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Award / Auszeichnung | 07/2023

Wohlfühlplätze 2022

Eingang Mehrgenerationenhäuser

Eingang Mehrgenerationenhäuser

Klosteranger Weyarn

DE-83629 Weyarn

Anerkennung

Leupold Brown Goldbach Architekten

Architektur

Kehrbaum Architekten

Architektur

Helmut Breunig Architekt + Stadtplaner

Stadtplanung / Städtebau

Guggenbichler + Wagenstaller

Tragwerksplanung

Transsolar Energietechnik GmbH

Bauingenieurwesen

moka-studio GbR

Visualisierung

Quest Projekt Kolbermoor GmbH & Co. KG

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2015
    Fertigstellung: 01/2020

Projektbeschreibung

In der oberbayerischen 3.400- Seelen- Gemeinde Weyarn wird im ehemaligen Augustiner Chorherrenstift die alte Klosterbrauerei saniert und auf den Grundmauern der abgebrannten Prälatur zwei neue Gebäude errichtet.
Im direkten Anschluss wird die ehemalige Klosterwiese bebaut:
Eine 5 ha große landwirtschaftliche Brachfläche, unmittelbar angrenzend an den Ortskern - eine einzigartige Chance, um die Ortsentwicklung im Innenbereich gezielt zu steuern und den Flächenverbrauch außerhalb des Ortskerns zu vermeiden. Bestehende bauliche, landschaftliche und soziale Strukturen werden aufgenommen und sorgfältig mit neuen Gebäuden und Freiräumen ergänzt. Bisher fehlende Wohnangebote werden geschaffen, insbesondere barrierefreie Wohnungen in unterschiedlichen Größen sowie bezahlbarer Wohnraum für junge Familien.

Das Bauprogramm umfasst die Klosterbrauerei und Prälaturen, die sogenannten Mehrgenerationenhäuser, Familienwohnen (bestehend aus Reihen- und Doppelhäusern) sowie einen Supermarkt. Öffentliche Bereiche wie das Klostercafé und das Bürgergewölbe in der Klosterbrauerei oder das kleine Bistro mit Terrasse im Supermarkt werden gezielt punktuell eingesetzt, um Begegnung zwischen den Menschen zu fördern.
Inmitten der neuen Bebauung entsteht der Klosteranger, ein autofreier Grünraum für alle Bewohner des Ortes. Mit einer unregelmäßigen Geometrie mäandert er sich durch die Bebauung. Geschwungene Wege verbinden unterschiedlich große Freiräume mit unterschiedlichen Themen wie z.B. einer Streuobstwiese, einem Generationengarten zum gemeinschaftlichen Gärtnern, Treffpunkten unter Bäumen, Kinderspielplätzen oder einem Bolzplatz etc. - Orte für gutes Zusammenleben.
Die Gemeinde Weyarn verfügt über eine etablierte und gelebte Bürgerbeteiligung. Alle Bürger hatten die Möglichkeit sich in unterschiedlichen Arbeitskreisen zu engagieren und Ihre Gedanken und Wünschen in den Planungsprozess einzubringen. Dies hat das Projekt zum “Klosteranger für Alle” gemacht.
Die Beheizung aller Gebäude erfolgt über ein eigens gegründetes Nahwärmenetz. In einem Hackschnitzelheizwerk werden Forstabfälle verwertet, die bei der nachhaltigen Forstbewirtschaftung anfallen und aus einem Radius von maximal 20 km stammen. Die Heizleistung durch den nachwachsenden und regionalen Rohstoff entspricht einem Equvivalent von 300.000 Litern Heizöl pro Jahr.

Aktuell fehlen vor allem kleine, barrierefreie Wohnungen für Senioren und bezahlbare Mietwohnungen für junge Menschen und kleine Familien. Diese entstehen in sieben Mehrgenerationenhäusern am Ostrand der Klosterwiese. Die Lage der Häuser im Ortszentrum fördert die Teilnahme der Bewohner am Dorfleben. Je Haus sind 10 Wohnungen mit verschiedenen Größen von S bis XL untergebracht, es entsteht eine Mischung aus Ein- und Mehrpersonenhaushalten sowie Jung und Alt. Das zentrale lichtdurchflutete Treppenhaus fördert die Kommunikation unter den Bewohnern: nach dem Vorbild des „Fletz“ - der Diele in alten Bauernhäusern - wird es zum Gemeinschaftsraum für zwanglose Begegnungen. Die Wohnungen selber erhalten jeweils einen beschützten besonnten Außenraum (Balkon, Loggia oder Terrasse) als privaten Rückzugsort. Die Gestaltung der Häuser greift Merkmale des ländlichen Bauens auf ohne diese zu imitieren, es entsteht ein architektonischer Dialog zwischen Neu und Alt.

