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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2023

Neubau Rathaus Steinheim und Gestaltung Murrterrassen

2. Preis

Steimle Architekten GmbH

Architektur

koeber Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Engelsmann Peters Beratende Ingenieure

Tragwerksplanung

Filippo Bolognese Images

Visualisierung

Béla Berec Architektur-Modellbau-Gestaltung

Modellbau

Erläuterungstext

"Mit klaren und einfachen Mitteln schaffen es die Verfasser die Murr und den Uferpark an die Stadt anzubinden.
Ein gut überschaubarer Parkplatz, der mit Bäumen überstellt ist, bietet ausreichend Parkplätze um Marktplatz,
Badtorstraße und den bestehenden Festplatz von Autos zu entlasten. Die vorgesehene Abrundung des Ortsrands
an der Stadtmauer wirkt selbstverständlich. An der Wohnbebauung sind die beiden vorgeschlagenen
Spielplätze auch richtig verortet. Der kleine Landschaftspark an der Murr bietet mit zwei Terrassen an der
Brücke und am Wehr schöne Zugänge ans Wasser an der richtigen Stelle und erhält weitgehend die vorhandene
Ufervegetation. Der Park ist mit einem schmaleren Uferweg, einem breiteren Weg entlang der Bebauung
und zwei Querwegen gut gegliedert und lässt auf den Wiesenflächen ausreichend Möglichkeiten für flexible
Nutzungen.
...
Der städtebauliche Entwurf überzeugt in seinen Baukörpersetzungen und generiert in der Folge klare Orientierungen,
gut definierte Platzräume und Nachbarschaften.
Im Bereich des Marktplatzes treten historisches Rathaus und der Neubau des Rathauses in einen architektonisch-
räumlichen Dialog. Der kompakte Neubau, eine Reihung von vier, zur Marktstraße giebelständigen Gebäuden
schafft mit seiner Traufständigkeit gegenüber dem historischen Rathaus eine überzeugende Platzdimension
und eine Gleichwertigkeit von Historischem und Neuem.
Mit der geschickt weiterentwickelten Dimension des bestehenden Gebäudes Badtorstr. 2 durch zwei weitere
Baukörper entsteht eine überzeugende südliche Raumkante des Platzes.
Es wird ein Gesamtensemble formuliert, welches die vorhandenen Körnungen, Geschossigkeiten und Volumen
zu einem guten Miteinander von Bestehendem und Neuen generiert.
Die Aufteilung, Gliederung in zwei Gebäudebereiche, Rathaus und erweiterte Badtorstraße überzeugt in ihren
flexiblen, unabhängigen Nutzbarkeiten.
..."

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit klaren und einfachen Mitteln schaffen es die Verfasser die Murr und den Uferpark an die Stadt anzubinden. Ein gut überschaubarer Parkplatz, der mit Bäumen überstellt ist, bietet ausreichend Parkplätze um Marktplatz, Badtorstraße und den bestehenden Festplatz von Autos zu entlasten. Die vorgesehene Abrundung des Ortsrands an der Stadtmauer wirkt selbstverständlich. An der Wohnbebauung sind die beiden vorgeschlagenen Spielplätze auch richtig verortet. Der kleine Landschaftspark an der Murr bietet mit zwei Terrassen an der Brücke und am Wehr schöne Zugänge ans Wasser an der richtigen Stelle und erhält weitgehend die vorhandene Ufervegetation. Der Park ist mit einem schmaleren Uferweg, einem breiteren Weg entlang der Bebauung und zwei Querwegen gut gegliedert und lässt auf den Wiesenflächen ausreichend Möglichkeiten für flexible Nutzungen.

Die Badtorstraße, der Vorbereich der Kirche mit Backhausplatz und Lesehof und der Markplatz verbinden sich mit der vorgeschlagenen durchgängigen Belagsgestaltung sehr überzeugend und werten den gesamten Bereich zwischen Marktstraße und Murr auf gelungene Weise auf. Richtig ist im historischen Umfeld die wertige Gestaltung mit Natursteinpflaster und die Wiederverwendung von vorhandenem Pflasterbelag. Dass die Marktstraße nicht in die Neugestaltung des Marktplatzes einbezogen wird, wird bedauert, ist aufgrund der Verkehrssituation jedoch nachvollziehbar.

