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Werkstattverfahren | 11/2022

Fassadengestaltung Hotel am Terrassenufer in Dresden

Teilnahme

RKW Architektur +

Architektur, Fassadenplanung

Erläuterungstext

DIE AUFGABE | SENSIBEL ERHALTEN, SOUVERÄN ENTWICKELN
NEUES BRANDING AN PROMINENTER STELLE
Fertiggestellt im Jahr 1963, ist das Gebäude am Terrassenufer aus verschiedenen Gründen bedeutsam. Mit seiner Lage an der Elbe und in direkter Beziehung zur Carolabrücke prägt es einerseits die stadträumliche Silhouette von Dresden auf der Wasserseite, andererseits ist die seinerzeit erstmalige Bekleidung einer Fassade mit Keramikfliesen eine gestalterische Besonderheit. Diese Umstände gilt es, in der Überarbeitung angemessen zu berücksichtigen, gleichzeitig aber das Gebäude energetisch auf den Stand der Zeit zu bringen. Ebenfalls gehören eine stimmige Neuerstellung des Frühstückspavillons sowie die Nutzungserweiterung der Dachfläche mit einer öffentlich erreichbaren Skybar zu den Aufgaben. In der Kombination aus funktionaler und ästhetischer Überarbeitung soll ein neues Branding für das Hotel an prominenter Stelle entstehen.

DIE LEITIDEE | DREI ENTSCHEIDENDE SCHRITTE
EFFIZIENTE HÜLLE VORSETZEN
Wir sanieren sinnvoll. Dazu setzen wir vor die bestehende Fassade eine leichte, effiziente zweite Gebäudehülle. Sie sorgt, gestalterisch inspiriert durch die originale Plattengestaltung, für entsprechende Dämmung und transferiert das Gebäude sensibel in die heutige Zeit. Dazu zählen die Beibehaltung der Proportionen und ein Farbkonzept, das Anleihen bei den das Dresdner Stadtbild prägenden Farbigkeiten macht.

STÜTZENDE STRUKTUR SCHAFFEN
Wir geben Kraft – auch für neue Nutzungen. In einem zweiten Schritt setzen wir das Raster der Bestandsplatten als autarkes neues Tragwerk vor die Fassade. Dieses ermöglicht es, vor den Kopfseiten neue Erschließungen zu errichten, mit einem eigenständigen Aufzug zur Skybar, sowie jeweils pro Seite einer Fluchttreppe, die als zweite bauliche Rettungswege die Notwendigkeit für Feuerwehraufstellflächen obsolet machen.

STIMMIGE ERWEITERUNGEN ENTWICKELN
Wir nutzen das Raster. Im Rhythmus des Bestandsrasters und des neuen Fassadenkleides fügen wir auch die neuen Funktionen hinzu. Dazu zählt die Skybar, für die wir die bestehenden Technikaufbauten um neue Räume ergänzen und mit einer leichten Pergolastruktur überbauen. Auch der Neubau des Frühstückspavillons basiert auf der konsequenten Rasterung, genauso wie die ebenfalls neue, überdachte Besucherführung, mit der die Gäste der Skybar zukünftig direkt an der Straße abgeholt werden.

DIE FORM UND GESTALTUNG | SCHWUNG UND LEICHTIGKEIT
LEBEN INS STADTBILD BRINGEN
Wir verleihen ein neues Gesicht. Der bislang monolithische, plane Baukörper erhält eine neue Leichtigkeit und spielerische Offenheit. Dafür nutzen wir die neue Gebäudehülle, die in ihrer Grundform nicht streng orthogonal verläuft, sondern einen leichten Schwung erhält. Inspiriert durch Schwünge der Umgebung, der Elbe und der Carolabrücke, lässt er Bewegung im Fassadenbild entstehen.

