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Wettbewerblicher Dialog | 03/2023

Konzeptvergabe Kaepsele Goldäcker Leinfelden-Echterdingen

Wohnquartier, Baufeld Mitte

Wohnquartier, Baufeld Mitte

1. Rang / Baufeld Mitte

herrmann+bosch architekten

Stadtplanung / Städtebau

bäuerle landschaftsarchitektur + stadtplanung

Landschaftsarchitektur

PIRMIN JUNG

Tragwerksplanung

EPEA GMBH – PART OF DREES & SOMMER

Bauphysik

Transsolar Energietechnik GmbH

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Auf dem Goldäcker-Areal, am Rande von Leinfelden-Echterdingen, soll ein zukunftsweisendes Wohnquartier entstehen. Beim mehrstufigen dialogischen Vergabeverfahren konnten herrmann+bosch architekten und bäuerle landschaftsarchitektur + stadtplanung mit ihrem Entwurf für das Baufeld Mitte überzeugen. Der Entwurf stellt Ökologie und Soziales in den Mittelpunkt aller Überlegungen. Entstehen soll ein Quartier in Holzbauweise, in dem Klimaschutz erlebbar und ein nachbarschaftliches Miteinander auch über Generationengrenzen hinweg gefördert wird.

WOHNEN
Durch flexibel gestaltete Grundrisse passen sich die Wohnungen den Bedürfnissen jede/r Bewohner*in an. Alle Räume sind nutzungsneutral und so dimensioniert, dass sie barrierefrei nutzbar sind. Wohnen auf dem Goldäcker-Areal ist also unabhängig vom Lebensentwurf, Alter oder körperlichen Einschränkungen möglich. Egal ob Familie, Wohngemeinschaft, alleinerziehend oder kinderloses Paar – alle finden hier ihren Platz.

BEGEGNUNGSORTE
Das Quartier bietet zahlreiche Begegnungsorte. Das Ankerhaus mit vorgelagerten Nachbarschaftsplatz ist nicht nur für das Quartier Mitte die zentrale Anlaufstelle, sondern auch das Herz der gesamten neuen wie auch bestehenden Nachbarschaft.
Der Quartiershof dient als Begegnungsraum mit hoher Aufenthaltsqualität für alle Bewohner. Er kann vielfältig genutzt werden und lädt durch Sitzgelegenheiten zum Verweilen und zur Kommunikation ein.
Zwischen Ackerflächen und Quartier entsteht ein naturnaher Erholungsraum, der Spiel, Entspannung oder gemeinschaftliches Gärtnern ermöglicht. Neben diesen öffentlichen Flächen verfügt jede Wohneinheit der drei 4-geschossigen Gebäude über eine Dachfläche von 6qm, die als kleine Rasenfläche oder für ein Gewächshaus zum Gärtnern, als Atelier oder Abstellraum genutzt werden kann.

ENERGIERZEUGUNG
Die anderen Dächer sind extensiv begrünt und mit PVT-Modulen belegt. Auch an der Fassade sollen PV-Module angebracht werden, wodurch die Erzeugung regenerativer Energie für alle sichtbar wird. Insgesamt erfolgt die Energieerzeugung durch einen Mix aus Geothermie und Photovoltaik. Einer detaillierten Lebenzyklusbilanzierung von EPEA zufolge ist das Quartier dadurch binnen eines Jahres klimaneutral bzw. anschließend klimapositiv.

AUßENFLÄCHEN
Die Außenflächen sollen autofrei und möglichst minimal versiegelt sein. Auf eine Tiefgarage bzw. Unterkellerung wird gänzlich verzichtet. Bestandsbäume werden erhalten und Neupflanzungen kommen hinzu. Auf diese Weise wird das Mikroklima positiv beeinflusst und negativen Auswirkungen durch Starkregenereignisse und Hitzewellen vorgebeugt. Darüber hinaus sorgt die offene Siedlungsstruktur für gute Frischluftzufuhr.

MATERIALIEN
Neben regionalem Vollholz aus nachhaltiger Fortwirtschaft in leimfreier, unbehandelter Konstruktion werden weitere lokal verfügbare, nachhaltige Materialien eingesetzt. So kommen beispielsweise Stroh und Altkleider als Dämmstoffe zum Einsatz, Lehm aus Baustellenaushub, Käferholz zur Fassadenbekleidung und wiederverwendete Natursteine als Pflasterbelag.
Die Kreislauffähigkeit der Materialien ist garantiert. So können ganze Elemente wiederverwendet, das heißt an anderer Stelle wieder aufgebaut werden oder auch die einzelnen Materialien sortenrein getrennt und wiederverwendet werden. Durch die Verwendung natürlicher, unbehandelter Materialien ist auch eine Rückführung in den biologischen Kreislauf möglich.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Konzept variiert behutsam das städtebauliche Grundthema, weitet die Gebäudevolumen verträglich auf und platziert mit dem 7-geschossigem Ankerhaus eine deutliche Adresse. Dabei werden geschickt die südlichen und westlichen vier Baukörper zu zwei verbundenen Hausgruppen zusammengeführt. Diese Ausrichtung erlaubt eine gute Durchwegung des gesamten Quartiers von Norden nach Süden. Pflege-WG und Tagespflege werden zum Landschaftssaum gelegt und das Ankerhaus verfügt über alle gemeinschaftlichen Flächenangebote. Alle Erschließungen – mit Ausnahme des Ankerhauses – werden in Laubengängen ausgeführt. Die Grundrisse sind routiniert und erlauben vielfältige Zuschnitte. Die Programmbestandteile des Investors scheinen gut umgesetzt. Als schwierig wird die Grundrissgestaltung der Wohnungen ohne Übergangsbereiche eingeschätzt. Eine gestalterische Differenzierung der Fassaden erfolgt in den Hausgruppen nicht – nur das Ankerhaus erhält mit seiner Putzfassade eine abweichende Gestaltaussage. Insgesamt wirkt die Anlage des Baufeldes noch zu monostrukturiert. Nicht überzeugen kann die Ausdifferenzierung der Freianlagen. Den Räumen zwischen den Gebäuden fehlt es deutlich an der an anderer Stelle aufgezeigten Detaillierung und Präzision. Die Ausbildung von erhöhten Gartenbereichen wird hinterfragt. Demgegenüber ist das Themenfeld Nachhaltigkeit mustergültig mit einer Vielzahl innovativer Ansätze gelöst und schneidet in der Gesamtschau aller Konzepte am besten ab. Über alles gesehen eine Lösung, die eine hohe gestalterische und ökologische Qualität in der Umsetzung verspricht, allerdings noch großes Steigerungspotenzial bei der Konzeption der Freianlagen aufweist.
Lageplan, Baufeld Mitte

Lageplan, Baufeld Mitte

Ansicht Süd, Baufeld Mitte

Ansicht Süd, Baufeld Mitte

Ansicht West, Baufeld Mitte

Ansicht West, Baufeld Mitte

Piktogramme: Ankerhaus, Durchlüftung, Erschließung, Sondernutzungen, Dachflächen

Piktogramme: Ankerhaus, Durchlüftung, Erschließung, Sondernutzungen, Dachflächen

Lebenszyklus

Lebenszyklus

Fassadenschnitte: Laubenganghaus + Ankerhaus

Fassadenschnitte: Laubenganghaus + Ankerhaus