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Nicht offener architektonischer Realisierungswettbewerb im kooperativen Verfahren nach RPW 2013 mit sechs eingeladenen Teilnehmer*innen | 01/2023

Diakonisches Zentrum Christuskirche Reutlingen

Drei Kirchenschiffe als Willkommensgeste für die Gemeinde - ein ebenso flexibler wie vertrauter Raum

Drei Kirchenschiffe als Willkommensgeste für die Gemeinde - ein ebenso flexibler wie vertrauter Raum

3. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

RIEHLE KOETH

Architektur

dreigrün Gross + Partner Landschaftsarchitekten mbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Campus Christuskirche – Räume für Gemeinschaft
Zentrale Leitidee für die Weiterentwicklung des Standortes ‚Christuskirche‘ zu einem Diakonischen Zentrum ist, einen lebendigen Campus als Ort der Begegnung und des Austauschs zu schaffen. Spezifisch aus Ort und Aufgabe abgeleitet entsteht ein identitätsstiftendes Ensemble aus Neu und Alt, das ein vielfältiges Angebot rund um die Lebensbereiche Wohnen, Arbeiten, Kultur und Begegnung in den Kontext des Denkmals Christuskirche und der Tübinger Vorstadt einbettet.

Wichtige Prämisse für die städtebauliche Konzeption des neuen Campus ist, das Erscheinungsbild der Christuskirche aus Richtung des adressbildenden Kreuzungsbereiches baulich unverändert zu belassen und in der Freiflächenkonzeption eine Ertüchtigung anstelle einer Überformung vorzuschlagen. Form und Figur der Christuskirche bleiben somit als historische Silhouette erhalten; um die nördliche Längsfassade und westliche Giebelfassade legt sich ein befestigtes Plateau, welches alle Eingänge lesbar und barrierefrei miteinander verbindet und ein einladendes, adressbildendes Vorfeld für den Campus Christuskirche erzeugt.

Ergänzt wird die denkmalgeschützte Christuskirche im östlichen Grundstücksbereich um eine Serie einfacher, typologisch klarer Neubauten, die in Form eines Diakonie-Pavillons und zweier Wohnriegel einen Kirchhof als geschützten Freiraum und identitätsstiftende Mitte aufspannen. Eine additive Raumspur entlang der südlichen Fassade der Christuskirche bildet das Multi-Café aus mit direktem Bezug zur südlich angrenzenden Parkfläche und zum neuen Kirchenhof.

Die Campusidee bietet Vorzüge auf mehreren Ebenen:

Aus Denkmalsicht bleiben wichtige Sichtachsen und Sichtbezüge auf die Christuskirche sowie die Belichtung des Chorraumes von Osten erhalten. Alle baulichen Erweiterungen bzw. Neubauergänzungen haben einen additiven Charakter, unterscheiden architektonisch verständlich zwischen historischem Bestand und zeitgemäßer Ergänzung. Das Denkmal Christuskirche als Ort der Verkündung verbleibt im Zentrum einer Komposition, die die Transformation einer ‚monofunktionalen‘ Kirche in ein vielschichtiges Diakonisches Zentrum fördert.

Städtebaulich fügt sich das Ensemble durch die Aufteilung des Raumprogramms in mehrere Einzelgebäude in die Körnung und Struktur der Tübinger Vorstadt ein. Die Porosität der Baukörper-Setzung erlaubt eine Durchwegung des neuen Campus und eine übergeordnete, fußläufige Vernetzung mit dem nördlich bzw. nordöstlich angrenzenden Emil-Adolff- bzw. Stoll-Areal sowie der östlich angrenzenden Herrmann-Kurz-Schule. Form und Sprache des Diakonie-Pavillons und der Wohnriegel fügen sich in das Erscheinungsbild der unmittelbaren Umgebungsbauten ein, besitzen einen gleichermaßen eigenständigen wie vertrauten Charakter.