Am Westrand der Klosterwiese entsteht das Familienwohnen. 45 Wohn-einheiten in Reihen- und Doppelhäusern schaffen bezahlbaren Wohnraum für junge Familien. Jeweils 3-5 Reihenhauseinheiten formen einen lebendigen Baukörper mit reduzierter monolithischer Gestaltung. Die Häuser sind in
Gruppen angeordnet, in den Zwischenräumen entstehen gefasste Wohnhöfe. Trotz der Kompaktheit der Häuser hat jeder Haustyp individuelle, teils 2-geschossige Raumerlebnisse und jeweils eine individuell positionierte Loggia als privaten Rückzugsort. Die Herstellung der Häuser erfolgt sehr wirtschaftlich mit einer ausgewoge ischkonstruktion aus Massiv- und Leichtbau. Jedes Haus verfügt neben der eigenen Terrasse über einen weiteren privaten Rückzugsort im Außenraum (Loggia oder Dachterrasse). Dies gibt den Häusern ein zusätzliches Maß an Privatsphäre und Lebensqualität. Bewußt wurde auf grosse Privatgärten und teure Grundstücke verzichtet, es teilen sich ja alle den größten Garten, den Klosteranger.

Im Norden des Angers entsteht der Supermarkt zur Nahversorgung des Dorfes. Die eigentlich schwierige Einpassung des Gebäudes mit großer Flächenausdehnung ist durch die Übergrünung des Marktes gelungen, lediglich die zur Straße gewandten Seiten treten als Fassaden in Erscheinung. Der Markt wird damit weniger als Gebäude, mehr Teil der umgebenden Landschaft wahrgenommen. Zum Klosteranger hin entsteht ein grüner Sonnenhang zum Schlittenfahren oder als Liegewiese. Der Innenraum des Marktes wird von einer Holzkonstruktion überspannt. Die leichte und transparente Glasfassade als thermischer Abschluss springt gegenüber der Dachkante zurück, große Dachüberstände schützen die Innenräume vor Überhitzung und verstärken den Innen / Aussen Bezug. Über einen leichten Windfang betritt man den Markt. Hier liegt der Backshop, der sich als Café auf eine Südterrasse erstreckt. Genießen mit Blick zum markanten Kloster Weyarn und zu den Alpen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Stärke des Projektes „Klosteranger Weyarn“ besteht in seinem umfassenden Ansatz. Mit Hilfe eines Bauherrenmodells wurden verschiedene Ansprüche unterschiedlicher Zielgruppen erfüllt: Seniorenwohnen und Familienwohnen finden sich in räumlicher Nähe, großzügige Grünflächen sowie die Abwesenheit von MIV stellen eine hohe Aufenthaltsqualität im gemeinschaftlichen Raum sicher. Der flächenschonende Verzicht auf Einfamilienensembles und die wohnortnahe Versorgung vervollständigen das Bild.
Da es sich in der Gesamtbetrachtung eher um eine Quartiersentwicklung als um einen „Wohlfühlplatz“ im Sinne der Auslobung handelt, wird das Projekt von der Jury im 1. Rundgang ausgeschieden. Nach Einschätzung der Jury handelt es sich jedoch um ein vorbildhaftes Projekt, welches beispielhaft wichtige Planungsansätze und -ideen aufgreift und einen echten Mehrwert für die Kommune darstellt. Aus diesem Grund erhält es eine Anerkennung.
Mehrgenerationenhäuser am Dorfanger

Mehrgenerationenhäuser am Dorfanger

Dachloggia Mehrgenerationenhaus

Dachloggia Mehrgenerationenhaus

Grundriss Mehrgenerationenhaus

Grundriss Mehrgenerationenhaus

Ausblick Mehrgenerationenhäuser

Ausblick Mehrgenerationenhäuser

Ausblick Mehrgenerationenhäuser

Ausblick Mehrgenerationenhäuser

Familienwohnen

Familienwohnen

Ein Blick in die Vorgärten

Ein Blick in die Vorgärten

Konfiguration Familienwohnen

Konfiguration Familienwohnen

Supermarkt

Supermarkt

Supermarkt unter Landschaft

Supermarkt unter Landschaft