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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2023

Neugestaltung Kaiserstraße/ Königsplatz in Kitzingen

1. Preis / Zuschlag

Preisgeld: 27.000 EUR

Holl Wieden Partnerschaft

Stadtplanung / Städtebau

el:ch landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

licht|raum|stadt planung gmbh

Lichtplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf schafft einen neuen urbanen Stadtraum, indem er das autozentrierte Leitbild des Altstadtquartiers mit der Kaiserstraße konsequent zu einem fußgängerzentrierten Altstadtkern entwickelt, der vielfältige Nutzungen im Straßenraum möglich macht. Zugunsten von Bewegungs- und Aufenthaltsräumen wird der ruhende und fahrende Autoverkehr reduziert, die Fahrgeschwindigkeit auf max. 20 km/h gedrosselt und die Fahrbahnbreite durchgehend auf 6,00 bzw. 6,50 m reduziert.

Der Vorrang der Zu-Fuß-Gehenden wird durch nutzungsfreundliche Beläge betont (Dolomitpflaster im Reihenverbund in gebundener und ungebundener Bauweise). Der Stadtraum der Kaiserstraße spannt sich schlüssig auf zwischen den drei bedeutenden Platzflächen Königsplatz, Platz der Partnerstädte und Gustav Adolf Platz. Zwischen den gepflasterten Platzflächen wird in den Fußgängerbereichen der Pflasterbelag fortgeführt. Die Fahrbereiche in aufgehelltem Asphalt fügen sich gut in das Gesamterscheinungsbild ein.

Die geforderten Stellplätze werden gut verteilt als Längs- und Querparken über den gesamten Straßenraum angeboten. Die Frage wie die breiten Seitenräume vor illegalem Beparken geschützt werden können beantwortet auch dieser Entwurf nur unvollständig. Zentrales Gestaltungselement im Straßenraum sind die Bäume, die sowohl in ihrer klima-wie standortangepasste Artenauswahl von italienischem und französischem Ahorn bis Robinie überzeugen als auch sensibel in den Stadtraum gesetzt werden, indem sie an Aufenthaltsbereichen Schatten spenden, städtebaulich richtige Akzente setzen und das historische Stadtbild nicht verstellen.

Dem Klimawandel angepasst erfolgen die Baumpflanzungen in Staudenbeeten mit Retentionsfunktion nach dem Stockholmer Modell. Angelagert an die Staudenbeete und den Schatten der Bäume nutzend werden Sitz- und Spielangeboten angeboten, die einen multifunktionalen Raum schaffen.

Die detailliert vorgeschlagenen funktionalen Stadtmöbel und die angedachte flexible Bespielung der Seitenräume überzeugen vom Ansatz her. Positiv hervorzuheben ist auch der sensible Umgang der Verfassenden mit dem vorhandenen Baumbestand: alle 19 Bestandsbäume bleiben erhalten und werden um 49 Neupflanzungen ergänzt. Die Lage der Haltestellen vor dem Landratsamt ist gut gewählt. Die Gestaltung des Platzes der Partnerstädte überzeugt in seiner Zweiteilung: der nördliche vegetative Bereich mit dem Schnurbaum und der Magnolie bietet Sitzmöglichkeiten im Schatten. Im südlichen Platzraum entsteht eine großzügige gepflasterte Platzfläche, die den gesamten Raum vor der Evangelischen Kirche, über Marktturm, Rathaus und Landratsamt miteinschließt. Der Brunnen wird mit einer Sitzkante umgeben und zur freien Nutzung überzeugend in die Platzfläche gestellt. Das Wasserspiel des Brunnens wird so zum Anziehungspunkt für alle Generationen. Gleichzeitig entsteht ein Raum der flexibel für Feste, Veranstaltungen und Märkte nutzbar ist. Die Gestaltungsvorschläge für die Innenhöfe der Schule werden zur Kenntnis genommen, waren aber nicht Bestandteil der Aufgabenstellung und sind so lediglich als Anregung zu verstehen.

Positiv hervorzuheben ist die gestalterische Einbindung des Kirchvorplatzes in die neu gestaltete Platzabfolge vom Gustav Adolf Platz bis zum Platz der Partnerstädte, mit Bäumen, Grünflächen und vielfältigen Aufenthaltsbereichen. Der Gustav-Adolf-Platz wird als gepflasterte Platzfläche gestaltet, die den PKW-Verkehr entschleunigt und den vom Main kommenden Radfahrenden ein gutes Entree und eine gute Orientierung in die Altstadt bietet. Die Verkehrsführung der Fischergasse am Gustav-Adolf-Platz erscheint allerdings für den PKW- und Busverkehr ungünstig, auch in Hinblick auf die Rad- und Fußverbindung zum Main. Die Alte Burgstraße wird durch beidseitige Baumpflanzungen, Querparken und Aufenthaltsorte im Bereich der Mainbrücke schlüssig gegliedert. Die Vorschläge für die Ideenteile werden positiv gewürdigt. Der Königsplatz wird erweitert und überzeugt in seiner Gestalt mit vier baumbestandenen Pflanzflächen, die durch wassergebundene Wege gegliedert werden und auf den mittigen wassergebundenen Platz mit der Königssäule Denkmal führen. Der durch Mauern gefasste Platz erhält einen zweiten kleineren „Bruderplatz“, der den Raum schlüssig gliedert und ergänzt. Eine Treppenanlage zwischen den baumbestandenen Plätzen verbindet überzeugend den Aufenthaltsbereich entlang der Fassaden, die durch Außengastronomie gut nutzbar sind, mit dem Platzraum am Brunnen. Der PKW-Verkehr wird westlich des Platzes entlanggeführt und bietet Längsparkplätze bis zum Fastnachtmuseum an. Bushalten ist auf der östlichen Seite vor dem Museum möglich.

Insgesamt überzeugt die Arbeit durch den sensiblen Umgang mit dem Bestand bei gleichzeitiger zurückhaltender Neugestaltung, die an den richtigen Orten Akzente setzt, viele neue Nutzungsangebot schafft und in der Durcharbeitung des Vegetations- und Retentionskonzeptes zeitgemäße Antworten auf den Klimawandel gibt.