Gesellschaftlich schafft der neue Campus einen Quartierstreff und einen Begegnungsort für die Tübinger Vorstadt. Der grüne Park und geschützte Kirchhof als hochwertige Freiräume sowie die aktivierten Nutzungen von Kulturkirche mit diakonischen Einrichtungen, Multi-Café, Diakonie-Pavillon und Wohnen sind ein offenes Angebot an Mitarbeitende, Bewohner, Bürger und Passanten. Die Campus-Typologie fördert bewusste und zufällige Begegnungen von Menschen im Alltag und das Zusammenwachsen der Stadtgesellschaft.


Ein vielseitiger Kirchenraum als Ort der Begegnung
Der respektvolle Umgang mit dem Denkmal Christuskirche auf städtebaulicher Ebene setzt sich auch im Inneren fort. Zur Transformation in eine ‚Kulturkirche‘ ist aus unserer Sicht jedoch eine Haltung erforderlich, die sowohl Kontinuität als auch Wandel zulässt und gleichermaßen behutsam wie fortschrittlich ist.

Zentrale Grundidee ist, den kreuzförmigen Kirchen-Grundriss aus rückwärtigem Eingangsbereich, zentralem Hauptschiff, begleitenden Seitenschiffen sowie polygonalem Chorraum zu erhalten. Form und Figur des sakralen Kirchenraumes bleiben damit lesbar und tragen die räumlichen Charakterzüge der Christuskirche weiter.

Zur Umgestaltung in eine multifunktional nutzbare Kulturkirche schlagen wir zwei kraftvolle Ergänzungen vor, die innen im Emporen-Bereich und außen entlang der Südfassade das aktuelle Erscheinungsbild der Christuskirche verändern, jedoch die Weiterentwicklung der Christuskirche unter Erhalt ihrer historischen Identität erlauben.

Zur Aufnahme eines Teils der diakonischen Nutzungen ersetzen wir die Empore durch einen dreigeschossigen Baukörper innerhalb der bestehenden Mauern der Christuskirche. Der Kubus aus Holz wird bewusst als eigenständiges, zeitgemäßes Element ergänzt und innenräumlich abgelöst von der historischen Bausubstanz wahrgenommen. In Fortführung der historischen Empore unterstützt der rückwärtige Diakonie-Kubus das wichtige Zusammenspiel mit Kirchenschiff und Chorraum in Kirchenlängsachse.

In Querachse ist aus Denkmalsicht die Raumwirkung von Hauptschiff und Seitenschiffen für die innenräumliche Figur der Christuskirche elementar. Daher schlagen wir vor, das Multi-Café nicht innerhalb des bestehenden Fußabdruckes der Christuskirche abzubilden, sondern als additive Raumspur entlang der südlichen Fassade zu ergänzen. Aus Denkmalsicht wird so die bauliche Ergänzung bewusst ablesbar, der Übergang zwischen südlichem Seitenschiff und neuem Multi-Café in Form zweier Wanddurchbrüche mit dünnen metallischen Einfassungen kenntlich gemacht. Innenräumlich stört das neue Café so nicht die sakrale Funktion des Kirchenraumes, außenräumlich leistet das Café einen wertvollen Beitrag zur Belebung des neuen Campus. Es verfügt über einen Anschluss an eine kleine Küche an der Stelle der ehemaligen Kapelle und ist flexibel nutzbar. Ob als Besprechungsraum in Bistro-Atmosphäre, als Mitarbeiteraufenthaltsraum mit Bezug zum Grünen oder zur Anmietung durch Bewohner.

Zur Weiterentwicklung der Christuskirche in einen vielschichtig nutzbaren Ort der Begegnung bedingt das vorgeschlagene Konzept Ertüchtigungen der Gebäudeerschließung (Treppenhäuser, Aufzug), die geschickt an den peripheren Rändern/Ecken der Gebäudestruktur vorgenommen werden, um die für den Sakralraum wichtige Kreuzform inklusive seiner wertvollen und identitätsprägenden, künstlerischen Ausgestaltung nicht damit zu besetzen. Die resultierende Gebäudestruktur, deren denkmalfachliche Grenzen gemeinsam ausgelotet werden müssen, erlaubt damit die Bespielung der Christuskirche als Sakralraum, Vesperkirche wie auch Tagungsort oder für Konzerte und andere externe Veranstaltungen. Eine ‚Kulturkirche‘, die ihr historisches Gesicht bewahrt und ihre Identität für das Fortbestehen in Zukunft erweitert.