MIT DER „PLATTE“ ARBEITEN
Wir respektieren die Historie. Dazu zählen auch die bisherige Plattenstruktur und die Positionierung der Fenster, auf die unsere neu vorgesetzte energetische Fassade aufgesetzt wird. Jedoch lösen wir den bisherigen Versprung der Fenster gegeneinander auf und ersetzen ihn durch eine durchgehende Brüstung. Aus der farblichen Betonung der asymmetrischen Positionierung der Fenster entwickeln wir eine weitergehende Fasche, die das Fenster optisch wieder in den Mittelpunkt des Bestandsrasters rückt. Letzteres wird auch durch das vorgeschaltete Raster aus einem metallverkleideten
Stahltragwerk stark betont – als neues prägendes Element der Fassade.

DAS TRAGWERK | EXTERNES RASTER
DEN BESTAND ERWEITERN
Wir setzen auf die solide Lösung. Unser Konzept basiert darauf, die Form und das damit einhergehende Raster des Bestandes beizubehalten. Die daraus resultierende Fassadenerweiterung ermöglicht es die entstehenden Lasten über die neue Konstruktion abzutragen, mit der wir den Bestand ergänzen. Diese Stahlkonstruktion gründen wir auf neuen Einzelfundamenten vor dem Bestand, dafür sind nur einzelne Stichgräber erforderlich. Die Aussteifung der Treppenhauskonstruktion erfolgt in Längsrichtung über Stahldiagonalen in den Wandebenen. In Querrichtung wird die Stahlkonstruktion punktuell und thermisch getrennt an den Bestand angebunden. Durch vertikale Langlöcher im Anschlussbereich werden keine Vertikallasten aus der neuen Konstruktion übertragen. Die Stahlkonstruktion bildet ein System aus Haupt- und Nebenträgern, als Eindeckung werden für die begehbaren Bereiche an den Kopfseiten Fertigteilplatten eingelegt.

DIE FASSADENTECHNIK | NACHHALTIG UND ZUKUNFTSFÄHIG
LOW-TECH MIT HIGH COMFORT VERBINDEN
Wir reduzieren Gewicht. Die hoch wärmedämmende Fassadenkonstruktion, ausgebildet als einfache Lochfenster, vereint hervorragende Wärmedämmeigenschaften und zeitlose Materialien bei höchstem Komfort. Die opaken Fassadenbereiche bestehen aus einer Bekleidung mit einer Putzträgerplatte und geputzter Oberfläche und bieten so alle gewichts-, konstruktions- und montagetechnischen Vorteile einer leichten Konstruktion zur Befestigung am Bestandsbaukörper.

IN WINTER WIE SOMMER SCHÜTZEN
Wir sparen Energie. Der winterliche Wärmeschutz wird für die Fensterkonstruktionen durch LMRahmenprofile mit Uf = 1,2 W/m²K in Verbindung mit einer Dreifach-Sonnenschutz-Isolierverglasung mit Ug = 0,6 W/m²K sowie im Bereich der opaken Brüstungs- und Wandflächen über die wärmegedämmte Vorhangfassade mit U = 0,19 W/m²K optimal sichergestellt. Der ausgewogene Fensterflächenanteil und der außenliegende Sonnenschutz als Zip-Screen mit einer Windstabilität von ca. 20 m/sec bilden dabei auch einen sehr guten sommerlichen Wärmeschutz. So wird der Energieeintrag optimal reduziert und signifikant Kühlenergie gespart.

NATÜRLICH LÜFTEN
Wir verschaffen Luft. Die Fenster in den Hotelzimmern erhalten Öffnungsflügel mit Dreh-Kippfunktion, die eine einfache natürliche Be- und Entlüftung ermöglichen. Durch den Einbau einer gebremsten Schere ist eine dosierte natürliche Fensterlüftung in allen Jahreszeiten möglich, vom kleinen Spalt im Winter bis zum großen im Sommer. Für den Fall, dass weitere Schallgutachten höhere dB(A) Werte erzielen, können für die Fenster Spaltlüftungen, gegebenenfalls planmäßig mechanisch gelüftete Fenster oder Prallscheiben in der neuen vorgesetzten konstruktiven Hülle vorgesehen werden.

