in direktem Zusammenspiel mit dem Leitcharakter des jeweiligen Grundstücks. Post-industrielle Eigenschaften in Bezug auf Maßstab, Form und Detaillierung werden dabei bewusst aufgegriffen. Dazu gehören die horizontale Anordnung großer Industriekomplexe und ihre kontrastierenden vertikalen Ornamente und Wiederholungen, sowie die kleinen, eigentümlichen Gebäude, die scheinbar zufällig platziert sind und mit größeren Hierarchien und Ordnungen kollidieren. Das Scheddach und seine verschiedenen Formen, das Hafengebiet und sein intimerer Maßstab und Stil werden ebenfalls bewusst adaptiert. Diese Elemente kombinieren und inspirieren, um unterschiedliche Bereiche mit ihren eigenen Merkmalen zu schaffen, die alle durch ihr industrielles Erbe miteinander verbunden sind.

INNOVATIONSCAMPUS
Unsere Vision für das Grundstück der Archigon GmbH ist die Entwicklung eines Innovationscampus, welcher in kreativer, kollaborativer und formaler Hinsicht die Zukunft des Arbeitens an dem Standort prägt. Gleichzeitig wird der Entwurf von seiner starken Relation zur Umgebung und dem post-industriellen Erbe nachhaltig beeinflusst und trägt einen wesentlichen Wert zur Quartierentwicklung bei. Das urbane Leben und der urbane Raum auf dem Campus profitieren spürbar von der unmittelbaren Nähe zur Spree, dem Hohen Wallgraben und dem neu transformierten Wallpark. Die Struktur der neuen Gebäude reagiert auf diese Qualitäten, während ihre konzeptionelle Gestaltung durch das post-industrielle Erbe der Nachbarschaft markiert ist.

Nutzungskonzept
Anknüpfend an das funktionale Netzwerk des Spreewerks sind alle Erdgeschosszonen auf dem Innovationscampus als öffentlich mit geteilten Nutzungen geplant. Innovative Labs, Co-Working Spaces und Konferenzräume, aber auch Cafés, Yogastudios und Shops finden hier Platz. Innovativer Wissensaustausch und interdisziplinäre Begegnungen sollen gefördert werden. Die Obergeschosse bietet Raum für zukünftige Arbeitswelten, welcher auf die Ansprüche verschiedener Mieter eingehen kann. Der Köpenicker Platz hin zur Köpenicker Chaussee, der interne Campusplatz, sowie der Wallpark bilden die öffentlichen Außenflächen. Halb-öffentliche Innenhöfe ergänzen den Außenraum qualitativ und strukturell. Private Freiräume sind auf den Dächern verortet, um die Möglichkeit der vollständigen Transparenz des Erdgeschosses zu unter-stützen.

Erschließungskonzept
Über den nördlich an das Grundstück angrenzend geplanten Campusstieg kann die Tiefgarage erriecht werden. Lieferverkehr kann ebenfalls über diese Zufahrt weiter auf den Campus gelangen und wird in einer Schleife um die zentrale „Lagerhalle“ geleitet. Die Zugänglichkeit für die Feuerwehr wird über zwei weitere Zufahrten über den Köpenicker Platz und südlich des Grundstücks ergänzt, um eine vollständige Erreichbarkeit sicherzustellen. Der direkte Fahrradverkehr gelangt aus Norden über die Köpenicker Chaussee und den Köpenicker Platz zum Campus, die südliche Erschließung erfolgt über die Uferpromenade, Plänterbrücke und zusätzlich den neu geplanten Radweg entlang des Hohen Wallgrabens. Softer Verkehr und die Verbindung zum restlichen Spreewerk erfolgen über die innere Erschließungsachse, welche zentral durch den Campus geführt wird.

Relation Gaswerksiedlung
Das Konzept des Innovationscampus geht in Bezug auf Maßstab und Materialität, Eingangssituationen, visuelle und physische Verbindungen und auf funktionaler Ebene auf das historische Erbe der Gaswerksiedlung ein. Die Gaswerksiedlung besteht aus drei horizontalen, jeweils dreigeschossigen Gebäuden mit einer langen, voluminösen Erscheinung, die jedoch reich an Details ist. Der Sockel des Innovationscampus steht in direktem Zusammenhang mit der Materialität, dem Maßstab und den Details der Gaswerksiedlung und überträgt deren Rhythmus, Maßstab und Materialität in ein zeitgenössisches Umfeld. Darüber hinaus adaptieren die Gebäude zur Köpenicker Chaussee hin das Gartenmotiv und die Gebäuderücksprünge der Gaswerksiedlung in eine Reihe von grünen Straßentaschen, die sich mit der Längsrichtung kreuzen. Eine Ost-West- Achse verbindet die Spree und die Gaswerksiedlung visuell und physisch mit dem Innovationscampus als Vermittler. Die Gaswerksiedlung war ursprünglich ein Wohnhaus für die Arbeiter des alten Gaswerks, in dem Menschen aus verschiedenen Berufsgruppen zusammenkamen. Diese Idee liegt der neuen „Lagerhalle“ zugrunde, die als urbaner Katalysator dient und einen Treffpunkt für Mitarbeiter und Nutzer nicht nur des Innovationscampus, sondern des gesamten Spreewerks und der Nachbarschaft bietet, um Ideen auszutauschen und Innovation zu erkunden.

Bürokonzept
Der Innovationscampus lebt von der Flexibilität und Adaptierbarkeit zukünftiger Arbeitswelten. Die post-industriellen Typologien bilden einen beständigen Rahmen für die Gestaltung des horizontalen und vertikalen Layouts der Büro- und Mieteinheiten. Das „Maschinenhaus“ bietet Raum für kleine, mittelständische oder große Unternehmen, während die höheren „Silos“ den Ansprüchen hochklassiger Firmen oder als Headquarter gerecht werden. Die zentrale öffentliche „Lagerhalle“ ist besonders als Co-Working Space und Ort des Wissenaustausches eine wertvolle Ergänzung im Gesamtensemble.

Nachhaltigkeit
Das urbane Leben auf dem Innovationscampus wurde im Planungsprozess mithilfe des Tools „Urban Life Index“ analysiert und optimiert. Die darauf basierende Gestaltung der Campuszugänglichkeit, das Ergänzen gezielter Funktionen und die Ausarbeitung von Treffpunkten und Außenräumen, soll die Zufriedenheit der Nutzer und die soziale Nachhaltigkeit des Konzepts sicherstellen. Für das Energie- und Regenwassermanagement wird ein ganzheitliches Konzept vorgeschlagen. Dieses geht auf die Anforderungen der Regenwasserrückhaltung ein und schlägt eine Optimierung der Energiegewinnung vor, um den Charakter des Innovationscampus auch auf dieser Ebene umzusetzen.