Ein Pavillon als Adresse und Raum des Austauschs

Die diakonischen Funktionen sind zentraler Bestandteil für den neuen Campus Christuskirche. Die Räumlichkeiten des Diakonieverbandes und der Diakoniestation werden teilweise im Bestand der Christuskirche und teilweise als Neubau nachgewiesen. Symbolisch verbunden werden die räumlich getrennten Bereiche jedoch über eine verwandte, architektonische Sprache: Als Pendant zum innenräumlichen Holzkubus im rückwärtigen Bereich der Christuskirche wird ein zweigeschossiger Holzkubus im Außenraum an der Benzstraße platziert. An strategisch wichtiger Position im neuen Campus markiert der Diakonie-Pavillon die Adresse für die diakonischen Funktionen und bildet den Auftakt für die neue gemeinsame Mitte aus nördlicher Richtung. Beide ‚Pavillons‘ verfügen über einen Empfang bzw. eine Anlaufstelle für Mitarbeitende, Besucher, Klienten, Tagungsgäste oder Bewohner auf Erdgeschoss-Niveau. Der innenräumliche ‚Pavillon‘ unterhalb der ehemaligen Empore mit direktem Bezug zum Hauptschiff der Christuskirche, der außenräumliche gut sicht- und erreichbar von der Benzstraße aus. Das neu gestaltete Vorfeld der Christuskirche verbindet in Form eines befestigten Plateaus die beiden Anlaufstellen kurzwegig und intuitiv miteinander. Das Plateau umgreift in Form eines ‚Passe-Partout‘ den Fußabdruck der Christuskirche und bindet hierüber den Kirchenzugang unterhalb des Glockenturmes, den Zugang zum Multi-Café und den Nebenzugang an der östlichen Chorfassade mit ein. Die reduzierten, aber präzisen Eingriffe in der Freiraumgestaltung stärken das Denkmal Christuskirche und unterstützen den Campus-Charakter des neuen Areals.

Von den beiden Ankommens-Punkten der ‚Diakonie-Pavillons‘ entwickeln sich die Flächen für Büro-, Beratungs- und Gruppenräume sowohl horizontal auf der Erdgeschoss-Ebene als auch in die Vertikale. In der Christuskirche werden über drei Ebenen an der Westfassade Gruppen- und Beratungsräume gestapelt. Die erforderliche Belichtung erfolgt über zusätzliche Öffnungen im Westgiebel (kenntlich gemacht über eine bewusst reduzierte, andersartige Detailausbildung im Vergleich zu den historischen Öffnungen), die Orientierung der Räume erlaubt eine hohe Diskretion und Intimität. Über dem offenen Empfangsbereich werden auf zwei Obergeschossen Sozialräume und Büroflächen mit Blick in das Hauptkirchenschiff angeordnet. Der aufgehellte Kirchenraum liefert die erforderliche Belichtung, bewegliche Lamellen des Kubus steuern Ein- und Ausblicke und das gewünschte Niveau an Privatsphäre.

Im freigestellten Pavillon an der Benzstraße werden vom offenen Empfangs- und Wartebereich aus die Büro-Leitung und ein Gruppenraum mit Bezug zur gemeinsamen Campus-Mitte orientiert. Die geschlossenen Lamellen geben dem Gruppenraum Schutz vor Einblicken, die Büroleitung hat einen guten Überblick über die Campus-Mitte. Die sensiblen Beratungsräume werden alle im ersten Obergeschoss des Pavillons konzentriert. Die Baumkronen entlang der Benzstraße und bewegliche Lamellen in Analogie zum Einbau in der Christuskirche erlauben, das richtige Maß an Offenheit und Geschlossenheit für die Räume und Gespräche einzustellen.

