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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2022

Neues Mehrgenerationen-Quartier in Lingen (Ems)

Perspektive

Perspektive

1. Preis

Preisgeld: 25.000 EUR

WBR Wolbeck ARCHITEKTEN ‱ INGENIEURE

Architektur, Stadtplanung / StÀdtebau

MAS architectuur

Architektur, Stadtplanung / StÀdtebau

nsp landschaftsarchitekten stadtplaner PartGmbB schonhoff schadzek depenbrock

Landschaftsarchitektur

Marie-Charlott und Carlos Ignacio Espinola

Projektentwicklung

ErlÀuterungstext

„Biener Höfe“

StÀdtebau und Freiraum
Das Plangebiet befindet sich nahe an dörflichen Strukturen, im Westen schließen sich Felder und offene FlĂ€chen bis zur Ems an. Ein ortsteilbezogenes Konzept muss sich in diese Struktur einpassen, an der NaturnĂ€he orientieren und den Maßstab der Umgebung wahren.
Grundlage des Entwurfs ist ein Konzept der Höfe, des Begegnens und des Zusammenlebens. Das wird ermöglicht durch die Kombination verschiedener Nutzungen und Wohnformen sowie unterschiedlicher und variabler GrĂ¶ĂŸen. Ausschlaggebend fĂŒr ein „Zusammen“ im dörflichen Kontext ist vor allem die Verbindung der GebĂ€ude: Der Freiraum.
Dieser bietet durch gemeinsame, aber geschĂŒtzte FlĂ€chen Verschiedenes fĂŒr Anwohner und fĂŒr Menschen aus der Umgebung: GemeinschaftsgĂ€rten, Tafel fĂŒr alle, Spielinseln, Obstwiesen, Treffpunkt mit Bistro, einen Quartiersplatz, multifunktionale RĂ€ume und WerkstĂ€tten.
Verschiedene GebĂ€udehöhen schaffen einen leichten Rhythmus im Plangebiet, mit maximal 2 Geschossen zzgl. Dachgeschoss wird der Maßstab der nĂ€heren Umgebung gewahrt. Als Dachformen sind vorrangig SatteldĂ€cher geplant, zum Teil asymmetrisch den verschiedenen GebĂ€udetypen angepasst, FlachdĂ€cher sind nicht vorhanden.
Bestehende Wegestrukturen und fehlende Verbindungen werden aufgegriffen und sinnvoll ergĂ€nzt, vor allem fĂŒr den „langsamen Verkehr“ zu Fuß und mit Rad. Mögliche Anbindungen, z.B. zur Alten Brennerei und zum Biener Busch, sind berĂŒcksichtigt. Die Fuß- und Radverbindungen haben besonderen Vorrang erhalten, um auch innerhalb des Quartiers kurze Wege zu schaffen.
Der „schnelle Verkehr“ mit PKW wird gut nutzbar, aber möglichst wenig verzweigt geplant, um diesem nicht zu viel Raum zu geben. Gemeinsame ParkflĂ€chen schaffen Möglichkeiten zum Car-Sharing.
Vorhandene GrĂŒnflĂ€chen, der Biener Bach und VersickerungsflĂ€chen werden naturnah ergĂ€nzt, aufgewertet bzw. renaturiert und in die stĂ€dtebauliche Planung integriert.

