modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 02/2023

Museumsquartier in Starnberg

Blick von der neuen Seeterrasse

Blick von der neuen Seeterrasse

1. Preis / Nach Überarbeitung

Preisgeld: 35.500 EUR

Beer Bembé Dellinger Architekten und Stadtplaner

Stadtplanung / Städtebau, Architektur

BEM : Burkhardt | Engelmayer | Mendel Landschaftsarchitekten Stadtplaner Partnerschaft mbB

Stadtplanung / Städtebau, Landschaftsarchitektur

C.A. Bembé Modellbau

Modellbau

Erläuterungstext

Die Starnberger Promenade entlang der Bahnhofstraße ist auf Seeseite durch die Bahngleise und den Starnberger Bahnhof geprägt. Gegenüber bestimmen im Abschnitt zwischen der Maximilianstraße und dem Museum Starnberg Baukörper in offener Bauweise maßgeblich den Eindruck.
Auftakt dieser Reihe bildet das Hotel Bayerischer Hof aus dem späten 19. Jahrhundert, gefolgt von der ehemaligen Villa Bayerlein mit ihrem zweigeschossigen Mansardwalmdach sowie dem hohen Sockelgeschoss und einem Wohnbau aus den 1950er Jahren. Diese treten wie „Köpfe“ im Straßenraum auf, von denen jeder einzelne für eine bestimmte Zeit steht und als Vertreter dieser auftritt. Zwischen diesen Bauten und dem Museum Starnberg klafft am Museumsweg und am Zugang zur Seepromenade im Moment eine Lücke, die ein Defizit für die Wahrnehmbarkeit des Museums und den Stadtraum darstellt.
Mit der Platzierung neuer „Köpfe“ wird diese Lücke geschlossen, auf die Setzung entlang der Bahnhofstraße Bezug genommen und die Reihe um neue Protagonisten erweitert. An der Ecke Bahnhofstraße und Bahnhofplatz wird durch einen Rücksprung des ersten Körpers ein neuer Auftakt für den Museumsweg mit einem neuen Vorplatz gebildet, die Wegebeziehung somit aufgewertet und das Museum als Teil der Reihe als weiterer Baustein angebunden.