Beide pavillonartigen Baukörper sind als Holzkonstruktion konzipiert, um durch einen ressourcenschonenden Materialeinsatz ein zeitgemäßes Erscheinungsbild für die Diakonie zu zeichnen.


Vielfältiges Wohnen um eine gemeinsame Mitte

Die Wohnnutzungen werden in zwei länglichen Baukörpern mit auskragenden Satteldächern abgebildet. Die Wohnriegel fügen sich über die ortstypische Dachform gut in die Umgebung ein und bieten ein vielfältiges Angebot unterschiedlicher Wohnformen für verschiedenste Nutzergruppen. Die große Qualität der Wohnungen liegt in der direkten Anbindung an die gemeinsame Quartiers-/Campusmitte. Der zentrale Kirchhof ist ein attraktiver Freiraum und unterstützt Begegnungen im Alltag zwischen Mitarbeitern und Bewohnern. Die Bewohner können die Gruppen- und Begegnungsräume der Diakonie sowie das Multi-Café mitnutzen, was das Gemeinschaftsgefühl und die soziale Vernetzung des diakonischen Zentrums unterstützt.

Die beiden Gebäuderiegel sind mit einer bewusst schlanken Gebäudetiefe ausgelegt. Dies erlaubt gute Belichtungsmöglichkeiten und ein Durchwohnen in allen Wohneinheiten. Der nord-süd verlaufende Wohnriegel nimmt die geforderten Zwei-/Drei- und Vierzimmer-Wohnungen auf. Über zwei Treppenkerne in Form eines Zwei- bzw. Dreispänners erschlossen, werden jeweils gleichartige Einheiten wirtschaftlich gestapelt. Die Wohnungen besitzen jeweils eine Wohnküche nach Osten und ein Wohnzimmer nach Westen. Eine private Loggia stellt den direkten Bezug zur gemeinsamen Mitte her.

Der ost-west verlaufende Wohnriegel nimmt die Cluster- bzw. WG-Wohnungen auf. Die Grundriss-Struktur verortet die privaten Apartment-Einheiten in den vier Gebäudeecken, im Zentrum befindet sich symbolisch die gemeinsame Wohnmitte. Die Wohnmitte ist durchgesteckt und hat sowohl Bezug zum Kirchhof als auch nach Süden mit guter Orientierung zum Tageslicht. Die Apartment-Einheiten verfügen jeweils über private Loggien nach Osten oder Westen.

Die beiden Wohnriegel sind einfach und klar strukturiert und mit geringen Spannweiten sehr gut für eine Holzrahmenbauweise geeignet. Die Baukörper haben ein hohes Maß an Grund-Flexibilität in der weiteren Ausgestaltung und Anpassungsfähigkeit über Zeit. Die Sprache der Gebäude strahlt ein hohes Maß an Einfachheit und Bodenständigkeit aus, stehen daher sinnbildlich für eine angemessene Wahl der architektonischen Mittel in heutiger Zeit.


Energie- und Haustechnik-Konzept

Primäres Ziel eines ganzheitlichen und zukunftsorientierten Gebäudekonzeptes ist die Zufriedenheit der Nutzer im Hinblick auf die thermische und akustische Behaglichkeit, den Einsatz regenerativer Energien (Schonung der Umwelt und der natürlichen Ressourcen), eine optimierte Energieeffizienz sowie minimierte Lebenszykluskosten (hohe Wirtschaftlichkeit und Funktionalität, niedriger Energiebedarf und damit niedrige Folgekosten/Betriebskosten).