GebÀude und Konzept
Durch das Konzept der Höfe entstehen 3 GebÀude-Ensemble sowie ein Quartiersplatz mit Bistro. ErgÀnzt werden diese Ensembles durch Reihen- und EinzelhÀuser verschiedener Nutzungen.
Um die beiden westlichen Höfe gruppieren sich jeweils GebĂ€ude mit Mehrgenerationen-Wohnen, geförderte Wohnungen und ReihenhĂ€user, um verschiedene Altersstrukturen als auch unterschiedliche Wohnformen und WohnungsgrĂ¶ĂŸen um einen Freiraum herum zu kombinieren.
Der zentralere Hof direkt westlich des Quartiersplatzes bietet GemeinschaftsflĂ€chen fĂŒr die daran angrenzenden Ambulanten Wohngemeinschaften, die Tagespflege sowie fĂŒr das Betreute Wohnen.
Ein geschwungenes GebĂ€ude bildet die sĂŒd-östliche Einfassung des Quartiersplatzes und ergĂ€nzt diesen mit WerkstĂ€tten individueller GrĂ¶ĂŸen, MehrzweckrĂ€umen und Verwaltungs-Bereichen. Im Zusammenspiel mit dem Bistro-GebĂ€ude mit AußenflĂ€che auf dem Quartiersplatz entsteht ein lebendiger Treffpunkt nicht nur fĂŒr das Quartier selbst, sondern auch fĂŒr den gesamten Ort.
Vom nördlichen Bereich der Biener Straße, durch das vorhandene WĂ€ldchen nach SĂŒden zum Prozessionsweg und dem daran angrenzenden Wohngebiet fĂŒhrt eine Rad- und Fußverbindung ĂŒber den Quartiersplatz, als eine Art „Schleichweg“ zu den sĂŒdlich gelegenen öffentlichen Einrichtungen: Grundschule, Supermarkt, Banken etc.

