modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 01/2023

Neubau des Illerstegs in Kempten (Allgäu)

Blick von den Sitzterrassen auf den Illersteg

Blick von den Sitzterrassen auf den Illersteg

1. Preis

knippershelbig GmbH

Tragwerksplanung

Birk Heilmeyer und Frenzel Architekten

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Entwurfskonzept
Die Verfasser schlagen für den neuen Illersteg einen bewusst reduzierten, zurückhaltenden Gestaltungsansatz in Verbindung mit einer technisch-/konstruktiv hoch innovativen Hybridbauweise vor. Die überaus intelligente Verknüpfung der Materialien Stahl, Holz und Karbonbeton und die Systembauweise können überzeugen. Das Projekt stellt einen gänzlich neuen Ansatz dar und wäre von daher in dieser Form einzigartig.

Städtebau
Mit seiner vornehm zurückhaltenden Haltung reagiert das Bauwerk angemessen auf Standort und Umgebung. Die filigrane Stütze ist außermittig gesetzt und lässt so den Blick auf den Wasserlauf der Iller nahezu ungestört zu. Am östlichen Eingang ist der Übergang zum Uferbereich ansprechend gestaltet und wird diesen Ort als Treffpunkt (ohne Konsumzwang) ganz neu definieren.

Das statische System erschließt sich in ablesbarer und nachvollziehbarer Weise dem Betrachter. Von besonderer Qualität ist die Ausbildung der – vom Illerufer gut einsehbaren – Brückenuntersicht durch die gewählte Materialität in Holz. Auch die Übergänge in die Widerlager und damit in die Uferzonen können überzeugen. Die Ausbildung der Absturzsicherung als Kombination eines Seilnetzes mit einem Holzhandlauf ist formal gut gelöst.

Statisch-konstruktives System
Als Tragwerk in Längsrichtung ist ein geschlossener Stahlhohlträger mit variabler Höhe über 2 Felder vorgesehen. In Querrichtung aufgelagert sind vorfertigbare Holzelemente über denen dann Karbonfaserbewehrte Feinkornbetonplatten als Fahrbahn aufgebracht werden. Die Brücke ist als integrales Bauwerk mit monolithisch biegesteifen Verbindungen zu den Widerlagern geplant. Das System ist überzeugend durchdacht und lässt wenig Probleme bei der Umsetzung erwarten.

Technische Realisierbarkeit
Das Hauptträgersystem ist als statisch einfaches System zu sehen das einfach zu realisieren sein wird. Vorgefertigte Holzelemente in gängigen Größenordnungen lassen eine zügige Umsetzung erwarten.

Funktionalität und verkehrsplanerische Funktion
Die Aufteilung der Wege in einen schmalen Fußweg auf der Nordseite, einen nahezu mittigen Radweg und einen zweiten, breiteren Fußweg auf der Südseite kann funktional überzeugen. Gleiches gilt für die Lage der Treppe zum Illerufer auf der Ostseite.

Materialaufwand/Wirtschaftlichkeit und Aufwand zum Unterhalt
Gemäß Kostenschätzung liegt das Projekt im unteren Bereich. Durch die klare Trennung der eingesetzten Materialien ist eine auch tatsächlich nachhaltige Lösung und ein später sinnvoller umsetzbarer Rückbau gegeben. Die Trennung von Tragwerk in Stahl in Kombination mit den Holzelementen schützt die Stahlkonstruktion, minimiert den Wartungsaufwand und lässt mittel-/langfristig gesehen, einfache und kostengünstige Sanierungsmaßnahmen erwarten.

Insgesamt ein hervorragender, überaus innovativer Beitrag, der für die Stadtgesellschaft von Kempten städtebaulich wie architektonisch einen echten Mehrwert bringen würde.
Blick auf die Brücke von Flussmitte, Visualisierung: Patricia Bagienski

Blick auf die Brücke von Flussmitte, Visualisierung: Patricia Bagienski