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Award / Auszeichnung | 07/2023

Wohlfühlplätze 2022

Neugestaltung Donauufer Lauingen

DE-89415 Lauingen

Anerkennung

studioB Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Landschaft und Freiraum

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 06/2021
    Fertigstellung: 08/2023

Projektbeschreibung

Beschreibung des Vorhabens
Die Stadt Lauingen beabsichtigt, den Uferabschnitt zwischen Donaubrücke und Luitpoldhain, also die südliche Segrépromenade mit Umgriff, neu zu gestalten. Dieser Bereich hat hinsichtlich der großräumigen Landschaftsstruktur Lauingens besondere Bedeutung. Hier treffen Stadt, Land und Fluss fast unmittelbar aufeinander.
Es wird spürbar, wie durch die Kontaktstelle am Fluss die freie Landschaft an dieser Stelle maximal komprimiert wird und sich zu beiden Seiten wieder ausbreitet.
Vor allem im Süden ist das unmittelbare Gegenüber der eingefriedeten Stadt und der sie umgebenden Landschaft unverändert vorhanden.
Die uralte, in vielen mittelalterlichen Städten gepflegte Tradition eines Erholungsgeländes außerhalb der Festungsanlage ist mit dem Luitpoldhain eindrucksvoll erhalten geblieben.

Die Neugestaltung soll den Uferabschnitt seiner Bedeutung gemäß aufwerten und reaktivieren.
Wünsche aus der Bürgerschaft wurden vor dem Planungsworkshop abgefragt und bilden eine der Grundlagen des Entwurfs (s. „Ideensammlung Bügerbeteiligung“ auf Seite 48).
Demnach soll vor allem die Uferterrasse im Bereich des obsolet gewordenen Kneipp-Beckens erneuert werden und alle Generationen anziehen. Das an der Donaubrücke gelegene Alten- und Pflegeheim der Hospitalstiftung Lauingen soll von der Neugestaltung hinsichtlich besser begehbarer Wege und angenehmer Aufenthaltsräume im Freien profitieren.
Für Kinder spielen die natürlichen Bachläufe eine besondere Rolle, die aus der Hangkante des Donautals kommend den unteren Ortsteil sichtbar durchziehen und letztlich in die Donau münden.
Einer von ihnen speist derzeit das Kneippbecken und soll in der Neugestaltung eine besondere Rolle spielen.
Gartenaffinen Lauingern wird im Kleinlegarten an der Außenseite der historischen Stadtmauer ein frei zugänglicher Obst- und Gemüsegarten zur Verfügung gestellt.
Dreh- und Angelpunkt für diese Komponenten wird der Platz „am Oderloch“ sein, einem schmalen Durchschlupf aus der mittelalterlichen Stadt in die Flusslandschaft.

Künftiger Zustand
Mit dem vorliegenden Konzept soll die Gelegenheit ergriffen werden, den zu überplanenden Uferabschnitt komplett neu zu ordnen und in einer klar erkennbaren großen Geste Stadt, Land und Fluss wieder zusammenzuführen.
Hierzu wird eine definierte Uferpromenade entwickelt, die vor der Spitalkirche beginnend allmählich weiter wird, sich vom Ufer entfernt und sich am Oderloch über eine Terrassenabfolge zu Donau auffächert.
Südlich des Wehrturms führt sie zwischen dem neu gestalteten Kleinlegarten und der durch Verlegung des bestehenden Uferwegs neu entstehenden Donauwiese hindurch in den Luitpold-Park.

Wiederherstellung der Ufermauer
Die uferseitige Begrenzung der Segrépromenade war in der Vergangenheit als Ufermauer mit großen Natursteinquadern ausgebildet, die mutmaßlich aus der nahegelegenen römischen Tempelanlage Apollo-Grannus stammten.
Sie soll wieder eine harte Kante werden, die sie an dieser engen Kontaktstelle zu einem städtischen Element macht.
Die neue Uferkante beginnt als niedrige Kante südlich des Rondells am Altenheim und erreicht am Platz am Oderloch ihre maximale Höhe von knapp 1m.
Durch die Uferkante gewinnt nicht nur die Segrépromenade eine urbanere Anmutung, sondern es wird Raum gewonnen - ohne Retentionsraumverluste. Die Uferböschung kann flacher ausgebildet und artenreich bepflanzt werden, der Blick über den Uferbalkon verliert sich nicht mehr in den Brombeeren.
Um Geländer zu vermeiden, ist die Kante weitgehend maximal 50 cm hoch. Auch ist es von Vorteil, möglichst wenig in die Böschung eingreifen zu müssen. Lediglich im Bereich der Oberen Donauterrasse am Oderloch, wo die Kante deutlich von der Uferlinie zurückweicht, wird eine Absturzsicherung erforderlich.
Es ist vorgesehen, die Uferkante aus Betonfertigteilen zu erstellen.
Die Wegbreite der Segrépromenade bleibt erhalten, um weiterhin die Befahrbarkeit mit PKW zu gewährleisten, der Weg rückt jedoch etwas in Richtung Donau.

