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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2023

Neubau Gründungsgebäude der Technischen Universität Nürnberg (UTN)

Blick vom Campus auf C1

Blick vom Campus auf C1

Anerkennung

Preisgeld: 45.625 EUR

CODE UNIQUE Architekten

Architektur

CSZ Ingenieurconsult

TGA-Fachplanung

Mathes Beratende Ingenieure GmbH

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Das C1-Gebäude wird klar als Hauptgebäude des Campus formuliert. Der Baukörper rückt die maximal möglichen 3 m Richtung Parkpromenade nach vorne und wird so als „Tor des Campus“ erkennbar. Die gesetzten Baulinien und Baugrenzen wurden eingehalten. Die beiden Neubauten folgen der gleichen Architektursprache in Form und Materialität. Durch die differenzierte Nutzungsverteilung und Sonderelemente sind sie jedoch nicht als Zwillinge, sondern als Geschwister zu sehen. Das Hauptgebäude (C1) ist ein Bindeglied zwischen Park und Campuswiese. Die zwei Haupteingänge, jeweils im Norden und im Süden, sowie das verglaste Erdgeschoss und eine offene Mitte verbinden die zwei Grünflächen. Die gewählte Positionierung der Zugänge und die starke Durchlässigkeit ermöglicht einen „Spaziergang durch das Gebäude“. Das Nebengebäude (B1) hat einen großen Unterschnitt an der Ostfassade, welcher den Eingang markiert und den Verlauf der Achse des „grünen Bandes“ stärkt. Beide Gebäude haben ein sehr offenes Erdgeschoss, welches den Charakter der „offenen Universität für Alle“ widerspiegelt. Ein hohes Maß an Flexibilität und Umnutzung von Flächen, ist eine nachhaltige Strategie für Gebäudeentwicklung und war daher nahezu die wichtigste Anforderung an den Entwurf. Ein Kleinstraster von 1,25m in allen fassadenbegleitenden Bereichen ermöglicht ein Höchstmaß an Flexibilität, bei minimalem Aufwand. Insbesondere die nebeneinander angeordneten Büros im 3,75m Raster lassen sich so schnell zusammenfassen, neu anordnen und können daher ideal auf wechselnde Anforderungen der Universität eingehen. Der modulare Ansatz ist durch das außenliegende Großraster im äußeren Erscheinungsbild ablesbar. Das leichte Stahlgerüst umhüllt das Gebäude von allen Seiten und generiert einen umlaufenden Laubengang auf allen Etagen, welcher auch als attraktiver Lern- Arbeits- und Kommunikationsbereich von den Studenten und Mitarbeitern genutzt werden kann. Die Laubengänge dienen außerdem der Entfluchtung. Beide Gebäude besitzen eine attraktive Haupterschließung mit einem großzügigen Atrium, welche das Erdgeschoss mit den Obergeschossen verbindet. Im Hauptgebäude (C1) lädt eine Sitztreppe zum Verweilen und Kommunizieren ein. Sie leitet die Besucherströme ins Obergeschoss. Die Anordnung der Kommunikationsflächen ist in beiden Gebäuden im Erdgeschoss und entlang der Atrien gewählt, sodass ein schneller und spontaner Austausch ermöglicht wird. Das Nebengebäude (B1) unterscheidet sich bezüglich der Nutzungsverteilung der Räume zu dem Hauptgebäude (C1). Im Nebengebäude sind die Seminarräume im Erdgeschoss angeordnet und die oberen Regelgeschosse sind als Bürogeschosse mit zentralen Besprechungsräumen angelegt. Im Hauptgebäude sind die großen Seminarräume und Hörsäle etagenweise abwechselnd als 2-geschossige Räume im Haus durchgesteckt. Zusätzlich wurden im Nord-Osten, sowie im Süd-Westen besondere Bereiche ausgearbeitet, welche als offene Kommunikationsflächen für Beratungen oder Schulungen dienen. Diese besonderen Orte sind in der Fassade mittels großzügiger Verglasungen herausgearbeitet und daher von außen ablesbar. Beide Gebäude haben begrünte Dachgärten, welche zur Kompensation der hohen Flächenversiegelung dienen. Im Hauptgebäude ist das Dach für Studenten und Mitarbeiter nutzbar und dient als hochwertige Lernfläche mit Ausblick auf das gesamte Campusareal.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit bestach und besticht insbesondere durch ihre großzügige Grundrissdisposition mit offenen und transparenten Erdgeschossbereichen, spannungsreichen, gut ablesbaren Raumabfolgen in den Obergeschossen mit modular schaltbaren Kommunikationsflächen. Vorbildlich erschienen die aufgezeigten Ansätze hinsichtlich einer erwünschten Nachhaltigkeit in Bau und Betrieb. Kritisch hinterfragt wurde, die nahezu identischen Außengestaltung beider Baukörper.
Große Mängel wurden im Bereich der technischen Aspekte gesehen.
Im Rahmen der Weiterbearbeitung wurde an der grundsätzlichen konzeptionellen Disposition festgehalten. Die Fassaden wirken elegant und zeitlos. Auf die Kritik, dass beide Bauteile in ihrer äußeren Erscheinung nahezu identisch behandelt werden, wurde in der Überarbeitung nicht eingegangen. Die Chance zur Behebung der aufgezeigten Mängel in den technischen Bereichen wurde nur sehr bedingt genutzt. Insbesondere im Bereich der Maschinentechnik werden nach wie vor große Problemstellen gesehen, Schächte sind zu klein und liegen an falschen, kaum zugänglichen Stellen.
Aus Nutzersicht wird die Grundrissdisposition, insbesondere im Erdgeschossbereich kritisiert.
Insgesamt zwar eine sehr gute Arbeit, die es zu Recht unter die letzten vier geschafft hat, mit jedoch zu vielen Mängeln in den technischen Bereichen, was bei einem interdisziplinären Wettbewerb umso kritischer anzumerken ist.
Im Rahmen der Überarbeitungsphase wurden die Anmerkungen nur rudimentär aufgegriffen und umgesetzt. Dadurch verbleiben erhebliche Schwächen, die großen Einfluss auf die Kubatur und Funktion haben, nahezu alle Technikflächen und Schächte sind weiterhin zu gering dimensioniert bzw. fehlen. Das technische Infrastrukturkonzept ist in der derzeitigen Ausarbeitung nicht funktionsfähig.
Die Differenzierung zwischen einer Holzhybridbauweise der Hauptkonstruktion und einem vorgestellten Stahlgerüst wird aus Witterungsschutzgründen als positive und langlebige Strategie angesehen. Die Durchgängigkeit des vertikalen Tragwerks ist durch eine weitgespannte Stahlbetonkonstruktion über dem Erdgeschoss unterbrochen. Beim Gebäude B1 wird die auskragende Stahlbetonplatte, die die obere Holzgeschosse abfangen muss, mit den dargestellten Abmessungen in Frage gestellt.
Die Rettungswegführung wurde im Rahmen der Überarbeitung verbessert. Die Einbeziehung des umlaufendenden Laubengangs in die Rettungswegführung ist hinsichtlich der Gebäudesicherung gegen unbefugtes Betreten problematisch und wird hinterfragt. Die großflächige, geschosshohe Brandschutzverglasung zum Atrium erschwert die hier erforderlichen haustechnischen Installationen.
Geschossübergreifender Luftraum in C1

Geschossübergreifender Luftraum in C1

Blick von der Parkpromenade auf B1

Blick von der Parkpromenade auf B1