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Einladungswettbewerb | 01/2023

Entwicklungsflächen Campus Dorf-Selbeck in Mülheim an der Ruhr

Lageplan

Lageplan

3. Preis

Preisgeld: 9.000 EUR

SARAH GRAEFER ARCHITEKTUR

Architektur

AMW-Architektur.Modellbau.Werkstatt

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Das Plangebiet der Fliednerstiftung, zeichnet sich durch seine Lagegunst an der Schnittstelle zwischen Siedlungs- und Landschaftraum aus. Patchworkartige Landschaftsstrukturen, vorwiegend landwirtschaftlicher Nutzung mit eingestreuten Siedlungsintarsien, das ist die Charakteristik, die den Standort um das bestehende Fliednerdorf prägt und auszeichnet. Das Leitbild des Konzeptes sieht daher vor, diese identitätsstarke Charakteristik fortzuschreiben und sowohl landschaftliche Elemente des Agraraumes als auch Potentiale der landwirtschaftlichen Nutzung in das neue Plangebiet zu integrieren und fortzuentwickeln.

Das Motiv der umgebenden Acker- und Anbaustrukturen bildet dabei den Ausgangspunkt der neuen Siedlungsstruktur, die nach dem Prinzip der „Felderwirtschaft“, Höfe in geschlossener und offener Bauweise abwechselt und damit für Durchmischung von Bewohnerschaft und Bebauungstypologien sorgt. Ziel ist ein in vieler Hinsicht buntes, heterogenes Quartier- das Platz bietet für vielfältige Bewohnerstrukturen und gemeinschaftliche Aktivitäten.

Zusammengehalten werden die einzelnen Baufelder durch eine robuste und klare freiräumliche Grundfigur, die rasterförmig das Quartier in einzelne Nachbarschaftsbereiche gliedert.
Mittig durchzieht eine langgestreckte Grünfläche als Anger bzw Allmende das gesamte Quartier, von der Anbindung zur Kölner Straße im Nordosten bis zum Anschlusspunkt des Bestandsdorfes im Südwesten. Sie dient als zentraler Freiraum und sorgt für klimatischen Ausgleich.

ANGERMOTIV
Alle Nachbarschaften sind direkt oder indirekt mit kurzen Fuss- und Radwegeverbindungen an den Anger angebunden. Der Anger selbst ist in den schmäleren Randbereichen als offene Spielweise mit angrenzenden Schrebergärten für gemeinschaftliche Garten- und Anbaukulturen konzipiert.
Die sich aufweitende offenere Mitte ist als Tierweide für Reit- und Nutztiere konzipiert. Als Anregung eines lebendigen Gemeindelebens und einer nachhaltiger Produktionsidee zur Stärkung lokaler Kreislaufwirtschaft, wird hier das Halten von Wollschafen im Quartier angeregt. Auf diese Weise könnten wohnungsnahe Beschäftigungsperspektiven ermöglicht werden, sowie Lern- und Spielangebote für Kinder und eingeschränkte Menschen aus dem Fliednerdorf. Angebote wie therapeutisches Reiten und die Mitarbeit in einer der ladwirtschaftlichen Manufakturen, befördern das integrative Konzept einer lebendigen Mitte für alle.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Leitbild des Konzeptes sieht vor, die identitätsstarke Charakteristik des umgebenden Landschaftsraums fortzuschreiben und »sowohl Elemente des umgebenden Naturraumes als auch Potenziale der landwirtschaftlichen Nutzung in das neue Plangebiet zu integrieren und fortzuentwickeln« und insbesondere auch einen Beitrag zur nachhaltigen landwirtschaftlichen Produktion mit lokaler Kreislaufwirtschaft zu liefern.

Dieser Zielsetzung folgend wird ein Nutzungsansatz mit einer dezidierten freiräumlichen Ausformulierung und entsprechenden Angeboten in der Siedlungsstruktur gewählt. Die Verbindung zwischen Wohnen und Arbeiten, handwerklicher und landwirtschaftlicher Produktion sowie den Angeboten neuer Wohnformen und gemeinschaftlicher Treffpunkte werden in dem Konzept in detaillierter Form ausgearbeitet.

In den durch eine grüne, robuste Gitterstruktur gebildeten Flächen entstehen vielfältig nutzbare Gebäude und Freiräume. So entsteht ein heterogenes Quartier, welches durch die durchgehende Almende mit ihrer Funktion als »Klimakorridor« und den eingestreuten Funktionsbauten die unterschiedlichen Nutzungen ermöglicht und der Idee folgt, Wohnen und Arbeiten wieder zusammen zu führen und Standorte für gemeinschaftliche Sondernutzungen und experimentelles Wohnen oder „Gärtnern“ platziert.

Das Erschließungskonzept sieht eine autofreie Mitte mit der Nutzung der vorhandenen nördlichen und südlichen Verkehrserschließung vor. Neben dem Parkhaus im Bereich der Kölner Straße werden dezentrale Stellplätze angeboten; insbesondere am südlichen Rand des Planungsgebietes wird hierdurch ein weniger gut gestalteter Übergang zur Landschaft erreicht.

Das Bebauungskonzept wird kleinteilig durch eine offene und geschlossene Hoftypologie gebildet. Die siedlungsstrukturelle Ausprägung der eher als Solitäre wirkenden Gebäude wird teilweise als allzu dicht und eng angesehen. Manche Gebäudestrukturen sind zu eng platziert.

Die Übergänge in die umgebenden Nachbarschaftsbereiche sieht das Preisgericht positiv gestaltet. Insgesamt stellt der Versuch, neue Siedlungs- und Nutzungsstrukturen zu schaffen, einen interessanten und innovativen Ansatz dar. Manche Herleitungen (»Dreifelderwirtschaft«) erscheinen weit hergeholt.

Die angedachte Utopie ist ein interessanter Beitrag zur allgemeinen Diskussion neuer Siedlungskonzepte, aber vermutlich derzeit in der Gesamtheit kaum realisierbar - vielleicht bis auf kleinere Teilbereiche.
Piktogramme

Piktogramme

Grünplan

Grünplan

Grundrisse

Grundrisse

Querschnitt

Querschnitt