Um dies zu erreichen, werden zunächst passive, bauliche Maßnahmen entwickelt, um den Bedarf an aktiver Wärme- und Kälteenergie sowie den Strombedarf zu minimieren. Zur Deckung des verbleibenden Energiebedarfs wird der Einsatz von regenerativen Energien vorgesehen. So kann ein schlankes Versorgungskonzept mit reduzierten Investitionskosten, wartungsarmer Technik und niedrigen Betriebskosten entwickelt werden.

Gebäudehülle
Bei den Neubauten werden die Transmissionswärmeverluste durch kompakte Baukörper und einen sehr guten Wärmeschutz in Passivhausstandard reduziert. Neben dem Einsatz hochwärmegedämmter Fassadenelemente und Dreifach-Wärmeschutzverglasungen wird das Gebäude wärmebrückenminimiert und luftdicht ausgeführt.

Tageslichtnutzung und sommerlicher Wärmeschutz
Neben dem Wärmeschutz findet über die transparenten Fassadenflächen eine Tageslichtoptimierung statt. Um äußeren Lasten entgegenzuwirken, kommt ein außenliegender Sonnenschutz mit Tageslichtlenkfunktion zum Einsatz.

Lüftung
Die Versorgung mit frischer Luft soll durch freie Lüftung, unter Einbeziehung der kühlen Nachtluft im Kirchenhof, sichergestellt werden.

Regenwassernutzung
Um den Trinkwasserbezug zu reduzieren, wird das auf den Dachflächen anfallende Regenwasser in einer Zisterne (im bestehenden Keller des Pfarrhauses) aufgefangen und für die Toilettenspülung sowie als Außen-/Gartenwasser verwendet.

Warmwassererzeugung
Der Neubau erhält eine Frischwasserstation, die über die Nahwärmeleitung mit Wärme versorgt wird und bedarfsgerecht Warmwasser bereitstellt. Für die Christuskirche ist eine dezentrale Warmwassererzeugung mittels elektrischer Durchlauferhitzer vorgesehen.

Wärmeerzeugung
Da Bohrungen für Erdsonden auf dem Grundstück möglich sind, kann ein Teil der benötigten Heizwärme mittels Wärmepumpentechnik erzeugt werden. Der dafür notwendige Strom kann durch die PV-Panele auf dem Dach des geplanten Neubaus zur Verfügung gestellt werden. Der restliche Wärmebedarf (vor allem die Wärmespitzen) kann durch das Fernwärmenetz der Fairenergie gedeckt werden.
Die Anordnung der Technik, inklusive Wärmepumpen, Fernwärmeübergabestation und Speicher, ist im bisherigen Heizraum im UG der Christuskirche vorgesehen. Von dort ausgehend werden die Neubauten und die Christuskirche über eine Nahwärmeleitung mitversorgt.