An diesem Vorplatz befindet sich der öffentliche Zugang zur Seeterrasse. Ein zweiter Körper begleitet den Museumsweg, während ein dritter einen neuen gemeinsamen Raum zum historischen Nebengebäude des Lochmannhauses durch einen deutlichen Rücksprung aufspannt. Der hier bereits angelegte Bauerngarten kann hierdurch erweitert werden und gemeinsam mit dem Neubau Raum für Veranstaltungen wie Bauern- oder Handwerkermärkte bieten. Der Rücksprung des Baukörpers ermöglicht außerdem die Vernetzung dieser Fläche zum Haupteingang des Museums und zur Ausgrabung St. Benedikt, die durch den Neubau als Teil des Areals angebunden wird. Die Wahrnehmbarkeit des Bodendenkmals und des Museums wird durch die Ergänzung befruchtet.
Die neuen Baukörper werden durch eine gemeinsame Erdgeschosszone verbunden. Diese wird durch eine saisonal wechselnde Ladennutzungen bespielt, die sich zur Bahnhofstraße und den neu endstehenden Platz, entlang des Museumswegs bis hin zur neuen Freifläche zwischen Neubau und Museum allseitig orientiert. Ein Vordach erlaubt, sich im Trockenen vom Vorplatz entlang der Baukörper zu bewegen. Dies stärkt zusätzlich die Vernetzung vom neuen Platz zum Lochmannhaus. Nutzungen wie ein Restaurant, Atelier, Co-Working Space und Ladenflächen, die als Concept-Store das anbietet was im Inneren produziert wird, sind hier eine der möglichen Szenarien - lässt die offene Struktur doch viele Möglichkeiten zu.
Eine Außentreppe und ein öffentlich zugänglicher Aufzug führt vom neuen Platz zur Tiefgarage und auf eine öffentliche Fläche zwischen den drei Baukörpern und bietet von hier aus einen unverbauten Blick auf den See. Diese Seeterrasse bietet das Potential sowohl Bühne wie auch Tribüne für die Allgemeinheit zu sein. Hier entsteht ein neuer, zusammenhängender Platz, der nun auch den Garten der der Possenhofener Str. 1 anbindet und als neuer öffentlicher Raum dient. Von hier werden die drei Baukörper mit einer jeweils eigenen Erschließung betreten. Die Stellung der einzelnen Körper zueinander lässt hier Durchblicke auf die umgebende Stadt, das Museum Starnberg und den See aus einer neuen Perspektive zu. Die Größe und Struktur der Körper lässt sowohl eine Wohnnutzung, die hauptsächlich in den oberen Geschossen stattfindet, als auch Büronutzungen zu. Ein Café an der neuen Seeterrasse ergänzt das Angebot.
Während das Erdgeschoss als massiver Stahlbetonbau gedacht wird, sind die oberen Geschosse als Holzbau vorstellbar. PV-Module und Retentionsflächen auf den Dächern erfüllen den ökologischen Anspruch der heutigen Gesellschaft und lassen ihn als Vertreter seiner Zeit in die Reihe der anderen Baukörper treten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Dem Verfasserteam gelingt mit einer angemessenen Körnung und einer passenden Typologie ein neues Quartier mit einer eigenen Identität. Drei Baukörper unterschiedlicher Höhe auf einem zusammenhängenden Gebäudesockel bilden einen guten Übergang von der urbanen Innenstadt zur lockeren Villenstruktur. Die Nutzungen mit Gastronomie, Läden und Ausstellungsräumen im Erdgeschoss erzeugen die gewünschte Belebung an den öffentlichen Räumen und verbinden die Stadtpromenade mit dem Museum. Das Nutzungsangebot mit Wohnungen, Büros, Handel, Gastronomie und Museumsnutzungen ist geeignet, dem Museumsquartier die gewünschte Aufwertung zu verleihen.
Durch die Aufteilung der Ebenen entsteht eine selbstverständliche Teilung von öffentlichen, halböffentlichen und privaten Räumen. Die Raumbildung an der Bahnhofstraße verspricht einen attraktiven Platz als Auftakt und Überleitung zur zukünftigen Stadtpromenade. Dieser kann seine Qualität jedoch nur entfalten, wenn für die vorgeschlagenen Besucherparkplätze eine andere Lösung gefunden würde. Der großzügige Grünraum entlang des Museumsweges mit Anbindung an den Museumsgarten unterstreicht den ursprünglichen Charakter der Lage des Museums.
Die Erschließung der Gebäude erfolgt durch ein zentrales Treppenhaus im Eckgebäude. Die beiden Gebäude im Rückraum sind auf drei Ebenen über Stege angebunden. Die Freiräume zwischen den Gebäuden würden an Qualität gewinnen, wenn alle Gebäude einen eigenen Erschließungskern erhielten. So könnten deren Grundrissgestaltung und die daraus entwickelte Architektur an Klarheit gewinnen und das städtebaulich gut überlegte Ensemble besser zur Geltung kommen.
Durch die zweigeschossige Tiefgarage und die kompakte Gebäudeformation kann der Versieglungsgrad trotz der hohen städtebaulichen Dichte in einem verträglichen Maß gehalten werden; aufgrund des hoch anstehenden Grundwassers sind jedoch hohe Baukosten zu erwarten. Im Sinne der Gebäudewirtschaft und zugunsten eines nachhaltigen Mobilitätskonzepts sollte diese Lösung bei der weiteren Überarbeitung geprüft werden. Dabei ist auch eine Nutzung der bestehenden Garagenzufahrt an der Gebäudenordseite zu untersuchen.
Insgesamt überzeugt der Entwurf durch seine Maßstäblichkeit, das Nutzungsangebot, die Zonierung der Freiräume und bietet damit die Möglichkeit dem Ort die gewünschte Prägung zu verleihen. Dadurch ist zu erwarten, dass nicht nur das Museum an Beachtung gewinnt, sondern die Innenstadt auch einen richtungsgebenden Auftakt erhält.
Präsentationsplan 1

Präsentationsplan 1

Präsentationsplan 2

Präsentationsplan 2

Präsentationsplan 3

Präsentationsplan 3

Präsentationsplan 4

Präsentationsplan 4

Präsentationsplan 5

Präsentationsplan 5