Der städtebauliche Entwurf überzeugt in seinen Baukörpersetzungen und generiert in der Folge klare Orientierungen, gut definierte Platzräume und Nachbarschaften. Im Bereich des Marktplatzes treten historisches Rathaus und der Neubau des Rathauses in einen architektonisch-räumlichen Dialog. Der kompakte Neubau, eine Reihung von vier, zur Marktstraße giebelständigen Gebäuden schafft mit seiner Traufständigkeit gegenüber dem historischen Rathaus eine überzeugende Platzdimension und eine Gleichwertigkeit von Historischem und Neuem. Mit der geschickt weiterentwickelten Dimension des bestehenden Gebäudes Badtorstr. 2 durch zwei weitere Baukörper entsteht eine überzeugende südliche Raumkante des Platzes. Es wird ein Gesamtensemble formuliert, welches die vorhandenen Körnungen, Geschossigkeiten und Volumen zu einem guten Miteinander von Bestehendem und Neuen generiert. Die Aufteilung, Gliederung in zwei Gebäudebereiche, Rathaus und erweiterte Badtorstraße überzeugt in ihren flexiblen, unabhängigen Nutzbarkeiten. Der eloquent vorgetragene Entwurfsansatz für das neue Rathaus zeigt in seiner Kompaktheit intelligente Raumfolgen hoher Qualität auf. Direkt vom Marktplatz erschlossen empfängt den Besucher ein offenes Foyer, welches sofort Orientierung und Adresse schafft. Über 3 Geschosse + Dach entstehen flexible Raumstrukturen hoher Varianz für die angedachten innovativen Arbeitswelten. Im zentralen Erschließungsbereich entstehen, über das Dach belichtet, attraktive Verteilerzonen, Foyerbereiche.

Ein zentraler Funktionsbereich in der Gebäudemitte ermöglicht durchgängig gut belichtete Büroräume. Der Ratssaal im 2. OG schafft ein überzeugendes Gegenüber zum historischen Rathaus, generiert ein räumliches Alleinstellungsmerkmal und hohe Identität. Die Dimension des Saals wird in Hinblick auf flexible Bestuhlungsvarianten im Gremium intensiv diskutiert, die Lage des Stuhllagers im Untergeschoss wird kritisch vermerkt. Die Verortung der jeweiligen Verwaltungsbereiche überzeugt, ist in Teilbereichen, in denen Abteilungen über zwei Geschosse vorgeschlagen werden optimierungsfähig. Die architektonische Transformation der Gliederung des Gebäudes aus dem historischen Umfeld heraus überzeugt in seiner Schichtung von massivem Sockelbereich und aufgesetzter reiner Holzkonstruktion. Selbst die Farbigkeiten, die Anmutungen werden aus dem Historischen weiterentwickelt. Sowohl, das über alle Geschosse eingestellte, großzügige Erschließungselement als auch die gekappten Dachfirste tragen zu guten Gesamtbelichtungssituationen bei. Im Dachgeschoss werden interessante, unterschiedliche Nutzungsvarianten von offenen Räumen, Galerien, bis hin zu zweigeschossigen Ausbausituationen aufgezeigt. Im westlichen Bereich entsteht jedoch ein offener Bürobereich, der kleinteilige Bürostrukturen nicht ermöglicht. Die klaren inneren Strukturen widerspiegeln sich in einer wohltuend, ruhigen klargerasterten Fassadenstruktur, die die inneren Funktionen nach außen spürbar und sichtbar macht. Applikationen wie Vordach, Uhr und rundes Giebelfenster beleben die Diskussionen im Gremium. Die Tiefgarage von der Marktstraße erschlossen wirkt noch entwicklungsfähig, erscheint optimierbar. Die Doppelparker können nicht überzeugen.

Die kompakte Form des Untergeschosses ermöglicht im Bereich des Marktplatzes gut realisierbare Baumstandorte und große nicht unterbaute Bereiche. Durch eine konsequente Tragwerkstruktur von massivem Sockel und modularer Holzsystembauweise in den Obergeschossen können die hohen Nachhaltigkeitskriterien auch in Hinblick auf die Materialitäten gut umgesetzt werden. In diesem stimmigen Gesamtansatz eigener Stärke und Selbstständigkeit gelingt eine überzeugende Antwort auf die gestellte Planungsaufgabe. Ein starker Auftakt in der Ortsmitte mit dem Marktplatz findet seine räumliche Fortsetzung über eine Platzfolge nach Süden bis zur Murr. Marktplatz, Kirchplatz, Platz am Backhaus und Brunnenplatz bilden eine Perlenkette öffentlicher, differenzierter Räume hoher Aufenthaltsqualität. Die angegliederten Nutzungen wie Bäckerei, Café und Kreativraum bespielen diese öffentlichen Räume. Dieses Selbstverständnis setzt sich in den Gestaltungsentwicklungen, -optionen für den Landschaftsraum Murr fort.

Ein Entwurfsansatz, der durch seine klaren und akzentuierenden Gebäudestellungen sensibel auf das differenzierte historische Umfeld reagiert und neue Raumfolgen generiert. Diese Präzision wird bis in Tragwerks-, Fassade-, Technikdetails fortgeführt. Ein Beitrag der eine mutige, kraftvolle Aussage zu den formulierten Aufgabenstellungen aufzeigt.