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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2023

Neugestaltung Neue Schlossgärten Illertissen

Übersichts-Lageplan

Übersichts-Lageplan

1. Preis / Zuschlag

Preisgeld: 18.500 EUR

silands | Gresz + Kaiser Landschaftsarchitekten PartG mbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

GESTALTUNGSKONZEPT

Der Entwurf verfolgt den Gedanken, die Strukturen der historischen Schlossanlage aufzugreifen und diese unter Berücksichtigung heutiger Nutzungsanforderungen und der zwischenzeitlich entstanden, wertvollen Vegetationsstrukturen in eine zeitgemäße Form zu übersetzen. Dabei dient der überlieferte Grundriss der Anlage aus dem frühen 19. Jahrhundert, der das charakteristische Ensemble aus äußerem und innerem Schlosshof und der angrenzenden Gartenanlagen zeigt, als Ausgangspunkt aller räumlichen Überlegungen.

SCHLOSSALLEE & ÄUSSERER SCHLOSSHOF

Entlang des Terrassengartens wird der Verlauf der ursprünglichen Schlossmauer durch geschnittene Hecken nachgezeichnet und die räumliche Fassung der zentralen Zuwegung zum Schloss bis zum Beginn des äußeren Schlosshofs wiederhergestellt. Das Garagengebäude als Teil des äußeren Schlosses wird erhalten und im Sinne der Nutzung grauer Energie als öffentliche WC-Anlage und Kiosk / Café nachgenutzt, das sowohl den Schlossgarten als auch den äußeren Schlosshof bespielen kann. Vis-à-vis wird durch eine Reihung geschnittener Bäume der Nordflügel des äußeren Schlosshofs räumlich nachgezeichnet, gleichzeitig aber auch der wunderbare Ausblick über das Tiergehege auf das Schloss und die nördlich anschließende Landschaft angemessen inszeniert. Die hierfür entfallenden Pkw-Parkplätze werden östlich des Hotels in Form von barrierefreien / Kurzzeit-Stellplätzen zum Be- und Entladen und durch eine Erweiterung des Parkplatzes am heutigen Schützenheim kompensiert.

STADTBALKON

Am westlichen Ende des äußeren Schlosshofs wird auf dem vorhandenen Geländesporn der Blick in Richtung Stadt und Illertal inszeniert. Zwei höhengestaffelte Ebenen, die über Rampen miteinander verbunden sind und in ihrer Gestaltung auf die historischen Gartenanlagen Bezug nehmen, führen die Schlossbesucher*innen an die Hangkante und machen von dort aus die steil abfallende Topografie spürbar. Ein zusätzlicher Fußweg, der an den mit neuen Stufen und Pflaster gestalteten Staffelweg anschließt, sorgt für eine attraktive Anbindung des Stadtkerns, von der aus die Schlossbrücke und der Schlossgraben aus neuer Perspektive erlebt werden können.

SCHLOSSGARTEN

Der neu gestaltete Schlossgarten spannt sich zwischen dem Café mit neuem Brunnen im Norden und den erhaltenen Teilen der historischen Baumallee im Süden auf und wird in seiner Gestaltung sowohl der Funktion als Ruhe- und Erholungsraum als auch der Funktion als neuem Zugang zum Schlossareal gerecht. Wie an der Schlossallee werden auch hier die nicht mehr vorhandenen Mauerabschnitte durch geschnittene Hecken geschlossen. Während im Osten ein schattenspendender Wandelgang, entlang dessen sich Sitzmöglichkeiten und Staudenflächen abwechseln, die beiden Enden des Gartens verbindet, folgt im Westen ein offener Fußweg der vorhandenen Böschungskante und erschließt dort einen neuen Pavillon, der auf dem vorhandenen Geländesporn den Blick über die Gartenmauer hinweg auf die umgebende Landschaft freigibt. Für die Besucher*innen entsteht so ein abwechslungsreicher Rundweg um eine großzügige, offene Mitte mit vielfältigen Möglichkeiten zum Spielen, Picknicken und Verweilen im Gras oder in einer der Hängematten inmitten der eingestreuten Blüteninseln.