DIE ERSCHLIESSUNG | ADRESSEN SCHAFFEN
ATTRAKTIVE SEITE NUTZEN
Wir schaffen neue Wege. Die Bestandssituation als eines der ersten Gebäude Dresdens mit Mittelgangerschließung, die Lage der Stirnseite in Richtung Elbe und unser Konzept der externen Konstruktionserweiterung führen dazu, dass wir die Erschließung des gesamten Projekts optimieren können. Dazu verlegen wir die Anlieferung auf die südöstliche Seite und können im Norden stattdessen eine geschützte fußläufige Zuwegung von der Straße direkt zur attraktiven Stirnseite und zum dortigen neuen Aufzug in die Skybar realisieren. Das benachbarte, vorgelagerte Eingangsbauwerk bleibt – integriert in das Raster der Hauptfassade mit einem erhöhten Glasanteil – erhalten. Es entstehen offenere, einladende Eingangssituationen für Gäste von Hotel und Skybar.

DIE GRÜNEN AUSTRITTE | MEHRWERT PRO ETAGE
LUFTSCHNAPPEN ERMÖGLICHEN
Wir geben Freiraum. Eine zusätzliche Aufenthaltsqualität bieten die Kopfseiten des Gebäudes, die nicht nur Skybar-Aufzug und Fluchttreppen umfassen, sondern teilweise auch als vorgeschaltete Austritte gestaltet sind. Auf verschiedenen Etagen bieten sie den Gästen hier kleine, begrünte Terrassensituationen zum Luftschnappen oder einen Blick auf Dresden.

NACHHALTIGKEIT UND STADTKLIMA | SELBSTVERSTÄNDLICH INTEGRIERT
EFFIZIENT UND SCHONEND KONZIPIERT
Wir ergänzen intelligent. Nachhaltigkeit wird als selbstverständlicher Bestandteil eines Bauprojekts in jedem Projektteil mitgedacht. Neben den Effizienzgewinnen durch die zeitgemäße hochdämmende Fassade liegt auch ein Fokus auf Kreislauffähigkeit zur Ressourcenschonung. So ermöglichen die
gewählten Konstruktions- und Bauarten sowie deren Materialien mit Leichtmetall-Rahmenprofilen der Fenster und Leichtmetall-Blechbekleidungen an den auskragenden Stegen aus recyceltem Sekundär-Aluminium eine gute Trennbarkeit und damit hohes Recycling-Potenzial. Daneben sorgt eine Photovoltaikanlage auf den Dachaufbauten für Energiezugewinn, während die partielle Dachbegrünung und das Hinzufügen von begrünten Aufenthaltsbereichen an den Kopfseiten zur Wasserretention und Stärkung des lokalen Mikroklimas beitragen. Ebenfalls gehören Elektro-Ladesäulen zum Konzept, die wir an der südöstlich gelegenen Grünfläche positionieren.

WIRTSCHAFTLICHKEIT | MIT INTELLIGENTEN LÖSUNGEN
AUF DIE KOSTEN SCHAUEN
Wir denken ökonomisch. Dazu gehört etwa ein hoher Vorfertigungsgrad der Fenster und Fassadenelemente, im Sinne von Wirtschaftlichkeit, Qualität und schneller Baubarkeit. Die vorgefertigten Fensterelemente werden am Baukörper über bereits vormontierte Sattel- bzw. Anschlusszargen befestigt und angedichtet. Die Fassade ist somit sehr schnell dicht und der gesamte Innenausbau geschützt. Die hinterlüftete Bekleidung der Vorhangfassaden wird über eine einfache, vormontierte Schienenunterkonstruktion an der Bestandsfassade angebracht. Die geschossweise angeordneten Auskragungen unseres mittragenden Rasters, sind über eine einfache Stahlunterkonstruktion am autonomen Stahlprimärtragwerk angebunden und werden mit Leichtmetallblechen verkleidet.