Wärmeübertragung
Um die Wärmepumpen möglichst optimal zu nutzen, soll die Wärme im Neubau über eine vollflächige Fußbodenheizung abgegeben werden. Im Bestand ist eine Fußbodenheizung im Kirchenschiff und den Büroflächen vorgesehen. Für die Nebenräume sind Heizkörper geplant.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die von den Verfassern vorgeschlagenen baukörperlichen Ergänzungen östlich der Christuskirche sind gut nachvollziehbar und gut gesetzt. Es entsteht insgesamt ein stimmiges, städtebauliches Ensemble, das der Entwicklung eines Diakonischen Zentrums mit einer entsprechenden Mitte in Gestalt eines Kirchhofs gerecht wird. Das Wegekreuz bildet in geeigneter Weise die gewünschten Bezüge in die stadträumliche Umgebung und die Nachbarschaften.
Mithilfe einer mutigen und innovativen Neugestaltung des Emporenbereichs durch Einbeziehung eines neuen Baukörpers wird die geforderte Nutzungserweiterung der Kirche durch eine stimmige und konsequente Transformation des Kirchenraums realisiert. Dem innovativen Kubus korrespondiert die gleichzeitige Erhaltung des Sakralraums, insbesondere durch weitgehende Beibehaltung der Seitenschiffe. Mit der Konsequenz, dass das gewünschte Multicafè in Gestalt eines gläsernen Anbaus im Südflügel realisiert wird. Diese Ergänzung wurde besonders kritisch gesehen und konnte nicht überzeugen. Hierbei waren energetische, wirtschaftliche und ökologische Gründe wesentlich. Insbesondere die große Nähe zu den zwingend zu erhaltenen Platanen wurde bemängelt. Das vorgeschlagene Nutzungskonzept sieht einen sehr großzügig dimensionierten Empfangsbereich im Nordostbereich und Gruppenräume vor. Die gewünschte Nähe von Beratungsräumen im Empfangsbereich ist hier nicht berücksichtigt. Im 1. und 2. Geschoss ist die Raumzuordnung funktional. Die vorgeschlagene Nutzung im Kirchenanbau produziert überdimensionierte Räume. Auch der verbleibende Kirchenraum mit den Seitenschiffen erscheint noch zu groß dimensioniert.
Der Diakoniepavillion korrespondiert als Bautyp mit dem Kubus und beinhaltet auf zwei Stockwerken im Norden des Campus weitere diakonischen Beratungsangebote. Die auf diese Weise vollzogene Trennung von Wohnen und Beratung entspricht nicht dem inklusiven Konzept der Ausschreibung. Die Aufteilung der Beratungsräume in einem relativ kleinen Gebäude auf zwei Stockwerke schränkt die Flexibilität in der Nutzung ein.
Die beiden Wohngebäude sind schlank gehalten und zeichnen sich durch einen vierstöckigen modularen Holzbau aus. Dies sorgt einerseits für eine hohe Wirtschaftlichkeit, lässt gute Wohnqualität erwarten und gewährleistet ein „Durchwohnen“. Probleme sind zu erwarten durch die starke Lärmbelastung der östlich gelegenen Sportanlagen. Die gewünschten Clusterwohnungen werden in einem Gebäude vereint, was wiederum eine Durchmischung der Bewohner erschwert. Zu diskutieren ist die Dachgestaltung.
Insbesondere die hohe Zahl von fünf benötigten Aufzügen und die hohe Zahl der Treppenhäuser beeinträchtigen die Wirtschaftlichkeit, ebenso das außen gelegene Multi-Café.
15 Die Barrierefreiheit ist durch die Schaffung eines Plateaus und die Vielzahl der Aufzüge in hohem Maße gewährleistet. Auch die Platzierung der Stellplätze ist an richtiger Stelle nachgewiesen. Der gewünschte Erhalt der Bestandsbäume wäre im weiteren Verlauf zu prüfen.
Der vorgelegte Entwurf bietet ein überzeugendes Konzept in hoher planerischer und konzeptioneller Qualität. Die Balance zwischen Bewahrung der baulichen Substanz und der mutigen Neugestaltung zentraler Elemente ist im Sinne eines verantwortlichen Umgangs mit einem bedeutsamen Baudenkmal in beispielhafter Weise gelungen. Anmutung und Ausstrahlung des Ensembles werden sowohl dem sakralen Erbe, als auch einer zukunftsweisenden Nutzungserweiterung als diakonisches Zentrum gerecht – trotz der genannten kritischen Punkte.
Lageplan

Lageplan

Campus Christuskirche - Räume für die Gemeinschaft

Campus Christuskirche - Räume für die Gemeinschaft

Ein neues Ensemble im Dialog um die gemeinsame Mitte - das Multicafé als zentraler Begegnungsort

Ein neues Ensemble im Dialog um die gemeinsame Mitte - das Multicafé als zentraler Begegnungsort

Grundriss EG

Grundriss EG

Grunriss 1. OG

Grunriss 1. OG

Schnitt AA

Schnitt AA

Schnitt DD

Schnitt DD

Das Multicafé im Spiel zwischen innen und außen - klare Adresse zum Park als Einladung an die Stadtgesellschaft

Das Multicafé im Spiel zwischen innen und außen - klare Adresse zum Park als Einladung an die Stadtgesellschaft