Obere und Untere Donauterrasse
Am südlichen Ende des Seniorenheims spaltet sich die Promenade in zwei Wege auf und bildet eine Raseninsel aus, auf der die Bestandskastanie unbeschadet bestehen bleibt.
Entlang der Stadtmauer verläuft der Weg weiter auf der Bestandsstraße, während sich der zweite Ast mit einem Gefälle von unter 3% gemächlich auf die tiefer gelegene „Untere Donauterrasse“ zubewegt, um sich im Anschluss wieder dem oberen Weg anzuschließen.
Damit entsteht erstmals ein barrierefreier Weg nah am Mittelwasser der Donau, der den Bewohnern des Seniorenheims in unmittelbarer Nähe einen attraktiven Rundweg bietet.
Oberer und unterer Weg weiten sich jeweils zu einer Terrasse auf, die durch das Leitmotiv Wasser miteinander verbunden sind.

Platz „am Oderloch“ und Stadtbach
„Oderloch“ bezeichnet den engen Durchlass in der Stadtmauer, durch den einer der zahlreichen Stadtbäche die eingefriedete Stadt verlässt und in die Donau abfließt.
Innerhalb der Stadtmauer sind die Bachläufe als gefasste, geradlinige Wasserläufe mit bodengleichem Gitterrost geführt und unkompliziert in das Gefüge an Geh- und Fahrwegen integriert. Bisher wird der Wasserlauf ab dem Oderloch verrohrt zum Auslass im Donauufer geführt.
Da es technisch nicht möglich ist den Bach unmittelbar am Oderloch an die Oberfläche zu bringen, wird sein Verlauf symbolisch über eine besondere Pflasterung dargestellt. Der tatsächliche Wasseraustritt erfolgt in einem Wasserbecken im Bereich der neu geplanten Wassertreppe. Von hier läuft das Wasser kaskadenartig auf die untere Donauterrasse.
Von dort verästelt sich der Wasserlauf in drei kleine Läufe. Diese sind als gebunden verlegte Pflastermulden ausgebildet und werden durch Einkerbungen in der Uferkante in den naturnahen Staudensaum der Donau zugeführt.

Kleinlegarten
Der Obstgarten im Schatten der Stadtmauer ist bereits heute überaus reizvoll und muss behutsam behandelt werden. Das schließt allerdings Gehölzrodungen nicht aus.
Der hohe, dichte Gehölzbestand auf der ganzen Länge der donauseitigen Grundstücksgrenze, besteht überwiegend aus nicht ortsgemäßen Koniferen und schottet den Garten so sehr ab, dass sich die Nähe zur Donau nicht mehr mitteilt.
Dieser Baumbestand soll bis auf eine stattliche Rotbuche entfernt werden, um den Raum zur Donau hin zu öffnen.
Da in der Lauinger Bürgerschaft reges Interesse an gärtnerischer Aktivität besteht und sich bereits an verschiedenen Stellen in der Stadt manifestiert, soll der Kleinlegarten als Bürgergarten für Obstund Gemüseanbau sowie Imkerei ausgebildet werden. Der Garten ist öffentlich und frei zugänglich, es ist keine Einfriedung vorgesehen.
Entlang der historischen Stadtmauer, die den Garten im Westen rahmt, bündeln sich Wege, Hochbeete, Lauben und Brunnen. Die daran anschließende Obstwiese kann informell durchlaufen werden. Vorhandene Obstbäume und die prächtige Walnuss an der Mauer sollen erhalten und um alte, regionale Obstsorten ergänzt werden.
Wenn im Herbst die Ernte präsentiert oder verkauft werden soll, lassen sich der Platz am Oderloch und der Eingangsplatz im Bürgergarten als Marktplatz nutzen.

Donauwiese
Die Einbeziehung des Gartengrundstücks an der Stadtmauer ermöglicht die Verlegung des wassergebundenen Uferwegs in Richtung Stadtmauer. Dadurch wird Raum am Donauufer für eine Liegewiese gewonnen.
Damit entsteht vor den Toren der Stadt ein neuartiger Freiraumtyp, der die Palette an Erholungspotenzialen um eine unkomplizierte naturnahe Komponente erweitert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Stadt Lauingen setzt sich das Ziel, das in Vergessenheit geratene Donauufer zwischen Donaubrücke und Luitpoldhain wieder attraktiver zu gestalten und an den Ortskern anzubinden. Hierfür wird eine Uferpromenade angelegt, die sich über eine Terrassenabfolge zur Donau auffächert und mit einer Ufermauer abgegrenzt wird. Entlang des Ufers gibt es zukünftig mehrere Wege, die zum Teil auch barrierefrei gestaltet sind. Die fußläufige Anbindung in die Altstadt erfolgt über das Oderloch, an welchem ein neuer Platz mit Sitzgelegenheiten vorgesehen ist. Der bestehende Obstgarten an der Stadtmauer wird aufgewertet und als Bürgergarten entwickelt. Auf einem ehemaligen Gartengrundstück entsteht eine neue Liegewiese. In der Stadt Lauingen erfolgt mit der Neugestaltung des Donauufers eine Wiederbelebung des Zugangs zum Wasser unter Berücksichtigung des Hochwasserschutzes.
Mit diesem umfassenden Projekt entsteht derzeit ein neuer Wohlfühlplatz mit direkter Anbindung an die Altstadt. Die Stadt Lauingen erhält eine gesonderte Anerkennung für diese Maßnahme im Stadtgebiet, auch wenn die Maßnahme das Thema Mobilitätswende nur bedingt adressiert.