Energie- und Versorgungskonzept / nachhaltiges Bauen
Bei den westlich angeordneten Höfen dominiert der Werkstoff Holz als Fassaden-Material, wobei verschiedene Farben und Profilierungen zur AusfĂŒhrung kommen. Die beiden am zentralen Quartiersplatz befindlichen GebĂ€ude der Tagespflege und der ambulanten WGs stellen sich als monolithischer Baukörper dar, mit Dacheindeckung und Wandverkleidung aus einheitlichen Bekleidungsziegeln und interpretieren somit die traditionelle vorherrschende Klinkerbauweise des Ortsteils neu.
Einen Gegenpol dazu bildet der geschwungene Baukörper im SĂŒdosten, der mit seinem Materialmix aus Holzfassaden und Zinkeindeckung den Eingang zum Plangebiet darstellt. Das Bistro-GebĂ€ude nord-östlich des Platzes fungiert durch seine klar gegliederte Zweiteilung der Fassade als Bindeglied, indem es die MaterialitĂ€t der ĂŒbrigen PlatzgebĂ€ude in sich vereint.
Ein Großteil der SchrĂ€gdĂ€cher wird mit SolarflĂ€chen ausgestattet, das geschwungene GebĂ€ude im SĂŒdosten wird im Untergeschoss mit einer fĂŒr das gesamte Plangebiet zustĂ€ndigen NahwĂ€rme-Zentrale ausgestattet, die durch ErdwĂ€rme versorgt wird.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Plangebiet wird ĂŒber die Biener Straße erschlossen. Der Straßenverlauf wird sowohl im Anfangsbereich als auch im weiteren Verlauf durch senkrecht aufgestellte StellplĂ€tze begleitet. Diese Aufstellung wird kritisch hinterfragt, da es gerade im Eingangsbereich des Plangebietes mit dem entstehenden KFZ-Aufkommen zu Konflikten kommen kann, speziell fĂŒr und mit rĂŒckstoßenden PKW.
Ebenfalls wird die Erschließungssituation fĂŒr die Abfallentsorgung hinterfragt, da keine ausreichenden Wendemöglichkeiten gesehen werden. Diese wird vermutlich nur in Inanspruchnahme der bestehenden Innenhöfe der einzelnen drei GebĂ€ude-Ensembles gegeben sein, welche jedoch vom KFZ-Verkehr freigehalten werden sollen. Dies gilt auch fĂŒr den Quartiersplatz, welcher durch den KFZ-Verkehr beschnitten wird. Hier gilt es eine verstĂ€ndlichere WegefĂŒhrung und Abgrenzung zu schaffen, sodass hier keine Nutzungskonflikte entstehen.
In Bezug auf die stĂ€dtebauliche QualitĂ€t wird hervorgehoben, dass das Konzept der einzelnen Höfe mit den dargestellten Innenhöfen sehr begrĂŒĂŸt wird und sich in die bestehende Struktur des Ortsteiles Holthausen-Biene gelungen einfĂŒgt. Durch die Darstellung der verschiedenen Wohnformen, die sich allesamt in dem Konzept widerspiegeln, wird im Bereich der Höfe die Idee des Mehrgenerationenwohnen stĂ€dtebaulich gelungen umgesetzt.
Die Anordnung aus zwei MehrfamilienhĂ€usern (Mehrgeneration und sozialer Wohnungsbau) in ErgĂ€nzung mit einer Reihenhausbebauung bietet verschiedenen NutzerInnen die Möglichkeit, hier im Ort gemeinsam zu leben. Die Anordnung der Wohnformen bietet im Innenbereich einen Platz fĂŒr Begegnung aller BewohnerInnen. Diese sind zudem ĂŒber fußlĂ€ufige und naturrĂ€umliche Wegeverbindungen miteinander verbunden, welche positiv hervorgehoben werden. Die Außenwohnbereiche werden als Bereiche mit hoher AufenthaltsqualitĂ€t angesehen. Bei den dargestellten GebĂ€uden, die eine Terrassierung zu den Innenhöfen haben, wird angemerkt, dass diese nach außen ausgerichtet werden sollten. Am Beispiel des GebĂ€udes der Tagespflege wird angebracht, dass dies dort aufgrund der Platzgestaltung nicht möglich ist, da das GebĂ€ude zu beiden Seiten auf einen Platz ausgerichtet ist. Die Ausrichtung des GebĂ€udes wird ebenso wie die Darstellungsform des GemeinschaftsgebĂ€udes im Eingangsbereich kritisch hinterfragt, da es sich so nicht in die umliegende Bebauung des Konzeptes einfĂŒgt.
Die markante Dachausbildung kann als gut Orientierungspunkt und (Wieder-)Erkennungszeichen funktionieren.
Hinsichtlich der LebensqualitĂ€t wurde die Errichtung des Bistros sowie die freirĂ€umliche Gestaltung lobend hervorgehoben. Durch diese Maßnahmen wird das Quartier nicht nur von den eigenen Bewohner- Innen wahrgenommen werden können, sondern kann gerade auch fĂŒr die BesucherInnen als ein attraktives und wahrnehmbares Areal genutzt werden. Die Implantierung von den geplanten WerkstĂ€tten wird aus der Sicht des Preisgerichtes ebenfalls positiv hervorgehoben.
BezĂŒglich der ambulanten Wohngemeinschaft wĂ€re die Eingangssituation zu hinterfragen, da die Treppensituation und die Eingangssituation nicht identisch sind, welche zudem eine große FlĂ€che in Anspruch nehmen, die somit der Wohn- flĂ€che entzogen wird. Die Anzahl von nur neun Zimmern wird aus betriebswirtschaftlicher Sicht als zu gering gesehen.
Die dargestellte Tagespflege weist keine ĂŒberzeugenden Sichtbeziehungen nach außen auf.
Im Gesamtfazit hebt die Jury die eigenstĂ€ndige lĂ€ndliche Bauform in gelungener Kombination mit den Pflegeeinrichtungen hervor, welche ĂŒber enge und naturrĂ€umliche Wegeverbindungen sowohl untereinander als auch mit den angrenzenden Strukturen verbunden sind.
Perspektive

Perspektive

Lageplan

Lageplan

PrÀsentationsplan 1

PrÀsentationsplan 1

PrÀsentationsplan 2

PrÀsentationsplan 2

PrÀsentationsplan 3

PrÀsentationsplan 3