TERRASSENGARTEN

Der Terrassengarten wird entsprechend seiner Topografie differenziert gestaltet. Im südlichen, ebenen Teil, der die vorhandenen Gebäude verbindet, entsteht ein Spiel- und Entdeckergarten, der auf einfache Weise das Lernangebot des bestehenden Bienenmuseums auf den Bereich der neuen Schlossgärten erweitert. Während dieser Teil des Terrassengartens auch durch die eingestreuten Spielangebote intensiver gestaltet und frequentiert wird, erfolgt mit der dezenten Terrassierung der nördlichen anschließenden Flächen der Übergang in den Natur- und Landschaftsraum. Drei schmale Terrassen, die entlang niedriger Trockenmauern sanft der Hangtopografie folgen, lassen Verweil- und Ruheorte mit Blick über das nach Norden abfallenden Terrain und in Richtung des Schlosses entstehen. Eingestreute Info- und Beobachtungspunkte vermitteln interessierten Besucher*innen dabei en passant Einblicke in das Leben der Bienen, die in den naturnahen Wiesen und den darin eingestreuten Obstbäumen Nahrung und einen neuen Lebensraum finden sollen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser nehmen mit ihrem Entwurf Bezug auf die historische Gestalt des Schlossbergs. Der gestaltete Platz an der Vöhlinstraße bildet einen angemessenen Auftakt zum Schlossberg.

Selbstverständlich führt die räumlich gefasste Schlossallee zum Schloss und auf den gut proportionierten Platz mit dem Hotel und dem Café. Die Mauer mit den geschnittenen Bäumen bietet einen schönen Ausblick auf das Schloss und das Tiergehege. Der Verlauf der Mauer liegt geringfügig außerhalb des Wettbewerbsgebiets.

Die Verlagerung der Stellplätze zum erweiterten Parkplatz am ehemaligen Schützenheim wird positiv gesehen. Insgesamt werden drei barrierefreie Stellplätze auf dem äußeren Schlosshof nachgewiesen. Der auf zwei Ebenen angelegte Stadtbalkon fügt sich gut in die bestehende Topografie ein, der zusätzliche Zugang vom Staffelweg wird positiv gesehen. Die Barrierefreiheit der zwei Plätze ist an dieser Stelle noch nicht ganz gegeben.

Die freie Wiese im Schlosspark wirkt wohltuend, die rahmenden Wege, die Pergola entlang der Grenze zum Hotelgarten, und der abschließende Bouleplatz sind als Grundstruktur richtig gedacht. Allerdings besteht hier erheblicher Konflikt zum gesamten, erhaltenswerten Baumbestand in diesem Bereich. Die Materialauswahl der Pergola fügt sich noch nicht ganz harmonisch in den historischen Kontext ein. Der Pavillon im Schlosspark als zusätzlicher Ausblick stellt eine Bereicherung dar.

Der Bienengarten wird in Größe und Lage positiv gesehen. Eine untergeordnete Durchwegung des Hanges im Bereich der Obstbäume kann eine Bereicherung darstellen, in der vorgeschlagenen Form wirkt sie mit den Treppen und 3 Terrassenebenen der möglichen Nutzung nicht angemessen. Aus denkmalfachlicher Sicht bestehen keine Bedenken, der formale Garten am Belvedere als historische Reminiszenz wird sehr positiv gesehen. Der zusätzliche Zugang zum Schlosspark ist denkbar.
Perspektive Schlossgarten

Perspektive Schlossgarten

Lageplan Schlossgarten

Lageplan Schlossgarten

Perspektive Terrassengarten

Perspektive Terrassengarten

Lageplan Terrassengarten

Lageplan Terrassengarten